Mit der Enfield durch Indien & ohne Enfield durch Nepal
Ein langer Weg nach Kathmandu
Nach zwei Tagen Darjeeling hatten wir dann folgenden Plan; wir fahren mittags von Darjeeling mit dem Sammeljeep nach Siliguri, steigen da schnell um und fahren zur Grenze, um da in den Bus nach Kathmandu zu steigen.
Geplante Gesamtreisezeit: 20 Stunden.
Toller Plan. Wenn wir ein wenig drueber nachgedacht haetten waere uns der nichtvorhandene Hang zur Puenktlich der Inder, und die immernoch chaotische politische Situation in Nepal eingefallen, und wir waeren eventuell auf die Idee gekommen dass da was dazwischenkommen koennte. Oder es haette uns auffallen koennen dass die Meisten Touristen den Luftweg nach Kathmandu waehlen. Haben aber nicht nachgedacht. Die Fahrt lief dann so;
Wir suchten uns einen Jeep nach Siliguri, was noch kein grosses Problem war. Ca. 2 Stunden spaeter war dann auch der Fahrer der Meinung dass man jetzt losfahren koennte. Nach drei Stunden Fahrzeit waren wir immernoch ganz gut in der Zeit. Jetzt hiess es in Siliguri einen Jeep nach Kakarvitta zur nepalesischen Grenze finden. Gabs nicht.
Plan B; mit der Fahrradrickscha fuhren wir zum Hauptbahnhof (7 km), erste Fahrt mit der Fahrradrickscha ueberhaupt, weder bequem noch mit dem Gewissen zu vereinaren, aber keine Wahl. Am Bahnhof angekommen stellte sich dann heraus dass unser Fahrer gar nicht 30 Rupees haben wollte wie er gesagt hat, sondern 70 oder so. Ein vorbeikommender Inder klaerte uns darueber auf, und teilte uns mit, dass unser Fahrer nur 30 auf englisch kennt, und deshalb immer 30 sagt, auch wenn er was ganz anderes haben will.
Auf jeden Fall fanden wir dann am Bahnhof auch unseren Jeep nach Nepal, und nachdem er nach einer Stunde immernoch nicht losgefahren war, wurde uns langsam klar; Plan funktioniert nicht. Als es dann irgendwann doch losging hatten wir aber noch eine Resthoffnung. Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir dann auch die Grenze, es war mittlerweile dunkel und der 14.00 Bus war bestimmt weg.
Auf der indischen Seite der Grenze haben wir dann "ausgecheckt" und auf der nepalesischen "ein". Damit waren wir schon mal in Nepal!
Die Suche nach dem Bus war schnell vorbei, "morgen frueh faehrt der naechste". Wir also Busticket fuer "morgen frueh" geholt und in billiges Hotel eingecheckt.
Am naechsten morgen um vier machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, voller Vorfreude "wir fahren nach Kathmandu!!".
Allerdings wurde daraus erstmal nichts, denn man erklaerte uns heute wuerden keine Busse fahren, in ganz Nepal waere eine Party. Manchmal hasse ich diese drei-brocken-englisch-sprechenden-aber-von-ihrem-englisch-ueberzeugten-typen.
Grosse Ratlosigkeit. Dann kam zuerst mal ein Inder vorbei und erklaerte uns dass die busse nicht nicht fahren weil alle sich heute betrinken oder so, sondern weil ein Generalsreik im gange ist. Hhmm, klingt ja toll.
Kurz spaeter kam ploetzlich bewegung in die entruestete menge am busbahnhof, wir hinterher. Ploetzlich sollten die busse doch fahren, und zwar unter Polizeischutz. Hhmm.
Unser Gepaeck also rein in den Bus, wir rein in den bus und da sassen wir dann. Eine stunde spaeter kam ein neuer typ und meinte wir sollten mal zum counter kommen. Da haben wir relativ wenig verstanden, es sah aber so aus, als wuerden nur zwei busse mit polizeischutz losgeschickt, und aus einem uns unbekannten grund sollten wir da nicht rein. Wir bekamen also unser geld zurueck und luden das gepaeck wieder aus.
Erster Reflex; wieder raus aus Nepal, das klingt alles nicht gut. Haetten wir auch fast so gemacht, haben es uns aber auf den letzten Metern der Grenze doch wieder anders ueberlegt und sind wieder zurueck ins Hotel. Schlafen, dann ueber weiteres Vorgehen nachdenken.
Haben uns dann ein neues Ticket fuer den naechsten Tag geholt, weil es hiess dann fahren die busse wieder. Also noch eine schlaflose nacht in unserer luxussuite und am naechsten morgen um vier wieder los zum busbahnhof.
Und es sah gut aus diesmal!! Nach langer suche war unser bus gefunden, das gepaeck auf dem dach und wir drin. Und mit nur einer stunde verspaetung fuhren wir tatsaechlich auch ab richtung Kathmandu.
Die Fahrt war ein wenig stressig, denn wir sassen in der vorletzten Reihe. Wer schon einmal in einem Tatabus in den Gefilden hierzulande ganz hinten gesessen hat weiss was das bedeutet. Beim Tatabus sind naemlich die Hinterreifen etwa am Ende des mittleren Drittels der Gesamtlaenge des Busses angebracht, was heisst, dass die hinteren Reihen quasi freischwebend sind. Das hat je nach Strassenbeschaffenheit zwei Auswirkung:
1. Bei einem Loch...
... wird einem die Wirbelsaeule zusammengestaucht und die Luft aus den Lungen gepresst.
Gefahr hierbei: Wenn beim einschlafen der Kopf zur seite faellt besteht die gefahr eines Genickbruchs.
2. Bei einem Hubbel...
... wird man aus dem Sitz nach oben katapultiert, so dass man kurze zeit in der schwerelosigkeit verbringt.
Gefahr hierbei: Kopf an der decke ansossen, aber wesentlich hoeherer Spassfaktor!!
Wenn man hinzurechnet, dass der Bus an allen Ecken und Enden scheppert, klappert und schleift, und die Buscrew das mit lauten Hinduschlagern uebertoenen moechte, und der Busfahrer wohl eine wette mit anderen Fahrern laufen hat, dann sollte man eigentlich meinen, dass es nicht moeglich ist unter diesen umstaenden zu schlafen. Aber weit gefehlt; mit dem gewissen level an muedigkeit kann man auch da schlafen!
Allen Hindernissen zum Trotz, erreichten wir in den abenstunden Kathmandu.
Gesamtreisezeit: 55 Stunden
Aufbruch: | 31.05.2006 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 16.11.2006 |
Nepal