2 Große und 2 Kleine in Australien

Reisezeit: September 2006 - August 2007  |  von Mario Prager

Trips und Ausflüge: Tour in Nordtasmanien

Katrin ist emsig dabei, die verschiedensten Leute zu interviewen. Das führte sie schon in verschiedene Stadtteile Hobarts und auch in einen Ort südlich von Margate. Seit 7.Dezember sind wir vier auf Tour im Norden und Nordwesten (Cradle Coast) Tasmaniens. Das ist eine Kombination aus Arbeit und Urlaub und sieht ungefähr so aus: Wir fahren verschiedenen Orte an, in denen Leute wohnen/arbeiten, mit denen Katrin Interviews ausgemacht hat. Die Zeit am Abend oder Wochenende verbringen wir in der Nähe und genießen Natur, Touristenattraktionen und Familienleben. Aufgrund der Spontanität der Australier kommen noch einige Interviews hinzu, die bei Abfahrt noch nicht eingeplant waren. Mario schlägt sich tapfer, die Kinder während der Interviewzeit zu beschäftigen; entweder in nahe gelegenen Parks, Spielplätzen, Strand, oder er schnackt auch schon mal mit einem Nachbarn, Joe (den haben wir spaeter noch mal wieder getroffen!), lässt die Kinder mit M&Ms beschenken und mit dem Nachbarshund spielen. So trifft nicht nur Katrin wunderliche Kauze und interessante Menschen.

Unsere Route führte entlang der Ostküste Richtung Norden. Triabunna hat eine super Bäckerei, in der wir Roggenbrot (Sourdough Rye) und lecker Brötchen kaufen konnten. Der Landkreis Break O'Day ("anbrechender Tag") wurde von einem Spaßvogel auch schon umbenannt in Krak O'Dawn (Aufschrift an seiner Scheune, Wortspiel heißt ungefähr "aufbrechendes Morgengrauen"). Es gab unheimlich viel schöne Küste, Buchten und Strände zu bestaunen. Nach Westen abgebogen wurde dass Land noch trockener, selbst die an den Fluss angrenzenden Weiden waren nicht grün. In der Nähe von Fingal konnten wir die Rauchschwaden eines Buschfeuers sehen. Auch hinter Devonport qualmte es. Wir mussten uns beeilen, um bis abends noch in Burnie zu sein, denn am nächsten Morgen standen weitere Interviews auf dem Plan. Von Burnie aus ging es wieder südöstlich ins Hinterland in Richtung Cradle Mountain. Da der Caravan Park in Sheffield schon vor zwei Jahren aufgegeben wurde (obwohl er noch im Reiseführer angepriesen wird!) mussten wir weitersuchen und fanden uns irgendwo in der Bergpampa wieder. Die Rezeption des "Parks" in Gowrie Park war nicht besetzt, man sollte das Geld unter der Tür durchschieben. Die ganze Anlage erinnerte stark an Ferienlager aus Ostzeiten. Aber es gab Strom und war herrlich ruhig, die Kulisse von Mount Roland ragte hinter dem Wald auf. Ansonsten gab's nichts in der Ansammlung von ein paar Farmhäusern, die kaum den Namen Ort verdient. Muß aber mal mehr los gewesen sein, als in der Nähe zwei Wasserwerke gebaut wurden (Hydro Schemes).

Verräucherter Himmel nahe Devonport

Verräucherter Himmel nahe Devonport

Am Sonntag war Theo's Geburtstag. Weil wir unterwegs waren, konnte keine Gäste eingeladen werden, aber die Feier wird nachgeholt, wenn wir wieder in Margate sind. So haben wir Theo einen richtig schönen Tag gemacht. Birthday cake schon zum Frühstück, Besuch in Tasmazia, einer Anlage mehrerer Heckenlabyrinthe und eines Modelldorfes, dem "Village of Lower Crackpot". In den Labyrinthen waren diverse Überraschungen versteckt: Schatztruhe, Picknickbänke, Spielhäuser, Türen, Schilder mit unsinnigen Sprüchen ("Ich kann Schmerz ertragen - bis es anfängt wehzutun", oder "Gravity always gets me down"). Nach einem ausgiebigen Pancake Lunch sind wir zum Lake Barrington gefahren (10 min eine Serpentinenstraße ins Tal) und haben uns abgekühlt. Das war bei 30 Grad auch dringend nötig. (Am nächsten Tag war es allerdings schon wieder 13 Grad kühler, ist halt maritimes Klima hier)

Da ham wir alle gut Kirschen essen

Da ham wir alle gut Kirschen essen

Dass Theo an seinem Geburtstag baden gehen kann wird sicher nicht allzu häufig vorkommen!

Dass Theo an seinem Geburtstag baden gehen kann wird sicher nicht allzu häufig vorkommen!

Auf der Fahrt nach Deloraine konnten wir so gut wie nichts mehr von der Bergkette sehen, alles war in Dunst gehüllt. Katrin vermutete erst, das wäre nur Feuchtigkeit in der Luft von irgendwelcher Verdunstung. Aber was soll schon verdunsten wenn es hier so trocken ist? Später wurden wir aufgeklärt, dass wohl der Dunst von den Buschfeuern in Victoria (südlicher Staat auf dem Festland) und Tasmanien die Ursache sein sollte. Über Nacht gab es etwas Regen, so dass sich die Luft deutlich abkühlte und die Sicht morgens erst mal wieder besser war. Aber mittags war es schon wieder diesig. Schon komisch, wenn man sich nicht sicher ist, ob es sich um Wolken oder Rauchschwaden handelt, was da am Himmel hängt.

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Weiter ging es nach Launceston, denn ab Montag waren weitere Interviews geplant. Zwischen zwei Terminen schafften wir sogar noch eine Wanderung durch Cateract Gorge, eine wilde Schlucht nur 15 min vom Stadtzentrum, durch die der Tamar fließt. Es lohnte sich wirklich, weiter stromaufwärts gibt's ein Basin, Sessellift, Hängebrücke, diverse Gelegenheiten um das leibliche Wohlergehen zu verbessern (d.h. Cafés, Restaurant). Die Kinder rannten fast den ganzen Weg zurück, keine Ahnung wer ihnen die Batterien aufgeladen hatte...

Wanderung durchs Cateract Gorge bei Launceston

Wanderung durchs Cateract Gorge bei Launceston

Mittwoch früh mussten wir zeitig los, da wir schon um 9 in Swan Bay, zwischen Launceston und Georgetown, sein mussten. Nach einem Stop in Sheffield (ja, da waren wir vor 5 Tagen schon mal) sind wir jetzt wieder an der Küste. Wir hatten das Glück, einen Caravan Park gleich um die Ecke von meinem morgigen Interview zu finden. Und die Kinder bauen mit den Steinen am Strand Festungen, die von den Wellen umspült werden. Katrin brummt heute der Schädel und Mario ist übel, aber ansonsten alles blendend.

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Unsere Tour endete mit einigen Turbulenzen. Mein vorletztes Interview lief wie geplant. Danach fuhren wir los, Richtung Ostküste. Drei Orte vorher sortierte ich meine Unterlagen und stellte fest, dass ich nur ein Postfach, nicht aber eine genaue Adresse für meinen letzten Termin hatte. Nach einem Anruf stellte sich heraus, dass mein "Untersuchungsobjekt" der freiwilligen Feuerwehr angehörte und gerade zu einem Einsatz unterwegs war. Das würde sich auch in der nächsten Zeit nicht ändern, prophezeite seine Frau, da die Waldbrände die Ostküste rauf und runter brannten. Leicht beunruhigt fragten wir umher und entschlossen uns, den Umweg durchs Hinterland zu nehmen. Das stellte sich als ziemlich holprige Angelegenheit heraus. Wieder auf dem Küstenhighway angekommen mussten wir entscheiden, ob wir in den Freycinet Nationalpark wollten, oder uns lieber bei einem Doktor einfinden, denn Mario hatte schon seit vier Tagen Beschwerden im Pobereich. Kurz vor Ende der Sprechzeit fanden wir auch einen Doktor, dem wir die vermutlichen Hämorrhoiden vorstellten. Der Arzt verordnete Antibiotika, wollte aber noch mit einem Spezialistenkollegen sprechen. Kurz darauf wurde die Antibiotoka-Therapie widerrufen und Mario stattdessen Fasten auferlegt. Er sollte am nächsten Morgen (Freitag) um 10 in Hobart vorstellig werden. Was mit dem Auto nur 2,5 Stunden gedauert hätte, brauchte natürlich in unserer Möhre länger, also machten wir uns auf den Weg, um schon ein Stück der Strecke hinter uns zu bringen. Bei einer Stärkung mit Fish & Chips trafen wir auf Joe. Der Ärmste war evakuiert worden und hatte im Radio gehört, dass ein Haus abgebrannt war. Nun stritt er mit seinem Freund, ob es Joes oder des Freundes Haus gewesen sein könnte. Ziemlich krass.

Die Nacht verbrachten wir auf einem Gelände nördlich von Triabunna, "Gumleaves". Es war mitten im Busch, hatte tolle Spielplätze und Klettermöglichkeiten und wir durften uns sogar eins der Ruderboote nehmen. Das begeisterte die Jungs so sehr, dass wir am nächsten Morgen gleich noch eine Runde um den relativ großen Dam (angestauter Teich) drehen mussten.

mama muss ran (weil papa nicht sitzen kann)

mama muss ran (weil papa nicht sitzen kann)

In Hobart angekommen, durfte Mario gleich zum Privatarzt durchtreten, ich als Übersetzer war mit dabei. Mit Nachdruck klärte uns der Arzt auf, dass die nötige Operation des Abszesses (waren nämlich keine Hämorrhoiden) im Privatkrankenhaus am frühen Nachmittag möglich war, aber wir sollten vorher das Finanzielle klären. Zwar war bei unserer Auslandsreisekrankenversicherungsgesellschaft um 1 Uhr nachts deutscher Zeit jemand zu erreichen, aber die Latte an Unterlagen, die sie für eine Kostenübernahmebestätigung haben wollten konnte ich natürlich nicht so schnell aus den Rippen leiern. Gut das es Kreditkarten gibt! Die passen in jedes Schloss. Die Zeit reichte gerade aus um alle Formalitäten zu klären. Dann hatte Mario sein Zimmer, sein Krankenhausgewand und den Anästhesisten für eine Belehrung im Zimmer. Als Mario auf der Liege weggeschoben wurde, hatte ich Mühe, Piet wieder zu beruhigen, dass sie den Papa wiederbringen würden.

Am Samstagvormittag konnten wir Mario wieder mitnehmen, verbrachten ein ruhiges Wochenende am Seven Mile Beach (Siebenmeilenstrand). Dienstag war noch mal viel Autsch angesagt als der Doktore das während der Operation gesetzte Röhrchen wieder rausrupfte. Es verbleiben 40% Chancen auf weitere Komplikationen, aber im Moment geht es allen gut.

© Mario Prager, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Familie plant einen fast einjährigen Aufenthalt in Australien. Tasmanien ist dabei ein "MUSS" aus arbeitstechnischen Gründen, wo es uns sonst noch hinverschlägt, wird die Zeit zeigen. Flexibilität ist durch einen Camper gewährleistet.
Details:
Aufbruch: 01.09.2006
Dauer: 11 Monate
Heimkehr: 12.08.2007
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Mario Prager berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.