2 Große und 2 Kleine in Australien

6.April 2007

In Andenken an eine gute Bekannte der Familie sitzen wir heute in der Coles Bay Tavern (lokale Kneipe) im Freycinet National Park und genehmigen uns ein Bier bzw. Lemon Lime Bitters. Den Geburtstag von Katrin's Mom haben wir nicht vergessen, aber über all dem Abschiedstrubel den richtigen Zeitpunkt zum Anrufen verpasst. Wenn wir von hinten anfangen zu erzählen, ging das ungefähr so:

Donnerstag Mittag sind wir von unserer (Simones) Farm aufgebrochen. Vorher von Timmy, Katie, und den holländischen Wwoofer-Backpackern Jo und Maree verabschiedet. Die Nachbarn standen draussen und winkten. Und auch die Familie von Piets Schulfreund, Tom, winkte uns zu (sie wohnen weiter die Strasse runter). Bevor die letzten Sachen eingepackt wurden, unternahm Katrin noch einen letzten Ritt auf Butch. Zur Feier des Tages benahm sich der Gaul aber nicht extra gut. Macht nichts, simma ja gewöhnt. Simone musste wie üblich zur Arbeit, also gab's die Drückerei schon um 8 Uhr. Da kamen den Damen doch ein bisschen die Tränen.

Mittwoch abend hatten wir eine kleine Abschiedfeier bei Simone organisiert, mit uns 18 Leute. Die Kinder tobten über die Sessel und Couch, die Großen schnackten und snackten. Nachmittags war ein letzter Besuch in der Schule dran. Die Verlosung der Osterpräsente verlief zwar weniger spektakulär als erwartet, aber dafür hatten alle aus Piets Klasse eine Karte gemalt und der Osterhase hatte noch für jeden ein Osterei gebracht. Mrs Hughes, die Klassenlehrerin, bat um eine Postkarte von unserer weiteren Reise. Zum Lunch traf sich Katrin mit einer Arbeitskollegin in Margate. Ansonsten war packen, packen, räumen angesagt. Wir konnten nicht richtig verstehen, wie sich so viel Zeug über Simones Haus verteilt hatte. (Übrigens haben wir inzwischen die ersten Dinge gefunden, die wir von Simone mitgenommen haben und auch was, was wir dort vergessen haben)

In der letzten Woche hatte Mario Gesellschaft von zwei Holländerinnen. Sie wussten mit anzupacken und hatten Spass am helfen, dass machte es für Mario leichter. Es wurden mal wieder Hüte und reichlich Schals gemacht. Dabei sind übrigens auch zwei Hüte für Piet und Theo abgefallen, wird ja auch hier mal kälter. Fenster und Türrahmen ölen, Türreparaturen, Schlösser ölen, Duschtür gängig machen, Wwoofer Auto reparieren, Holz hacken, Gemüsebeet pflegen. Mit Hilfe von Gilbert hatte Mario eine ganze Serie Schneidebretter angefertigt, alle aus Holzresten der verschiedenfarbigen Tasmanischen Hölzer.

Katrin hatte Montag einen ganzen Tag auf der Arbeit zu packen. Es gab zu ihren Ehren einen Afternoon Tea (Kaffeetrinken mit der ganzen Mannschaft der School of Agricultural Science bzw. wer noch nicht im Osterurlaub war). Die letzten Interviews abzutippen - wurde gerade noch fertig bis Simone und Mario kamen. Wir sind nämlich mal ohne die Kinder zum Essen ausgegangen. Den Astor Grill in Hobart kann man nur empfehlen, wunderbares historisches Ambiente und superleckere Küche.

BRUNY ISLAND

Eins der Wochenenden im März düsten wir Freitag abend los, nahmen die Fähre von Kettering nach Bruny Island. Diese Insel können wir fast von Simones Farm aus sehen. Für den nächsten Tag hatten wir eine Schnellbootfahrt gebucht, die uns die Schönheit der Insel vom Meer aus näher bringen sollte. So weit so gut. Leider bekam die Hüpferei und Raserei weder dem Piet, noch dem Mario (dem beim Anblick und Geruch von Piet's Überkeit gleiches wiederfuhr), obwohl sie weiter hinten im Boot saßen. Theo hingegen stand fast auf seinem Sitz und krakelte: "Faster, faster!!", sehr zur Freude des Skippers. Wir sahen Seelöwen, Albatrosse, ein Blowhole, eine beeindruckende Steilküste, und sausten durch zwei steinerne Säulen hindurch und durch einen Tunnel im Felsen.

Nachdem sich alle von der Bootsfahrt erholt hatten und wieder Lunch essen konnten, fuhren wir an den Südzipfel der Insel und machten es uns an einem (wenn auch nur abschnittsweise einsamen) Strand gemütlich.

Am nächsten Tag war eine Wanderung auf den Mount Mangana dran. Obwohl die Hintour nur bergauf ging, waren Piet und Theo recht gut bei der Sache. Schöner Ausblick. Auch auf den Himmel, der irgentwie Regen ankündigte. Wir hatten aber Glück, und sind trocken wieder zum Auto gekommen. Noch der Pflichtstop am Isthmus zwischen Nord und Süd Bruny, wo sowohl Pinguine als auch Shearwater (Zugvogelart) an den kaum 50m breiten Sanddünen zwischen den Wassern brüten.

SCHULLEBEN

Piet hatte sich nach sechs Wochen richtig gut in der Schule eingewöhnt. Nahm entweder allein oder mit Theo um 8 Uhr den Schulbus. Mario musste eigentlich nur dafür sorgen, dass sie um kurz vor acht die Einfahrt runter gebracht wurden, der Bus sammelte alle Kinder an der Strasse ein. Von 9 bis 3 war Schule, dann wuselten sich die Kinder wieder zu ihrem Bus und kamen wieder den Berg hochgetrapst. Piet holte Theo dann von dessen Gebäude ab. Die 'kinders' waren im Gebäude neben den 'Prep Reds' untergebracht. Die Schulklassen haben hier Namen von Edelsteinen (Theo war ein Saphir) oder Farben (Piet war in der 'roten' Klasse) statt 1a, 1b und so weiter. Nun 'mussten' wir schon einige Exemplare der Schulbuchreihe kaufen, weil Piet so emsig bei der Sache ist und gern weiterhin einen "Buchstaben der Woche" lernen und seine rote "Wörterkarte" (die nach der gelben kommt) anfangen will. Also versuchen wir uns im "Homeschooling", unterrichten der Kinder zu Hause. Das machen hier einige Eltern aus Überzeugung. Meistens aber nur die ersten paar Jahre, wenn die Kinder im Highschool-Alter sind, gehen sie in eine reguläre Schule.

Theo hat mit Mrs Miller seinen Spass gehabt. Er war ja von Piet schon über alles aufgeklärt worden, was in der Schule so abgeht, und Piet hatte schließlich auch Mrs Miller gehabt. Bei Theo wurde getuscht, geknetet, ausgeschnitten, einmal pro Woche ein Buch aus der Bibliothek ausgeliehen, und jeweils mit Piet versetzt gab's Musik mit Mr Eddleston. Den fanden beide gut (Katrin hätte ihn ja gern mit Carola aus dem deutschen Kindergarten verglichen, aber für einen ganzen Tag Schulbesuch war keine Zeit).

Für den Rest unserer Zeit in Australien werden die Kinder nicht mehr in einer Schule angemeldet. Es würde nicht lohnen, da wir voraussichtlich nicht lange genug an einem Ort sein werden. Bisher ist eine Wwoofer Farm weiter nördlich an der Ostküste Tasmaniens geplant, und dass wir am 15. April nach Melbourne übersetzen. Dann muss erst mal der Winnie in die Werkstatt, seinen TÜV machen (seit fast einem Jahr überfällig...).