2 Große und 2 Kleine in Australien
Trips und Ausflüge: Unterwegs in Victoria
Heute früh, an Australien's Nationalfeiertag (26.Januar), sind wir zu einer weiteren Tour aufgebrochen. Es ist wieder eine Kombination aus Arbeit und Urlaubsreise. Auf Katrins Liste stehen ca. 15 Interviews, in drei Regionen Victorias verteilt. Und so sehen wir sicher eine Menge von diesem Staat.
Eine von Simone's Wwooferinnen haben wir bis Launceston zum Flughafen mitgenommen. Wir selbst sind weiter bis nach Devonport. Weil es ein langes Wochenende ist, sind die Campingplätze ganz schön voll. Von diesem hier haben wir gute Sicht auf die Spirit of Tasmania, die große Fähre, die hier im Hafen ankert. Um 8 ziehen wir los und gucken wie sie abfährt.
Für morgen ist eine Fahrt mit der Don River Railway geplant, jetzt im Januar fahren sie täglich mit der Dampflok (oops, doch nicht: wegen hoher Waldbrandgefahr darf nur die Diesellok betrieben werden). Und Sonntag früh starten wir selbst zur Überfahrt nach Melbourne, diesmal sogar am Tage.
Unsere Überfahrt nach Melbourne war heftig stürmisch. Nix mit leckerem Lunch, wir konnten nicht mal andere Leute essen sehen. Theo war die Ausnahme, alle anderen brauchten Kotztüten oder regelmäßige Toilettenbesuche. Sobald wir in der Bucht vor Melbourne (Port Phillip) waren, wurde die See ruhiger und wir holten unser Picknick nach. Den Campingplatzplatz in Melbourne hatten wir uns schon ausgeguckt. Er schlug den Rekord, mit 51 Dollar für unsere Übernachtung. Toilettenbecken waren trotzdem nicht vergoldet... Am Montag hatte Katrin volles Programm mit drei Interviews. Mario fuhr mit dem Kindern Strassenbahn, guckte sich einen Park an, stand vor dem verschlossenen Victoria Market und verbrachte den Rest der Zeit vor einem Fernsehladen im Melbourne Central Shopping Center. Die Kinder wurden nicht müde, sich immer wieder dieselbe Sequenz von "Cars" anzusehen.
Für die Nacht steuerten wir Lerderderg Gorge an. Zwar war die Schlucht beeindruckend, aber außer einem kleinen Billabong (Wasserloch) war nichts von dem Fluss zu sehen. Das ging uns überhaupt ständig so, alles was Creek oder River hieß war nur noch als Bachbett oder Flussbett übrig. Auch die Seen sahen jämmerlich aus. Mario war trotzdem nicht davon abzuhalten, sich eine Angellizenz für Victoria zu kaufen. Nach zwei Wochen konnte er dann endlich am Goulburn River in Seymour sitzen, der Fluss führte noch genug Wasser.
Die folgenden Tage verliefen meistens ähnlich: Einen Interviewpartner anfahren, Mittagspause, zum nächsten fahren, Platz für die Nacht suchen. Oft hatten wir das Glück, spontan eingeladen zu werden. So konnten wir noch mehr über die Leute erfahren, von uns erzählen, Farmen ansehen, Lunch oder Dinner genießen. Während ich mit dem jeweiligen Gesprächspartner das Thema Landcare erkundete, suchte der Ehepartner eine Kiste Spielzeuge heraus, zeigte den Kindern die Goldfische, den Sandkasten oder die reifen Früchte am Obstbau. Piet und Theo gewöhnten sich schnell an dieses Schema. Das ging soweit, dass sie sofort nach Betreten des Hauses fragten: "Wo sind die Spielzeuge hier? Können wir einen Film gucken?"
Viermal wurden wir eingeladen, auf der Farm der oder des Befragten zu uebernachten. Überhaupt hatte jede Umgebung einen anderen Klang. In der Nähe von Wasser machten die Cockatoos (Kakadus) frühs um 6 und abends gegen 8 einen Höllenlärm. In den Ortschaften flöteten die Magpies (Elstern). Unter den alten Platanen eines parkähnlichen Platzes raschelte das trockene Laub wie im Herbst in Deutschland. Und wenn wir in einem trockenen Gebiet Rast machten, wie z.B. dem Heathcote Graytown Nationalpark, zirpten die Grillen so laut, dass wir manchmal am liebsten die Fenster wieder zugemacht hätten. Aber im Gegensatz zu Tasmanien ließen wir hier in Victoria immer alle Fenster offen um wenigsten ein kleines Lüftchen zu erhaschen. Zum Glück kühlte es sich nachts meist auf 15-18 Grad ab, so dass man wieder erfrischt in den nächsten 35-Grad-Tag starten konnte.
Zum Abkühlen waren auch die Swimming Pools auf den Campingplätzen gut. Nach dem dritten oder vierten Badeerlebnis fingen beide Jungs sogar mit Schwimmen an - erstmal noch mit Hilfe der "Nudeln". Schlecht war nur, dass das Chlorwasser nicht so gut für Theo's Haut war.
Die Landschaft hatte verschiedenes zu bieten: vom saftigen Grün der bewässerten Felder zu den trockenen, teils graslosen Flächen ohne Bewässerung, bis hin zu schwarzen Überresten der Waldbrände. Die Brände lagen ca. 6 Wochen zurück, so dass an vielen Stellen schon wieder grüne Triebe zu sehen waren. Manche Bäume schienen in einen Muff gehüllt zu sein. Auch die Brombeeren, hier als Unkraut weit verbreitet, hatten sich schon wieder gut erholt. Rund um Shepparton war das Land flach und die Straßen in einem Raster von 1 Meile angelegt. Die Strathbogie Ranges oder die Warby Ranges waren Berg- (oder Hügel-) Ketten, die aus der Ebene herausragten. Mt Tarrengower in der Nähe von Maldon bot einen 360 Grad Blick weit ins Land hinein. Der Turm auf dem Berg wurde als Feuerwachturm genutzt. Das hieß, von 11 vormittag bis abend 7 Uhr hielt jemand Wache und meldete alles, was verdächtig nach Feuer aussah. Er erzählte uns, dass dies in diesem Sommer sein 103.Tag auf dem Turm war. Was für'n Job! Bekannte hatten uns vom Powers Lookout vorgeschwärmt, aber ein Schild "Fire area, enter at own risk" (Feuergebiet, Betreten auf eigene Gefahr) hielt uns davon ab, hinzufahren.
Wir kamen an Kohlemienen vorbei, und auch eine der Goldmienen war vor kurzem wiedereröffnet worden. Historische Städtchen hatten oft eine Eisenbahn zu bieten. Freiwillige schraubten und pinselten in ihrer Freizeit an den Loks und Wagen herum, oder eine Ladung Sozialhilfeempfänger half mit, ähnlich den 1-Euro-Jobs in Deutschland.
Piet und Theo begleiten den Farmer: Frueh um 7 werden die Schafe mit Getreide gefuettert - auf den Weiden ist nicht mehr genug zu holen.
Unser letztes Wochenende verbrachten wir in Gippsland an der Küste. Letztendlich waren aus den geplanten 15 ganze 25 Interviews geworden - da hatten wir uns eine Pause redlich verdient. Eine Bekannte hatte eine Farm ganz in der Nähe vom Wilson's Promotory Nationalpark. Hier war ausspannen, schwatzen, Strand erkunden und grillen angesagt. Am Walkerville Strand wurde vor 100 Jahren Kalkstein abgebaut, in Brennöfen der Kalk gewonnen und dann per See verschifft. Ein paar Überreste der Öfen stehen noch. Auf dem Rückweg nach Melbourne hielten wir auf Phillip Island, weil uns die Go Carts auf der Grand Prix Strecke empfohlen worden waren. Theo konnte kaum den Kopf gerade halten, so groß war der Helm. Den 700m Nachbau der Originalstrecke lang zu brausen war ein teures aber witziges Vergnügen.
Wir waren genau pünktlich an der Fähre zum einchecken. Schön, wenn man die Prozedur schon kennt, so waren wir nicht mehr so aufgeregt wie beim ersten Mal. Unsere Kabine hatte diesmal sogar ein Fenster und die See war ruhiger so dass wir ohne Probleme nach Tasmanien gelangten. Noch zwei Interviews führen, die auf dem Rückweg lagen. Das Highlight waren die drei verwaisten Baby Pademelons, die von einem Ehepaar geplegt wurden. Letztere waren Mitglied einer Organisation, die sich um verletzte Wildtiere kuemmerte. Sie pflegten ausserdem einen Peregrin Falken, einen Spotted Quoll und einen Sparrow Hawk (was immer das auf Deutsch ist...).
Auf Simones Farm erwartete uns das übliche Chaos - haben wir etwa zu hohe Standards an Ordnung und Sauberkeit?! Die Familie war selbst erst aus dem Urlaub zurückgekommen und die beiden Wwoofer, die sich um die Farm kümmern sollten, hatten es offenbar nicht so genau genommen... Nach einem Tag Verschnaufpause geht morgen für die Piet die Schule los. Er soll den Schulbus nehmen und wird eine neue Lehrerin haben. Theo geht ab nächste Woche Dienstag und Donnerstag. Aber es wird ein kurzes Schulhalbjahr, weil ja in sechs Wochen unsere Zeit hier abläuft.
Aufbruch: | 01.09.2006 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 12.08.2007 |