2 Große und 2 Kleine in Australien
Wwoofing II: Outback Station
Springvale, Eulo. 14.Juni-3.Juli
Verglichen mit der Camel Station liegt die Farm Springvale sehr günstig, nur 10 km von Eulo und damit dem nächsten Pub (Kneipe) und Lebensmittelladen entfernt. Als wir hier ankamen, erwartete uns erst mal eine Überraschung: Maree kam uns entgegen gelaufen! Genau, die Holländerin, die schon bei Simone in Tasmanien als Wwoofer war, und die wir noch mal an der Great Ocean Road getroffen hatten.
Rundfahrt auf Jake's Grundstück. Der Emu rannte ewig vor unserem Auto die Strasse entlang statt in die Büsche abzubiegen!
Außer Maree und ihrer holländischen Freundin Leslie waren noch Esther (Deutsche) und David (Österreicher) auf der Farm. Ansonsten Jake der Hausherr, sein Kumpel Brad, der im ausrangierten Bus neben dem Haus lebt, drei Hunde, ein zahmes Schaf, ein neugeborenes Lamm, zwei eher wilde Pferde, zwei Schweine, fünf Hühner. Von den Schaf-, Ziegen-, und Rinderherden war nicht viel zu sehen, bei der Größe der Farm (23.000 Hektar) auch nicht sehr verwunderlich. Die paddocks (Weiden) sind mehrere Quadratkilometer groß. Weide trifft eigentlich auch nicht zu, weil es derzeit sehr wenig Grass gibt - genau, die Dürre. Also fressen die Viecher hauptsächlich die Blätter der Mulga, ein niedriges Gehölz, und was es sonst noch an fressbaren Pflanzen gibt.
Jake's Eintrag im Wwooferbuch war nicht ganz aktuell. Die Kneipe in Eulo hatte er schon vor mehreren Jahren verkauft. Die Pferde, die sich zum Reiten eigneten, waren auf einem entlegenen Paddock und seit drei Jahren nicht geritten worden. Aber die Opalmienen gab es noch, und da fuhren wir tatsächlich auch hin und versuchten unser Glück. Ein paar der Steine hatten feine Opaladern und die schliff Jake für uns.
Zu Marios großen Projekten gehörte, den Fussbodenbelag im Foyer und Bad rauszureissen, das Bad neu zu fliesen und eine neue Duschwand einzubauen, die Pumpe der Bewässerungsanlage und den Traktor zu reparieren. Und per Motorrad Rinder treiben. Ich konnte nach Herzenslust Brötchen, Kekse und Kuchen backen, um die Mannschaft bei Laune zu halten. Ansonsten Orangen, Grapefruit, Mandarinen, Lemonades pflücken und zu Saft verarbeiten, Baumschutzgitter aufbauen, Schweine füttern, Kinder beaufsichtigen. Und fast jeden Tag war "Stick picking" angesagt. Das bedeutete, dass alle Wwoofer aufs Feld fuhren und Stöcker aufsammelten. Jake hatte das Feld erst vor ein paar Wochen umgebrochen, also die Bäume per Bulldozer plattgemacht und gegrubbert. Bevor die Gerste bewässert wurde, musste möglichst viel der Gehölzreste per Hand abgesammelt werden. Der volle Anhänger wurde am Feldrand abgekippt. Ab und zu nahmen wir eine Ladung mit nach Hause, damit wir was für's Lagerfeuer hatten.
Zwischendurch kam noch ein anderer österreichischer Wwoofer, der nur eine Woche blieb. Maree und Leslie reisten ab, hatten aber auf dem Weg nach Darwin einen Autounfall und kamen wieder zurück auf die Farm, um sich vom Schock und den Verletzungen zu erholen. Später kamen noch zwei deutsche Mädels so dass die Gesamtpersonenzahl immer zwischen 9 und 11 schwankte. Jake hatte es gut drauf für so eine große Mannschaft zu kochen. Dafür hatten wir immer den Abwasch zu machen. Schon spannend, das Kochen am Lagerfeuer zu sehen. Die großen gusseisernen Töpfe wurden auf ein paar glühende Kohlen gestellt. Auf den Deckel kam auch noch etwas Glut. Eine Stunde warten, und fertig ist der Damper (Brot) oder der Eintopf.
Ein weiterer Höhepunkt war unsere dreistündige Fahrt nach Quilpie. Dort fand am Wochenende ein Polocross Turnier statt. Samstag abend große Party mit Musik, Tanzen, Bier und allem drum und dran. Wir hatten zwei Leute zusätzlich im Wohnmobil, die anderen schliefen im Swag, der Australischen Matrazen-Schlafsack-Kombination, unter freiem Himmel. Am Morgen waren dann die Finalspiele. Polocross ist eine australische Erfindung, eine Mischung aus Lacrosse und Polo. Wir sahen einige rasante Spiele, in der zwei Mannschaften mit je drei Reitern darum kämpften, den Ball per Schläger ins Tor zu befördern.
Piet und Theo wurden nach ihrem ersten Motorrad-Ritt Jake's beste Freunde. Eine Tour auf dem Speedboat gab's auch. Das sollte eigentlich aus dem Stausee gezogen werden, aber wir konnten den Boothänger nicht weit genug ins Wasser fahren.
Ich musste meine Sauberkeitsansprüche gehörig zurückschrauben. Bei dem roten Staub hier dauerte es höchsten eine Stunde bis die Jungs wie kleine Dreckmolche aussahen. Der scheppernden Waschmaschine war auch nicht so viel zuzumuten. Also alle drei Tage ein gründliches Bad und frische Sachen anziehen. Ansonsten Augen zu und durch.
Aufbruch: | 01.09.2006 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 12.08.2007 |