Mit dem Rucksack durch Mittelamerika

So viele Traveller hatten von einem Musikfestival auf Utila (Honduras) erzaehlt. Da es in Placencia nun eine realistische Chance gab, rechtzeitig auf der Bay Island Utila zu sein, entscheiden wir uns fuer einen dieser geliebten Reisetage, an denen man in unzaehligen "Loechern" Busse und Faehren wechseln muss, bis man endlich fix und fertig am gewuenschten Ort ist.
Genau so ein Tag sollte der 3. August fuer Julia, die auf dem Segeltrip kennengelernte Hollaenderin Mirte und mich sein: 4 Stunden Schnellboot, Taxi, 2 Stunden im zunaechst leeren Migrationsbuero, 2 Stunden Bus und nocheinmal 4 Stunden Bus bis wir endlich mit dem letzten Taxi im "Hotel Caribe" in der Hafenstadt La Ceiba ankommen.
Ueber Taxis und Unterkuenfte hatten wir zu Unterschiedliches gehoert, als dass wir wissen konnten, was wir zu erwarten hatten. Aus diesem Grund fahren wir noch 2 Stunden vor der ersten Faehre ans Dock und ergattern schliesslich ein Ticket auf die Insel. Die erste Huerde waere genommen!
Als die Insel endlich in Sicht kommt, schaffen wir es ganz nach vorn an die Tuer und als sich diese oeffnet eilen Mirte und Julia in den Ort, um einen Raum, ein Bett oder wenigstens eine Haengematte auf der wegen des Festivals von Backpackern ueberquillenden Insel zu finden. Ich hingegen kaempfe um unsere Rucksaecke und lerne durch Ryan, den ich noch aus San Pedro kenne, Chris kennen. Chris kam im Februar nach Utila und wollte eine Woche bleiben. Jetzt macht er seinen Divemaster und arbeitet in einer der unzaehligen Tauchschulen. Sofort bietet er an, wir koennten notfalls unsere Sachen auch bei ihm lassen. Die Party gehe eh bis 12 Uhr mittags des Foltgetags. Wozu also ein Zimmer?

Eine Stunde lang bleiben Mirte und Julia verschwunden, dann kommen sie gestresst aber mit guter Nachricht wieder. Sie haben am Ende des Orts ein Zimmer in einem Diveshop aufgetrieben, mussten dafuer allerdings versprechen, dass ich bei ihnen tauchen werde. Es gebe auch nur ein kleines Doppelbett fuer uns drei. Uebergleucklich ueberhaupt etwas gefunden zu haben, checken wir ein. Ausserdem gibt es natuerlich Schlimmeres als mit zwei Frauen im 90cm Bett zu schlafen(-:
"Biggest lie on Utila: I will leave tomorrow" Dieser Spruch steht auf einer Tafel der Tauchschule geschrieben. Wie Recht sie hat, werde ich erst eine Woche spaeter realisieren!
An diesem Samstag laeuft alles bestens. Wir haben es auf die Insel geschafft ein Zimmer bekommen und sogar 3 Ticktes fuer das Festival. "Sunjam" ist ein 24 stuendiger Technorave auf einer winzigen, nur von Palmen bewohnten Insel vor Utila. Ein gemuetlicher Antrunk im Hotel leitet die Party fuer uns ein, bevor wir mit einem Fischerboot eine halbe Stunde durch das naechtliche Meer zur Party gefahren werden. Barfuss, unter Palmen und von farbigen Lichtern angestrahlt gehen 1500 Traveller zu harten Technobeats ab. Was die naechsten 14 Stunden folgt, ist die beste Party meines Lebens!
Eigentlich wollte ich Dienstag morgen los. Da sich mein Kater aber noch in den Montag hinein zieht, entscheide ich mich, meinen Tauchgang zu verschieben - auf Dienstag nachmittag. Noch laechele ich nur ueber den Spruch auf der Tafel meiner Tauchschule. Donnerstag ist Julia schon seit drei Tagen krank. Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen schwaechen sie so sehr, dass sie kaum das Bett verlassen kann. Da Dengue auf Utila weit verbreitet ist, schleppt sie sich schliesslich zum Arzt. Nach 30 Minuten vor der Praxis, verkuendet ein genervter Herr in Unterhose, dass der Doktor selbst Dengue habe -ab Montag wieder! Er verschwindet. Spaeter erfahre ich, dass wer Doktor John, der auch T-Shirts mit einem Foto von sich verkauft, treffen will ins "Coco Loco", eine Disco, gehen muesse. Da wuerde er oefter -meist auf LSD- mit seinen Beinen am Dachbalken eingehakt kopfueber buchstaeblich "abhaengen".

Angeblich gebe es aber noch einen weiteren Arzt. Auch dort quaelt sich Julia hin und auch dort hat der Arzt Dengue. Was bleibt ist eine Apotheke, die wenigstens ein paar Tabletten verkauft und per Schnelltest eine Malaria ausschliesst.
Waehrend sich Julia auskorriert, Dengue war es dann doch nicht, gefaellt mir Utilña von Tag zu Tag besser. Ich treffe Ryan und Freddy aus San Pedro wieder und lerne eine Gruppe von Tauchlehrern kennen. In dieser lustigen Runde verbringe ich die Naechte in den Bars der Insel.
Jeden Tag nehme ich mir fest vor, die Insel zu verlassen, schaffe es aber erst am Sonntag. Noch als der Wecker um 5:00Uhr morgens klingelt, ueberlege ich ernsthaft noch um den einen oder anderen Tag zu verlaengern. Es ist Sonntag und das heisst "Sunday-Funday", ein "All you can drink and eat Divecruise"! Mit dem Wissen hier sonst nie mehr wegzukommen, laufe ich zusammen mit Julia zum Pier.
Freddy, der hier sogar 2 Wochen versackt ist, ging es aehnlich. Er schaffte den Apsprung direkt nach der Disco mit der 6:00Uhr-Faehre. Ryan hingegen hat beschlossen noch zu bleiben - bis November!
"Biggest lie on Utila: I will leave tomorrow!"