Mit dem Rucksack durch Mittelamerika
Abschiedsgedanken
Mittelamerika hat mich in seinen Bann gezogen! 2 1/2 fantastische Monate liegen hinter mir. Wieder hatte ich Glueck und bin von Naturkatastrophen - auch wenn es mit Hurricane "Felix" und "Dean" zwei Mal richtig knapp war - Ueberfaellen und schweren Krankheiten verschont geblieben. Ueberhaupt scheint mein Magen mittlerweile fast alles abzukoennen.
Ohne hier das ganz grosse Abenteuer gesucht zu haben, so hatte ich trotzdem eine sehr erlebnisreiche Zeit in diesem fuer mich dis dato unbekannten Flecken Erde.
Generell scheint das Leben hier - sieht man von Busterminals ab - eher gelassen von statten zu gehen. Auch kam es mir im Vergleich zu Asien alles andere als arm vor, was bitte nicht als wohlhabend misszuverstehen ist. Doch sieht man insbesondere in den Staedten viele gut angezogene Menschen, von denen nicht wenige ein eigene Auto fahren. Die Unterschiede zwischen arm und reich sowie Land- und Stadtbevoelkerung sind jedoch gravierend.
Gefallen haben mir alle Laender, die ich besuchen durfte. Muesste ich jedoch ein Lieblingsland waehlen, so fiele meine Wahl ohne Frage auf Guatemala mit seiner freundlichen, oftmals noch traditionel gekleideteten Mayabevoelkerung. Ausserdem bietet es die groesste landschaftliche Vielfalt, die mit bis zu 4200m hohen Bergen auch einmal Abkuehlung verschaffen kann , eine Abkuehlung die bei Temperaturen meist konstant ueber 30Grad sehr willkommen ist.
Die von Vulkanen und Lagunen gepraegte Landschaft Mittelamerikas bietet ein ganz eigenes Bild. Hinzu kommen Bilderbuch-Kolonialstaedte, verreuckte Partys, traumhafte Karibikinseln, tolle Tauchreviere, Kraterseen, Dschungel, perfekte Wellen und magische Sonnenuntergaenge!
Ich war ohne einen konkreten Plan hierher gekommen und wusste nichteinmal, welche Laender ich bereisen wollte. Jetzt, nach 10Wochen, in denen ich einiges gesehen habe, sind berits weitere Mittelamerikareisen geplant. Paradoxerweise passiert geau das jedesmal beim Reisen: Je mehr Laender man sieht, desto mehr neue kommen auf die "Liste" - hoert man doch immer andere Traveller von diesem oder jenen Ort schwaermen.
Nun geht mit dem heutigen Tag nicht nur eine 10 woechige Reise, sondern ein ganzes von Freiheit unf Unabhaengigkeit gepreaegtes Jahr zu Ende. Ein trauriger Gedanke! Zum Glueck ist es nicht meine letzte Reise und auch das Studium hat bestimmt seinen Reiz. Den muss ich nur noch finden. Wie verlockend war Gedanke mehr als ein Mal den Reuckflug zu verlegen und weiter zu Reisen. Aber noch ein Jahr spaeter zur Uni? Leichter waere es dann bestimmt nicht!
Waehrend der insgesamt 11 Monate der Reise, hat sich die Art und Weise meines Reisens extrem veraendert. Bin ich im ersten Monat noch mit der Energie eine Kurzurlaubers von Ort zu Ort gehasstet, habe ich mir seit Asien und insebsondere seit ich allein unterwegs bin zunehmend die Freiheit genommen ohne festgelegte Route oder Termine in den Tag zu leben. Es ist schon ein besonderer Luxus, wenn man ausgeschlafen aufwacht um dann zu ueberlegen, ob einem der Sinn nach Bleiben oder Gehen steht. Man bleibt nur genausolange an einem Ort, wie er einem gefaellt, dann geht es zu Naechsten. Diesen Luxus hat man nur bedingt, wenn man mit einer festen Reisebegleitung oder gar einer Gruppe unterwegs ist. Generell kann ich das "Alleinereisen" nur waermstens empfehlen, wobei das Wort "Allein" eigentlich falsch ist, da man fast nie alleine ist. Den "Travelbuddy" alle paar Wochen, wenn sich wiedereinmal die Wege aus irgendwelchen Gruenden trennen, zu wechseln, macht sie Reise nur noch interessanter und abwechslungsreicher. Der Nachteil ist das viele "Lebe-Wohl-Sagen", ist man doch oft schon nach kruzer Zeit sehr gute Freunde geworden, die man vielleicht nie wieder sehen wird.
Reisst man jemanden schon eine gaze Weile und muss sich wieder trennen, verspuert man oftmals ein gewisses Gefuehl der Leere, hat man doch keinen Bock wieder von vorne anzufangen und neue Leute kennenlernen zu muessen. Kurz: Man fuehlt sich Scheisse!
Doch kommt man nach ein bis zwei Tagen stets an diesem Punkt, an dem man sich nichts auf der Welt sehnlicher wuenscht als eine vernuenftige Unterhaltung. Man schoepft neue Energie, lernt coole Traveller kennen und weiter geht der Traum!
Bei einer so langen Reise darf man nicht den Fehler machen anzufangen Staende, Staedte oder Landschaften zu vergleichen und gegeneinander abzuwiegen, ein Fehler den ich nicht nur einmal gemacht habe. Zum Einem ist ein fairer Vergleich fast nie moeglich und zum anderen ist es schwer moeglich, einen Ort so zu geniessen, wie er es verdient haette, wenn im Hinterkopf ein noch Schoenerer, bereits Gesehender herumspukt. Es aendert sich jeoch noch mehr auf eine langen Reise: Die Reise ist keine Flucht oder Erholung vom Alltag mehr, sondern wird selbst zum Alltag. Fragen , wo man den richtigen Bus, ein guenstges Hostel oder eine neue Packung Immodium herbekommt, werden zu Alltagsfragen. Das Problem an der Sache, wenn das Reisen zum Normalen, zum Alltaeglichen wird, ist, dass die Reise nicht mehr spannender als das Zuhause ist, sondern viel mehr das Zuhause langweiliger als das Reiesen wird, was die "Rehabilitationsphase" zureuck in der Heimat nicht einfacher machen duerfte.
Aufbruch: | 04.07.2007 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 11.09.2007 |
Belize
Honduras
Nicaragua