Mit dem Rucksack durch Mittelamerika

Reisezeit: Juli - September 2007  |  von Morris B.

Nicaragua: Leon 14.08.-17.08.07

Um ein Uhr nachts stehen wir im Mondschein vor der Kirche am Parque Central in Trojillo (Honduras) und warten auf den Bus nach Tegucigalpa. Alles juckt. Schuld ist das verwanzte Bett im Hostel, welches uns beiden unzaehlige rote Punkte auf dem Ruecken beschert hat. Auch Floehe scheinen uns seit einigen Tagen zu verfolgen.
Der Bus kommt bald und 9 Stunden spaeter sind wir in der Hauptstadt Honduras'. Tegucigalpa hat genauso wenig Charme wie Guatemala City.
Wir versuchen so schnell wie moeglich dieses Drecksloch zu verlassen und fahren per Taxi zu einem andern Busterminal. An die eigentlich recht nahe Grenze zu Nicaragua zu gelangen, erweisst sich jedoch als schwirieger als gedacht. Es gibt nur einen Direktbus nach Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, der uns allerdings ueberterut erscheint. Wir warten geduldig und finden schliesslich einen Bus, der uns nach Danli bringt. Danli ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung!
Dort steigen wir in einen weiteren Bus. Der Fahrer versichtert, uns bis zur Grenze zu bringen, was er allerdings vergessen hat, als der Bus bereits Danli verlaesst und abkassiert wird. Aber in die richtige Richtung bringt er uns doch!
Ein letzter Bus und wir sind tatsaechlich an der Grenze. Andere Weisse haben wir den ganzen Tag nicht gesehen. An der Grenze werden wir von Beamten auf beiden Seite verarscht und ausgenommen. Ja, es ist immer wieder schoen, Grenzen zu ueberqueren! Man ist fast immer der Willkuer der Grenzer ausgeliefert und hat nicht wirklich eine Wahl, wenn eine"Aus-, Einreise- oder sogar Dankegebuehr" verlangt wird. Manchmal klappt der Trick, nach einer Quittung oder einem Gesetzbuch zu fragen. Hier ernten wir nur wuetende, unverstaendliche Antworten.
Geschafft von der Hecktik des Tages, haben wir keine Lust auf einen Eklat an der Grenze und bezahlen brav 10 Dollar hier und 10 Dollar dort. Nocheimal muessen wir auf einen Bus warten bis wir endlich in Ocotal sind. Ocotal ist der erste groessere Ort hinter der Grenze, in dem es ein Hostel gibt. Zu bieten hat Ocotal ausser einem netten Park und Kirche nicht wirklich viel. Wir haben Glueck und ausgerechnet an diesem Tag findet ein Fest statt und so klingt dieser anstrengene Tag doch noch nett bei Feuerewerk ueber der Stadt aus.
Busfahren - das ist abermals das Leitmotiv des naechsten Tages! Der erste Bus bringt uns nach Esteli, eine der Hochburgen der Sandinistas waehrend der Revolution. Am Terminal lockt uns ein Minibusfahrer in seinen Wagen. Er fahre wenn er voll sei, meint er und verspricht, dass es nicht laenger als 20 min dauern wuerde. 1 1/2 Stunden spaeter startet er den Motor. Die Fahrt ueber die mit Schlagloechern durchsaehte Piste nach Leon vergeht dank der Geschichten eines Deutschen Menschenrechtlers schnell.

Ein kleiner Salamander sitzt im Bus ploetzlich auf Julias Bein

Ein kleiner Salamander sitzt im Bus ploetzlich auf Julias Bein

Leon ist eines der Touristencentren Nicaraguas und folgerichtig gibt es alles, was der Reisende wuenscht: Supermarkt, Touroperator, Fastfoodstores, Discos und Kino.
Wir geniessen diesen Luxus, gehen mit zwei im Hostel kennengelernten Hippies aus El Salvador (Sie reisen seit 7Jahren und verdienen ihr Geld mit dem Herstellen von Schmuck.) zu einem "Local-Concert" und schlendern durch die Stadt. Die Altstadt ist nett, jedoch nicht annaehernd so gut erhalten wie erwartet - kein Vergleich zu Antigua!

Die groesste Kirche Mittelamerikas in Leon

Die groesste Kirche Mittelamerikas in Leon

Typisches Stadtbild in Leon

Typisches Stadtbild in Leon

Ob diese Dame so richtig verstanden hat, wie ein Rucksack zu gebrauchen ist?

Ob diese Dame so richtig verstanden hat, wie ein Rucksack zu gebrauchen ist?

Am zweiten Tag entscheiden wir uns fuer "Vulcano Boarding". Die Vorstellung einen aktiven Vulkan auf einem Schlitten herunterzurasen ist einfach zu verlockend. Von Hurricane "Dean" haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts gehoert.
Wir werden per Jeep ueber eine Matschpiste zum Vulkan "Cerro Negro" gefahren. Gemeinsam mit ca. 20 anderen Touristen klettern wir ueber loses Lavageroell den Krater herauf.

Rauf auf den Cerro Negro

Rauf auf den Cerro Negro

Auf dem Kraterrand entlang

Auf dem Kraterrand entlang

Allein der Ausblick ist die 19 Dollar voll und ganz wert! Das letzte Mal ist Cerro Negro im Jahr 2000 ausgebrochen. Die erstarrte Lava reicht tief in den gruenen Wald herein. Aus dem Krater dampft unagenehm im Hals beissender Schwefeldampf.

Allein der Ausblick ist das Geld wert!

Allein der Ausblick ist das Geld wert!

Beissender Schwefeldampf

Beissender Schwefeldampf

Mike, der Australier, der sich das mit dem "Vulcano Boarding" vor zwei Jahren ausgedacht hat, erklaert uns einiges ueber Cerro Negro und seine Geschichte, bevor wir uns auf den Schlitten den bis zu 46Grad steilen Vulkan herunterstuerzen. Man erreicht bis zu 60 Stundenkilometer und fuehlt sich alles andere als sicher auf den Schlitten! Jeder dritte fliegt vom Schlitten. Manche ueberschlagen sich. Damit das scharfkantige Geroell nicht allzu uebele Verletztungen hinterlassen kann, haben alle eine orangenen Schutzanzug bekommen. Schon ein spezieller Anblick: Orangene, wie Ausserirdische wirkende Menschen, auf einem pechschwarzen Vulkan mit einem Schlitten! Es bringt jedenfalls unglaublick viel Spass auch wenn es viel zu schnell vorbei ist!

Jetzt gehts Boarden!

Jetzt gehts Boarden!

Schon ein gewoehnungsbeduerftiges Bild - orangene Menschen auf dem schwarzen Vulkan!

Schon ein gewoehnungsbeduerftiges Bild - orangene Menschen auf dem schwarzen Vulkan!

Geht mehr ab als es hier aussieht!

Geht mehr ab als es hier aussieht!

Bis zu 60 Km/h

Bis zu 60 Km/h

Unten angekommen zeigt "Dean" wozu die Natur in der Lage ist. Von einer Minute auf die andere verdunkelt sich der Himmel uns es beginnt in Stroemen zu regnen. Heftiger Wind setzt ein. Als die Blitzeinschlaege bedrohlich nahe kommen, bruellt Mike mit ein wenig Panik in der Stimme, wir sollten uns gefaelligs beeilen zum Auto zu kommen. Hecktisch werfen wir unsere Schlitten auf das Dach und Mike rasst los. Ich sitze hinten im Freien. Wind und Regen machen es unmoeglich irgendetwas zu sehen. Mehrfach fliegen wir ineinander, wenn Mike ein Schlagloch zu heftig genommen hat.

Die Vorboten von Dean zeigen sich zum ersten Mal

Die Vorboten von Dean zeigen sich zum ersten Mal

Schnell auf Auto

Schnell auf Auto

Nach kurzer aber harter Fahrt erreichen wir das kleine Rangerhaeusschen am Rande des Nationalparks. Hier finden wir Schutz vor dem Sturm. Noch nie habe ich ein solches Unwetter erlebt. Waehrend die Vorboten von "Dean" draussen kein Stein auf dem anderen lassen, beginnt es drinnen empfindlich kalt zu werden. Alle sind bis auf die Unterwaesche durchnaesst und bibbern vor sich hin. Nach 45 Minuten schwaecht sich der Sturm ab. Mike hat per Handy eine weitere Unwetterwarnung bekommen und entscheidet sofort aufzubrechen, bevor der zweite Sturm hier ist.

Schutz vor dem Sturm -triefend nass!

Schutz vor dem Sturm -triefend nass!

Zitternd vor Kaelte steigen wir im Regen auf den Pickup. Frauen ins Auto und Maenner nach draussen, hat Mike entschieden. Wir druecken uns eng aneinander und erzaehlen Reisegeschichten, waehrend unser Fahrer in atemberaubenem Tempo den komplett unter Wasser stehenden Trail entlangrasst. Immerwieder peitschen uns Aeste ins Gesicht. entwurzelet Baeume liegen auf der Piste, lassen sich jedoch umfahren. Dann stecken wir doch fest: Ein grosser Baum liegt quer und versperrt den Weg. Mike kennt noch einen Anderen und wirklich, wir schaffen es mehr oder weniger tiefgefroren nach Leon!
Dort erwartet uns bereits Kaffee mit Rum und Mojitos. Mike schaltet den Wetterkanal ein und gemeinsam verfolgen wir die Berichterstattung ueber den Hurricane, von dem bisdato noch kaum einer etwas gehoert hatte. Gluecklicherweise sieht es so aus, dass Nicaragua nur von Auslaeufern getroffen werde. Von Freunden auf Utila, der Insel, die wir erst 5Tage zuvor verlassen hatten, bekomme ich eine Email, dass Utila evakuiert werde. Caye Caluker in Belize sollte noch deutlich haerter getroffen werden.
Immernoch ueberwaeltigt von der Kraft des Sturms trinken wir an diesem Abend den einen oder anderen Drink im "Via Via".

© Morris B., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Gabelflug Guatemala-Nicaragua ist gebucht. Angesichts der auf Grund der guatemaltekischen Wahlen im September und der damit verbundenen Ungewissheit über die politische Situation im Land scheint ein Rückflug von Nicaragua durchaus sinnvoll. Dazwischen liegen 9-11 Wochen Spanisch lernen und vor allem Reisen; Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador, Nicaragua - wohin? Das wird sich zeigen...
Details:
Aufbruch: 04.07.2007
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 11.09.2007
Reiseziele: Guatemala
Belize
Honduras
Nicaragua
Der Autor
 
Morris B. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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