Mit dem Rucksack durch Mittelamerika

Reisezeit: Juli - September 2007  |  von Morris B.

Nicaragua: Madera 02.09.-09.09.07

Und dann finde ich ihn doch noch, den perfekten Ort fuer die letzten Tage meiner Reise. Von Surfern hatte ich von einer Reihe von Straenden noerdlich von San Juan gehoert. Als ich gegen Morgen ankomme, traue ich meinen Augen nicht. Drei traumhafte, aneinandergereihte Buchten. Weit und breit sind keine Menschen zu sehen. Bis zu drei Meter hohe Wellen teuermen sich im Blau des Pazifiks auf. Es gibt genau ein kleines Hotel und ein kleines Restaurante. Tagsueber, besonders am Wochenende, kommen stets eine Handvoll Surfer und Strandfans, aber sonst...
Ich goenne mir den billigsten Raum. Im Prinzip kann man es nicht "Raum" nennen. Eine kleine Hundehuette zwei mal zwei Meter und nicht mehr als einen Meter hoch, ohne Strom und Wasser versteht sich von selbst. Decke oder Bettbezug gibt es nicht. Die Matraze ist feucht und alt. Alles in allem ein kleines Paradis!
In der "Hundehuette" neben mir wohnen Brandon und Maddy aus Kanada, die ihr Geld mit Baeume pflanzen verdienen. Bei 19.000 Dollar fuer 45 Arbeitstage im Jahr kann man nicht meckern!
An diesem Tag beginnt eine tolle Woche. Jeden Tag ausschlafen, dann nach gemuetlichem Fruehstueck in der kleinen Huette am Strand und der obligatorischen Stunde in meiner Haengematte, gehe ich Surfen. Meist folgen weitere Haengemattenstunden und Karten spielen, bevor wir uns zum Sonnenuntergang mit einem kuehlen Bier und Gitarre an den Strand setzen.
Manchmal spielen wir Strandfussball mit den Einheimischen. Ein anderes Mal gehen wir nachts Schildkroeten suchen, die sich immer zum Vollmond an den Strand schleppen und ihre Eier vergraben. Wenn es dunkel geworden ist und Antonio den Generator angeschaltet hat, dann sizten wir auf der Terasse, trinken diesen himmlisch guten "Flor de Caña Rum" und erzaehlen vom Reisen und den Wellen.

Vielleicht hatte ich all die guten Surfer zu viel vom Gefuehl, wie es ist in einer mannshohen "Tube" zu stehen schwaermen gehoert oder ich wollte einfach auch mal mit dorthin, wo die grossen Wellen sind. Jedenfalls anwortete ich mit "Sure", als Brandon morgnes um 5:00Uhr an meine Tuer klopft und fragt, ob ich immenoch mitwolle. Der Morgen ist angenehm kuehl. Wir laufen den Strand entlang, hin zur naechsten Bucht, wo die Wellen am groessten und besten brechen. Mehrfach hatte ich hier mit Maddy gesessen und die Surfer beobachtet. Wir selber hatten stets eine andere Bucht mit kleineren Wellen bevorzugt.
Brandon und ich klettern ueber ein paar Felsen und gelangen schliesslich zum Surfspot. Die Flut hat gerade begonnen. Die Wellen sind gross. Wir dehnen uns und schmeissen uns auf die Bretter. Sicher bin ich mir meiner Sache bestimmt nicht, gewinne aber Vertrauen als ich es tatsaechlich zuegig raus schaffe. Wir sind allein auf dem Wasser. Brandon ist trotzdem alles andere als gluecklich. "Fuckin´ Closeouts!" schimpft er und meint damit die Wellen, die ueberall zur gleichen Zeit brechen. Diese zu surfen ist auch fuer ihn unmoeglich.
Wir paddeln umher auf der Suche nach einem guten "Break". Einige Male paddel ich an, bekomme es dann aber im entscheidenen Moment mit der Angst zu tun, als ich mehr als zwei Meter in die Tiefe schaue und die Welle um mich herum zusammenschlaegt. Schliesslich kommt sie, die perfekte Welle...und ich...nehm sie NICHT! Sauer ueber mich selber paddel ich in die naechste Grosse. Schnell fuehle ich, wie sie mich mitnimmt. Ich druecke das Board nach unten und stehe auf. Fuer ein bruchteil einer Sekunde denke ich es geschafft zu haben, dann flutscht es unter meinen Fuessen weg. Die Welle bricht und schmettert mich mit aller Macht auf das vor der Welle schwimmende Board. Schmerz durchsticht meine Rippen. Fuer wenige Sekunden, die sich wie eine halbe Ewigkeit anfuehlen hat mich die Welle fest im Griff und schleudert mich umher. Schliesslich spuckt sie mich aus und ich hiefe mich auf mein Board. "Nur nicht hinschauen", denke ich. In Gedanken sehe ich schon meinen Bauch bis auf die Knochen aufgeritzt. Noch unter Shock erreiche ich das Ufer und wage einen Blick: Ein paar Schrammen und geprellte Knochen sonst nichts! Brandon, der gesehen hat, was passiert ist und kommt auch ans Land gepaddelt. Nachdem ich aufgehoert habe zu zittern begutachten wir das Brett. Die Wucht des Aufpralls meiner Huefte hat das Board in der MItte zerberssten lassen.
Auch das noch!
Das Board muss ich bezahlen und mein ganzer Koerper tut weh. Der letzte Tag meiner Reise macht es mir wenigstens nicht ganz so schwer Maderas zu verlassen.
Am Abend fahren wir alle zusammen nach San Juan zum Abschied feiern. Es war Brandons Idee. Es wird eine lange Nacht! Sie wird sogar so lang, dass ich alleine bei irgendwelchen reichen Nicaraguanern im Auto mit zu ihrer Villa (oder besser gesagt Villas!) genommen werde und als die Sonne schon hoch am Himmel steht die mehr als eine Stunde Fussmarsch zurueck in den Ort laufe.
Ein guter Abschied!

Der Strand vor meiner Haustuer

Der Strand vor meiner Haustuer

Chillen in Serials Bungalow

Chillen in Serials Bungalow

Warten auf die Wellen

Warten auf die Wellen

Cartoon-Crab

Cartoon-Crab

Jeden Abend gibt es einen Sonnenuntergang wie von einer anderen Welt!

Jeden Abend gibt es einen Sonnenuntergang wie von einer anderen Welt!

Wieder chillen; (Serial in der Haengematte, Maddy und Brandon

Wieder chillen; (Serial in der Haengematte, Maddy und Brandon

Das bin leider nicht ich

Das bin leider nicht ich

..aber das dafuer..und ja es tat weh!

..aber das dafuer..und ja es tat weh!

Der letzte Abend - Party in San Juan

Der letzte Abend - Party in San Juan

Das Reisen hat ein Ende...vorerst!

Das Reisen hat ein Ende...vorerst!

© Morris B., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Gabelflug Guatemala-Nicaragua ist gebucht. Angesichts der auf Grund der guatemaltekischen Wahlen im September und der damit verbundenen Ungewissheit über die politische Situation im Land scheint ein Rückflug von Nicaragua durchaus sinnvoll. Dazwischen liegen 9-11 Wochen Spanisch lernen und vor allem Reisen; Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador, Nicaragua - wohin? Das wird sich zeigen...
Details:
Aufbruch: 04.07.2007
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 11.09.2007
Reiseziele: Guatemala
Belize
Honduras
Nicaragua
Der Autor
 
Morris B. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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