Zu Gast bei Gadhafi - eine Fahrt durch die libysche Sahara
Salzseen, Palmenoasen und zugewehte Pisten
Die Piste führt durch Geröll- und Sandfelder, aus denen Bergkegel und Zeugenberge ragen. Zur Rechten erstreckt sich ein großer Salzsee. In einem Dattelhain treffen wir auf den Libyer Mahamet. Wir unterhalten uns ein bisschen und Mahamet lobt die Qualität seiner hier erzeugten Datteln. Wie viel Pflege benötigt doch eine Dattelpalme, damit sie auch einen guten Ertrag, das können bis zu 100 kg Datteln im Jahr sein, bringt. Nötig ist eine stetige Bewässerung, wobei das Wasser nicht zu salzig sein darf, damit die Ernte, ausgeführt von September bis Januar, garantiert ist. Wichtig ist das Geschlecht jeden Baumes, die männlichen Datteln liefern den Samen, die weiblichen die Früchte. Es genügen nur wenige männliche Bäume, um viele weibliche Blüten zu bestäuben. Bis zu 80 Jahre alt kann so eine Palme werden, wenn sie stets "den Kopf im Feuer und die Füße im Wasser" hat. Datteln sind einzigartige Früchte. Sie enthalten alle Nährstoffe und Vitamine, die der menschliche Körper zum Leben braucht. Die Kohlehydrate bestehen in erster Linie aus leicht verdaulichem Invertzucker, wie er auch im Honig enthalten ist. Datteln sollen helfen bei Herzkrankheiten, Muskelschwäche und Nervosität. Mit Hilfe der Datteln ist ein Überleben in der Wüste möglich. "Deglet-en-Nour", Finger des Lichts, heißt die köstlichste Sorte. Wir machen Fotos und versprechen Mahamet, Bilder zu schicken.
Mahamet in seinem Palmenhain
Vorbei an einem verlassenen Dorf mit Tierpferchen und Brunnen erreichen wir einen weiteren, großen Salzsee mit vielen feuchten Stellen an seinen Rändern. Wir fahren entlang einer Pipelinepiste und kommen zu einer schönen, mit Grasbüscheln und wenigen Büschen bewachsenen Düne - unsere Bleibe für diese Nacht. Eine Eule steigt auf, Spuren von einem Salamander, von Mäusen und von Schlangen finden sich im Sand. Eine Schwalbe umfliegt in immer engeren Kreisen neugierig unser Lager. Die Wüste lebt!
Die Wüste lebt!
So idyllisch der Lagerplatz war, so grausam war der nächtliche Sandsturm. Morgens ist unsere Piste verschwunden, an deren Stelle befindet sich ein Dünenfeld. "Où est la piste? Où est la piste? », fragt Hellmut verblüfft. « C'est là ! », antwortet Djima und zeigt auf einen Sandhaufen. Statt auf einer Piste fahren wir halt jetzt durch ein Dünenfeld - bis wir zu einem weiteren Salzsee kommen. Stets darauf bedacht, nicht an den feuchten Stellen einzubrechen, ackern wir mit den schweren Autos an seinem Ufer entlang. Wir versuchen, den Salzsee möglichst weitläufig zu umfahren. Plötzlich geht es nicht mehr weiter. Wir befinden uns in einem Kessel, der von einem engen Dünengürtel umschlossen ist. Wir kreisen in diesem Dünental. Überall versperren uns neue kleine Baby-Dünen, die bis zu 100 m im Jahr wandern können, die Durchfahrt. Endlich finden wir einen Weg heraus. Und weiter geht es am Ufer des Salzsees entlang, wo der Rote prompt doch noch in ein Schlammloch bricht. Noch einmal müssen auf dieser Tour die Bergegurte aktiviert werden.
Unsere Piste ist zugesandet
Wir stecken am Ufer des Salzsees im Schlamm fest.
Endlich haben wir wieder festen Boden unter den Rädern. Dem Blauen bricht heute zum zweiten Mal der Auspuff ab und muss provisorisch befestigt werden. Verschleißerscheinungen nach drei Wochen Saharafahrt. In einem wunderbaren Dünenfeld schlagen wir unser Lager auf. Der abendliche Blick von den Dünen reicht in weite Ferne. Auf Gipfeln oberhalb fantastischer Felsabbrüche leuchten Felsnasen von orange bis violett wie Burgzinnen im Abendrot. Die Konturen heben sich haarscharf und überdeutlich vom Hintergrund ab. Ein libysches Alpenglühen!
Im Hintergrund der Salzsee
Schon bald wechselt am nächsten Tag das Dünengebiet in eine Kiesebene. Es geht entlang eines grandiosen Felsmassivs. Unsere Autos arbeiten sich auf dessen Plateau hinauf. Felsfiguren, wie der Fantasie eines Bildhauers entsprungen, steigen aus dem Boden. Dann wird das Plateau öde und die Fahrt endlos.
Ein massiver Felsblock wächst aus dem Sand
Aufbruch: | Februar 2004 |
Dauer: | circa 4 Wochen |
Heimkehr: | März 2004 |