Zu Gast bei Gadhafi - eine Fahrt durch die libysche Sahara
Kamele am Bir Halou
Am nächsten Vormittag erreichen wir den Brunnen Bir Halou (JPS: N26°42.154/E10°18.495). Es arbeiten einige Kamelhirten am Brunnen, wo mittels einer Pumpe sauberstes Trinkwasser zur Oberfläche befördert wird. Während wir unsere Wasserkanister füllen, tauschen wir ein bisschen Süßigkeiten und Zigaretten mit den dunkelhäutigen Männern. Sie sind mit einem Pick-up hier, auf dem Wassertanks montiert sind, die am Brunnen gefüllt werden. Dieser Wasserwagen begleitet die Herde, um die Kamele in der Wüste mit Wasser versorgen zu können. Kamele werden von Libyern nur noch zu Prestigezwecken gehalten. So wie bei uns der Wohlhabende am Wochenende zu seinem Segelboot an ein Gewässer fährt, so fährt der betuchte Libyer am Wochenende zu seinen Kamelen ins Wadi. Als Kamelhirten fungieren Schwarzafrikaner.
Wasser aufnehmen am Bir Halou
Und da trifft auch schon die Kamelherde, die gestern abend an unserem Lager vorbeizog, am Brunnen ein. Ein drei Tage altes Fohlen läuft locker mit. Die Strecke vom Lager gestern bis hierher zum Brunnen betrug immerhin 35 km. Kamelstuten sind ein ganzes Jahr trächtig, dann geben sie ein Jahr lang täglich bis zu zehn Liter ihrer so nahrhaften Milch. Die männlichen Tiere, meist kastriert da sonst recht rauf- und beißlustig, werden in der Regel als Schlachtvieh verkauft. Und dann gibt es natürlich die wunderbaren Reittiere, helle, am besten weiße, langbeinige Tiere.
Felsen, Steine und Sand wechseln sich ab
Ein paar Meter neben dem Brunnen findet sich ein kleines, natürliches, schilfumrandetes Wasserbecken. Die Gegend hier ist reich an Wasser und gut versorgt mit Brunnen.
Auf der Weiterfahrt durch die sandige Ebene erschließt sich die ehemalige Seenlandschaft deutlich. Die Ufer der Seenbecken sind anhand der Schieferabstufungen gut zu erkennen, ebenso die geriffelten ehemaligen Seeböden. Seit einiger Zeit sind wir nun schon im Idhan Ubari, oder Edeien Ubari, einem großen Sanddünengebiet unterwegs. Wir kommen an Felskegeln vorbei, auf deren Spitze Redjem thronen, verlassen eine Bergkette, durchqueren Pässe, fahren an Plateauabbrüchen entlang. Ein beeindruckender Schieferberge wird von Muhamat als Berg Harahrhi, oder zumindest hört sich der Name so oder ähnlich an, bezeichnet. Die Landschaft aus Steinen und rotem Sand ist wunderschön.. Immer tiefer steigen wir ab in eine Schlucht und erreichen die Dünenkette Diwuana (JPS: N26°21.981/E10°11.033). Da die Düne steil abfällt, gestaltet sich die Durchquerung als schwierig. Auch Wichtl auf seinem Motorrad muss sich schwer durch den Sand kämpfen. Djima bezeichnet ihn als unseren Mehari, den Reiter. Als wir endlich die Durchquerung geschafft haben, geht es stundenlang über schwarze Geröllfelder. Anschließend erwartet uns die Belohnung in Form eines wunderschöner Lagerplatzes inmitten einer Sicheldüne. Die Krönung des Abends ist ein Lammcouscous.
Aufbruch: | Februar 2004 |
Dauer: | circa 4 Wochen |
Heimkehr: | März 2004 |