Zu Gast bei Gadhafi - eine Fahrt durch die libysche Sahara
Von Al Awaynat nach Ubari
Am nächsten Vormittag stoßen wir im rechten Winkel auf die Teerstraße nach Al Awaynat. Es begegnen uns etliche Motorradfahrer, die auf der Fahrt in den Akakus sind. Die Konturen dieses Bergmassivs zeichnen sich in der Ferne ab. Al Awaynat besitzt eine Tankstelle, eine Post, und einen kleinen Markt. Wir decken uns mit frischem Obst und Gemüse ein. Als Verkäufer verdingen sich natürlich nur Schwarzafrikaner. Bei einer Marktfrau erstehe ich ein Glas mit einer klebrig-braunen Masse, nur "pour femme", wie mir versichert wird. Frau wirft etwas von dieser Masse in die Glut eines Öfchens, worauf sich süßlicher Wohlgeruch verbreitet. Diesen Wohlgeruch soll frau sich nun an ein bestimmtes Körperteil fächeln. Wenn's was bringt... Auch einige junge Tuareg sind hier als Händler tätig. Sie erzählen, sie seien 15 Jahre alt, kämen aus Burkina Faso und dem Niger und verkauften hier ihren traditionellen Silberschmuck an Touristen. Da greifen wir natürlich auch zu, erstehen mehrere der aus Sterlingssilber gefertigten Tuareg-Kreuze. Muhamat kauft zwei aus bunten Lederriemen geflochtene Schlüsselanhänger und schenkt sie mir. Eine kleine Wiedergutmachung dafür, dass er mir versehentlich vor ein paar Tagen die Autotür beim Öffnen an den Kopf geknallt hat. Ist doch schon lange verziehen!
Und schon sind wir wieder auf der Teerstraße auf dem Weg nach Ubari. Hier verlässt uns Muhamat. Er hat ein bisschen Probleme mit seiner Gesundheit, ein Husten plagt ihn, und Temo versorgt ihn noch mit Medikamenten. Muhamat kehrt heim zu seiner Frau, zu seinen fünf Kindern, zu seinen Enkeln. Schade! Es war nett, mit Muhamat zu reisen.
Die Stadt Ubari ist seit unserem letzten Aufenthalt sehr gewachsen, modern geworden, verfügt über reichlich Läden, Cafes, Restaurants. Am großen Kreisverkehr lungern viele junge schwarze Männer herum, die meisten aus Nigeria stammend. Nach der langen Fahrt durch die Sahara auf den überfüllten Schmuggel-Lkws sind sie hier gestrandet und warten darauf, von den Einheimischen einen Job als Tagelöhner angeboten zu bekommen. Wie viele von ihnen werden in der Hoffnung auf eine Zukunft den Weg bis an die Küste Libyens und darüber hinaus über das Mittelmeer bis Europa finden?
Kreisverkehr in Ubari
Wir kehren in einem kleines Restaurant ein. Es wird von einem Türken betrieben, den es vom Schwarzen Meer hierher verschlagen hat und der tatsächlich, wie es sich für einen guten Dönerverkäufer gehört, auch ein bisschen deutsch spricht. Wir fühlen uns fast wie zu Hause. Essen und Trinken für alle kosten 12 Dinar, das entspricht ungefähr 8 Euro.
Da die Bäckereien alle geschlossen haben, bekommen wir schon wieder das Brot geschenkt. Diesmal von einem Passanten, den Djima nach einer Bäckerei gefragt hat, weil er sah, dass er etliche Weißbrotstangen unter dem Arm getragen hat. Das Brot überlässt er uns gerne. Er besorgt sich morgen neues.
Leider sind wir schon wieder zu einer Zeit in Ubari angekommen, zu der die Polizeistation bereits geschlossen hat. Wir haben unsere Pässe immer noch nicht abgestempelt und das wird langsam zum Problem. Also suchen wir uns nicht weit außerhalb von Ubari, links von der Teerstraße nach Germa, nahe den Dünen, einen Lagerplatz.
Unterhalb eines Hügels schlagen wir unsere Zelte auf. Auf dem Hügel befindet sich eine abgestorbene Tamariske. Angenehmerweise sind Tamarisken dornenfrei. Ihre Wurzeln und ihr herabgefallendes Gezweig bilden Barrieren für den Sand, der sich zu einem Hügel auftürmt, auf dem dann die Tamariske thront. Tamarisken können sehr salzhaltiges Wasser aufnehmen. Das Salz scheiden sie durch dafür vorgesehene Poren aus den Blättern wieder aus. Auf unserem Tamarisken-Hügel wohnt eine Schakalfamilie. Wir können ihren Bau bestaunen. Djima erzählt die Geschichte vom freundlichen Schakal, der stets die Menschen vor Hyänen und anderen gefährlichen Tieren warnte und so ein guter Freund des Menschen wurde.
Tamariskenhügel
Am nächsten Morgen geht es zurück nach Ubari. Wir füllen unsere Vorräte in den gut ausgestatteten Läden mit Milch, Säften, Konserven, Gemüse zu sehr günstigen Preisen auf. Der Telefonladen ist zwar bestens mit modernsten Computern ausgestattet, doch die Telefonverbindungen funktionieren heute leider nicht. Dafür kommt Djima schon nach kurzer Zeit freudestrahlend mit unseren abgestempelten Pässen von der Polizeistation zurück. Er hätte sogar die Privatnummer des Polizeichefs bekommen, damit er künftig auch zu Nicht-Dienstzeiten die Stempelei erledigen könne. Na prima!
Aufbruch: | Februar 2004 |
Dauer: | circa 4 Wochen |
Heimkehr: | März 2004 |