Australien - Ostküste 2008
Samstag, 29.03.2008, Blue Mountains
Um 6.00 Uhr weckt mich Thomas und das erste mal nicht der Jetlack. Wir stehen auf, duschen und frühstücken in der Kaffee Bar. Dann geht es los von der Museum Station zur Central Station, wo wir die Tickets für die Bahn nach Katoomba (insgesamt 34 $), Sandwiches und Wasser kaufen. Wir haben Glück: um 8.25 Uhr geht der Zug. Die Fahrt dauert 2 Stunden und geht vorbei an den Vorstädten Sydneys. Dann gleitet die Bahn in die Berge, die grün mit Eukalypthusbäumen bewachsen sind.
Der Zug ist gefüllt mit Japanern, die hier immer und überall zu finden sind und leider immer hordenweise auftreten. Pärchen sind da selten anzutreffen, vielmehr werden sie Busladungsweise ausgeschüttet. Thomas nennt den Zug schon den "Hokaido-Express"...
In Katoomba steigen wir aus. Neben dem Visitor Center finden wir gleich das Geschäft, das Trolley Bus Touren anbietet. Dort kaufen wir nach einer netten Beratung zwei Tickets, die es uns erlauben, den ganzen Tag den Trolley Bus zu nutzen, bei dem man an jeder Haltestelle ein- und aussteigen kann. Außerdem sind im Preis inbegriffen eine Fahrt mit der Scenic Railway sowie mit der Scenic Cableway (insgesamt 66 $). Der nette Mann erklärt uns, dass wir mit der Railway nach unten fahren können, einen 10- oder 45-minütigen Wanderweg absolvieren und dann anschließend mit der Scenic Cableway wieder nach oben fahren können. Für weitere Touren z.B. nach Wentworth Falls wäre ein Tag zu kurz. Die Trolleystation finden wir gleich, allerdings muss uns der nette Busfahrer erst nochmal erklären, wo er genau herfährt.
Danach fährt er uns und weitere Japaner zum Echo Point, wo wir aussteigen und zusammen mit hunderten Japanern die Aussicht auf die Blue Mountains und die 3 Sisters, einer Felsformation, die nach dem Aboriginal-Glauben 3 Schwestern darstellen, die versteinert wurden, bewundern. Der Ausblick beeindruckt uns nicht sonderlich, schließlich sind wir von den Nationalparks der USA verwöhnt....
Da der Trolley Bus uns in 30 Minuten wieder abholt, laufen wir nicht den Fußweg zu den 3 Sisters runter, sondern nehmen den Bus zur Scenic Railway. Dort müssen wir die Voucher, die wir im Trolley-Geschäft erhalten haben erst in Tickets eintauschen. Nach einigem hin und her verstehe ich auch irgendwann, dass es einen Unterschied zwischen Scenic Cableway und Scenic Skyway gibt (für die die Tickets nicht gültig sind). Dann müssen wir nur noch kurz auf die Railway warten. Dabei beobachten wir freilebende Kakadus, die durch Futter angelockt werden.
Die Railway ist eine Kettenbahn, die wie eine Art Achterbahn mit Gitterdecke aussieht, die steil und rasant den Berg runterfährt. Die Fahrt dauert nur sehr kurz, ist aber ganz lustig.
Unten steigen wir aus und wandern den beplankten Fußweg entlang. Da wir noch die Worte des Trolley-Ticket-Verkäufers im Ohr haben, folgen wir einem harmlos aussehenden Schild, auf dem der 45-minütig dauernde Weg nach Landslide angezeigt wird.
Wir verlassen also den beplankten Weg und folgen dem nun über Stock und Stein gehenden Waldwanderweg. Er führt uns durch den Regenwald und bietet uns wunderschöne Einblicke in die Vegetation. Nachdem wir dem Weg einige Zeit gefolgt sind, wird dieser plötzlich immer schwieriger.
Wir müssen über umgekippte Baumstämme steigen, uns drunter her bücken und über Steine klettern. Dabei machen wir uns ständig Sorgen, irgendwelche Schlangen oder Spinnen aufzuscheuchen oder gar zu berühren. Der Weg wird immer schwieriger und steiler, trotzdem macht es Spaß, ihn zu wandern.
Nach ca. 1 Stunde (!) treffen wir auf einen stillen Vater mit seinem noch stilleren Sohn, die gemeinsam an einer Steinformation rasten. Wir überholen sie und danach wird der Wanderweg zu einer echten und gefährlichen Herausforderung: von wandern kann gar keine Rede mehr sein. Wir müssen auf allen Vieren krabbelnd einen steilen Abhang hinabklettern, bei dem wir fast abgestürzt wären. Ich schaffe es kaum, die Höhe zu bewältigen und muss oft auf meinem Po die Felsen runterrutschen. An Schlangen oder Spinnen denkt jetzt keiner mehr von uns, dafür sind wir viel zu beschäftigt, nicht abzustürzen. Thomas, der immer mürrischer wird, hält dabei immer Ausschau nach dem sehnlich erwarteten Ziel des Wanderwegs, nämlich der Scenic Cableway, die ist aber weit und breit nicht zu sehen. Vielmehr landen wir irgendwann in so einer Art Bergkessel. Thomas zieht die Notbremse und ordnet den Rückzug an. Also müssen wir nun den ganzen Weg wieder zurückklettern, was noch viel schwieriger ist. Ich komme kaum hoch und muss mich teilweise mit dem Knie hochhieven. Wir haben nicht mal die Möglichkeit, Fotos zu machen.... Meine Wade bringt mich fast um!
Als wir endlich wieder bei Vater und Sohn ankommen, meinen diese, dies sei der Wanderweg an die gegenüberliegende Steilwand des Canyons, der ca. 7 (!!!) Stunden dauern würde. Wir verstehen das alles nicht wirklich, da wir ja eigentlich nur der Empfehlung des Trolley-Karten Verkäufers folgend dem harmlos aussehenden Wegweiser gefolgt sind, der einen 45-minütigen Wanderweg angekündigt hat. Offenbar sind noch mehrere Wanderer diesem Missverständis aufgesessen, jedenfalls kommen uns zahlreiche Pärchen entgegen, die noch viel weniger sportlich aussehen als wir und die wir warnen, weiterzugehen. Nach einer Stunde haben wir die Abzweigung zum beplankten Weg wieder erreicht und sind völlig kaputt. Trotzdem können wir jetzt wieder über die Situation lachen. Auf die Frage, wie Thomas es schafft, so locker über die Baumstämme zu klettern, meint diese dem Film "Mr. Hopps macht Ferien" entsprechend: Du musst locker aus den Knien herausgehen und macht James Stewart nach, was mich vor Lachen fast zum Umfallen bringt.
Als wir dem beplankten Wanderweg folgen, finden wir einen neuen Wegweiser, der nunmehr einen 45-minütigen Wanderweg zur Scenic Cableway ankündigt. Den hat der Verkäufer also gemeint.....!
Den Weg nehmen wir dann auch. Dieser ist zwar teilweise steil, aber leicht zu gehen. So schnell erschüttert uns nichts mehr, allerdings sind wir jetzt schon ziemlich k.o. Zwischendurch machen wir eine kurze Pause auf einer Bank und essen die mitgebrachten Sandwiches.
Nach ca. 40 Minuten erreichen wir die Cableway, eine Gondelbahn, die uns zusammen mit zig lauten Japanern (alle behandschuht und mit riesigen Sonnenkappies ausgestattet) wieder nach oben fährt. Dort nehmen wir den Trolley zurück zur Bahnstation. Thomas kauft sich dort noch ein Bier, ich einen Eistee und ein Kitkat (das habe ich mir nun wirklich verdient!). Wir müssen noch eine halbe Stunde auf den Zug zurück nach Sydney warten. Auf der 2-stündigen Fahrt nach Hause schlafen wir beide ein.
Im Hotel angekommen, ziehen wir die völlig verdreckten Sachen aus, duschen und Thomas spielt die Fotos und Filme auf die Festplatte. Dort finde ich auch heraus, dass der erste "Höllenwanderweg", den wir gegangen bzw. geklettert sind, zu den schwierigsten des gesamten Nationalparks gehört und nur erfahrenen Wanderern empfohlen wird, diesen mit mindestens 3 Personen zu laufen.
Danach geht es mit der Bahn zum Circular Quay, von dort aus zu Fuß zu "The Rocks" und dort zum Restaurant "Phillips' Foote", das wir schon vorgestern bewundert, wegen einer Busladung Japaner aber nicht betreten hatten. Dort gibt es in einem wunderschönen Hinterhof ein Barbecue. Das heißt, man kann sich an einer Theke, in der ganze Berge von unterschiedlichen Fleischsorten aufgehäuft sind, ein Stück aussuchen und grillt dieses selbst am offenen Grill. Dazu gibt's Salate, Kartoffeln und Brot vom Buffet. Das Fleisch ist superlecker und in einer Qualität, die wir in Deutschland noch nicht gefunden haben.
Nach einem durchweg sonnigen Tag, tröpfelt es nun ein wenig, hört aber gleich wieder auf.
Da wir Kings Cross noch nicht besichtigt haben, dies aber im Reiseführer empfohlen wird, nehmen wir den Zug dahin und steigen dort aus. Dort gefällt es uns gar nicht. Das ist die Reeperbahn für Anfänger. Alles ist ziemlich dreckig. Wir empfinden Mitleid mit den Backpackern, die dort in einer Backpackerunterkunft übernachten müssen. Die sehen von außen schon so schmuddelig aus, dass es mich nicht wundert, wenn man dort Bettwanzen kassiert!
Da Thomas mir glaubhaft versichert, der Fußweg sei kürzer als der mit der Bahn, gehen wir zu Fuß mitten durchs Schwulenviertel zu unserem Hotel zurück. Meine armen Beine! Zwischendurch kauft sich Thomas noch ein 6 Pack. Mit letzer Kraft schaffe ich es nach Hause. Thomas geht noch auf ein Bier in eine Kneipe.
Aufbruch: | 24.03.2008 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 01.05.2008 |