Zwei Joes erobern die Welt
Australien und seine schnutzeligen Bewohner: Das Zucchinifeld ist der Vorhof zur Hoelle
Bundaberg, 5.September - 16.Oktober
Total entspannt und gluecklich nach der aufregenden Tour durchs Nichts von Australien (eigentlich sind wir durch die meistbewohntesten Gegenden Australiens gefahren), kamen wir gegen 23h in pretty-pretty Bundaberg an.
Sind dann gleich ins Busbahnhof Hostel eingecheckt und haben uns an der eigenst dafuer hergerichteten Knast-Location erfreut. *grusel*
Wir haben uns dann dafuer entschlossen unseren Fensterlosen Metall-Bunker nicht alleine zu verlassen und sind nur noch zu zweit aufs Klo gegangen.
Kakerlaken oder aehnliches wurden auch noch nicht gesichtet, allerdings waren wir uns ziemlich schnell sicher, das wir auch nicht unter die Matratzen gucken wollten.
Am naechsten Tag sind wir dann in den East Bundy Backpackers eingecheckt. Dieses Pracht-Hostel wird die naechsten Wochen unser zu Hause sein.
Die Hostels in Bundaberg arbeiten mit Farmen zusammen und vermitteln dann auch Arbeit, ausserdem werden wir auch zur Arbeit gefahren.
Die ersten Tage gab es leider keine Arbeit fuer uns, aber wir durften jeden Tag 2 Stunden im Hostel helfen, zum Beispiel Autos waschen oder Waende abwaschen, damit sie gestrichen werden konnten.
Am Samstag war es dann endlich soweit. Wir sollten Cherry Tomaten pfluecken. Allerdings auf Contract, das heisst man wird pro Eimer bezahlt. Sowas is ja immer nicht so gut.
Ein froehlicher Onkel Ditmeyer bei der Tomaten-Auslese. Gut zu erkennen auch der 20l Eimer, der mit den Mini-Tomaten gefuellt werden sollte. Pro Eimer gabs 11$ vor Steuern und man braucht gut eine Stunde dafuer.
Ja da pflueckt sie noch mit einem Laecheln im Gesicht...
Wir haben morgens um 6h angefangen und waren nach gut 10,5Stunden fertig. Letzlich hat der Tag gut 90$ nach Steuern fuer jeden von uns gebracht. Ob wir zu Hause fuer gut 6EUR die Stunde Tomaten pfluecken wuerden?
Da die Tomaten eine eintaegige Sachen waren, erwartete uns am Sonntag ein Abenteuer der besonderen Art.
Zucchini pfluecken! YEAH!
Das ist ungelogen so ziemlich der scheissigste Job, den es auf Erden gibt, denn der Vorhof zur Hoelle beginnt auf dem Zucchinifeld.
Wusste einer von euch bisher, das diese gruenen Biester auf dem Fussboden wachsen und Blaetter haben, die dir die Arme blutig schneiden? Tja, wir wissen das jetzt und wir hoffen, dass ihr auch an die armen, halbtoten Backpacker denkt, die fuer dieses Zuccinimonster, das ihr achtlos in euern Supermarkt-Wagen werft, fast ihr Leben lassen mussten.
Zudem war der Farmer fuer den wir arbeiten durften ein absoluter Voll-Hirni, den wir liebevoll den Nazi nannten. Er schimpfte die ganze Zeit ueber uns dumme Backpacker, die daemlichen Maedchen, die idiotischen Wasserkoepfigen Japaner (die mit uns durch diese Hoelle gingen) und seine liebevolle Frau fuhr mit ihrem Trecker uebers Feld und schrie wie von der Tarantel gestochen "Faster, Faster" (Schneller, Schneller).
Klar, wie schnell kann man sein, wenn man von morgens um 6 bis abends 18h bei gut 30C in der Sonne daemliche, haessliche Zucchinis pfluecken darf? Ja, das Thema Motivation ist in Australien noch nicht wirklich ausgereift...
Der grosse Joe durfte dann nach 2 Stunden zum Verpacken, dass heisst sie durfte 20l Eimer Zucchinis in ein riesiges Bad mit ekliger Saeure werfen und Zucchini-Kisten schleppen.
Der kleine Joe ist dann an die 1000Tode auf dem Feld gestorben und musste sich zusammenreissen, nicht von Heul-Kraempfen geschuettelt zu werden.
Wir habens aber ueberlebt und uns geschworen nie mehr Zucchinis zu pfluecken.
Montags haben wir unsere Heim-Farm bekommen. Suesskartoffel-Setzlinge abschneiden und wieder einpflanzen. Aufregend total. Ueber den genauen Ablauf in diesem Arbeitsbereich haben wir ja auch schon in dem Kapitel "Feldarbeit? Oh ja, sehr gern" berichtet.
Diese Arbeit haben wir nach einer Woche geschmissen. Die Bezahlung und die Kollegen waren zwar gut, aber der Job hat uns jeden Tag knapp an den Wahnsinn verbracht.
Zwei traurige kleine Joes nach einem harten Tag auf dem Feld. Man achte auch auf die dreckigen Fuesse. Socken und Schuhe schuetzen nicht wirklich vor dem roten Sand, der in jede Pore kriecht.
Die Verzweiflung ist unuebersehbar.
Am Abend bekamen wir dann eine neue Aufgabe fuer die Woche zugeteilt. Nicole darf Maiskolben verpacken und Nina Suesskartoffeln einpacken, abwiegen und die Tueten zumachen!
Is genauso spannend, wie es sich anhoert, aber man ist nicht in der Sonne und man muss sich nicht buecken. Dies ist Grund genug diese Jobs zu lieben.
Und so froehlich sieht man aus, wenn man 8 Stunden am Tag verschiedenfarbige (!!! erhoehter Schwierigkeitsgrad!!!) Maiskolben verpacken darf.
Da oben, wo der junge Mann steht, da durfte Nina durchschnittlich an die 3Tonnen Süsskartoffeln in 1kg-Tüten zumachen... hey, es gab ein Radio und einen Ventilator. Es war das Paradies *träum*
Wir verweilen jetzt schon gut 6 Wochen im wunderschoenen Bundaberg in dem Wahnsinnshostel East Bundy Backpackers und jeden Tag sind wir erneut verzaubert. Das einzige was hier echt gut ist, dass wir viele neue Leute kennengelernt haben und wir wuerden uns glatt soweit aus dem Fenster legen und sagen, neue Freunde gemacht haben.
Hervorzuheben waere hier natuerlich der Herr Manuel.
Wir sind zusammen mit dem guten Herrn Walz angereist und haben uns auch gleich zusammengefunden. Kingt komisch, ist aber so.
Manuel hat denselben Humor und ich sach ma so, man steckt zwar nicht drin, aber wir ham uns echt gut mit dem alten lommeligen beppigen Kopf verstanden. Ja, wie ihr vielleicht merkt, wir haben sogar eine neue Sprache gelernt. Schwaebisch oder so?
Dort heisst es naemlich nicht, dass etwas nicht fest ist, sondern es ist LOMMELICH.Ausserdem wenn etwas klebt, ist das beppig. Ein Splitter ist ein Spreissel und man haelt nichts fest, sondern man hebt mal. und hochheben ist lupfen. (jaja, die suedlaender haben ihren eigenen Slang).
Auf jeden Fall haben wir jeden Abend mit Manuel zusammen gekocht. Einen Abend gabs dann vorzuegliche Pfannkuchen. Oder sowas aehnliches.
Der Teig war ganz lecker, aber mit dem Braten hat es nicht hingehauen, wir wollten es dann retten und Kaiserschmarrn machen, leider ist auch das fehl geschlagen.
Letzlich gabs dann gebratenen Teigklumpen. Joes Spruch "das gibt morgen Durchfall" war da nicht ganz unberechtigt. Vor allem wenn man bedenkt, das an diesem Abend ein Kilo Mehl, ein Kilo Zucker, 750ml Oel und ein Schluck Milch verarbeitet wurden. Das Ding war schwer! Wirklich ein Brueller. Was wuenscht man sich mehr nach einem anstrengenden hartem Arbeitstag, drei Loeffel Flatschen fuellen den Magen eines ausgewachsenen Mannes fuer eine Woche...
Manuel und der kleine Joe in ihrem Kochstudio. Noch sind sie voller Wohlgemut, das der Teigklumpen (unten rechts) ein Gaumenschmaus wird. Hier ist uebrigens nur etwa ein drittel des Klumpens zu sehen, der Rest musste noch gebraten (oder wie auch immer) werden.
Unser abendliches Ritual war die anderen beim Fernseh-Gucken zu stoeren. Leider war das Sofa etwas klein fuer uns drei, so dass Manuel immer etwas kuemmerlich in der Foetus-Haltung am Sofa-Rand verweilte.
Leider reisste Manuel dann bald ab und liess uns alleine im heissen Pflaster Bundabergs.
Und das ist es wirklich. Hier gab es schon alles an Backpacker-Moerdern, was man sich vorstellen kann. Serienkiller, die Anhalter um die Ecke brachten, Farmersfamilien die vorzugsweise geschlachtete Backpacker als Duenger verwendeten und nicht zu vergessen der indische Arzt aus dem Krankenhaus, der erstmal 80 Leute umbringen durfte, bis sie festgestellt hatten, das er gar kein Arzt ist.
Ja wie sagt das alte Sprichwort so schoen? Entweder man ist Arzt, oder man arbeitet in Bundaberg.
Ausserdem gabs in der Zeit, die wir schon hier sind, einen Unfall mit einem Hostel-Bus, bei dem 7 Backpacker (unter anderen welche aus Deutschland), ums Leben kamen.
Viele Einheimische hier moegen die Backpacker auch nicht, weil wir ihnen "die Jobs wegnehmen". Klar, alle pruegeln sich drum, auf dem Feld zu pfluecken. Oft wurden schon Eier und Wasserbomben ans Hostel geworfen und wir wurden aus fahrenenden Autos angeschrien "Go Home". Ja nicht alles ist eitel Sonnenschein. Es ist aber schon merkwuerdig, dass man auf einmal selber ein Opfer vom Rassismus wird.
Aber Schluss mit der Miesmacherei von dieser Koenigin unter den Staedten. Es gibt hier auch nette Menschen.
Das ist Sarah aus Daenemark, mit der wir zusammen den "Different People" (Andere-Leute)-Club gegruendet haben.
Gut angefreundet haben wir uns auch mit den Koreanern aus dem Hostel. Die sind echt alle total nett und wir haben immer viel Spass mit denen. Ausserdem lernt Nina jetzt koreanisch.
Am Wochenende sind wir dann mal zusammen an den Strand gefahren.
Der ist echt schoen und wir haben vergnuegt mit den Koreanern am Strand Ball gespielt. Leider ist Eun Bae irgendwann ungluecklich in Nicole reingekracht und mit seinem Knie auf ihren Fuss geschmettert. Dabei ist ihr Zeh hobs gegangen, bzw gebrochen wie ein vertrockneter Ast.
Der kraenkliche Joe mit dem schrotten Fuss.
Hier gibts nochmal den gebrochenen Zeh in Grossaufnahme. Welcher der gebrochene ist, wird nicht verraten
Trotz schrottem Zeh sind wir naechsten Tag wieder an Strand.
Links ist Chris aus Australien, daneben Alessia aus Italien, Woo Woong aus Korea, Anja aus Deutschland, Min Hyun aus Korea, Nici, Nini und Sarah aus Deutschland.
Abends haben wir dann ein leckeres Barbeque mit einigen Leuten veranstaltet.
Nina hinterm Grill mit Mun Gi und Eunchul aus Korea.
Weil unsere Koreanischen Freunde uns so lieb koreanisch beibringen, wollten wir auch ihnen etwas deutsche Kultur naeher bringen.
Wir wollten Eunchul hochnehmen und haben gesagt am Flughafen stehen Frauen, die die Ankommenden auf deutsche Art begruessen. Die sieht so aus:
Wir mit (von links nach rechts) Julia, Feli und Sarah aus Deutschland. Begruessung auf deutsche Art.
Abschied von Woong Woo und Eunchul.
Im gruenen Shirt Hee Woo Lee, Sarah, zwischen Nina und Nicole Eunchul, vor Nina Woong Woo, im rosanen Shirt der suesse Hosu und im grauen Kyoung Chae.
Aufbruch: | 22.06.2005 |
Dauer: | 14 Monate |
Heimkehr: | 02.09.2006 |
Fidschi
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