Zurück nach Nepal ins Land der Berge und Götter

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Ines Oßwald

Über Stock und Stein ins Abenteuer hinein: Ich mache dir das Leben zum Himmel......

...........halte dir die Schatten vom Leib, werd die Sterne polieren. Dreh die Welt nur um dich. Werd dich nie aus meinen Augen verlieren.

Mit meinem I Pod und Grönys Song im Ohr wollte ich diesen verdammten Pass bezwingen, ohne das mir dabei die Rübe platzt.
Nach einem Morgentee........ganz früh am Morgen, Schneefall draußen ging es, nachdem wir auf ein Mitglied meiner Familie angestoßen hatten, los zum Pass.
Alles war tief im Nebel versunken, doch unsere kleine Lampe leuchtete den Weg aus.
Erst ging es ganz langsam gemächlich hoch, so gemächlich wie es hoch ging kamen meine Kopfschmerzen. Doch mit der Aussicht am selben Tag wieder auf 4000;Meter zu kommen, steckte ich es vorerst weg.
Gröny hatte sich aus gemayert, ich ertrug nicht mal mehr den Ohrstöpsel.
Schritt für Schritt............ganz langsam geht es weiter. Ab und zu ein Zipfel Berg. Aber ja nicht zu viel.

Gequältes Lächeln für's Foto

Gequältes Lächeln für's Foto

Zum X'ten mal fragte ich mich, warum nur tu ich mir das an? Warum diese Quälerei, wenn es doch viel einfacher sein könnte? Trotzdem zieht es mich immer wieder auf eisige Höhen, dass Glücksgefühl danach, wenn man es geschafft hat ist einzigartig. Normalerweise die Aussicht auch. Pech gehabt dieses mal nicht.
Bijays Kommentar: Da kommen die Touristen fast um die ganze Welt geflogen um Berge zu sehen, dann sehen sie nicht's, quälen sich, hecheln, japsen, haben Kopfschmerzen und könnten doch mit einer Zigarre und einem Cocktail am Strand liegen. Um zum Schluss mich, völlig ironisch zu fragen........schöner Urlaub, na?
Zum Glück verstehen wir beide Spaß und wissen wie es der andere meint.
Ein Spanier kroch an uns vorbei und Bijays Kommentar.....schöner Urlaub, na? Ließ ihn einfach herzlich lachen und bejahen.

Wie man sieht, man sieht nichts

Wie man sieht, man sieht nichts

Außer vielleicht mal eine klitzkleine Bergspitze

Außer vielleicht mal eine klitzkleine Bergspitze

Mitten auf dem Pass

Mitten auf dem Pass

Bijay peitschte mich immer wieder an, was ich auch brauchte. Ich wollte, ich konnte nicht mehr. Der Mann, der wie wild in meinem Kopf herum hämmerte ließ einfach nicht nach. Immer immer wieder hatte ich das Gefühl mir zerspringt die Birne, nicht mal die Aussicht auf einen Schokoriegel, den Bijay vorsichtshalber im High Camp gekauft hatte zog mich. Denn schlecht war mir außerdem.
Endlich, eine kleine Rast, eine kleine Hütte in der schon viele saßen, keuchend außer Atem und auch nicht so glücklich blickend, brachte eine kleine Pause. Den Schokoriegel aß ich trotzdem, Übelkeit hin Übelkeit her........Schoki geht immer bei mir, dazu noch ein Tee und ich fiel in die Kissen und versuchte mich etwas zu erholen.

Endlich Pause und die rettende Hütte

Endlich Pause und die rettende Hütte

in der ich mich in die Kissen plumpsen ließ

in der ich mich in die Kissen plumpsen ließ

Doch leider, es geht weiter. Endlos scheint die Steinwüste zu sein, endlos auch der Mann in meinem Kopf, mit welcher Geduld er sein Spiel fort setzte. Unterwegs trafen wir eine Holländerin, sie saß auf einem Esel, worüber ich sie beneidete, allerdings nicht über ihren Blick. Sie schien gar nicht anwesend zu sein. Später erfuhren wir, dass sie es so gerade bis Muktinath geschafft hatte, wo der Hubschrauber wartete und sie schnellstens nach KTM ins Hospital brachte. Tja, Buschfunk funktionierte wieder mal. Zum Glück hatte sie überlebt, denn manchmal verlieren Trecker ihr Leben bei der Pass Überquerung.

Endlich, nach gefühlten Stunden und nicht enden wollender Qual, ließ mich Bijay's Aufschrei aus meinen Träumen reisen. Der Pass ist fertig. Hihihi, er meinte der Pass ist erreicht.
Na lange hätte es auch nicht mehr gehen können. Einzig die Aussicht danach wieder tief herunter zu gehen und dabei die Schmerzen wieder zu verlieren, ließ mich noch aufrecht gehen.
Der Pass, der Pass. Oh Man, viele glückliche Leute waren schon da, auch unsere russischen Freunde. Was für eine Wiedersehens Freude.
Doch erst in die Hütte, ein Tee trinken, den ich am liebsten wieder raus gebracht hätte, mir stand wirklich bis zur Kinnlade vor Übelkeit.
Das nutzte nicht's mussten wir noch mal raus, am Pass die Gewinner Fotos zu machen. Jeder mit jedem, alle mit allen, mal mit Siegerpose, mal mit gekünsteltem Lächeln, mal mit freien Oberkörper ( Ich nicht), mal mit einem Stofftier............alles aber auch alles wollte vor die Linse
. Und ich gehe jede Wette ein, dass geschlossen sämtliche Foto Objekte Kopfschmerzen hatten.
Doch ist man wieder daheim will man seiner Umwelt doch zeigen wie cool man ist. Na?

Bitte etwas freundlicher

Bitte etwas freundlicher

na geht doch!!!

na geht doch!!!

Völlig fertig, freue ich mich mein Ziel erreicht zu haben

Völlig fertig, freue ich mich mein Ziel erreicht zu haben

Was macht man, wenn man ganz oben ist, am Ziel? Man sieht's in dem Moment gelassen und will nur das der Schmerz sich verabschiedet. Prostet den anderen mit Tee zu und sieht zu so schnell wie nur irgendwie geht wieder runter zu kommen.

Irgendein Eisfall

Irgendein Eisfall

Bijay erklärte mir jedoch erst noch die zahlreichen Berge die sonst hier zu sehen sind. Na toll! Er sagte, an die 50 mal ist er diesen Weg gegangen und nie hatte er solches Wetter. Na, da kann ich mich doch glücklich schätzen mal was außergewöhnliches zu erleben. Worauf ich jedoch gern verzichtet hätte. Doch was solls,,,,,,,der weg ist das Ziel.
Wie fand ich in diesem Moment diesen Spruch doch so mega doof.
So nun mal schnell wieder runter.

So sieht der Weg nach unten aus

So sieht der Weg nach unten aus

Hier muß oder will ich mich auch mal bei Nobu bedanken, der meine Klamotten treu und brav die ganze Zeit geschleppt hatte.
Vielen vielen Dank.
Und wer nun denkt meine Kopfschmerzen waren schlagartig vorbei, der täuscht sich gewaltig. Im Gegenteil es wurde vorerst schlimmer. Selbst die Tablette die ich mir nun mit ruhigem Gewissen ein gepfiffen hatte verfehlte seine Wirkung. So schleppte ich mich, den Tränen nahe von 5416 Meter Stück für Stück auf 4000Meter. Was für ein Wahnsinn.
Ich ging wie in Trance, mein Kopf war leer. Eigentlich war ich nur ein Häufchen Elend und Bijay hatte seine liebe Not mit mir. Selbst als er mir meinen Tages Rucksack auch noch abnahm konnte das mein Befinden nicht bessern.
Ich hatte nur einen Gedanken .....runter runter, so schnell nur irgendwie geht.
Meine Lippen, die durch die Trockenheit aufgesprungen waren, taten höllisch weh.
Doch alles hat ein Ende. Vor uns rieß die Wolkendecke auf und es zeigte uns hinter einem Nebelschleier Mustang. Ach wie war ich glücklich.

Die Wolkendecke reist auf, noch etwa 600 Höhenmeter runter

Die Wolkendecke reist auf, noch etwa 600 Höhenmeter runter

Dort unten ist Muktinath im Lower Mustang District

Dort unten ist Muktinath im Lower Mustang District

Eine vollkommen andere Landschaft

Eine vollkommen andere Landschaft

So langsam verschwand das Männlein in meinem Kopf und suchte sich offentsichtlich ein anderes Opfer.
Lower Mustang lag vor uns und somit breitete sich vor meinen Augen eine komplett andere Landschaft aus. Wau, war das schön. Ich dachte ich bin in irgendeiner Wüste, doch niemals im Himalaya. Vorsichtshalber fragte ich Bijay ob wir uns nicht verlaufen hatten.
Die letzten Meter nach unten war eine Schlammschlacht, auch hier schien es die letzten tage kräftig geregnet zu haben. Mit rutschen, hängen und würgen kamen wir mit Schlamm bespritzten Klamotten und Schuhen die wahrhaftig nicht mehr jungfräulich aussahen, unten in Muktinath an.

Muktinath

Muktinath

Dort sind wir ins Hotel "Bob Marley", der vor etlichen Jahren wirklich mal dort gewesen sein soll ( jetzt weiß ich auch das Marihuana Feld einige tage davor besser zu deuten , eingekehrt. Mit großen Zimmern und einer heißen Dusche......................was für ein Luxus.
Im Hotel wird man fast den ganzen Tag mit Bob Marley Musik beschallt. Mir ist alles egal, ich bin schmerzfrei, bis auf meine geschundenen Füße, glücklich den Pass überstanden zu haben und wieder heiß duschen zu können. Wobei mir die Freunde aus dem NO wieder ein Strich durch die Rechnung gemacht haben. warum nur sind sie auch immer eher als ich da und vor allem wieder mit einem Sack voll Wäsche.
Musste ich eben bis zum Abend warten.

Muktinath's heiliger Hindu Tempel

Sind wir schon in Muktinath machen wir auch einen Ausflug zum Tempel.
Schmerzfrei und fast komplett gehen wir zum Sightseeing.
In Muktinath befindet sich ein uraltes buddhistisches und hinduistisches Heiligtum.
108 Quellen, welche aus einer Wand entspringen, sind den Hindus heilig, während eine brennende Erdgasflamme, welche einer Quelle entspringt, den Buddhisten heilig ist.

Der heilige Vishnu Tempel, den ich nicht betreten darf

Der heilige Vishnu Tempel, den ich nicht betreten darf

Im Tempelbezirk ist der Vishnu Tempel das Hauptheiligtum der Hindus. Um ihn herum sind 108 Wasserspeier, aus denen von einer Quelle weiter oben heiliges Wasser läuft. Einige Gläubige sind hier und laufen mit wenig Sachen bekleidet durch die Duschen durch, danach springen sie in ein Wasserbecken. Sie glauben nun sind sie rein von allen Sünden. Eine Art Beichte ablegen, wobei mir das bei der Kälte weit aus sympathischer wäre, wenn ich irgendeiner Religion Glauben schenken könnte. Doch ich bin immer noch wie ich geboren wurde.....eine Heide.
Doch als Mensch der gern reist um seinen Horizont zu erweitern respektiere ich den Glauben der anderen. Alle mal interessant ist es dabei zu zusehen. Einzig dem Buddhismus, der für mich mehr eine Lebenseinstellung als eine Religion ist, schenke ich etwas mehr Aufmerksamkeit. Bijay schenkt dem Glauben und betröpfelt sich etwas mit heiligem Wasser, wobei ich insgeheim denke ihm ist auch zu kalt.

Versuchen kann man es ja mal

Versuchen kann man es ja mal

alle Sünden sind weg

alle Sünden sind weg

Sie bereiten sich auf den Gang durch's kalte Wasser vor

Sie bereiten sich auf den Gang durch's kalte Wasser vor

Aber wie so oft in Nepal haben an der gleichen Stelle die anderen, die Buddhisten auch ihr Heiligtum. Eine kleine Gompa, die über einem weiteren Heiligtum von Muktinath erbaut wurde; einer Flamme, die von einem Gasgemisch gespeist wird und die sich direkt über einer Quelle befindet.

In der Gompa, wo die ewige Gasflamme lodert

In der Gompa, wo die ewige Gasflamme lodert

Glocken Wirrwar im Tempel

Glocken Wirrwar im Tempel

Zurück im Hotel gönne ich mir nun endlich meine mir wohl verdiente Hot Shower, die auch wieder hot ist. Abends essen wir gemütlich und spielen Karten. Übrigens von unseren russischen Freunden haben wir uns verabschiedet, sie gehen ab morgen einen anderen Weg. Doswidanja.

© Ines Oßwald, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Endlich, nach einem Jahr Abstinenz reise ich wieder nach Nepal, zu Freunden, in die Bergwelt und ins Land der zwei Religionen.
Details:
Aufbruch: September 2010
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: Oktober 2010
Reiseziele: Nepal
Der Autor
 
Ines Oßwald berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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