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Cambodia: Open your heart – open your wallet
Ich habe das Gefühl zu wenig Zeit in Kambodscha verbracht zu haben um wirklich ein Statement wie zu Myanmar oder Indien abgeben zu können. Der Grundeindruck, der mich die ganze Zeit allerdings verfolgt hat ist dieser:
Kambodscha ist durchaus einen Schritt moderner als Myanmar, es gibt landwirtschaftliche Maschinen, die oft eingesetzt werden, der Tourismus scheint eine große Einnahmequelle zu sein, das Internet funktioniert überall ... allerdings erschienen mir die Leute ärmer - die allgemeine Armut größer. Mittlerweile bin ich der Ansicht, dass dieser Eindruck vor allem darauf gründet, dass man ständig - und ich meine wirklich ständig - angebettelt wird. Es gibt viele von Minen verstümmelte Menschen die um ihren Lebensunterhalt betteln, genauso wie von Geburt an körperlich und geistig Behinderte, aber auch viele Menschen bei denen ich nicht so genau sagen konnte, warum genau diese jetzt betteln und nicht wie viele Tausende andere irgendetwas verkaufen. Das ist nämlich das zweite: Andauernd will einem jemand was verkaufen: Bücher, Armbänder, Sonnenbrillen, Postkarten, und und und. Was das Ganze noch Unerträglicher macht ist die Tatsache, dass die Verkäufer in den meisten Fällen Kinder und Jugendliche sind. Aber was soll man machen? Über 40 % der kambodschanischen Bevölkerung ist nun mal unter 16 - das Bevölkerungswachstum liegt bei 2 % pro Jahr. Die Kinder müssen irgendwie Geld verdienen, sonst verhungern sie.
Im Gegensatz zu Myanmar, wo eben noch 85 % der Leute Farmer sind und sich ihr Essen selbst anbauen können (natürlich mit harter Arbeit), begegnet man in Kambodscha weniger Farmern, dafür umso mehr Krimskrams Verkäufern und Bettlern. Man wird manchmal das Gefühl nicht los, dass dieses Land sich sehr früh schon sehr abhängig vom Tourismus gemacht hat.
Meine Lieblingsverkäuferin war Gem in Sihanoukville, die 3 Tage nicht lockergelassen hat bis ich ihr ein geknüpftes Armband um 2,50 $ abgekauft habe. Meine Lieblingssätze "Relax, do it Cambodian Style", "Open your heart, open your wallet". Ich hoffe, sie bringt es noch zu was! Versprochen hat sie es mir zumindest!
Weiters ist natürlich die Geschichte Kambodschas ein Kapitel für sich. Dieses Volk hat vor kurzem noch so gelitten und auch jetzt noch ist der Staat so gezeichnet von Korruption und Ungerechtigkeit, dass es ein Wunder ist, wie weit sie es bereits geschafft haben. Auch die Tatsache, dass die Khmer Rouge quasi die ganze Bildungsschicht ausgerottet haben (alle Menschen mit Bildung, sogar die, die nur eine Brille trugen wurden getötet; sie wollten nur Bauern haben, die als die Basisleute und Vorzeige-Khmer galten) erklärt vieles und ich frage mich, wie in den letzten Jahren in den Schulen unterrichtet wurde.
Das Land hat auf alle Fälle sehr viel zu bieten - sei es die Tempelstadt Angkor oder die wunderschönen Strände. Ich habe zu wenig davon gesehen und vor allem zu wenig Kontakt zur einheimischen Bevölkerung gehabt, um mir von Kambodscha eine Meinung zu bilden, die ich guten Gewissens vertreten kann.
Aufbruch: | 25.09.2011 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 23.01.2012 |
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