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Reisezeit: November 2012 - Februar 2015  |  von Alexandra M.

Samoa: Visarun ins Paradies: Next paradise: Savai'i

Am nächsten Tag besteige ich ein weiteres Mal den öffentlichen Bus; diesmal in die entgegengesetzte Richtung - wieder am Flughafen vorbei und zum Fähranleger im Nordwesten der Küste. Vor mir sitzt eine junge Frau mit ihrem vielleicht einjährigen Töchterchen, das selig schlafend auf ihrer Schulter liegt und mir dabei den Kopf mit einem riesigen Abszess an der Stirn zuwendet - auch der Blick durch meine rosarote Sonnenbrille macht diesen Anblick nicht erträglicher - meine Beine halte ich schön zur Seite - zu groß die Angst, dass der immer wieder heraustropfende Eiter auf meiner (immernoch langen!) Hose landet.

Viele Kinder laufen hier auch mit Abszessen an den Beinen, mit wenigen oder sehr schlechten Zähnen, mit völlig zerlumpter Kleidung herum. Und obwohl Samoa von vor allem Neuseeland und Australien Entwicklungshilfe erhält, viele im Ausland lebende Samoaner ihre im Heimatland lebenden Verwandten finanziell unterstützen, die Landschaft wunderschön ist und dicke saftige Früchte vor den Haustüren wachsen - ist dies ist eben doch auch nur ein URLAUBSparadies: Arztbesuche, für europäische Verhältnisse sehr sehr günstig sind eben scheinbar noch zu teuer für viele hier lebende Familien.

In meinem neuen fale auf Savai'i, in dem kleinen Dörfchen Manase an der Nordküste angekommen, lerne ich beim gemeinschaftlichen Abendessen - wir beide sind die einzigen Gäste - Malcolm kennen - ein in Neuseeland aufgewachsener Samoaner, der für die samoanische Regierung arbeitet: früher war er selber Lehrer, nun bildet er Lehrer weiter. Er erzählt mir, dass er "uns" (er meint, "uns Reisende") sehr beneidet, denn zwar würde er für samoanische Verhältnisse ganz gut verdienen, jedoch könne er nicht sparen, da er sein Geld entweder der (Groß-)familie abgebeben, oder der Kirche spenden muss. Später wird mir von hier lebenden Neuseeländern erzählt, dass der Druck, für die Kirche zu spenden, auf Samoa extrem groß sei - während des sonntäglichen Gottesdienstes werde vorgelesen wer wie viel gespendet hat und es gebe eine Art "Ehrenkodex" einen bestimmten, nicht geringen, Anteil des Einkommens hierfür zu verwenden, ansonsten sei mit Sanktionen zu rechnen, bis hin zum Ausschluss aus der Gemeinde (und somit des sozialen Umfeldes).

Erstaunt bin ich hingegen, was Malcolm über die Fortbildungen erzählt, die er für Lehrer abhält und die sich vor allem auf Inklusion beziehen - in Samoa gehen Schüler mit Behinderungen nicht mehr auf Förderschulen, sondern in Regelschulen - tja, und hier scheint Deutschland im Vergleich zu diesem kleinen Inselstaat das Entwicklungsland zu sein...

Mich selbst hat es nicht durch Zufall nach Manase verschlagen - im Nachbarort befindet sich eine Tauschschule, in die ich mich für die nächsten drei Tage "eingebucht" habe um meinen Kurs zum "Advanced Open Water Diver" zu absolvieren.

Das Tauchen hier gefällt mir gut - da es hier auf Savai'i nur eine Tauschschule gibt, sieht man hier zumindest nicht mehr Taucher als Fische unter Wasser und die Anfahrtswege zu den Tauchgründen sind sehr kurz. Die Tauchgänge finden entweder an einem Wrack - dem seit 1881 auf dem Grund liegenden ehemaliges Segelmissionarsschiff "Juno" oder an den noch unzerstörten Riffen. Und auf jedem meiner Tauchgänge sehen wir Schildkröten. Jedoch ist die Sicht leider an keinem der drei Tage die beste - auf 20 Meter Tiefe sieht muss man da schon aufpassen, dass man seinen Tauchpartner nicht aus den Augen verliert. Trotzdem genieße ich meine Tauchgänge überaus und merke wie dieser Sport mir mehr und mehr Freude bereitet, umso routinierter ich im Umgang mit der Ausrüstung etc. werde und den Blick weg hiervon auf die schöne Unterwasserwelt lenken kann.

Meine drei Tauchtage gipfeln in einem sehr leckeren Barbecue, das Vailua, die gute Seele (=Köchin) meiner fale-Anlage für die wenigen Gäste zubereitet - und anschließend falle ich um 9 Uhr ins Bett und schlafe 12 Stunden - Tauchen ist eben doch anstrengend. Und da es für den nächsten Tag zwei gute Entschuldigen gibt, einfach nichts zu tun (1. Sonntag, 2. Regen), mache ich eben genau dies: Essen, schlafen, lesen, süßes Nichtstun.

Für den darauffolgenden Tag habe ich mir ein Auto gemietet um ein bisschen mehr von Savai'i zu erkunden. Meine Tour führt einmal um die Insel herum, teils durch hügelige Gegenden, teils am Meer entlang. Auf Samoa begreife ich zum ersten Mal was eigentlich eine "atemberaubend schöne" Landschaft sein soll - das Meer ist manchmal so intensiv türkisfarben, das es fast schon unwirklich ist und kombiniert mit dem blauen Himmel, dem weißen Sandstrand und den klassischen schräg wachsenden Palmen ist diese Landschaft fast noch kitschiger (und schöner) als jedes Postkartenbild.

Die Straßen in Savai'i sind erstaunlich gut ausgebaut und es macht Freude über dieses Inselchen zu cruisen. Die Maximalgeschwindigkeit beträft übrigens 56 km/h (nein, das ist KEIN Tippfehler, es sind tatsächlich 56!) und es wird links gefahren - dies allerdings erst seit 2009 - nachdem man den Vorteil erkannt hat, billig Gebrauchtwagen aus Neuseeland und Australien leichter importieren zu können und von Rechts- auf Linksverkehr wechselte.

Auch den nächsten Tag verbringe ich noch auf Savai'i und begebe mich trampenderweise zu dem Wasserfall AfuAu. Normalerweise ist Trampen ja immernoch ein NoGo für mich - war es immer in Deutschland und war es auch auf allen anderen Reisen. Aber Samoa ist einfach anders - ich fühle mich hier absolut sicher; zwar werde ich ständig angesprochen, jedoch ausschließlich neugierig-interessiert, immer zuvorkommend freundlich und mit einem breiten Lächeln. Ich stehe auch nie lange an der Straße - die Fahrer halten hier immer, wenn denn Platz im Auto oder auf der Ladefläche des Pickups ist.

Am Eingang des Wasserfalls steht eine fale, in der ca. 10 Männer sitzen und Karten spielen bzw. liegen und ihr moi halten. Hier bezahle ich mein Eintrittsgeld - wem gehört, der kassiert hier und abgesehen von der Straße gehört hier ja alles irgendwem (- glücklich der, der nicht nur Land mit einer Kokosplantage sondern auch Land besitzt, das aus irgendeinem Grund interessant für Touristen ist.) Ein bisschen erwarte ich, dass man mir an den Wasserfall folgt und der Badespaß damit dahin ist - aber nichts dergleichen - man wünscht mir nur viel Freude, schenkt mir ein zahnloses Lächeln und ich kann den Wasserfall alleine (und alleine, meint alleine - was ein Glück bin ich hier in der Nebensaison!) genießen und mich in das zur Abwechslung kühle und erfrischende Nass stürzen - was ein Leben!

Am nächsten Tag setze ich wieder nach Upolo über - siehe nächstes Kapitel.

Eure, sehr zufriedene, Alex

Am Fährableger

Am Fährableger

Neue fale, neues Reiseglück

Neue fale, neues Reiseglück

fale-Vorgarten

fale-Vorgarten

Nochmal neue fale im Nachbarresort - entsprechende Düfte verspachen besseres Essen hier, somit bin ich doch glatt umgezogen...und...

Nochmal neue fale im Nachbarresort - entsprechende Düfte verspachen besseres Essen hier, somit bin ich doch glatt umgezogen...und...

Auf dem Tauchboot

Auf dem Tauchboot

...wurde nicht enttäuscht!

...wurde nicht enttäuscht!

Eine der vielen, vielen imposanten Kirchen Samoas

Eine der vielen, vielen imposanten Kirchen Samoas

Um Savai'i

Um Savai'i

© Alexandra M., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der Plan: Diesmal keine halben Sachen machen; wenn schon, dann richtig. Also: Job ist weg, Wohnung fürs erste auch, Abschiedstränchen sind gekullert und jetzt gehts los: 365 Tage oder länger, Australien und mehr.
Details:
Aufbruch: 01.11.2012
Dauer: 28 Monate
Heimkehr: 28.02.2015
Reiseziele: Singapur
Malaysia
Australien
Samoa
Vanuatu
Neuseeland
Der Autor
 
Alexandra M. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.