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Australien: Melbourne I
13.11. bis 15.12., Tag 13 bis 45
Hallo Ihr Lieben,
ja Ihr habt recht: Ich bin die undisziplinierteste Reiseberichtschreiberin ever. Und ich habe hierfür nicht mal eine Entschuldigung; außer vielleicht dass es von hier gar nicht so viel Spannendes zu berichten gibt. Aber Ihr schreit ja nach Neuigkeiten und Bildern. Also, here we go:
Im Wissen darüber, dass ich mir Australien für längere Zeit ohne auch hier zu arbeiten, nicht leisten kann, hatte ich mir ja vorgenommen, meine letzte Chance mit einem Arbeitsvisum einzureisen zu nutzen, auch wenn es mir schwer fiel Asien zu verlassen, zu gut war die Zeit dort gewesen. Mit einer solchen Einstellung in einem Land anzukommen, ist bestimmt keine gute Ausgangslage und dementsprechend war der Start hier schwierig für mich: Ich verbrachte meine Zeit in den falschen Hostels (umzingelt von italienischen, französischen und deutschen Schulabgängern), gewöhnte mich daran, mir mein (Schlaf)zimmer mit bis zu neun anderen Personen zu teilen, an die teuren Preise (und daran Geld abgesehen vom Notwendigsten - Bett, Essen, Wäsche waschen - so wenig wie möglich auszugeben) sowie an das Melbourner Wetter (hier hat es vier Jahreszeiten, ja, und das häufig sogar an einem Tag.).
Eines der fünf Hostels, in dem ich während meiner verzweifelten Suche nach einem geeigneten Schlafplatz logierte. Nur dass Ihr nicht denkt, ich lebe hier in Saus und Braus...
Nach zwei Wochen fand ich schlussendlich ein Hostel in dem ich mich wohlfühlte - weit entfernt von luxuriös oder sauber, aber günstig und das wichtigste - mit netten Mitbewohnern, darunter ein paar die auch das typische work & travel Alter überschritten haben und sich freuen, dass noch eine weitere alte Kate bei ihnen einzieht.
Meine Tage verbringe ich damit durch das riesige Melbourne zu LAUFEN (fragt nicht, was ein Straßenbahnticket kostet) und mir gefällt, was ich sehe...
Außerdem sitze ich häufig in der Staatsbibliothek, hier gibt es funktionierendes und kostenloses WIFI und checke die Lage: Jobs, Autos, Zimmer; ich bin ganz schön planlos und überfordert, mit den Entscheidungen, die ich jetzt treffen muss; wie es überhaupt weitergehen soll.
So übersetze ich meinen Lebenslauf erst einmal auf Englisch (Wer hat sich denn bitte Wortungetümer wie "Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme" ausgedacht??) und schreibe einige Bewerbungen für den sozialen Bereich, allerdings alle Nieten. Nun, mir war schon bewusst, dass Australien nicht gerade auf eine deutsche Sozialarbeiterin gewartet hat, aber ich musste es zumindest versuchen.
Die Überlegung gleich ein Auto zu kaufen, scheitert an kompletter Ahnungslosigkeit von Autos - ich beschließe erstmal hier zu bleiben und genieße die Zeit. Ich mache weiterhin meine Streifzüge durch die Stadt, sitze abends im Hostel mit meinen Mitbewohnern zusammen, gehe manchmal ins Pub - Alltag eben.
Einkäufe auf dem Victoria Markt gegenüber meines Hostels (Der gemeine Backpacker geht da kurz vor der Schließzeit hin um billiges Obst und Gemüse abzugreifen. So weit ist es mit mir schon gekommen... )
Da die Hostels voll sind von Menschen verschiedener Nationalitäten, man hier aber keine Australier trifft und ich doch nach Australien gekommen bin um meine Zeit zumindest AUCH mit Australiern zu verbringen, beschließe ich, es mal mit couchsurfing zu versuchen. Ich schreibe viele vergebliche Anfragen, aber der Australier ist bereits im Weihnachtsstress und kann derzeit keine Reisenden bei sich aufnehmen. Schließlich aber antwortet mir Jen und lädt mich ein zwei Nächte in ihrer WG zu übernachten. Als sie mir die Tür öffnet mag ich sie sofort und ihre Wohnung ist wie beschrieben - alt, abgeranzt (sagt sie!), mit Außentoilette im Schuppen, aber es sind immer nette Leute hier. So verbringe ich zwei weinlastige Tage und Abende mit Jen und ihren Freunden; immer wieder klingelt es an der Tür und es schneit jemand neues herein. Da einer ihrer Mitbewohner gerade im Urlaub ist, kann ich in der ersten Nacht vierzehn Stunden lang genießen mal wieder alleine in einem Zimmer zu schlafen, ohne gerade nach Hause kommende oder gerade aufstehende Mit-im-Zimmer-schlafende. Zum Frühstück gibt es dann Omelette mit Eiern von den im Garten lebenden Hühnern. Hippieleben in Melbourne - es gefällt mir!
Jen bewohnt das letzte nicht-gentrifizierte Haus in einer Straße im schönen Stadtviertel Brunswick; in permanenter Erwartung des Kündigunsschreibens aufgrund von Renovierung im Briefkasten
Der Dezember wartet noch mit einem weiteren Highlight für mich auf: Petra - eine Freundin aus Freiburg - kommt hier an. Und so machen wir also zu zweit die Stadt unsicher...
...zum Beispiel tagsüber am Strand (der hier in Melbourne im Vergleich zu Sydney nicht der Knaller ist - aber ich will mich nicht beklagen; Baden im Dezember ist toll!)
...und natürlich - ihr kennt uns! - treiben wir uns auch nachts um die Häuser, zum Beispiel auf dem Victoria-Nachtmarkt...
Und das Melbourner Nachtleben hat viel zu bieten, wenn man, wie wir kuriose Begegnungen und Freaks mag!
Auch das an das Hostelleben habe ich mich nun gewöhnt. Da die meisten dort länger bleiben, kennt man sich untereinander. Meist sitzen wir abends auf dem roof top zusammen (und beklagen uns über die Preise in Australien und das Wetter in Melbourne). An produktiven Tagen gibt's aber auch mal ein Barbecue...
oder ein paar Billardrunden im Pub "downstairs"
Petra und ich beschließen, dass wir bevor sie gen Nordaustralien abreist, noch ein paar Tage zusammen an die Great Ocean Road fahren. Hiervon demnächst. Versprochen.
Alex
Aufbruch: | 01.11.2012 |
Dauer: | 28 Monate |
Heimkehr: | 28.02.2015 |
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