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Zurück in OZ: Tasmanien - Perle des roten Kontinents
11/01/14 bis 28/01/14
Schon auf dem einstündigen Flug nach Hobart, Tasmanien, gefällt mir was ich sehe - von oben betrachtet sieht man in Tasmanien nicht viel mehr als unbewohnte Landstriche - Berge, Hügel, Seen, Meer und nur ganz selten ein paar Häuser, irgendwo in der Einsamkeit.
Dementsprechend ist Hobart ein "Haupt"städtchen - gemütlich und klein genug um sich rasch orientieren zu können. Reisende und Urlauber sind hier vor allem an der Wanderausrüstung erkennbar - denn schließlich kommt man nicht wegen Hobart nach Tasmanien, sondern vor allem wegen der schönen Natur und den ausgezeichneten Wanderbedingungen.
Für mich beginnt die Reise allerdings mit einer herben Enttäuschung - ich war eigentlich mit einer Freundin, die ich letztes Jahr in Melbourne kennen gelernt hatte, für einen Road Trip in Tasmanien verabredet - sie hatte mich eingeladen, sie in ihrem Auto für zwei Wochen zu begleiten. Jedoch sagte sie mir am Tag zuvor ab - mit einer guten Begründung zwar, doch das ändert nichts daran, dass ich nicht so richtig weiß wie es weitergehen soll: Öffentliche Verkehrsmittel fahren in Tasmanien nur wenige Hauptorte an - zu den wirklich interessanten Orten (sprich: in die abgelegene Natur) kommt man nur mit einer Tour - erstens zu teuer für mich und zweitens mag ich doch einfach keine organisierten Touren - oder eben mit eigenem Auto. Ein solche zu mieten ist zwar so kurzfristig noch möglich, dennoch so kostspielig, dass ich es mir alleine nicht leisten kann und will - abgesehen davon, dass ich auch keine Lust habe zwei Wochen alleine zu reisen.
So schreibe ich Shiji an, einen Japaner, den ich in Melbourne kennen gelernt habe und der gerade auch in Tasmanien ist - und setze zudem eine Anfrage bei couchsurfing ein, dass ich auf der Suche nach Reisebegleitern bin. Shiji überlegt nicht lange und sagt sofort zu bei einem Roadtrip dabei zu sein und mit der Gewissheit nicht alleine auf den Kosten sitzen zu bleiben, miete ich ein Auto.
Zunächst beschließe ich jedoch einige Tage in Hobart zu verbringen - zum einen um zu planen wie es weitergehen soll und zum anderen um mal auszuschlafen - die letzten Wochen und Tage in Melbourne waren doch anstrengend. So habe ich ein bisschen Zeit dieses Städtchen zu erkunden und nehme mir einen ganzen Tag Zeit für MONA, das hier ansässige Kunstmuseum, das mir - völlig zurecht - von jedem empfohlen wurde, der dies bereits besucht hat. Ich bin ja zwar kein ausgesprochener Kunstfan, aber ich habe auch noch nie so unterhaltsam und ansprechend präsentierte Werke gesehen - leider darf ich hier keine Fotos der Ausstellungen veröffentlichen, doch wer nach Tasmanien reist - hingehen, der doch etwas hohe Eintrittspreis von $35 lohnt sich für das was geboten wird!
Auf die Anfrage, die ich bei couchsurfing gestellt hatte um eventuell weitere Begleiter für einen Roadtrip zu finden, meldet sich Linda - auch sie hat ihre letzte Chance genutzt um, kurz bevor zu alt hierfür, mit einem Work&Travel-Visum nach Australien zu kommen und arbeitet derzeit in Hobart bei einem Autovermieter - super Job, denn wird ein Auto mit Restbenzin zurück gegeben, darf sie den Tank leer fahren. Da sie selber noch nicht so lange hier ist, unternimmt sie wann immer sich ihr die Möglichkeit bietet, nach ihrer Arbeit Ausflüge um die Umgebung zu erkunden und lädt mich hierzu ein. So lerne ich ein bisschen mehr von Tasmanien kennen und zudem ist Linda eine angenehme Reisebekanntschaft und die Zeit, die wir im Auto zu unseren zum Teil Stunden entfernten Zielen verbringen, wird dadurch sehr kurzweilig. Ein paar erste Eindrücke anbei:
Zudem nehme ich das Angebot meines Hostels wahr, an einem Morgen mit dem Bus auf den Mt. Wellington, den "Hausberg" von Hobart zu fahren. An diesem Morgen erstickt Hobart fast in dickem Nebel - und der anscheinend spektakuläre Ausblick vom Gipfel ist versperrt von einem dichten Wolkengebilde - das ansich auch spektakulär ist. Ich wandere vom Gipfel nach Hobart zurück - irgendwann ziehen die Wolken ab, ich stehe im dichten Nebel - aber 10 Minuten später ist der Spuk vorbei und die Landschaft präsentiert sich im schönsten Sonnenschein. Traumhaft!
Auf meiner Wanderung lerne ich Matthias, einen Schweizer, kennen. Auch er hängt etwas verloren in Hobart rum, sucht nach einer Möglichkeit mehr von Tasmanien zu sehen und schließt sich Shiji und mir an für den zehntägigen Trip, der zwei Tage später beginnt.
Ich fahre zum Flughafen, hole das Auto ab und falle anschließend bei Linda ein, die mir freundlicherweise eine komplette Campingausrüstung leiht - Kunden lassen immer mal wieder ein paar Sachen bei ihr zurück und sie ist perfekt ausgerüstet - und ich jetzt auch; Geld ausgeben muss ich nur für den Gaskocher, den wir aber für ein paar Dollar gebraucht in einem Campingshop in Hobart finden.
Und dann, nach einem Großeinkauf im Supermarkt (während dem ich bereits merke: ich reise mit Männern, aber doch durchsetze, dass zum Abdecken der Grundbedürfnisse mehr gehört als Fleisch, Brot und Bier) sind wir endlich - unterwegs.
Wir haben am Abend zuvor einen groben Plan ausgearbeitet und Punkte auf der Karte markiert, die wir anfahren wollen. Glücklicherweise haben wir alle ganz ähnliche Vorstellungen - wir wollen wandern, ein paar Strände erkunden und, wann immer es möglich ist, wild campen statt Geld für Campingplätze auszugeben.
Unser erstes Ziel ist Tasman Peninsula, berühmt nicht nur für Port Arthur, eines der Gefängnisse, in dem englische Sträflinge untergebracht wurden, von 1833 bis 1877, sondern auch für ihre spektakuläre Küstenlandschaft. Wir kommen abends dort an und machen erst einmal an einer der Barbecue Stationen, die in Australien überall zu finden sind, Halt und machen dort - na, Barbecue. Schnell ist es bereits dunkel und wir versuchen einen Platz zu finden, an dem wir unsere Zelte aufschlagen können - erfolglos, denn hier ist entweder überall dichter Wald oder Flächen sind in Privatbesitz. Wir fahren diese Stichstraße entlang, schauen dort, wieder zurück, in eine andere Stichstraße hinein, aber landen entweder in Hausvorhöfen oder auf freien Flächen, die mit einem großen "Campen verboten"-Schild ausgestattet sind. Ich bin mittlerweile ziemlich gestresst - nicht zum letzten Mal auf diesem Trip, denn ich bin müde und zudem bei Dunkelheit eine denkbar schlechte Autofahrerin, denn meine Nachtsichtfähigkeit ist bescheiden und es wird nicht einfacher durch Kängurus und Wombats, die immer wieder vors Auto springen. Irgendwann fahren wir einen Feldweg kilometerlang durch den Wald, im Schritttempo zu einem Nationalparkcampingplatz, der zwar völlig überfüllt ist, aber wir finden irgendwo noch drei kleine Plätzchen für unsere Zelte.
Am nächsten Tag wachen wir an einem wunderschönen Strand auf, aber das Wasser ist, leider, eiskalt und so beschließen wir auf unsere erste Wanderung zu gehen - 14 Kilometer zum Cape Raoul. Es ist heiß, zum Glück jedoch führt der Pfad meist durch schattige Wälder und - wir werden belohnt mit einem atemberaubenden Ausblick auf das Kliff, das wohl zu den schönsten Orten zählt, die ich je in der Natur gesehen habe - beeindruckend!
So planen wir uns diesen Küstenabschnitt am nächsten Tag von Meer aus anzusehen, fahren nach einem weiteren Barbecue zu unserem Nationalparkcampingplatz zurück und am nächsten Tag zu einem Bootstouranbieter. Wir werden in ein Speedboot gepackt, billig ist dies nicht gerade, aber der Ausflug hat sich gelohnt - die Landschaft ist einfach beeindruckend und alle Naselang fahren wir zudem an Seelöwenkolonien vorbei und der ein oder andere Delfin kreuzt auch unseren Weg.
Schlussendlich darf auch die Kultur nicht fehlen - wir besuchen das ehemalige STrafgefangenenlager Port Arthur. Nun, dies besteht vor allem aus zerfallenen Gebäuden; ich kann diesem Platz nicht besonders viel abgewinnen - es ist einfach nicht besonders interessant.
Am folgenden Tag arbeiten wir uns an der Küste entlang nordwärts - unser nächstes Ziel ist Freycinet National Park. Shiji hat hierfür eine Wanderung auf den Mt. Amos herausgesucht, die mit dem Schwierigkeitsgrad "hard" gekennzeichnet ist. In Erinnerung an so manche Wanderung in Queensland, Australien, lächele ich hierüber nur milde - zu oft waren "schwierige" Wanderungen Spaziergänge, als zweistündige Wanderungen gekennzeichnete Strecken in 45 Minuten erledigt, inklusive ausgedehnter Fotostops. Nun, für Tasmanien trifft dies nicht zu, lerne ich an diesem Tag: Der "Weg" führt über Steinformationen, die zu überwinden nicht möglich ist ohne die Zuhilfenahme der Hände. Die "Wanderung" wird zur "free climb"-Tour; zum Teil müssen große Felsspalten überwunden werden und es gibt einige Stellen, die recht gefährlich sind. Aber: Wir werden mit einem weiteren atemberaubenden Ausblick, diesmal auf die wineglass bay belohnt.
Nur bleiben wir nicht lange auf dem Gipfel: Man soll, darf, diese Wanderung nicht machen wenn es regnet. Wir können uns vorstellen warum, nur: Es ziehen dicke Regenwolken auf. Ich mahne zur Eile, treibe die Jungs an, nur wir sind zu langsam; es beginnt in Strömen zu regnen. Der Weg zurück wird zu einer Rutschpartie - die Steine sind nass und glatt, dass man nicht mehr darauf laufen kann; wir rutschen auf dem Hosenboden hinunter und es mir ist egal, ob meine Hose kaputt geht, ich will einfach irgendwie unten ankommen ohne mir den Hals zu brechen . Und das schaffen wir auch, alle drei - sogar Shiji, der alles andere als geeignete Wanderschuhe trägt und hinstürzt, verletzt sich nicht.
Und das war eigentlich mehr Aufregung als ich an einem Tag gebraucht hätte, aber noch sind wir ja nicht an einem Schlafplatz angekommen. Der "free camp guide" für Tasmanien, den Linda mir geliehen hat (diesen gibt es in der Touristeninformation zu kaufen; ich kann jedem Tasmanienurlauber nur zu dieser Anschaffung raten - er ist sehr hilfreich und Tasmanien ist, verglichen mit anderen Orten Australiens, recht gut mit Plätzen ausgestattet, an denen man umsonst campen darf), weist einen Platz aus, der auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel liegt. Aber dieser ist wiederum ein Stück entfernt und so steht mir die nächste Nachtfahrt bevor. Wir können von Glück reden, es ist uns nie etwas passiert - aber Nachtfahrten in Tasmanien sind einfach eine schlechte Idee; wir wurden dreimal Zeuge wie ein entgegen kommendes bzw. vor uns fahrendes Auto ein Känguru bzw. einen Wombat erwischt hat.
Nun, irgendwann kommen wir an; ich sitze völlig platt auf einem Stein (nein, wir haben keine Stühle), während die Jungs Essen kochen und Zelte aufbauen. Irgendwie gar keine so schlechte Arbeitsteilung!
In den nächsten Tagen führt uns der Weg weiter nach Nordosten und wir besichtigen wunderbare Strände - leider ist auch hier das Wasser zu kalt zum Baden.
Aber die Jungs wollen eh nicht baden, die Jungs wollen den Liffey-Wasserfall besichtigen. Ich kann ja irgendwie Wasserfällen nicht so richtig viel abgewinnen - sicherlich gibt es beeindruckende, jedoch habe ich schon zu oft stundenlange Wanderungen durch Wälder unternommen, nur um dann irgendwann an einem kleinen Wasserloch zu stehen, ein schnelles Foto zu machen und zurück zu laufen. So ist es auch diesmal; Shiji macht natürlich trotzdem mindestens 300 Fotos (und wird dem Klischee über Japaner damit mehr als gerecht, aber gut, soll er gerne machen, ich genieße die Zeit derweil auf eine Bank und wiege mich in Gewissheit - ich muss mir keine Sorgen machen, dass diese Reise eventuell ungenügend dokumentarisch festgehalten wird ).
Leider, meiner Neugier (und in diesem Fall Dummheit) geschuldet, will ich gerne vom Parkplatz noch ein Stück weiter den Feldweg entlangfahren um zu sehen, ob es da nicht noch etwas zu entdecken gibt. Nur - der Weg wird immer schmaler und es gibt keine Möglichkeit zu wenden. Ich werde etwas nervös, passe nicht richtig auf und dann ist es passiert - Büsche auf der Beifahrerseite schrammen am Auto und verkratzen die ganze Seite. Ok, ich registriere, ich kann hier nicht weiter fahren, ich kann nicht wenden. Die einzige Möglichkeit ist: Rückwärts zurücksetzen und zwar die ganzen zwei Kilometer, die meine Neugier mich schon in den Wald getrieben hat. Der Weg ist wirklich schmal, die Jungs müssen aussteigen, vor und hinter dem Auto herlaufen und mich dirigieren. Irgendwann haben wir es geschafft und sind am Parkplatz zurück und ich kann mir den Schaden anschauen. Meine Laune verbessert dies nicht gerade - ja, die Seite ist verschrammt und ich habe das Auto mit einer Versicherung gemietet, bei der nicht sicher ist, ob sie solche (dummen und selbstverschuldeten) Schäden abdeckt. Ich kann nur hoffen, dass der Autovermieter ein Nachsehen hat - die hintere Tür des ansonsten neuen Autos hatte bereits eine riesige, wirklich tiefe Schramme als ich das Auto abgeholt habe und mit ein bisschen Kulanz könne man ja vielleicht über die zusätzlichen, weitaus weniger tiefen Schrammen hinwegsehen (hoffe ich, noch nicht im Wissen darüber, wie verstaubt ich das Auto eh zurückgeben werde - selbst die tiefe, schon vorhandene Furche hat man kaum noch gesehen ).
Die Nacht verbringen wir auf einem weiteren "free camp site", wunderschön gelegen an einem See, der nicht nur wegen der Aussicht willkommen ist, sondern auch, da es auf diesem Plätzen nie Duschen gibt - aber eine Dusche ist mittlerweile mehr als überfällig. Das Wasser ist zwar mal wieder eiskalt, aber wenn ich mich nicht wieder völlig verschwitzt in meinen Schlafsack legen will nun ja die einzige Möglichkeit und ich improvisiere mit einem Plastikbehälter, den Linda mir glücklicherweise mitgegeben hat und meiner biologisch abbaubaren Seife, in der Dunkelheit irgendwo im Wald. Anschließend sitzen wir an unserem Campingfeuer, denn es ist wirklich kalt hier, aber der Sternenhimmel ist wunderschön!
Am nächsten Tag schauen wir uns ein bisschen die Umgebung an; kurze Spazierwege leiten hier zu ein paar Aussichtspunkten. Tasmanien beeindruckt mich immer mehr, hinter jeder Ecke wartet eine neue Naturschönheit und ich kann mich kaum sattsehen. Es war eine gute Entscheidung hierher zu kommen!
Wir fahren nun in den Nordwesten; leider drängt die Zeit mittlerweile etwas; wir haben uns noch einige Wanderungen in Zentraltasmanien vorgenommen. Aber ein kleiner Eindruck reicht - auch hier ist Tasmanien einfach ein Traum und ich will unbedingt noch einmal hierher kommen um weitere Orte zu entdecken.
Nach einem etwas verlorenen Tag - bislang hatten wir mehr als Glück mit dem Wetter, aber heute regnet es Bindfäden und wir machen nicht viel mehr als nach Queenstown zu fahren, einen Unterstand zu suchen, unter dem wir wenigstens im Trockenen kochen können und früh schlafen zu gehen - besteigen wir den Mount Rufus im Lake St. Clair Nationalpark. Diese 19,5 Kilometer lange Wanderung ist mit 700 Höhenmetern versehen, wobei viele Passagen nicht durch schattenspendende Bäume versehen ist - und an diesem Tag brennt die Sonne wieder vom Himmel. Aber: Mal wieder lohnt sich die Anstrengung, die Ausblicke sind...einfach unbeschreiblich.
An unserem letzten Tag machen wir noch eine Abstecher in den Mount Field National Park und besteigen unseren letzten Gipfel, den Seagers Lookout. Ein geungener Abschluss eines gelungenen Roadtrips.
Wir schlafen auf einem Campingplatz in der Nähe Hobarts; ich fahre die Jungs am nächsten Morgen früh zum Hostel und gehe stoppe noch kurz in der Stadt: Mein Smartphone hat schlapp gemacht und ich besorge mir ein neues. Ich bringe die geliehenen Sachen zurück in zu Linda und begebe mich, nach einem schnellen Kaffee mit ihr, zum Flughafen und gebe das Auto ab und checke mein Gepäck ein.
Tasmanien war, vor allem landschaftlich gesehen, ein absoluter Traum und es war, trotz des etwas holprigen Reisebeginns, eine gute Entscheidung hierher zu kommen.
Holprig sollte auch die Reise nach Perth werden. Hiervon bald.
Eure Alex
Aufbruch: | 01.11.2012 |
Dauer: | 28 Monate |
Heimkehr: | 28.02.2015 |
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