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Reisezeit: November 2012 - Februar 2015  |  von Alexandra M.

Neuseeland: Fox Glacier

27/03 bis 29/03/2014
Mit dem Bus fahre ich weiter zum Fox Glacier, checke im danebenliegenden Dorf am späten Nachmittag in meinem Hostel ein und mache einen Spaziergang zum und um den Lake Matheson, einem weiteren Spiegelsee. Schon faszinierend; dieses Neuseeland wartet wirklich mit einem neuen kleinen Wunder hinter fast jeder Ecke auf.

Unterwegs durch schoene Landschaft

Unterwegs durch schoene Landschaft

Fox Glacier

Fox Glacier

Lake Matheson

Lake Matheson

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Der Schlafsaalmitbewohner
Neuseeland hat es bislang wirklich gut mit mir gemeint und mich nicht nur mit entrückenden Landschaften, sondern auch Begegnungen mit vielen tollen und hilfsbereiten Menschen beglückt. In Fox Glacier jedoch werde ich vor eine kleine Bewährungsprobe gestellt, ob denn noch meine Fähigkeit vorhanden ist, mit Menschen umzugehen, die so gar nicht meine Kragenweite sind.
An meinem Organisationstag in Wanaka habe ich mir ein Schlafsaalbett in Fox Glacier vorgebucht. Vor Ort bekommen stellt sich heraus, dass der Schlafsaal eigentlich nur ein Doppelzimmer mit zwei Einzelbetten ist, das ich mir mit einem Deutschen teile, der gerade die Schule beendet hat. Von solchen ist Neuseeland sowieso überflutet; man hört Deutsch aller Orten - viele Familien und Paare, aber vor allem sehr junge Backpacker sind hier unterwegs - und nicht nur einmal habe ich mein Schlafsaalzimmer mit fast ausschließlich Deutschen geteilt; nicht nur einmal bin ich dabei zur Kummertante mutiert und habe mir die Sorgen der - vor allem - jungen Mädels angehört: Heimweh, Liebeskummer, Ärger mit der mitreisenden Freundin und welches Studienfach kommt denn in Frage und wo? Das war manchmal ganz schön anstrengend, aber dennoch waren viele der Jungs und Mädels doch aufgeschlossen und fast bewundernswert optimistisch und voller Tatendrang.
Mein neuer Mitbewohner klopft mich natürlich gleich mit den üblichen Fragen ab: Name, woher, wohin, wie alt. Um mir dann, ungefragt, einen Vortrag über Disziplin zu halten. Ja, ich habe mein Leben wirklich total versaut, ich Alte, echt mal. Sowas von vergeudete Zeit, diese Reisejahre und so nutzlos für die Gesellschaft und mich selbst. Ihm würde das natürlich nicht passieren; er hat ja klare Vorstellungen, die mir, auch ungefragt, in allen Einzelheiten dargelegt werden: Abi in der Tasche, nun sechs Monate Neuseeland um sich selbst zu disziplinieren - keine Ablenkung in Form von Handy, Computer, Musik in den Ohren, stattdessen jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen um Laufen und Wandern zu gehen und zu lesen. Keine Romane, sondern politische Literatur. Und Geschichte. Nach seiner Rückkehr nach Bayern dann eine Karriere beim Bund, denn es ist ja seine Pflicht etwas für die Gesellschaft zu tun. Und jede Nation sollte starke Streitkräfte haben, das ist schließlich der beste, nein einzige, Garant für Frieden. Und hierüber braucht er ja natürlich nicht diskutieren; hierüber hat er schon so viel diskutiert in seinem 19jährigen Leben. Ich will hierüber auch nicht diskutieren, immerhin hierin sind wir uns einig.

Und klar, mein Leben ist versaut, sowas von. Wie glücklich ich mich schätzen kann, ich teile mir zwei Tage lang ein Zimmer mit jemandem, der dies erkannt hat und mir auf den richtigen Pfad zurück hilft. Aber bis ich dort ankomme und diszipliniert bin, bin ich erstmal ganz froh darüber, ICH habe noch meine Musik und meine Kopfhörer. Die sind praktisch, so als Schallmauer, wenn man vom Rest der bösen Welt einfach mal nichts mitbekommen will. Sie werden mein ständiger Begleiter, hier, in meinem kleinen "Schlafsaal" in Fox Glacier.
Bewährungsprobe nicht bestanden, hat Neuseeland sich sicher gedacht und mir ab hier wieder nur Menschen gesandt, die meine Kragenweite sind.[/k]

Um den Fox Glacier

Um den Fox Glacier

Für den nächsten Tag habe ich eine Ganztagesgletschertour gebucht. Ich erscheine morgens am Treffpunkt, wo wir mit Bergschuhen, Steigeisen, Handschuhen und Regenhosen ausgestattet werden und von wo aus wir mit dem Bus zum Fuße des Gletschers fahren. Absperrungen halten hier Leute fern, die nicht mit einem Guide unterwegs sind - was auch Sinn macht - der Fox Glacier ist einer der sich weltweit mit der höchsten Geschwindigkeit bewegenden Gletscher; Steinschläge ziemlich häufig. Unser Guide entspricht genau dem Klischee des neuseeländischen Naturburschen und hat viel Wissen weiterzugeben. Wir spazieren also diesen Gletscher hoch, mal ein bisschen nach rechts und links; oft geht der Guide vor um zu sehen ob der Weg sicher ist. Ich bin ein bisschen enttäuscht von diesem Gletscher; etwas naiv habe ich mich wohl von (Werbe)bildern blenden lassen und weiße Weite erwartet, wo tatsächlich grau-blaue Eismassen sind. Aber ich habe Spaß daran, mal einen Tag in richtiger Kälte zu sein (merke jedoch auch, vermissen tue ich diese nicht wirklich). In meiner Gruppe sind vier in Sydney lebende und arbeitende Europäer, die ein paar Wochen Urlaub zusammen machen - Neuseeland meint es heute wieder gut mit mir - ohne diese vier hätte diese Tour nur halb so viel Spaß gemacht und wir lassen den Tag mit ein paar Bier in der völlig ausgestorbenen Kneipe Fox Glaciers ausklingen.
Im nächsten Kapitel wieder Sonne und Strand, bis dahin
Alex

Auf dem Weg zum Gletscher

Auf dem Weg zum Gletscher

Fox Glacier

Fox Glacier

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© Alexandra M., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der Plan: Diesmal keine halben Sachen machen; wenn schon, dann richtig. Also: Job ist weg, Wohnung fürs erste auch, Abschiedstränchen sind gekullert und jetzt gehts los: 365 Tage oder länger, Australien und mehr.
Details:
Aufbruch: 01.11.2012
Dauer: 28 Monate
Heimkehr: 28.02.2015
Reiseziele: Singapur
Malaysia
Australien
Samoa
Vanuatu
Neuseeland
Der Autor
 
Alexandra M. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.