Asienreise von Mon und Olaf

Reisezeit: Oktober - Dezember 2005  |  von Olaf und Mon -

Sa Pa

Nach drei Tagen Laerm und Chaos in Hanoi haben wir der (sonst eigentlich sehr interessanten) Hauptstadt Vietnams den Ruecken zugekehrt und sind mit dem Nachtzug in den Norden nach Sa Pa gefahren.
Nun ist es Donnerstag, der 27.10. und wir haben unsere in Hanoi gebuchte Trekking-Tour bereits hinter uns. Wir waren durch unsere Trekking-Erfahrung in Thailand vor 4 Jahren auf alles gefasst und stellten uns dementsprechend auch alles ein bisschen anders vor.
Unsere 2-taegige Tour stellte sich als ein Spaziergang durch den "Erlebnispark fuer Touristen" heraus; so aehnlich wie wenn man in der Schweiz einen gefuehrten Rundgang ueber den Ballenberg unternehmen wuerde...
Unsere Gruppe war wie versprochen sehr klein ("small group, big adventure"). Sie bestand lediglich aus unserem Fuehrer und uns zwei, da sich gerade niemand fuer diese Tage angemeldet hatte. Somit "genossen" wir quasi eine Privattour, die sonst teurer gewesen waere. Eigentlich war dies aber fast ein wenig schade, da wir gerne mal mit ein paar anderen Europaern unterwegs gewesen waeren, um uns auszutauschen. Nun ja...

Unser Guide war sehr humorvoll und versorgte uns mit ausreichend Infos ueber die Umgebung und die Minderheitenvoelker, die hier leben. Als Einleitung zaehlte er die verschiedenen Minderheiten von Sa Pa auf, wobei die Black Hmong die Groesste darstellt. Er war ueberrascht, dass wir einige der Bergvoelker schon vom Namen her kannten (Tja, manche Touris lesen ihre Reisebuecher wohl nicht so genau...).
Das Tal und die gegenueber liegenden Berge waren leider in ewigen Nebel getaucht und die Reisfelder schon alle abgeerntet, braun und trostlos. Dass wir kaum durch Wald marschierten und man auf der anderen Talseite sogar die Hauptstrasse sehen konnte, machte das Ganze nicht sehr abenteurlich.

Zu Beginn war es sehr interessant, die Doerfer zu sehen und die vielen in traditionelle Trachten gekleideten Leute. Es sah ganz und gar nicht so aus, als ob diese Menschen ihre Trachten nur wegen den Touristen tragen.
Besonders eindruecklich war der Besuch einer Messe in einer Dorfkirche, wo wir ausschliesslich von Einheimischen umringt waren. Die Black Hmong sind katholisch erzogen worden und nehmen die kirchliche Andacht ernst. Die Maenner reihen sich auf der linken Seite der Kirche auf, die Frauen auf der Rechten. Interessanterweise sprach der Pfarrer vietnamesisch und wurde von einem Dolmetscher begleitet, der in den Hmong-Dialekt uebersetzte. Es wurde sehr viel gesungen und das einzige Wort, das wir verstehen konnten, war Amen.
Kurz vor und nach den Doerfern wurden wir jeweils von einer Schar Einheimischer Frauen und Maedchen umringt, welche ihre Souvenirs verkaufen wollten: Armbaendeli, Maultrommeln, Silberschmuck und viele handgefertigte Kunstwerke wie bestickte Stirnbaender, Taschen, Kissenbezuege und Kleider. Nachdem wir tapfer abgewehrt hatten, blieben die erwachsenen Frauen meist zurueck, die Kinder jedoch folgten uns oft laengere Strecken und fingen an zu plaudern. "Where are you from? Whats's your name? Is that your boyfriend/husband? How old are you?(und nachdem wir brav unser Alter preisgegeben hatten: " Oh, very young!")
Wir waren ueberrascht, wie gut die Maedchen Englisch sprachen. Sie lernen die Sprache anscheinend nicht in der Schule, sondern von den Touristen!
Die Kinder waren sehr herzig und im Vergleich zu den Erwachsenen viel angenehmer, da sie es irgendwann aufgaben, ihre Waren loszuwerden. Die Frauen hingegen, so freundlich sie auch sein moegen, konnten enorm hartnaeckig sein. Trotz unserer tapferen Abwehr (immer laecheln, immer laecheln!) schaffte es Mon nicht jedesmal, dem Draengen Stand zu halten. Mit der Zeit wurde es recht muehsam und wir begannen zu stoehnen, wenn die nacheste Frauentruppe ("Hmong-Mafia") in Sicht kam.

Durch ihre froehliche Art gewannen sie dennoch unsere Sympathie.

Statt etwas zu kaufen, ueberraschte Olaf die Einheimischen jeweils, indem er auf ihren handgefertigten Maultrommeln ein passables Liedchen spielte (was sie nicht von Touris erwarteten...).

Unser Guide schaetzte uns wahrschenlich etwas lauf-schwach ein, dass er schon zu Beginn des Treks einen kuerzeren Weg vorschlug. Oder es war ihm an diesem Tag einfach nicht so ums Wandern. So kamen wir recht frueh in Ta Van an, dem kleinen Doerfchen der Dao, wo wir die Nacht verbringen sollten. Es war uns nicht recht, dermassen im Mittelpunkt zu stehen und ein Abendessen vorgesetzt zu bekommen, das mindestens zwei Stunden Arbeit gekostet hatte. Am Abend wurde ausgiebig Gruentee aus Miniaturtaesschen geschluerft. Zu spaeterer Stunde wurde der Tee durch Reiswein ersetzt...

Am naechsten Morgen assen wir brav das Fruehstueck, welches ebenso ueppig aufgetischt wurde wie das vergangene Nachtessen. Obwohl Mon absolut keine Lust auf Eier hatte, kaempfte sie sich durch das Ruehrei, welches mindestens frittiert und anschliessend in Oel gebadet worden sein musste. Man haette es ohne Probleme auswringen koennen! Abgesehen von diesem triefenden Oelklumpen wurde uns in diesem Haus wohl zehnmal besseres Essen aufgetischt als in jedem Restaurant!

Nach einem kurzen Spaziergang (ca.1 Stunde) ueber etwa 5 Huegelchen, mit Getraenkestand und Hmong-Mafia auf jedem und der naechsten Tourigruppe in steter Sichtweite, erreichten wir alsbald den Rastplatz fuer den Lunch. Unser Guide war heute ueberbesorgt und machte uns trotz dem ausgelatschten Touristenpfad auf jeden wackligen Stein und jede kleine rutschige Stelle aufmerksam.

Nach dem Mittagessen und Rumsitzen (wir haetten besser ein Buch auf die Tour mitgenommen...) nahmen wir den letzten (!), "very difficult for you" - Aufstieg von etwa zehn Minuten in Angriff. Oben angekommen, brachte uns um zwei Uhr am Nachmittag ein Jeep zurueck nach Sa Pa. Irgendwie ein bisschen laecherlich.

Das Mysterium der Trekking Touren:

Wir buchten bei ODC Travel, einer der unzaehligen Tourenanbieter, ueber welche man absolut keinen Ueberblick hat. Alle bieten das Gleiche oder Aehnliches an, aber alle behaupten, ihre Angebote seien spezieller als die anderen.
Nun wurden wir in einem Hotel untergebracht, das aber anscheinend fuer einen anderen Tour-Anbieter arbeitet. Unser Guide war auch keiner aus dem huebschen ODC-Buechlein, sondern wahrscheinlich ein "Gemieteter".
Schlau sind wir aus dem Ganzen noch nicht geworden. Aber wir haben das Gefuehl, dass wir individuell wahrscheinlich billiger weggekommen waeren, auch wenn das unser Reisebuch und die Agenturen anders behaupten.
Noch ein Tipp: Wenn ihr eine Tour bucht, versucht nicht, persoenliche Wuensche reinzubringen; geht sicher schief. Wir wollten ein Trekking-Paket mit offenem Datum fuer die Rueckkehr nach Hanoi. Die Dame im Reisebuero versicherte uns nach einigem Telefonieren, dass dies kein Problem sei. Heute mussten wir jedoch feststellen, dass man sich auf die Organisation von solchen Dingen nicht verlassen kann. Ob wir am Samstag einen Platz im Schlafwagen erhalten werden, ohne noch drauf zu zahlen, wird sich herausstellen.

Uebrigens: Wir sitzen zusammen mit in Trachten gekleideten Hmong-Maedchen im Internetcafe. Sie schreiben gerade Liebesbriefe in Englisch und hoeren Musik uebers Internet... (Ist ein ziemlich kurioser Anblick).

Freitag, 28.10.

Kurioses I :

Ein Zimmer fuer 6$ in einem Guesthouse kann tatsaechlich beinahe den gleichen Standard aufweisen wie ein Zimmer in einem 3-Stern-Hotel. Dies ist unsere Erfahrung nach dem Umzug vom ***Bamboo-Sapa-Hotel (war in der Tour inklusive) in eine fuer uns erschwingliche Unterkunft bis zu unserer Abreise. Es bestehen wirklich nur kleine Unterschiede, was die Einrichtung des Zimmers anbetrifft: Fuer 6$ kann man nicht sicher sein, dass der Fernseher (den es ja eigentlich gar nicht braucht) wirklich funktioniert und dass sich die Balkontuer ganz schliessen laesst (kalt draussen). Abgesehen davon steht auch hier ein kleines Teeservice auf einem huebschen Tischchen und die Betten sind mit edlen Moskitonetzen geschmueckt.
Weitere Ausfuehrungen unterlasse ich hier, sonst nimmt dieser Bericht kein Ende!

Kurioses II :

Morgenessen in einem (gehobeneren) Beizli:
"Homemade marmelade" kann durchaus ein offensichtlich in kleine Portionen verpacktes Produkt sein (=hundsgewoehnliche Konfi)

© Olaf und Mon -, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dreimonatige Reise durch Thailand, Laos und Vietnam
Details:
Aufbruch: 02.10.2005
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 28.12.2005
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Olaf und Mon - berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.