Asienreise von Mon und Olaf

Reisezeit: Oktober - Dezember 2005  |  von Olaf und Mon -

Kurioses und Strassenkuechen

EBBE UND FLUT

In Hanoi gibt es eine Art Touristen-Gezeiten mit Ebbe und Flut. Morgens und Abends zwischen 8.00 und 8.30 quetschen sich viele Touristenbusse durch die Altstadt. Die Busse sammeln die Touris vor den einzelnen Hotel ein. Diese wollen entweder eine Tagestour (Parfuempagode, Halong Bay) unternehmen oder (am Abend) nach Sa Pa oder Hue abreisen. Somit sind wir am Morgen "relativ" eine seltene Spezies (Touris touristicum), waehrend wir am Abend "fast" in der Touristenflut untergehen.

CYCLOS
Neben dem "normalen" Chaos in den Strassen Hanois verursachen Schlangen von Cyclos fast schon eine Verstopfung der Strassen. Diese sind mit bierbaeuchigen Touris gefuellt, welche die Stadt nicht zu Fuss entdecken wollen. Zumindest fuer uns ist es viiiiel spannender, auf eigene Faust das Labyrinth der Altstadt zu entdecken. Obwohl wir natuerlich zugeben muessen, dass eine Fahrt im Cyclo schon seinen Reiz hat, besonders im Feierabendverkehr.
Unerklaerlich ist uns, ob die Cyclofahrer mehr Kunden gewinnen, wenn sie einem dauernd "huhuuuu!" hinterherrufen. Normalerweise weiss man ja selber, wann man ein Verkehrsmittel braucht und wann nicht. Man muss sich die Situation in der Schweiz vorstellen, wenn die Taxifahrer immer huuhu rufen, wenn man an ihnen vorbeigeht...

Dass auf einem Cyclo mehr Platz hat als nur ein Passagier, haben wir laengst mitbekommen. So koennen problemlos auch Hunde (gross) samt Besitzer oder drei vom Laufen muede gewordene alte Muetterchen aufgeladen werden. Die Cyclos funktionieren uebrigens auch als Pannendienst fuer Motorraeder oder Transporter fuer jegliche Waren wie Matratzen (bis zu drei Stueck), Reissaecke oder Wassertanks.

MOTORRAEDER UND VELOS
Das Motorrad ist das liebste Ding der Vietnamesen. Dieses wird abends vorzugsweise in der eigenen Wohnstube oder in den Raeumlichkeiten des Ladens parkiert. Es scheint, als ob das Motorrad zu einem Teil der Menschen geworden ist (so wie ein drittes Bein...). Eine ganze Familie (Vater, Mutter, Sohn und Kleinkind) faehrt durch das Chaos Hanois, wobei das Kleinkind gemuetlich ein Glace isst, stehend zwischen Sitz und Lenker des Motorrads. Andere koennen in aller Ruhe waehrend dem Velofahren ein Buch lesen; geht sicher gut, solange keine Schlagloecher kommen...

Schweine werden in Vietnam mehrheitlich mit dem Motorrad transportiert. Es ist schon faszinierend anzuschauen, wenn ein Motorrad mit 3-5 toten (oder lebenden) Schweinen in konischen Gitterkaefigen an einem vorbeiduest. Natuerlich wird nicht nur Frischfleisch (Kuehlung gibt's durch den Fahrtwind...) auf diese Weise transportiert, sondern auch alles andere in diversen Mengen, Groessen, Formen, Laengen und Gewichten. Es ist ein Wunder, wie diese Menschen noch steuern koennen,wenn man den Fahrer (oder Fahrerin???!) zum Teil gar nicht mehr sieht.

Alle paar Meter und sogar neben den Strassenkuechen gibts einen Parkierservice fuer die Motorraeder. Dabei haelt der Restaurantgast an der Strassenkueche und die Bedienung uebernimmt das Motorrad. Nach dem Parkieren und Aufkritzeln einer Kennnummer auf den Sitz mit Kreide, wird die entsprechende Nummer dem Besitzer des Motorrads uebergeben.

ALLTAGSLEBEN
Da die meisten Wohnungen gegen die Strasse hin offen sind, und sich der Alltag der Menschen vor allem auf dem Gehsteig und der Strasse abspielt, kann man das Leben der Leute ziemlich genau beobachten. So sieht man die Frauen auf dem Trottoir auf ihren Mini-Kocheinrichtungen das Mittagessen zubereiten, das Kleinkind verwoehnen oder sich die Haare waschen.

ABFALLENTSORGUNG
Was man nicht mehr braucht, werfe man in den Strassengraben neben dem Trottoir. Der Abfall wird abends von Putzfrauen eingesammelt, welche die schlussendlich uebervollen Wagen langsam vor sich her stossen. Glas, Plastikflaschen, Aludosen etc. werden statt zuvor (wie in der Schweiz) erst nach dem Einsammeln sortiert. Ob jedoch ein Recycling besteht, zweifeln wir.

TOILETTEN
Wir waren nach Vietnam gekommen mit der Ueberzeugung, dass wir die naechsten Monate mit Stehklo's leben muessen. Zu unserer Ueberraschung gibt es jedoch ueberall den "american standard", sprich Sitzklo. Sogar Toilettenpapier ist praktisch ueberall vorhanden. In den Toiletten der einfachen Restaurants oder der Internet-Cafes kann man sich die Zahnbuersten und sonstigen Waschutensilien der Besitzer anschauen (bzw. brauchen ) da das Gaeste-WC gleichzeitig den privaten Waschraum (oft auch mit Dusche) darstellt.

Weshalb die Vietnamesen noch nicht auf die Idee gekommen sind, die Dusche mit einem kleinen Maeuerchen oder sonst irgend einem Rand vom uebrigen Bad abzutrennen, ist uns ein Raetsel. Waehrend des Duschens muss man naemlich aufpassen, dass man nicht die Badetuecher, den WC-Rand, das Toilettenetui oder sonst was nass spritzt. Und jedesmal, wenn man wieder ins Badezimmer will, watet man durch das Wasser, das immer noch vom Duschen auf dem ganzen Boden verteilt ist.

PYJAMAS
Den ganzen Tag sieht man Frauen im Pyjama herumlaufen. Es ist uns schleierhaft, ob es sich dabei tatsaechlich um Pyjamas handelt und diese Kleidung einfach zur normalen Alltagskluft gehoert, oder ob wir einfach modisch hinten drein sind.

Uebrigens kann man das Pyjama auch zum schwimmen gebrauchen. Badekleider und Bikinis ist den Touristen vorbehalten. Wer (Frau) somit die Vietnamesen (vorallem aeltere) nicht peinlich berruehren moechte (oder zumindest auf der sicheren Seite stehen will...), ist sicher gut beraten, Shorts und T-Shirt zum Baden anzuziehen.

BEGEGNUNGEN
Obwohl Hanoi sehr gross ist und die Altstadt am ersten Tag extrem unuebersichtlich erscheint, scheint man doch immer wieder die gleichen Leute zu treffen. Stefan, ein Deutscher den wir von Laos kennen, traffen wir immer wieder. Ebenso 2 nette Neuseelaender. Lustig war das zufaellige Zusammentreffen von Yvonne (Olafs ehemalige WG Genossin), welche schon seit ungefaehr einem halben Jahr auf Reisen (Russland, Mongolei, China und jetzt Vietnam...) ist und wir sie ausgerechnet im Labyrinth der Altstadt Hanois finden...

KAFFEE
Oli liebt den starken vietnamesischen Kaffee, der traditionellerweise noch durch das Sieb ins Glas tropfend serviert wird. Mon ist uebergluecklich, wenn sie frische Milch dazu erhaelt, was durchwegs keine Selbstverstaendlichkeit ist. Wir mussten zuerst lernen, dass "Coffee with milk" oder "milk coffee" Kaffee mit Kondensmilch bedeutet. Im milderen Fall wird sie zum Kaffee in einer Aludose oder einem kleinen Kaennchen serviert, im schlimmeren Fall liegt schon eine zentimeterdicke Schicht von diesem ekligen Zeug unten im Glas und verteilt sich beim Versuch des Entfernens nur noch besser im ganzen Gebraeu.
Mon: ich muss aber zugeben, dass ich mich tatsaechlich daran gewoehnt habe, den Kafi ohne das Gesicht zu verziehen mit Kondensmilch zu trinken, falls die frische Milch fehlt.

STRASSENKUECHEN
In den Strassenkuechen Vietnams findet man das beste Essen. Die Auswahl ist relativ beschraenkt, was anhand der Groesse dieser Kuechen nicht verwundert. Die Zutaten mitsamt den Herdplatten nehmen im Normalfall kaum die Dimension eines Kleinwagens ein.
In einem solchen Lokal sollte man erst gar nicht versuchen, nach einer Speisekarte zu fragen, da es entweder zu tumultartigen Szenen (Suche nach jemanden, der die Fremden versteht...) oder zu einem mitleidigen Laecheln kommen koennte. Zwar gab es in der Altstadt Hanoi's Strassenkuechen, welche eine Karte besitzen, doch dies ist eher die Ausnahme. Gluecklich sollte sich jeder schaetzen, wer eine englischsprachige Karte in die Finger bekommt, dann bestellt man nichts Unerwuenschtes (wie Herz, Lunge, Nieren, Schweinefuss/schwanz oder gefuellten Frosch).
Natuerlich kann man auch auf das lecker aussehende Essen des Nachbarn zeigen; es empfiehlt sich jedoch weniger: Mon hatte genau dies einmal vor - und fragte zum Glueck den mampfenden Gegenueber noch, was er denn da Feines esse. "Nudeln mit Schweineherz und Kutteln" lautete die Antwort...

Junge, moderne Vietnamesen und Vietnamesinnen in eleganten Kleidern essen uebrigens mit Vorliebe Pommes frites mit Staebchen.

In den meisten Strassenkuechen der kleineren Orte gibt's es ein Menu ("one menu fits all"): die oertliche Spezialitaet oder vermutlich das, worauf die Koechin Lust hat. In Hanoi selber hatten wir noch den Komfort, unser Essen selber "zusammenzustellen", indem wir einfach in die Vitrine zeigten. In den kleineren Staedten betrachten wir das Essen der Einheimischen und setzen uns (falls das Tagesmenu vielversprechend aussieht) auf die Kindergartenstuehle und warten, bis uns das Essen ungefragt gebracht wird (was anscheined normal ist...).

Es empfielt sich uebrigens, kurz nach Oeffnung der Kueche (sieht man anhand des "Auftischens" der Zutaten und der Essstaebchen) essen zu gehen. Es geht nicht nur darum, dass Platz fuer alle da ist, sondern auch dass die Zutaten frisch sind. Zusaetzlich ist dann der Boden noch nicht mit Essensresten uebersaet. Die Tische und Stuehle der Strassenkuechen werden irgendwann im Verlaufe des Tages auf den Gehsteig aufgestellt und am Abend wieder eingerauemt, danach wird der Gehsteig geputzt. Dies ist auch der Grund, weshalb es Kindergartenstuehle hat: leichtes Gewicht und vorallem platzsparend.

In einer Hanoier Strassenkueche wurden die Tische nach dem Verlassen der Gaeste mit den gebrauchten Feuchttuechlein abgewischt. Der Abfall bleibt uebrigens bis am Abend unter dem Tisch liegen und stapelt sich ins Unendliche...

Fazit: Das Essen in den Strassenkuechen macht Spass, ist billig und meistens fein. Gewoehnungsbeduerftig ist jedoch der Anblick von Huehnerfuessen, Schweinsfuessen, -ohren und -schwaenzen, diversen Innereien und gebratenen Voegeln mitsamt Kopf waehrend dem Essen.
(Die Vogelgrippeviren werden durch das exzessive Braten und das daraus resultierende Aussehen, der Vogel sei mit Schoggiguss ueberzogen, hoffentlich gekillt.)

Worum es sich bei "small tiger" auf der Karte handelt, wissen wir jetzt: ganz einfach Katzenfleisch.

Ach ja, bis jetzt lebten wir beschwerdefrei, ausser vielleicht einem geblaehten Magen vom zuvielen Essen.

© Olaf und Mon -, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dreimonatige Reise durch Thailand, Laos und Vietnam
Details:
Aufbruch: 02.10.2005
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 28.12.2005
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Olaf und Mon - berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.