From North to South - einmal durch die amerikanischen Kontinente

Reisezeit: August 2016 - März 2017  |  von silja B.

Yukatanrundreise

Es war Zeit, nach Mexiko zu fahren und meine persönliche Reiseführerin für die nächsten drei Wochen zu treffen, meine Mama. Sie hat mit viel Mühe und Zeitaufwand eine dreiwöchige Yukatanrundreise geplant. Also schnell aus Belize raus und nach Mexiko rein. Auch hier muss man wie in Guatemala 10 Euro Ausreisegebühr zahlen. An der mexikanischen Grenze wurde ich wieder nach Obst und Gemüse gefragt, da man dass auch hier nicht ins Landbringen darf. Ehrlich gesagt, finde ich das etwas übertrieben. Die Länder sind miteinander verbunden und das Pflanzengut vermischt sich eh durch Wind und Tiere. Also habe ich meine Unschuldsmiene aufgesetzt und gesagt, dass ich Brot dabei habe, das war okay, wurde dann, ohne kontrolliert zu werden, durchgelassen. Gemüse schmuggeln hat also mal wieder geklappt, wollte meinen Avocado-Tomatensalat nicht schon um 10 Uhr in mich reinstopfen, mein Mittagessen musste mich, bis zum Abend satt halten. Ich habe leider erst zu spät gesehen, dass wir am ADO Bushahnhof vorbei fuhren, der Bus hätte mich sicherlich dort rausgelassen. Na ja, so habe ich mir halt ein Taxi vom Markt dorthin zurück genommen. Dann einen zweite Klassebus nach Cancun. Der Ticketverkäufer hat mich ungläubig angeschaut und zweimal nachgefragt, ob ich wirklich 2.Klasse fahren möchte. Der erste Unterschied war, dass mir keiner meinen Rucksack abnimmt und in den Kofferraum legt. Der Zweite, er ist etwas langsamer und hält etwas öfters und der Wichtigste, es gibt keinen Fernseher und es ist absolut ruhig. Dadurch, dass meine Fahrt von Corozal nach Cancun etwas länger gedauert hat und ich dann durch die Zeitverschiebung auch noch eine Stunde verloren hatte, war leider keine Zeit mehr, ins Hotel zu gehen, bevor ich meine Mutter vom Flughafen abholte. Egal, kommt mein dicker Rucksack halt mit. Letztendlich hätte es doch gereicht, da ich Ewigkeiten auf meine Mutter warten musste. Aber egal, Hauptsache sie ist da. Dann wieder mit dem ADO Bus zurück in die Stadt. Wir haben alle Leute vorgelassen und als letztes unser Gepäck rausgeholt. Mein Rucksack lag ganz vorne. Der Kofferraum war dann bis auf einen Koffer komplett leer. Dieser Koffer war aber nicht der von meiner Mutter. Die beiden hatten bis auf die Größe nichts gemeinsam. Dieser hier war ein glänzend schwarzer Hardshellkoffer, mit einem sehr großen Reisverschluß an der Seite, keine Außentaschen und hatte viele Papierbändel am Griff, davon einer in knall rot. Der meiner Mutter ist aus Stoff, mattschwarz, zwei Außentaschen, unauffälliger Reißverschluss an der Kante und nur einen weißen Papierbändel am Griff. Nach der langen und anstrengenden Reise konnte meine Mutter so eine Aufregung gar nicht gebrauchen:

„Jemand hat meinen Koffer geklaut, den bekomme ich doch nie wieder!“
„Dein Koffer ist nicht geklaut, wer will schon deinen Koffer, damit kann keiner was anfangen, jemand hat ausversehen deinen mitgenommen statt seinem. Wir bekommen deinen Koffer wieder.“
„Aber der Koffer hier sieht überhaupt nicht wie meiner aus, den kann man nicht mit meinem verwechseln!“
„Na ja die Person ist halt etwas doof! Wir bekommen deinen Koffer wieder, sobald der merkt, dass er den falschen hat, bringt er den wieder“
Ich habe dann mit dem Busfahrer geredet und die Sachlage erklärt. Der hat dann irgendwo angerufen. In der Zwischenzeit kam aber schon der Herr mit dem Koffer meiner Mutter. Ich habe mich über die ganze Sache totgelacht, meine Mutter konnte immer noch nicht fassen, wie man diese beiden Koffer miteinander verwechseln konnte.

Dann fing für mich die Zeit des Luxus an. Meine Mutter hatte zwar nur hauptsächlich einfache und günstige Hotels ausgesucht, aber im Vergleich zu meinen Hostels, war es Luxus pur: ordentliche Matratzen, heißes Duschen aus denen auch genügend Wasser kam. Und meine Mutter hatte mir ein paar Kleidungsstücke für abends mitgebracht. War sehr ungewohnt nach drei Monaten mal wieder eine Jeans anzuziehen. Überhaupt mal wieder andere Klamotten. Bis jetzt hat es mich noch nicht gestört immer das Gleiche anzuziehen, aber in dem Moment habe ich mich schon auf meinen Kleiderschrank, der mir in 5 Monaten wieder zur Verfügung steht, gefreut. Wir sind dann als erstes auf den Platz neben unserem Hotel, um an den Fressständen uns ein kleines Abendessen zu holen. Da meine Mutter sehr erschöpft von der Reise war, hat sie das mit der anderen Sprache in Mexiko nicht mehr so ganz auf die Reihe bekommen. Sie hat einfach weiter auf Deutsch gesprochen, es hat sie natürlich keiner verstanden, ich habe mir ein Lachen verkniffen und dann mit meinem Spanisch ausgeholfen. Zurück im Hotel habe ich mir erstmal eine heiße Dusche gegönnt. Wie im siebten Himmel war ich unter dem heißen Wasserstrahl, wollte gar nicht mehr raus.

Am nächsten Tag sind wir gleich weiter mit dem Bus nach Tulum. Die Rivera Maya, also das Stück zwischen Cancun und Tulum ist sozusagen das Disneyland von Mexiko. Ein riesen Resort nach dem anderen, dazwischen große Themenparks, die Action, Adrenalin und Abenteuer vermarkten. Und es wird immer noch weiter gebaut, schwer vorzustellen, dass die Rivera Maya mal einsam war.

In Tulum hatten wir eine sehr schöne Ferienwohnung (Residencia de Mexico y Nubes), allerdings etwas außerhalb. Die Besitzerin war sehr nett und bemüht. So bekamen wir gleich zwei Kokussnüsse zum Trinken. Man konnte sich auch umsonst zwei Fahrräder ausleihen. Wobei Fahrräder eine etwas falsche Bezeichnung ist, es waren zwar Räder, die fahren, mehr aber auch nicht. Es gab nur einen Gang, nur eine Rücktrittsbremse, sowie einen etwas unbequemen Sattel und beim Fahren, hat es ziemlich gequietscht.

klapprig, klappriger, Klapperbike!

klapprig, klappriger, Klapperbike!

Wir haben uns dann nach Tulum Pueblo aufgemacht, wobei man bei der Größe nicht mehr von Dorf sprechen kann. In diesem Dorf gibt es unglaublich viele Taxis, wer nicht mit dem Taxi fährt, ist mit dem Rad unterwegs. Der Strand ist 5 km von Downtown Tulum entfernt. Also nach einem kleinen Snack in der Stadt weiter zum Strand. Es gibt einen schönen Fahrradweg dort hin. Leider gibt es nicht mehr viele Strandabschnitte die noch öffentlich sind und nicht zu einem Hotel gehören. Dort wo die Hotels beginnen, beginnt auch die Straße der meisten Geldautomaten der Welt. Gefühlt hat jedes Hotel seinen eigenen ATM Automaten vorm Eingang stehen, also alle 15 Meter einer. Als wir am ersten öffentlichen Strand ankamen, waren wir platt, der Strand war auch nicht so schön, lud nicht zum Verweilen ein und es war zu windig und zu frisch zum Baden. Also nur kurz Füße ins Meer, einen Fischer bei der Arbeit beobachtet und dann wieder aufs Klapperbike, ieeöüh, ieeöüh, ieeöüh unter lautem Gequietsche zurück gestrampelt. Zum Glück ist mein Hintern durch die durchgesessenen Sitze der Chickenbusse abgehärtet, nach fast 20 km hatte meine Mutter aber mehr als genug für einen Tag auf dem Klapperbike. Daher haben wir für die Fahrt ins Zentrum fürs Abendessen die zweite Fortbewegungsvariante gewählt: ein Taxi.

Fischer

Fischer

bunte Hängematten

bunte Hängematten

Am nächsten Morgen gleich wieder auf die Klapperbikes, unsere ersten Cenoten standen an. Auf der Halbinsel von Yukatan gibt es keine oberirdischen Flüsse. Das Kalkgestein, aus dem die Halbinsel besteht ist sehr weich. So haben sich unterirdische Höhlen, die teilweise miteinander verbunden sind, gebildet. Diese sind mit Wasser gefüllt. Bei einigen ist die Höhlendecke eingestürzt und so wurde zu unterirdischen Cenoten, oberirdische. Das Wasser ist kritsallklar und man hat eine unglaublich Sicht auf den Boden der Cenoten. Wir sind zu der Cenote Cristal gefahren, die ca. 4 km außerhalt von Tulum liegt. Sie gehört nicht zu den bekanntesten und ist daher eher weniger besucht. So hatten wir sie auch, für die Zeit in der wir gebadet haben, ganz für uns.

Auf die Plätze, fertig und platsch ins kühle Nass

Auf die Plätze, fertig und platsch ins kühle Nass

Auf der anderen Seite der Straße liegt noch eine zweite Cenote, die im Eintritt der Cenote Cristal mit inbegriffen ist. Laut der Besitzerin der Ferienwohnung die schönere. Meine Mutter und ich fanden jedoch die Cristal besser. Da es nicht so warm war und wir keine Lust mehr hatten, unsere nassen Badeanzüge wieder anzuziehen, haben wir sie uns nur angeschaut. Dann haben wir uns wieder auf unsere Klapperbikes geschwungen und ab im Gegenwind nach Downtown Tulum. Nach der Anstrengung erstmal einen frisch gepressten Saft und was Essen. Wir hatten vorerst auch genug vom Radln, also Klapperbike abgesperrt und mit dem Colectivo zu den Ruinen. Die letzten 300 Meter zu den Ruinen sind autofrei. Auf dem Weg dorthin kommt man an mehreren Souvenirläden vorbei. Vor einem war ein kleiner Platz angelegt mit viel mexikanischem Schnickschnack, der einlud, ein paar Fotos für die Daheimgebliebenen zu machen.

Viva Mexico!

Viva Mexico!

Wir sind extra am Nachmittag zu den Ruinen, so dass der Großansturm der Touristen schon weg war. Vorm Eingang begrüßte uns gleich ein kleiner Coati bzw. Nasenbär (bisher habe ich den anders genannt, da ich nur den guatemaltekischen Namen dafür wusste). Dieser war sehr zutraulich, sehr zum Entzücken der anderen Touristen. Ich wollte mich gerade mit Mückenspray einsprühen, als ich ihn nicht mehr los bekam. In meinem Rucksack waren zwei Mangos. Der kleine, verfressene Coati wollte sie unbedingt haben. Er hatte praktisch schon fast seinen ganzen Kopf in meinem Rucksack. Beim ersten Mal habe ich ihn noch mit einer Handbewegung verscheuchen können. Er kam aber gleich wieder zurück, um noch aufdringlicher zu versuchen, seinen Kopf in meinen Rucksack zu stopfen. Er war so schnell, dass ich gar keine Zeit hatte, den Reisverschluss zu schließen oder den Rucksack weg zu nehmen. Die anderen Touristen kamen immer näher, um dass süße Tier zu bewundern. Als ich es dann zum zweiten Mal mit einer Handbewegung wegwischen wollte, wurde es aggressiv und griff mich an, schnappte nach mir und holte mit seiner Pfote mit seinen langen Krallen aus. Erschrocken zog ich meine Hand schnell zurück und traf mit voller Wucht eine andere Touristin mitten ins Gesicht, die sich über meine Schulter gebeugt hatte, um das Tier besser sehen zu können. So hab ich zum ersten Mal in meinem Leben jemanden eine Backpfeife gegeben. Ich kam mit einem blutigen Kratzer davon. Süß fand ich den Kleinen nicht, hatte nur Mitleid mit dem armen Tier und eine Wut auf die Touristen, die die Tiere füttern und so zu süchtigen Tieren machen. Von Natur aus sind diese ja sehr verfressen und daher für Fresssucht nach Menschennahrung anfällig. Später haben wir sogar einen sehr übergewichtigen Coati gesehen, der von anderen Touristen mit Chips gefüttert wurde und jeder ein Foto haben wollte wie er, um an die Chips zu kommen, ein Männchen machte.

Tulum war für mich bis jetzt die vollste Maya Ruine. Ich habe es aber trotzdem geschafft, Fotos ohne bzw. mit so wenig Touristen wie möglich zu machen, der Eindruck von Einsamkeit in Tulum täuscht also.

Auch bei den Lizzards ist Tulum sehr beliebt

Auch bei den Lizzards ist Tulum sehr beliebt

Vor dem türkisfarbenen Meer

Vor dem türkisfarbenen Meer

Tulum liegt wunderschön am türkisblauen Meer. Da die Ruinen nur sehr klein sind, ist man relativ schnell fertig. Also runter zum Strand. In der Nähe der Ruinen gibt es einen größeren öffentlichen Strand, der auch als der schönste in Amerika und als viert schönster der Welt gilt. Die Farbe des Meeres mit seinem klaren Türkis ist wunderschön und der Sand erinnert eher an Weizenmehl wie an Sand so fein und weiß ist eher. Um für mich als der schönste Amerikas zu gelten, müsste er allerdings einsamer sein. Auch hier ist ein Restaurant nach dem anderen und von dem Strand aus gehen die Schnorcheltouren los. Mir war es zu windig zum Baden, aber meine Mutter wagte sich mutig in die wilden Wellen. Für den Sonnenuntergang sind wir dann zum Mezzanin, einem nicht ganz billigen, aber sehr guten Thairestaurant geschlendert. Dort ist es etwas ruhiger und die Terrasse ist erhöht und dadurch hat man einen traumhaften Blick auf das Meer. So kann man den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Abendstimmung am Playa Paraiso

Abendstimmung am Playa Paraiso

Für den nächsten Tag haben wir eine geführte Tour ins Naturschutzgebiet Sian Ka’an gebucht. Es gibt unterschiedliche, fast jede Agency bietet eine an. Uns war es wichtig, die Mayas vor Ort zu unterstützen und haben unsere mit der Sian Ka’an Community gebucht. Wir haben uns für die Halbtagestour, die die Ruinen von Muyil besichtigt und dann noch mit dem Boot durch die Mangrovenwälder fährt. Unser Guide war ein Deutscher, der für die Community arbeitet, der Rest der Mitarbeiter waren jedoch alle Mayas. Wir waren die Einzigen auf der Tour. Als erstes gab es in deren Visiter Center einen kleinen Snack, Nachos mit typischer Mayasoße aus Tomaten und Kürbiskernen. Dann sind wir zu den kleinen Ruinen von Muyil gefahren. Unser Guide hat viel über die Mayas und die Pflanzen erklärt, vieles wusste ich schon durch meine Reise durch Guatemala, sowie vor sieben Jahren nach Copan, Honduras.

Muyil

Muyil

Es ging dann ein kleines Stück durch den Wald bis zur Lagune. Vom einem Aussichtspunkt hatte man einen guten Blick über diese und den Wald. Eigentlich sind es keine Lagunen, sondern zwei große, relativ tiefe Cenoten. Mit dem Boot durchquert man dann die erste und fährt dann duch einen Kanal, der von den Mayas durch die Mangroven angelegt wurde. Am Ende der zweiten Lagune ist wieder ein Kanal, der zu einer weiteren Lagune führt. Hier hielt unser Boot an. Wir schnürten uns die Schwimmwesten wie Windeln um und dann ab in den Kanal, um sich durch die Mangroven treiben zu lassen. Dann wieder zurück mit dem Boot. Leider schafften wir es nicht mehr trockenen Fußes zurück an Land, die letzten Meter wurden wir von einem ordentlichen Regenschauer überrascht. Die Tour endete im Visitercenter mit einem sehr leckeren, typischen Mayagericht und einem Besuch im Schmetterlingshaus.

Den Rest des Tages haben wir gefaulenzt, es regnete mehr oder minder nur noch, da wollten wir nicht mehr vor die Tür. Am nächsten Tag war mein Geburtstag. Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns mit dem Bus auf nach Playa del Carmen, um unser Mietauto abzuholen. Tulum ist zwar auch sehr touristisch, aber dadurch, dass es mal eine Hippierückzugsort war, findet man dort viele Alternative und Backpacker. Es herrscht daher eine ganz andere Stimmung dort, fast jeder fährt mit dem Fahrrad, an jeder Ecke kann man Yoga machen und es gibt viele Cafés mit frischen gesunden Säften und vegetarischem Essen. In Playa del Carmen sind deutlich mehr Touristen und eine Fußgängerzone in der ein Markenladen nach dem Anderen ist. Die Preise in den Cafés sind deutlich teurer. Es ist sichtbar, dass in Playa nicht nur der Strand zählt sondern auch das Nachtleben. An meinem Geburtstag wollte ich einen Kuchen und vor allem mal wieder einen richtig guten Kaffee. Hier gibt es meistens nur einen Filterkaffee, in Guatemala war er in der Regel sehr dünn, statt Milch meistens nur Milchpulver. So hatte ich aber seit langem mal wieder einen richtigen Cappuccino mit Milchschaum! Dann haben wir unser Mietauto abgeholt, glücklicherweise haben wir ein größeres bekommen, so hatten wir Platz für unser ganzes Gepäck im Kofferraum. Die Übergabe hat relativ lang gedauert, da dass Auto so viele Kratzer und Beulen hatte und wir die alle vermerkt haben wollten. Kaum hatten wir das Auto, ging auch schon der Regen wieder los, also doch nichts mehr mit Strand heute. In Tulum angekommen, war der Regen wieder vorbei, also zum Strand für ein kühles Bier und ein paar Nachos mit Guacamole . Meiner Mutter hängen sie schon zum Hals raus, weil mein sie als Snack vor jedem Essen mit Salsa und scharfer Soße bekommt, ich kann sie immer noch essen. Ich hatte noch nicht mal halb meine Nachos und mein Bier fertig, fing es schon wieder mit regnen an. Petrus meint es heute aber nicht wirklich gut mit mir. Also auch heute eher drinnen faulenzen, nur zum Abendessen nochmal zur Strandstraße in ein schönes Restaurant.

Dann ging unsere Rundreise mit dem Auto los, unser erster Stopp war die Ruinen von Coba. Die Ruinenstadt besteht aus drei Ruinenkomplexen, die relativ weit auseinander liegen. Man kann sich Fahrräder mieten oder sich mit der Fahrradrikscha von einem Komplex zum Nächsten fahren lassen. Wir entschieden uns fürs selber Laufen, haben es am Ende der Ruinen sicherlich auf 8 km geschafft. Das Gute ist, die Wege sind alle im Schatten von Bäumen. Die Hitze ist momentan noch nicht so ein Problem sondern eher, dass es unglaublich schwül ist. Dadurch, dass es so weitläufig ist, verteilen sich die Menschenmassen auch ganz gut. In Coba gibt es die höchste Pyramide der Halbinsel von Yucatan, jedoch deutlich kleiner wie Templo IV in Tikal oder La Danta in El Mirador.

Stele in Coba

Stele in Coba

Unser Timing war perfekt, kaum waren wir mit den Ruinen fertig, hat es mit Regnen angefangen. Wir sind dann noch in eine der Cenoten in der Nähe der Ruinen gefahren. Multan Ha ist eine unterirdische Cenote. Wir hatten Glück, es war niemand da, ich hatte das glasklare Wasser ganz alleine für mich zum Schwimmen. Als wir gegangen sind, kam eine ganze Gruppe. Es ist schon etwas Besonderes von der Stimmung her, wenn man ganz alleine in einer Cenote schwimmt.

Cenote Multan Ha

Cenote Multan Ha

Dann ging es weiter nach Valladolid. Die Herausforderung des heutigen Tages war eindeutig, das Hotel zu finden. Wer mit Logik an das Straßensystem von Valladolid geht, wird verzweifeln und irgendwann durchdrehen! Das Fahren durch mexikanische Städte ist eine ganz schöne Herausforderung und Komplexleistung. Man muss auf die Straßennummern achten (diese sind nicht immer leicht ersichtlich, teilweise fehlen sie), auf die Vorfahrtsregelung, was nicht so ganz offensichtlich ist (hat der andere ein Stopschild und damit ich die Vorfahrt, oder gilt, wer zu erst kommt, fährt zuerst oder rechts vor links?!), wenn man Abbiegen will, ob man in die Straße rein fahren darf, auch hier ist es nicht immer auf Anhieb erkennbar, ob Einbahnstraße und in welche Richtung oder nicht. Hinzu kommen Schlaglöcher, Hunde und Kinder auf die man acht geben muss. Und dann noch die anderen Autos, Mopeds und Fahrräder, die alle schneller als wir fahren und je nach Größe, dann links oder rechts überholen. Das Besondere an Valladolid ist, dass in manchen Stadtteilen die Straßen nicht schachbrettartig verlaufen, was sonst in Mexiko üblich ist. Vom Konvent aus gehen die Straßen sternenförmig weg, in diesem Stadtteil gehen die Straßen teilweise kreuz und quer, haben Kurven und wechseln plötzlich ihre Nummer. So kann man in der Calle 51 sein, eine Straße überqueren und dann plötzlich in der Calle 49, die gerade noch parallel zu einem verlief. Und da im Auto zwei Sturköpfe saßen, einer sturer als der andere und jeder hatte eine andere Herangehensweise, wie man in diesem Labyrinth irgendwann doch noch ans Ziel kommt, kam es zu heftigen Diskussionen. In dem Moment ganz schön anstrengend, im Nachhinein aber sehr lustig. Nachdem wir dreimal im Stadtviertel im Kreis gefahren sind, haben wir aber das Hotel doch noch gefunden. Das Casa Quetzal hat einen sehr schönen Innenhof und eine Hängematte und einen Schaukelstuhl im Zimmer, was will man mehr.

Innenhof unseres Hotels

Innenhof unseres Hotels

Nach dem anstrengenden Tag nur noch Abendessen und schlafen, da wir morgen früh raus wollen, um vor den vielen Tourbussen in Chichen Itza zu sein. Wir saßen auch pünktlich beim Frühstück, aber bis wir fertig waren und bei den Ruinen, war es doch schon 9 Uhr. Der Besucherandrang war auch noch okay. Es war zwar nicht immer ganz leicht Fotos ohne andere Touristen darauf zu machen, aber ich habe es geschafft, man könnte also meinen wir wären ganz alleine da gewesen. Die Ruinen sind sehr beeindruckend und gehören eindeutig zu meinen Favoriten. Die architektonischen Leistung erstaunt mich bei jeder Ruinen immer wieder aufs Neue, auch die Kultur und Lebensweise der Mayas sind sehr interessant. Die Mayas sind die einzige Kultur, die ich kenne, bei denen es eine Göttin des Selbstmords gibt. Aber Selbstopferung zum Wohle bzw. zum Überleben der Gemeinschaft war in der Kultur üblich. Es ist ziemlich schwer bei den Göttern der Mayas durchzublicken, die wichtigsten sind der Regengott Chaak , der Maisgott Yum Xac, der Gott der Götter, Hunabku, sowie dessen Sohn Itzamna, der die Mayas erschaffen hat. Empfehlen kann ich, bevor man sich Mayaruinen anschaut, die Dokumentation „der Mayacode“ von Arte auf You Tube anzuschauen. Die vielen Inschriften auf den Stelen und Ruinen schaut man dann mit einem anderen Auge an. Mich fasziniert, wie es Menschen geschafft haben, diese Schrift zum größten Teil zu entschlüsseln.

Gut erhaltene Inschrift aus Kabah

Gut erhaltene Inschrift aus Kabah

Die große Pyramide in Chichen Itza stellt einen Kalender da, der genauso wie unserer auf 365 Tage kommt. An den Tagen der Equinox, wenn die Sonne auf die Schlangen, die die Haupttreppe säumen, scheint, wirkt es, durch die Sonnenstrahlen und die dadurch erzeugten Schatten, als ob die Schlangen sich bewegen.

die große Pyramide von Chichen Itza

die große Pyramide von Chichen Itza

Um die Götter, allen voran den Regen- und Maisgott, zufrieden zu stellen, waren die Mayas bereit, sich schmerzhafte Blutopfer zu zuführen oder sich zu töten, um so das Überleben des Volkes zu sichern.

Observatorium

Observatorium

Totenköpfe, die besiegte Krieger darstellen, um die Macht von Chichen Itza zu demonstrieren

Totenköpfe, die besiegte Krieger darstellen, um die Macht von Chichen Itza zu demonstrieren

Kunstvolle Verzierungen

Kunstvolle Verzierungen

Als der große Ansturm der Touristen kam, waren wir wieder mit den Ruinen fertig. Den Nachmittag verbrachten wir damit Valladolid anzuschauen. Besonders gut hat uns diese Kolonialstadt jedoch nicht gefallen. Aber auch in Valladolid begegnete mir ein Aufkleber, den ich schon seit Mexiko City sehe und seit dem schon sicherlich zwischen 15 und 20 Aufkleber an den verschiedensten Orten wieder begegnet bin. Ich bin mal gespannt, wann der Person seine Aufkleber ausgehen. Habe dann mal die Aufschrift gegoogled, war nach einer Zeit dann doch Neugierig zu wem oder was die gehören: zu einem Graffitikünstler.

Am nächsten Morgen ging es wieder weiter. Leider verträgt meine Mutter das mexikanische Essen nicht wirklich und so ging es ihr heute nicht so gut. Bevor wir jedoch die Stadt verließen, schauten wir uns noch das Konvent in Valladolid an. Es besitzt einen schönen Innenhof. Das Besondere war jedoch der Gottesdienst der in der dazugehörigen Kirche abgehalten wurde. Die Gläubigen haben so wunderschön und ergreifend gesungen, was dem Museumsbesuch etwas ganz besonderes verliehen hat.

Konvent von Valladolid

Konvent von Valladolid

Danach machten wir uns auf dem Weg zu den Cenoten Dzitnup außerhalb der Stadt. Es gibt dort zwei, die neben einander liegen Samula und X'quequen. Die auf der linken Seite, X'quequen, ist deutlich schöner, die andere kann man meines Erachtens auslassen. Da wir früh am Morgen da waren, war sie relativ leer. Die Cenote hat mit ihren Tropfsteinformationen und den Baumwurzeln, die durch die Höhlendecke kommen etwas sehr mystisches. Was mir auch an ihr gefällt, dass es keinen Adrenalin-Schnick-Schnack gibt, also keine Zipline etc., nur das kristallklare Wasser und die natürliche Felsformation.

Cenote X'quequen

Cenote X'quequen

Nach der Erfrischung weiter zu den nächsten Ruinen, meine Mutter und ich haben uns ja vorgenommen fast alle wichtigen zu sehen. Also auf nach Ek Balam. Doch wo geht es hin zu den Ruinen, bis zur Abzweigung von der Autobahn war alles gut beschildert. Dann kommt man über eine kleine Straße zu einer T-Kreuzung, links ins Dorf Ek Balam, rechts und gerade aus gibt es Cenoten. Ich habe mich für die Richtung ins Dorf entschieden und dann eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ausgeführt, nach dem Weg fragen! Tja wir hätten gerade aus gemusst, also wenden und zurück. Als wir dann gerade aus fuhren, entdeckte ich auch das Schild für die Ruinen, allerdings in einem Zustand, dass man den Hinweis auf die Ruinen nur erraten kann. Es gibt vier Mögliche Zustände von Beschilderungen in Mexiko: 1. Nicht vorhanden, 2. Vorhanden, aber völlig zugewachsen und daher nicht lesbar, 3. Vorhanden, aber kaputt oder ausgebleicht, daher nur teilweise bis gar nicht lesbar, 4. In gutem Zustand und oh Wunder lesbar. Die 4. Variante könnte etwas öfters vorhanden sein.

Ek Balam ist eine kleine Ruinenstadt, aber sehr sehenswert aufgrund eines Tempels mit wunderschönen und sehr gut erhaltenen Fresken.

Die Fresken von Ek Balam

Die Fresken von Ek Balam

Nach den Ruinen ging es weiter nach Rio Largatos. Das liegt im Norden von Yukatan am Meer umgeben von einer Lagune und Mangroven. Die Straße dorthin war in einem miserablen Zustand, ein Schlagloch nach dem anderen und durch die Lichtverhältnisse oft erst in letzter Sekunde zu erkennen vor allem deren Tiefe. Also bin ich als Einzige durch die Lande gekrochen, während die Einheimischen die Schlaglöcher ignoriert haben und durch die Gegend rasten. In Mexiko sind die ganzen Autostraßen mit Hinweisschildern, wie man sich im Straßenverkehr verhalten soll, „dekoriert“. Nach der Fahrweise der Mexikaner scheinen sie eher Deko- wie Hinweisschilder zu sein, es hält sich fast keiner daran! Es verwundert daher nicht, dass in jeder Ortschaft ein Tope nach der anderen ist. Ein Tope ist eine Erhöhung in der Straße, um die Autofahrer zu zwingen, langsamer zu fahren. Dies ist in einer Ortschaft auch nötig, bei dem rasanten Fahrstil der Mexikaner. Die Topes haben verschiedene Größen und Formen, ebenso wie die Hinweisschilder für diese. Meine Mutter fuhr auch gerne mal etwas schneller drüber, bei der schlechten Federung unseres Autos wurde man dann ziemlich durchgeschüttelt. Mein Kommentar dazu: „Mama, da war ein Topes, da musst du langsamer fahren!“ Die Antwort meiner Mutter: „Ich bin langsamer gefahren, ich fahre weniger wie 20 km/h!“ Über manche Topes kann man wirklich nur drüber schleichen. Teilweise sind alle 50 Meter einer. Man kommt daher insgesamt nicht so schnell vorwärts. Rio Largatos ist ein relativ verschlafenes Fischerdorf. Abends kann man den Fischern zuschauen, wie sie mit einem Kescher im Hafen am Rand der Mole kleine Shrimps fangen.

Rio Largatos

Rio Largatos

Die Lagune ist aber sehr schön und zieht einige Touristen an. Wir haben über unser Hotel eine Bootstour gebucht. Nach dem Frühstück ging es los, da es immer noch Nebensaison ist, hatten wir sozusagen eine Privattour. Die Lagune ist riesig und bietet Lebensraum für viele Vögel.

Fischreiher

Fischreiher

Leider hat sich die Regenzeit immer noch nicht verabschiedet und so mussten wir nach 5 Minuten die Regenjacken auspacken. Der Schauer war zwar heftig, aber glücklicherweise nur von kurzer Dauer. Das Besondere an der Lagune ist auch, dass es einen Teil gibt der sehr salzhaltig ist. Dort wird auch sehr hochwertiges Salz, da sehr reich an Mineralien, gewonnen. Diesen Teil der Lagune lieben auch die Flamingos. Das Wasserhat einen ähnlichen Salzgehalt wie das Tote Meer und so haben wir uns dort ein bisschen treiben lassen, natural floating sozusagen!

floating

floating

Dann war es Zeit etwas für unsere Schönheit zu tun, also den reichhaltigen Schlamm auf die Haut schmieren. Danach sahen wir passend zu Halloween schon ein bisschen zum Gruseln aus.

It is Haloween time!

It is Haloween time!

So eingekleistert stiegen wir wieder ins Boot und fuhren wieder aus der Lagune raus zum Meer. Auf dem Weg dorthin entdeckte unser Guide noch ein kleines Krokodil, das in den Mangroven versteckt war. Mit unserem Boot konnten wir ganz nah ran fahren. Kaum erblickte uns das Tier öffnete es sein Maul und paddelte näher ans Boot hin, ich hätte seine Nase streicheln können. Habe dieses Experiment aber nicht gewagt, die scharfen Zähne des Krokodils waren zu beeindruckend. Um den Schlamm abzuwaschen, sind wir dann eine Runde im krokodilfreien Golf von Mexiko geschwommen.

Kanadische Pelikane

Kanadische Pelikane

Mangrovenkletterei

Mangrovenkletterei

Dann kamen das Gepäck wieder ins Auto und weiter ging es nach Izamal. Diesmal haben wir die Unterkunft gleich gefunden, wurden nur von Hundewelpen aufgehalten, die vor unser Auto rannten. Als wir anhielten, flüchtete sofort einer unter das Auto, kein rankommen an den kleinen Scheißer. Aber zum Glück war gleich eine Frau mit Besen zur Stelle und nahm sich des Welpen an, so dass wir weiter fahren konnten. Um Izamal zu beschreiben, fällt mir nur folgendes ein: „Gelb, gelb, gelb sind alle meine Farben, gelb, gelb, gelb ist alles was ich hab, darum lieb ich, alles was gelb ist, weil ich gerade in Izamal bin!“ Den Ohrwurm habe ich den Rest des Tages nicht wirklich wegbekommen, ab und zu wurde er durch Yellow Submarine und Yellow von Coldplay abgewechselt.

die gelbe Stadt

die gelbe Stadt

das blaue Haus: ups, da war wohl jemand farbenblind!

das blaue Haus: ups, da war wohl jemand farbenblind!

Izamal gefällt uns bis jetzt am Besten, die kleine Stadt hat so viel Charme. Wir wollten uns am Abend eigentlich eine kleine Lichtshow, die im Konvent von Izamal gemacht wird anschauen, aber wir waren am falschen Tag da. Wir hatten zwar eine andere Info, aber einige Infos aus Reiseführern und Internet scheinen nicht zu stimmen. Aber auf dem Zocalo, dem Hauptplatz von Izamal gab es eine andere Art von Licht und Klangshow. Für Halloween war ein Jahrmarkt aufgebaut.

Jahrmarkt in Izamal

Jahrmarkt in Izamal

Wir haben uns dann in ein kleines Restaurant am Rand des Parks gesetzt und dem Jahrmarkttreiben zugeschaut. Erst hatte ich gedacht es gibt etwas Leckeres auf dem Jahrmarkt zu Essen. Jedoch war in Izamal die Vorliebe für Pommes mit Würstchen vorherrschend. Wie schon erwähnt, gesunde Ernährung liegt nicht im Trend in Mexiko. Ich glaube auch, dass Mexiko der größte Abnehmer von Coca Cola ist. Die USAler trinken vielleicht mehr Zuckerwasser insgesamt, aber der Konsum ist auf verschiedene Marken verteilt. Hier wird hauptsächlich Coca Cola getrunken: jung oder alt, Kinder als gute Nachtgetränk oder auf dem Markt zum Frühstückt, in der Stadt oder im entlegensten Dorf!

Auf dem Jahrmarkt hieß es auch wieder, je lauter, desto besser! Die Musik war so laut, dass wir die vorbeifahrenden Mopeds und Autos nicht mehr hörten. Abends öffnen auch die Einheimischen ihre Türen und setzten sich in den Eingang auf Schaukelstühle oder anderen Sitzmöglichkeiten, unterhalten sich und beobachten was so auf der Straße passiert, halten einen Plausch mit den Nachbarn und Passanten. Durch die offenen Türen gewinnt man einen Einblick ihn ihr Häuser. Entweder blickt man in einen Vorraum, in dem nur eine Hängematte hängt, oder man bekommt das Wohnzimmer zu Gesicht. Diese haben mich immer an die Wohnräume meiner Oma erinnert, viel Schnick Schnack und Plunder in jedem Regal und auf jedem Tischchen!

Abendstimmung in Izamal

Abendstimmung in Izamal

Am nächsten Morgen, haben wir uns noch in Ruhe Izamal angeschaut. Die Stadt ist auf einer alten Mayastadt erbaut. Der Konvent, der der größte Mittelamerikas ist, steht direkt auf einer Pyramide und thront damit über der Stadt. Hier wurden auch leider fast alle Mayaschriften verbrannt, nur die, die vorher schon außer Land gebracht wurden, haben die Missionierung und Unterdrückung der Mayakultur durch die Spanier überlebt. Von dem Heiligen Buch der Mayas, das die Entstehung der Welt und die Welt der Götter erklärt sowie deren Mythen und Geschichten haben nur drei überlebt. In der Stadt selber findet man mehrere kleine Mayapyramiden.

Konvent von Izamal

Konvent von Izamal

Mamita und siljita in Izamal

Mamita und siljita in Izamal

Danach weiter zur nächsten Kolonialstadt Merida. Aber nach dem charmanten Izamal war es schwer für uns über Merida ins schwärmen zu geraten. Viele Kolonialhäuser sind heruntergekommen und es herrscht viel Autoverkehr. In der Innenstadt wird man oft angesprochen, einer versucht einem ein Restaurant, ein Souvenirladen oder eine Tour anzudrehen. Ich wollte in Merida für los Dias del Muertes sein, die in Yukatan auch Hanal Pixan genannt werden, da der Totenkult in Mexiko sehr stark zelebriert wird. Ich hatte die Info, dass dies in dieser Stadt besonders sehenswert ist. Die Mexikaner dekorieren kleine Altäre für ihre Verstorbenen, mit Essen, bunten Totenköpfen aus Marzipan oder Wachs, Bildern der Verstorbenen und Blumen. Diese werden im Wohnzimmer oder in den Schaufenster ausgestellt. An beiden Tagen gehen die Menschen zum Friedhof legen Blumen ans Grab, zudem wird ein großes Essen am Friedhof veranstaltet. Es gibt auch einen Tag an dem sich die Menschen das Gesicht wie Totenköpfe anmalen und feiernd durch die Straßen ziehen. Ich dachte, dass wäre auch an einem dieser Tage, dem ist aber nicht so. Dieser Umzug wird auch Paseo de las Animas, der Umzug der Seelen, genannt. In diesem Jahr gab es Veranstaltungen vom 24.10. bis zum 30.10. mit Umzügen, Ausstellung der Altäre am Zentralpark, Tänzen, Theaterstücken und vielem mehr. Tja, dass hatte ich verpasst. Vereinzelt sah ich noch Familien, wo die Kinder oder die ganze Familie Gesichter wie Totenköpfe bemalt waren. Auf den Friedhof sind wir nicht gefahren, weil meine Mutter die Einheimischen nicht stören wollte. Na ja, man soll sich ja immer etwas für die nächste Reise aufheben.

Altar zum Gedenken der Toten

Altar zum Gedenken der Toten

Werbeplakat für die Fiesta de las Animas

Werbeplakat für die Fiesta de las Animas

Meine Mutter wollte eine Tour der Englische Bücherei von Merida durch die kolonialen Innenhofgärten machen. Irgendwo hatte sie im Internet gelesen, dass die immer Mittwochs Vormittags angeboten wird. Leider wieder mal eine Fehlinfo, die gibt es nur Dienstags von November bis März. Irgendwie stoßen wir auf ganz schön viele falsche Informationen im Internet und in den Reiseführern, so viele hatte ich noch nie! Also alles doppelt und dreifach checken. Wir haben uns dann die Casa Montejo, das Wohnhaus des spanischen Eroberers von Yukatan angeschaut. Sehr sehenswert ist auch das Regierungsgebäude von Merida. Die Wände des Innenhofes sind mit großen Wandbildern dekoriert, die von der Geschichte Yukatans erzählen, von den Mayas, über die Eroberung durch die Spanier bis zu den Kastenkriege Anfang des 20. Jahrhunderts.
Und Merida ist eine laute Stadt. In fast jedem Geschäft in der Innenstaft steht im Eingangsbereich eine große Musikbox und aus jeder dröhnt eine andere laute Musik. Dass die Mexikaner nicht alle schwerhörig sind, wundert mich sehr.

Merida

Merida

Am Besten hat mir in Merida jedoch die Ausstellung im Casa Catherwood gefallen. Der Engländer ist mit dem Amerikaner Stephens im 19. Jahrhundert für mehrere Jahre durch die Halbinsel von Yukatan gereist und sie waren für die Ausgrabung mehrere Ruinen zuständig. Catherwood hat die Ruinen und Stelen damals gezeichnet und später in London Lithographien angefertigt. Die beiden veröffentlichten ein Buch über ihre Reise und die Ausgrabungen. 25 der Lithographien sind in seinem Haus ausgestellt, dazu gibt es Erklärungen zu den Ruinen, die abgebildet sind.

Chichen Itza, die große Pyramide vor der Restaurierung

Chichen Itza, die große Pyramide vor der Restaurierung

heute frei von Bäumen und jeder Stein wieder an seinem Platz

heute frei von Bäumen und jeder Stein wieder an seinem Platz

Chichen Itza damals...

Chichen Itza damals...

...und heute

...und heute

Sehr empfehlenswert finde ich auch die Fundation de Artistas. Im Innenhof kann man Kaffeetrinken. Es gibt immer wechselnde Ausstellung. Im Moment wurden Portraitsfotos gezeigt von Menschen, die den Kastenkrieg miterlebt haben und auf Infotafeln daneben, was diese Menschen zu den Aufständen und Protesten der Mayas in dieser Zeit zu berichten haben. Ansonsten lohnt es sich einfach durch die Innenstadt zu schlendern und die Atmosphäre der Stadt vor allem in den vielen kleinen Parks zu genießen. Nach 2 ½ Tagen ging es dann wieder weiter. Über den Paseo de Montejo, auf dem man die Prachtvillas von Merida bewundern kann, ging es zum Museo del Mundo Maya. Nach 2 Tagen ohne Ruine, stand dann mal wieder eine auf dem Programm. Aber durch das Catherwood Museum, die Fundation de Artista und das Mundo Maya war es schon relativ spät, wir haben beschlossen trotzdem noch hin zu fahren. Wir waren dann eine halbe Stunde vor Schließung von Dzibilchaltun da. Wie die Verrückten sind wir durch die Ruinen, die leider relativ weitläufig waren, gelaufen. Das dazugehörige Museum hatte leider schon zu.

Haus der Puppen

Haus der Puppen

Cenote der Ruinenstadt

Cenote der Ruinenstadt

Übernachtet haben wir dann in einer Hacienda in Kanasin, einem Vorort von Merida. Diese war mal wieder nicht leicht zu finden, was bei zunehmender Dämmerung zu heftigen Diskussionen im Auto führte, wie man am Besten heraus findet, wo sie ist. Ich will immer fragen, meine Mutter meint, die Leute wissen doch eh nicht, wo das ist und will in der Unterkunft anrufen, allerdings funktioniert das Telefonieren mit meinem Handy hier nicht. In einem Laden nach dem Weg fragen hat dann doch noch was gebracht und so kamen wir mittlerweile im Dunkeln doch noch an.

Hacienda in Kanasin

Hacienda in Kanasin

Kaum waren die dias del muertos vorbei, wurde auch sofort die Weihnachtsdeko rausgeholt. In den Schaufenstern sah man geschmückte Plastiktannenbäume und auf den Dächern großer Einkaufszentren fuhr Santa Claus mit seinem Rentierschlitten!

Am nächsten Tag ging unser straffes Kulturprogramm gleich weiter, es standen noch zwei weitere Ruinen auf dem Programm. Acanceh ist sehr klein, nur zwei Pyramiden, an einer kann man noch ein paar gut erhaltene Fresken sehen.

Acanceh

Acanceh

Mayapan ist größer und hat mir sehr gut gefallen, kaum Touristen. Hier gibt es Fresken von vermutlich gefangenen Kriegern, statt einem Kopf klafft ein Loch. Darin hat man Totenköpfe entdeckt. Der Aufstieg zu höchsten Pyramide ermöglicht einen tollen Blick über die Ruinenstadt.

Kopfloser, geopferter Krieger

Kopfloser, geopferter Krieger

Mamita beim Abstieg

Mamita beim Abstieg

Mayapan

Mayapan

Mittags kehrten wir in die Hachienda Ochil ein, das Essen ist sehr lecker (meine Mutter wundert sich das mir Nachos und Tortillas immer noch nicht zum Hals raus hängen) und das halb verfallene verleiht ihr einen besonderen Charme.

Hacienda Ochil

Hacienda Ochil

Sisal, das grüne Gold von Yukatan

Sisal, das grüne Gold von Yukatan

Heute schafften wir es sogar kurz vor dem Sonnenuntergang in Celestun im Westen von der Halbinsel anzukommen. Wir wollten eigentlich erst den Sonnenuntergang genießen und dann zum Abendessen, aber der Besitzer unserer Unterkunft wies uns darauf hin, dass spätestens um 18.30 Uhr alles zu ist. Die Mexikaner essen hier eher ein spätes großes Mittagessen, abends wird nicht mehr groß ausgegangen. Celestun ist der einzige Strandort, in dem ich bis jetzt war, wo um kurz nach sieben der Bordstein bzw. der Strand hochgeklappt wird. Also schnell zum Strandrestaurant gehetzt. Den Sonnenuntergang haben wir dadurch verpasst.

Anders als bei uns, sind die Bäckereien hier morgens zu. Abends trifft man jedoch die Händler auf ihren Dreirädern in den Straßen an. Die süßen Teilchen sind unglaublich günstig. Eine andere typische Nachspeise von der Straße sind Marquesitas. Frisch gebackene Waffeln, ähnlich einer Eiswaffel, die entweder nur mit Reibekäse und noch je nach Wahl mit etwas anderem gefüllt wird. Zum ersten Mal, dass ich Nutella mit Käse gegessen habe, aber ist gar nicht so schlecht.

Am nächsten Morgen haben wir wieder eine Bootstour gemacht. Auch hier kann man wieder Flamingos sehen, in Celestun waren jedoch deutlich mehr und mit dem Boot konnte man näher ranfahren. Mit ihren langen Hälsen sind sie unglaublich grazil.

Flamingos

Flamingos

und noch mehr Flamigos

und noch mehr Flamigos

Dann sind wir mit dem Boot durch einen Mangrovenwald gefahren, über, links und rechts vom Boot viel verzweigte Mangroven.

Mangroven

Mangroven

Tigerreiher bei der Jagd

Tigerreiher bei der Jagd

Den Rest des Tages war endlich mal faullenzen, im Meer baden, Muscheln suchen und gemütlich ein Buch lesen angesagt.

unser Muschelschatz

unser Muschelschatz

Am nächsten Morgen ging es Richtung Süden nach Uxmal. Die Herausforderung des Tages war mal wieder Mal den Weg zu finden. In Uman gab es einfach keine Beschilderung, also uns durchgefragt.
Auf dem Weg dort hin haben wir uns noch eine weitere Sisalhacienda, Yaxcopoil, angeschaut, die mittlerweile ein Museum ist.

Hacienda Yaxcopoil

Hacienda Yaxcopoil

In Yukatan wird Sonntags gerne Fußball gespielt oder, wie sie hier das nennen, Beis Bol.

Beis Bol

Beis Bol

Auf unserer Karte war noch eine weitere Hacienda zum Besichtigen eingezeichnet. Allerdings kehrten wir nach ein paar Metern um, auf der Straße waren mehr Schlaglöcher wie Straßenbelag. Also auf nach Uxmal.

Bei Uxmal gibt es auch ein Schokoladenmuseum. Das Museum ist in einer kleinen Parkanlage angelegt, man lernt hier alles über dieses Getränk und diese Pflanze. Die Mayas mischten das Getränk mit ihrem Blut und opferten es den Göttern. Das Getränk war so hoch angesehen, dass es nur für die Elite war. Die Kakaobohnen wurden sogar als Währung benutzt, auch von den Azteken. Zum Schluß bekommt man sogar eine Tasse zum Probieren.

Wir haben in Santa Elena übernachtet, ca. 10 km von den Ruinen entfernt. Abends haben wir uns noch die Light and Sound Show angeschaut. Man sitzt oben bei der Ruine, die Nonnenkloster heißt und blickt auf den großen Platz. Die Gebäude und Pyramiden in Sichtweise werden in unterschiedlichen Farben angestrahlt.

Uxmal bei Nacht

Uxmal bei Nacht

Dann werden Geschichten und Mythen der Mayas zur Lichtshow erzählt. Dies ist in Spanisch. Man kann sich anscheinend eine Simultanübersetzung in Englisch holen, haben wir allerdings vergessen, zu machen. Die Lichtshow war jedoch eindrucksvoll genug und ein bisschen habe ich von den Erzählungen verstanden. Und wir hatten mal wieder Glück, kaum war die Show zu Ende, fing es an zu schütten!

Am nächsten Morgen sind wir wieder früh auf, um die Ruinen in Ruhe relativ touristenfrei anzuschauen.

Uxmal

Uxmal

Nach Uxmal hatten wir noch nicht genug von den Ruinen, daher haben wir uns noch Sayil, Labna und Xlapak angeschaut, die alle drei relativ klein und kaum besucht sind.

Sayil

Sayil

Xlapak

Xlapak

Labna

Labna

Zurück ging’s über Ticul nach Santa Elena. In Ticul gibt es eigentlich nichts besonderes, außer dass wenn man Schuhe liebt, im Paradies ist. Dort gibt es ein Schuhladen nach dem anderen. Das Städtchen ist wirklich nicht groß und es gab sicherlich mindestens 30 Schuhläden! Dafür haben sie wieder an Straßenschildern gespart. Also wieder durchfragen. Als wir dann auf der richtigen Straße waren und es nur noch gerade aus ging, war dann an jeder Ecke ein Schild, auch hier hat sich uns die Sinnhaftigkeit nicht erschlossen.

Vorsicht, bissige Mietzekatze!

Vorsicht, bissige Mietzekatze!

Der nächste Morgen begann wieder mit einer Ruine: Kabah, wieder eher eine unbekannte. Wir waren die Ersten, nur wir und der Rasenmähermann.

Kabah und der Rasenmähermann

Kabah und der Rasenmähermann

Unter Geiern

Unter Geiern

Kletterechse

Kletterechse

Und dann weiter zu unser letzten Ruine, Edzna und damit war das Eintauchen in die Mundo Maya vorbei.

Edzna

Edzna

Übernachtet haben wir in Campeche, eine Kolonialstadt, die am Golf von Mexiko liegt. Diese hat uns wieder sehr gut gefallen. Die Kolonialhäuser sind alle sehr schön hergerichtet und es herrscht eine entspannte Atmosphäre in der Stadt. In der historischen Altstadt, die von einem Festungswall umgeben ist, gibt es auch nur relativ wenig Verkehr. Die Bürgersteige sind teilweise sehr hoch, da braucht man als Fußgänger keine Angst haben, dass man vom Auto überfahren wird.

Campeche

Campeche

Hohe Bürgersteige

Hohe Bürgersteige

Abendstimmung in Campeche

Abendstimmung in Campeche

Am nächsten Tag war nur Autofahren angesagt, einmal quer durch die Halbinsel von Yukatan, vom Golf von Mexiko an die Karibikküste. Die einzige Pause, die wir uns gegönnt haben, war außerhalb von Merida zum Mittagessen in der Hacienda Teya. Diese ist nicht ganz billig, aber das Essen ist sehr gut, auch wenn mir die Hacienda Ochil besser gefallen hat.

Mal wieder kamen wir im Dunkeln an, durch die Zeitverschiebung haben wir auch noch eine Stunde verloren. Wir waren in einer kleinen, schön angelegten Anlage im Dschungel außerhalb von Akumal. Dort erfuhren wir, dass alle Restaurants um 21 Uhr schließen, also schnell wieder ins Auto und zum Restaurant gehetzt. Fünf vor neun kamen wir an und haben netterweise noch eine Spinatlasagne bekommen.

Akumal ist für seine Schildkröten bekannt. Das ganze Jahr über sind sie dort direkt vor der Küste anzutreffen. Das Wasser dort ist relativ schnell tief und mit Seegrass bedeckt, den die Schildgröten essen. Wenn man zum Strand runter geht, will jeder einem eine Tour bzw. einen Guide andrehen, braucht man aber nicht. Man muss sich nur eine Schwimmweste und gegebenenfalls Schnorchelzeug ausleihen, dieses hatten wir aber selber dabei. Die Schwimmweste sind dafür da, dass man sich treiben lassen kann, nicht so wild paddeln muss und die Tiere so wenig wie möglich stresst. Man sollte 3 Meter Abstand von den Tieren halten und sie nicht berühren, leider hält sich nicht jeder dran. Je früher man geht, desto weniger ist los. Wir waren um 10 Uhr da und dann war es schon relativ voll. Teilweise sind die Schildkröten riesig. Man sieht auch ein paar Fische, Rochen und wenn man Glück hat große Seesterne.

Easy swinging

Easy swinging

Unsere Rundreise mit dem Auto war danach beendet und nach fast 2000 Kilometern haben wir das Auto in Playa del Carmen wieder abgegeben. Von Playa del Carmen sind wir am nächsten Morgen nach Isla Holbox aufgebrochen. Nach Chiquila fährt nur ein zweiter Klasse Bus, unsere Busgesellschaft hieß Rivera. Der Busbahnhof von Playa ist sehr klein, vielleicht fünf Busbahnsteige. Also gefragt wo unser Bus abfährt, in der Mitte, da hingestellt und gewartet. Kurz danach kam ein ADO Aeroportobus. Da der von ADO war habe ich dem keine weitere Beachtung geschenkt, Cancun Flughafen wurde auch ausgerufen. Die Durchsagen sind allerdings schlecht zu verstehen. Leute mit großen Koffern stiegen in den Bus ein, der Bus fuhr los. Als drei Minuten nach Abfahrtszeit immer noch kein Riverabus da war, habe ich nochmal gefragt: der Bus ist gerade weg, war tatsächlich der ADO Aeroportobus. Das hatte ich bis jetzt noch nie, dass der Bus von einer anderen Busgesellschaft durchgeführt wird. Blöd nur, dass von Playa nur ein Bus pro Tag fährt. Wir konnten dann das Busticket tauschen, mussten dann allerdings nach Cancun fahren, dort zwei Stunden warten, um dann nach Chiquila zu fahren, was von Cancun auch eine Stunde länger als von Playa dauert. Tja, statt den Nachmittag am Strand zu verbringen, saßen wir jetzt im Bus.

In Chiquila haben wir wenigstens gleich ein Boot bekommen, dadurch dass wir mehrere waren, hat uns ein Fischerboot zum gleichen Preis wie die Fähre rübergebracht und sein Versprechen uns schnell rüber zu bringen, alle Ehre gemacht, an allen Booten ist er vorbeigerast. Als wir in Holbox angekommen sind, waren wir erstmal schockiert, ein Geheimtipp oder wie Lonely Planet es bezeichnet „off the beaten track“ ist es bestimmt nicht mehr. Unter autofreien Insel haben wir uns auch etwas anderes vorgestellt. Es herrscht total viel Verkehr, überall Golfkarts, manche ziemlich laut und stinkend, dazwischen Motorräder und sogar vereinzelte Autos. Unsere Unterkunft hat uns auch nicht wirklich begeistert. Direkt an der Straße, selbst mit geschlossenen Fenstern hat man den Lärm noch gehört. Zweckdürftig bzw. minimalistisch und wenig liebevoll eingerichtet. Es gab keine Nachtischlampe, wenig Ablagefläche, einen quietschenden Ventilator und das einzig positive an der Klimaanlage war, dass sie den Golfkartlärm übertönt hat. Einziger Pluspunkt war die Aufhängevorrichtung für eine Hängematte. Trotz Fliegengitter bzw. geschlossenen Fenstern war das Zimmer voller Stechviecher, so dass ich am nächsten Morgen fast so schlimm wie nach meinem Dschungeltrek aussah. Meine Mutter hat aber eine tolle Sache gegen Mückenstiche entdeckt. Es ist ein kleines batteriebetriebenes Gerät, das vorne eine Metalplatte hat, die sich entweder für 3 oder 10 Sekunden erhitzt. Diese drückt man auf den Mückenstich. Durch die Hitze nimmt es den Juckreiz, verhindert Anschwellen und das Mückengift wird schneller zersetzt. Sozusagen Branding für Mückenstiche. Wenn ich mir meine Stiche am Hintern behandelt habe, kam ich mir schon ein bisschen wie ein argentinisches Angusrind vor! Ich liebe das Gerät, werde nicht mehr ohne mein Bite-Away reisen.

Wie schon gesagt, das Lieblingsfortbewegungsmittel auf Holbox ist der Golfkart und anscheinend auch die Lieblingsbeschäftigung. Die Touristen mieten sich eines und fahren gefühlt den ganzen Tag die Sandstraße auf und ab damit. Holbox ist nicht so groß, dass man weit fahren könnte! Am wenigsten Verkehr ist morgens. Die Rushhour beginnt ab mittags und hält bis spät in die Nacht an. Da meine Mutter aufgrund des Lärms nachts kaum schlafen konnte, hat sie Golfkarts statt Schäfchen gezählt bzw. die Sekunden dazwischen. Sie kam auf nicht mehr wie 13 Sekunden bis der Nächste am Haus vorbeiknatterte.

Rush Hour in Holbox

Rush Hour in Holbox

Am nächsten Morgen haben wir uns ein leckeres Frühstück im El Jardin, der französischen Bäckerei auf Holbox, gegönnt. Man sollte jedoch nicht zu spät dort sein, um 10 Uhr war das Meiste schon weg. Dann haben wir uns für den Tag ein Fahrrad geliehen und uns dran gemacht eine neue Unterkunft zu suchen. Wir hatten für drei Nächte gebucht, durften aber die letzte Nacht stornieren. War gar nicht so leicht, entweder ausgebucht, wieder im Ort und laut oder zu teuer. Wir haben dann beschlossen, wir gönnen uns eine relativ teure Nacht und haben im Villas Delfines reserviert, eine Oceanview Cabana. Dann ging es aber wirklich mit der Inselerkundung los. Je weiter man vom Ort weg kommt, desto ruhiger wird es, die Hotels werden aber auch immer teurer. Zwischendurch sind wir für ein Getränk eingekehrt und ins Meer gehüpft. Das Meer ist türkis und sehr flach, man kann ewig reinlaufen, der Sand ist wieder wie Weizenmehl.

Unsere Räder

Unsere Räder

Time to relax

Time to relax

Den Abend haben wir im Mawimbi ausklingen lassen, ein etwas teureres Restaurant, aber unter Palmen mit Blick auf Meer zu Essen lohnt sich. Die Mexikaner haben zwei typische Arten ihr Bier zu trinken: Chelada oder Michelada. Bei einer Chelada wird das Bierglas mit einem Salzrand verziert, in das Glas kommt Limettensaft und Salz und ein Strohhalm und dann füllt man sich das Ganze mit seiner gewünschten Biermarke auf. Bei der Michelada wird noch Tabasco und Wocestersauce hinzugefügt. Das Chelada schmeckt mir eindeutig besser. Manchmal bekommt man einen kleinen Teller Limettenscheiben und einen Haufen Salz zu seinem Bier. Dies ist letztendlich das gleiche Prinzip, Limette in Salz tunken, reinbeißen und dann einen Schluck Bier nehmen.

Gemütlicher Abend am Meer unter Palmen

Gemütlicher Abend am Meer unter Palmen

Chelada

Chelada

Nach einer weiteren lauten, mückenreichen Nacht ging es in unser Cabana und nach Gepäckabladen auch gleich auf den Liegestuhl bzw. ins Meer und bis zum Abend haben wir uns nicht mehr weg bewegt. Mittags hab ich nur einen Bewegungsrappel bekommen und bin ins Dorf gelaufen, um uns eine Pizza zu holen. Nachmittags kam der Kokussmann vorbei. Den habe ich gleich ins Herz geschlossen. Mit seiner Fahrradrikscha, die mit einem Radio in Form eines roten VW Käfer ausgestattet war, fuhr er ab Mittags den Strand entlang. Die Kokusnuss war sehr gut, hatten viel Fruchtfleisch, das er mit Limettensaft und Chillisalz verfeinert hat. Spannend finde ich auch, wie viele unterschiedliche Arten es gibt, eine Kokosnuss zu öffnen. Hier in Mexiko habe ich auch die bisher größte Kokosnuss konsumiert. Diese war doppelt so groß wie mein Kopf!

Unser Cabana

Unser Cabana

Am nächsten Morgen sind wir noch eine Stunde mit dem Kajak rausgefahren, nochmal eine Runde im Meer und im Pool geschwommen und dann ging es wieder zurück aufs Festland nach Porto Morales. Das Fischerdorf liegt zwischen Cancun und Playa del Carmen und ist im Vergleich zu den beiden Orten sehr ruhig. Es gibt keinen Postservice. Die Rechnungen müssen persönlich in den Briefkasten geworfen werden. So klein ist Porto Morales nun wieder auch nicht, eher ein kleines Städtchen, wenn es am Ende der Zivilisation wäre, würde es mich nicht wundern, wenn die Post dort nicht hinkommt, aber so finde ich es schon kurios. Im Gegensatz dazu steht die Erzählung unsere B&B Besitzerin, dass vor 20 Jahren sie nach Playa gefahren sind, um ein bisschen aus der Stadt rauszukommen und einen ruhigen Strand zu haben, wo es nur ein Restaurant und eine Bar gibt. Playa del Carmen war 8 Jahre lang die am schnellsten wachsende Stadt der Welt.

Heute war die Nacht des Supermondes. Der Mond ist der Erde so nah wie nur möglich und dadurch um 14% größer und wird besonders hell von der Sonne angestrahlt. Die Nacht davor und danach ist er auch schon riesig. Zum Mondaufgang haben wir es leider nicht nach Porto Morales geschafft, aber vom Bus aus, konnten wir immer wieder die große, orangene Scheibe sehen. Als wir am Hafen war, hatte er sich schon wieder weiß gefärbt und stand schon höher am Himmel, der Bild war dennoch einmalig.

Kajajtour

Kajajtour

Abendstimmung in Porto Morales

Abendstimmung in Porto Morales

Zum Abschluß unserer Mexikorundreise haben wir uns noch eine Schnorcheltour gegönnt. Das Korallenriff ist nur 500 Meter vom Strand entfernt. Das Wasser ist teilweise sehr flach und dadurch ist man sehr nahe an dem Riff. Ich habe viele bunte Fische, einen gepunkteten Rochen und eine riesige Languste gesehen.
Am nächsten Tag hieß es leider Abschiednehmen von meiner Mutter, die nach einer erlebnisreichen und wunderschönen Mexikorundreise wieder nach Deutschland flog.

Ich habe mich in den Süden aufgemacht nach Bacalar. Die Busfahrt dauerte mal wieder eine Stunde länger wie angekündigt und so kam ich mal wieder im Dunkeln an. Ich habe mir dann brav, wie meiner Mutter versprochen, ein Taxi genommen. Ich bin ins Magic Bacalar, da man dort auch Zelten kann. Wie sich herausstellte, gibt es einige Campingplätze mehr. Bacalar liegt an einer riesigen, blauen Lagune. Das Wasser ist unglaublich klar und schimmert in unterschiedlichen Blautönen. Das Magic Bacalar liegt direkt am Ufer. Der untere Teil am See ist sehr schön hergerichtet und auch der Weg dorthin. Den Zeltbereich kann ich aber nicht empfehlen. Camping ist in Mittelamerika eigentlich nur eine Möglichkeit, um billiger wie im Dorm zu übernachten, noch billiger ist nur die Hängematte. In der Regel gibt es auch schon Zelte, sowie Isomatte und Decke dazu. Der Platz, wo die Zelte stehen, ist meistens nicht gerade schön, sondern zweckmäßig und die Zelte stehen so nah beieinander, dass man von einem Zelteingang in sein Nachbarzelt spucken könnte, ohne Weitspuckweltmeister zu sein. Das stelle ich mir eindeutig nicht unter Zelten vor, aber es war sehr günstig. Ich wollte eigentlich drei Nächste bleiben, aber am nächsten Tag sollten 40 Studenten kommen. Keine Ahnung, wo sie die alle unterbringen wollten, ich beschloss aber, definitiv zu flüchten. Aber für diesen Abend noch die tolle Abendstimmung am Steg mit fast Supermond genoßen.

Abendstimmung in Bacalar

Abendstimmung in Bacalar

Also am nächsten Morgen wieder Zelt eingepackt und nach neuer Unterkunft gesucht. Zelten habe ich ausgeschlossen, da ich nur um Geld zu sparen, nicht in Spuckreichweite vom Nachbarzelt sein wollte. Aber ich hatte Glück, das Casa Carolina hatte noch einen kleinen Camper, der relativ günstig ist, frei zumindest für eine Nacht. Die Anlage ist sehr gepflegt, bequeme Liegestühle, Hängematten, Palmen, grünes Grass und sehr ruhig.

Mein kleiner Camper

Mein kleiner Camper

Faulenzen, war aber noch nicht angesagt. Erst musste meine Wäsche in die Wäscherei, dann Busticket für morgen organisieren und Obst fürs Frühstück besorgen. Aber dann bin ich zur Abkühlung in den See und habe in der Hängematte gefaulenzt. Es ist unglaublich idyllisch, ein kleines Paradies. So langsam aber sicher vermisse ich nur die Berge, die frische Bergluft (würde gerne mal wieder meine Strickmütze anziehen!), wandern und klettern. Ich freu mich schon so auf die Anden, bis dahin sind es aber noch fast drei Wochen. Aber in Panama komme ich hoffentlich vorher schon zum Wandern und Klettern. Meinen Hummeln im Hintern reicht das bisschen Schwimmen und durch die Gegend laufen nicht aus, mal wieder was richtig sportliches fänd ich gut. Bin schon immer kurz davor Joggen zu gehen, aber durch die Straßen ist das nicht so einladend.

Am nächsten Morgen nochmal ins Wasser zum Baden. Dann packen und dabei habe ich festgestellt, dass eine Hose aus der Wäscherei nicht mit zurück gekommen ist. Sie war zwar nicht teuer, da ich sie mir in Thailand gekauft habe, aber ich hänge sehr an ihr. Meine Mutter hätte sicherlich nichts dagegen, wenn sie verloren gehen würde, sie findet sie scheußlich. Ich hatte nicht allzu große Hoffnung, sie wieder zu bekommen. Normalerweise checke ich immer gleich, ob alle Wäsche dabei ist. Aber dadurch, dass immer alles da war, habe ich die letzten paar Mal nicht gleich kontrolliert. Also auf dem Weg zum Bus noch an der Wäscherei vorbei und den Hl. Antonius gebeten, meine Hose wieder auftauchen zu lassen. Die Dame fing dann an zu suchen, fand nichts, die Kunst des gründlich Suchens hat sie, aber ehrlich gesagt, auch nicht erlernt. Nach fünf Minuten gab sie auf und ich meine Hoffnung, aber sie fragte dann noch ihre Kollegin und die wusste sofort, wo meine Hose ist: danke Antonius, auf dich ist Verlass. Dann ging‘s nach Chetumal, um von dort nach Belize zu kommen. Den Grenzübergang kannte ich ja schon. Man muss, wenn man über Land ein- und ausreist, also kein Flugticket benutzt hat, eine Ausreise- bzw. Nonresidentgebühr bezahlen. Die kann man angeblich in jeder Bank bezahlen. In Bacalar gab es keine, also mit meinem Gepäck zur nächsten Bank in Chetumal gelaufen. Dann eine halbe Stunde in der Schlange gestanden, nur um zu erfahren, dass ich zwar in der Bank die Gebühr bezahlen kann, dafür aber ein Formular brauche, dass sie nicht in der Bank haben. Warum die das Formular nicht in der Bank haben, macht für mich überhaupt keinen Sinn, dass Formular gibt es an der Grenze, ich kann aber auch dort zahlen. Letztendlich eine ganze Stunde umsonst verplempert. Mit dem Taxi dann zum Markt, wo der Chickenbus nach Belize abfährt. An der Grenze gibt es anscheinend auch eine Bank, wo man theoretisch, die Ausreisegebühr bezahlen kann, aber der Bus wartet nicht bis man in der Bank war. Man kann aber direkt beim Zollbeamten zahlen in Pesos, US Dollar oder Belize Dollar. Perfekt, denn ich hatte keine Pesos mehr. Leider ist man an der Grenze dann der Korruption der Grenzbeamten ausgesetzt. Wie ich später recherchiert habe, ist das besonders schlimm in Chetumal, die wollen oft mehr, es gibt keine Quittung und das Geld geht direkt in deren eigenen Geldbeutel. Tja und so blieb mir nichts anderes übrig als 10 Euro mehr zu zahlen. Einen kurzen Moment wollte ich mich darüber ärgern, aber wie meine Mama immer so schön sagt: „ Ärgern ist ein unnötiges Gefühl“, letztendlich ist es nur Geld, sometimes you win, sometimes you lose! Das Einzige, was mich stört, ist, die Korruption in Mexiko „unterstützt“ zu haben. Irgendwie auch traurig, dass das letzte, was ich von diesem schönen Land mit seinen freundlichen Menschen mitbekomme, die dort vorhandene Korruption ist!

Laguna Bacalar

Laguna Bacalar

© silja B., 2017
Du bist hier : Startseite Amerika Mexiko Yukatanrundreise
Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Kanada nach Feuerland
Details:
Aufbruch: 09.08.2016
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 09.03.2017
Reiseziele: Kanada
Mexiko
Guatemala
Belize
Panama
Kolumbien
Ecuador
Peru
Chile
Argentinien
Der Autor
 
silja B. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.