From North to South - einmal durch die amerikanischen Kontinente

Reisezeit: August 2016 - März 2017  |  von silja B.

Cartagena und Suesca

Nach 6 Tagen auf dem Segelboot war ich wieder an Land. Und es war heiß in Cartagena, obwohl es noch früh war. Die Münchnerin und ich hatten beschlossen, zusammen ein Hostel zu suchen und so machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Das Hostel, in dem wir letztendlich landeten, war sicherlich nicht das Beste, aber wir hatten bei der Hitze einfach keine Lust, weiter zu suchen. Endlich wieder eine richtige Dusche und wieder richtig sauber sein, sowie frische Klamotten! Mein Körper hatte etwas Schwierigkeiten sich an Land zu gewöhnen, wenn ich still stand, hatte ich das Gefühl als schwanke alles und ich wäre immer noch auf dem Boot. Dann ging es zum Blue Sailing Büro, um unsere Pässe abzuholen. Schon komisch, beim Flughafen wird bei der Einreise ein Trara mit Foto machen und Fingerabdrücke scannen gemacht. Schon beim Ausreisen aus Panama in de Kuna Islands wurden vom Kapitän unsere Pässe gebündelt zum Abstempeln hingebracht, kein Beamter bekam uns persönlich zu Gesicht. Bei der Einreise in Kolumbien das Gleiche, wir bekamen unseren Einreisestempel ohne das wir persönlich im Einwanderungsbüro vorbeischauen mussten.

Auf viel unternehmen hatten Barbara und ich keine Lust und so sind wir nur gemütlich in ein Café eingekehrt und haben gequatscht. Als wir wieder in unser Hostel zurück sind, haben wir festgestellt, dass auch fast der Rest aus unserem Boot sich dort einquartiert hatte, Zufälle gibt’s. Abends hat sich uns noch die Schwedin angeschlossen, wir sind durch unser Viertel geschlendert und haben gemütlich zu Abend gegessen. Hier in Cartagena hat schon jeder Anfang Dezember seinen Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt. Diese sind natürlich aus Plastik und alle sehr kitschig geschmückt. Abends wenn alle ihre Türen öffnen, um die kühlere Luft herein zu lassen, kann man diese bewundern.

mehr Schleife wie Baum

mehr Schleife wie Baum

Abends tummelt sich alles in den Straßen, die Kinder spielen Fußball und die Erwachsenen treffen sich zum Quatschen.

Nightlife in the streets

Nightlife in the streets

Nachts hatte ich mich immer noch nicht an das Landleben gewöhnt, immer wenn ich kurz aufwachte, wankte noch alles. Am nächsten Morgen wurde ich durch den Gesang der Frühstücksdame des Hostels geweckt. Sie hat zwar leidenschaftlich gesungen, jedoch etwas talentfrei. Bis jetzt ist mir noch kein musikalischer Kolumbianer über den Weg gelaufen.

Nach dem Frühstück habe ich mich auf den Weg in die Altstadt gemacht und mir das Moderne Kunst Museum, sehr zu empfehlen, angeschaut. Die Altstadt ist sehr schön hergerichtet und hat viel Charme.

Altstadt von Cartagena

Altstadt von Cartagena

Ab Mittags war es aber eindeutig zu heiß, um sich draußen aufzuhalten. Also für ein Nickerchen wieder ins Hostel. Nachmittags sind Barbara und ich dann zum Castillo de San Filipe. Vorm Castillo versuchen einem Händler, alles mögliche anzudrehen, immer mit der Begründung, dass man es wirklich braucht und es nicht ohne geht. Wenn man diese endlich abgewimmelt hat, kann man das Castillo hochsteigen und wir habe es sogar ohne Hut und Wasser überlebt, auch wenn die Händler uns etwas anderes angekündigt haben. Oben hat man hat einen sehr schönen Blick über die Stadt.

Castillo San Felipe

Castillo San Felipe

zwei Tauben auf dem Dach

zwei Tauben auf dem Dach

unterirdische Gänge vom Castillo

unterirdische Gänge vom Castillo

Das Viertel, in dem mein Hostel war, gefiel mir sehr gut. Ähnlich wie in der historischen Altstadt, sind die Häuser im Kolonialstil, jedoch nur zum Teil restauriert. Dadurch bekommt das Ganze irgendwie einen besonderen Charme.

etwas windschief

etwas windschief

Abends sind Barbara und ich dann noch zum Platz des Glockenturms. Dieser war für die Weihnachtszeit mit ganz vielen Lichtern dekoriert, wunderschön kitschig, was ich ja sehr mag. In einer Bar mit Dachterrasse und Blick auf den Platz haben wir uns dann einen gute Nachttrunk gegönnt.

Lichtermeer in Kolumbien

Lichtermeer in Kolumbien

Am nächsten Morgen sind wir nochmal durch die Straße geschlendert und haben die Stadt einfach auf uns wirken lassen, bevor wieder Weiterreisen für mich angesagt war.

big shoes

big shoes

Blechkunst in Cartagena

Blechkunst in Cartagena

Graffitis

Graffitis

immer schön in der Spur bleiben!

immer schön in der Spur bleiben!

Von Cartagena wollte ich nach Suesca, einer kleine Stadt nördlich von Bogota. Die Fahrt in die Hauptstadt alleine dauert schon 20 Stunden. Ein Ticket im Internet hätte 84.000 Pesos gekostet. Am Schalter wollte sie 140.000 haben, als ich dann aber den Preis aus dem Internet erwähnte, bekam ich mein Ticket für 120.000. Verhandeln lohnt sich anscheinend. Kaum saßen alle im Bus, kam ein Polizist und fotografierte alle Gäste. Zwei Stunden später beim nächsten Stopp wieder das Gleiche. In irgendeinem Land hatte ich das schon mal, kann mich aber nicht mehr erinnern, wo das war. Am nächsten Tag um zwei war ich dann endlich in Bogota. Ich habe mich dann gleich durchgefragt nach einem Bus nach Suesca. Die Busgesellschaft hatte ich schnell gefunden. Jedoch faselte die Frau am Schalter immer etwas von La Playa, nein zum Strand will ich nicht, ich will nach Suesca zum Klettern. Irgendwann habe ich es aber dann gecheckt, der Ort, in dem ich umsteigen muss heißt La Playa. Keine Ahnung wieso, weil einen Strand gibt es dort weit und breit nicht, kolumbianische Logik. Dann zum Bahnsteig, ich zeigte dem Mann mein Ticket und fragt ihn, wo mein Bus abfährt. Er schmiss mein Ticket erstmal weg und meinte, es wäre das Falsche, ich solle mich hinsetzten, er regelt alles. Okay, kolumbianische Logik zum zweiten! Nach 10 Minuten warten, kam der Mann wieder und zeigte mir meinen Bus. Und was ist mit meinem bezahlten Ticket, dass er weggeschmissen hat? Der Busfahrer wollt dann 8.000 Pesos, ich erklärte ihm, dass ich aber schon 3.500 bezahlt habe, mein Ticket der andere Mann weggeschmissen hat. Er dackelte dann los, um dass mit dem zu klären. Von dem Herren, der mein Ticket weggeschmissen hat, bekam ich dann 4.000 Pesos in die Hand gedrückt, ein wirres hin- und her. Um fünf Uhr Nachmittags war ich dann endlich in Suesca.

Dort gibt es einen Klettercampingplatz direkt unter dem Felsen, also dort hin. Der einzige Weg zum Kletterfels ist über die Zuggleise, diese sehen auch so aus, als ob nicht oft ein Zug fährt. Jedoch gibt es mehrere Schilder, die vor der Gefahr der Züge warnt und dass das Betreten der Gleise verboten ist. Der Campingplatz war eigentlich schön gelegen, jedoch ließen die sanitären Anlagen etwas zu wünschen übrig. Als ich ankam, waren schon zwei Grüppchen mit Zelten vorhanden. Die Camper sahen aber eher wie junge Festivalbesucher wie nach Kletterer aus. Meine Vermutung bestätigte sich auch, die Tage zuvor war auf dem Gelände ein Musikfestival gewesen. So war ich die einzige Kletterin auf dem Platz. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Es war allerdings zu spät, um mir was besseres zu suche und der Preis für eine Nacht war unschlagbar.

Am nächsten Morgen in der Früh begrüßte mich schon das Motivationsgeschrei der Kletterer. Es war gerade mal halb acht und es hörte sich an, als ob sie schwierige Routen klettern. Die werde ich definitiv nicht fragen, ob ich mit ihnen klettern kann. Ich bin dann erstmal ins Dorf geschlendert und habe mir ein Frühstück gegönnt bevor es an den Fels ging. Suesca ist ein Ort in dem es nicht ungewöhnlich ist, eine Kuh auf dem Gehweg vorzufinden. Das bedeutet auch, dass man beim Gehen nicht nur auf Hundescheiße sondern auch auf Kuhfladen achten muss.

Die Felsen sind sehr eindrucksvoll, bizarre Formationen die mit Flechten überwuchert sind. Auf den ersten Blick, denkt man nicht, dass es aufgrund der vielen Vegetation möglich ist, dort zu klettern.

Jemanden zum Klettern zu finden, ist in Suesca kein Problem. Vormittags sind eher weniger Leute am Klettern, da viele vormittags einen Spanischkurs besuchen oder arbeiten. Ich schloss mich einer Gruppe Franzosen an. Wir machten uns auf dem Weg zu ein paar anderen Kletterern, da die sich aus dem Hostel kannten, um gemeinsam zu klettern. Die anderen Kletterer entpuppten sich dann, als diejenigen, die ich morgens gehört hatte, tja, so bin ich doch mit denen geklettert.

Suesca ist die Geburtsstätte des Kletterns in Kolumbien. Das Klettern ist hauptsächlich traditioneller Art und es gibt viele Mehrseillängenrouten. Die Bewertung der Routen ist etwas kurios, passend zu Kolumbien. Generell sind die Routen eher schwer bewertet, manche 6er bin ich kaum hochgekommen und die sind für mich eigentlich immer sehr gut machbar. Manchmal war auch eine schwerere Bewertung leichter wie die angeblich einfacherer Route. Den Suescakletterer erkennt man daran, dass seine Knöchel total zerstochen sind. Die Moskitos am Fels sind sehr aggressiv. Da die meisten beim ersten Mal an den Fels gehen kein Insektenspray dabei haben, sehen die Knöchel übel nach dem Klettern aus. Glücklicherweise war ich gut ausgerüstet, so dass ich von den Moskitos verschont blieb und meine Kletterpartner froh über mein Insektenspray sowie mein Insektenstichbrandinggerät waren.

Meine Kletterpartner schwärmten sehr von ihrem Hostel und da man auch in dem Garten zelten konnte, habe ich am frühen Nachmittag nach einen schönen Klettertag mein Zelt zusammengepackt und bin umgezogen. Die Besitzerhin des Café Nomada, zu dem auch das Hostel gehört, hat mich dann zur Unterkunft gebracht. Im ersten Moment dachte ich, dass sie etwas unfreundlich ist. Im zweiten Moment stellte ich dann aber fest, dass sie nicht unfreundlich sondern distanziert und vorsichtig war. Nach einer kurzen Zeit taute sie auf, wurde gesprächiger, lächelte und lachte sogar. Mir ist dass jetzt schon ein paar Mal passiert, dass ich im ersten Moment dachte, die Menschen hier sind nicht so freundlich, es stellte sich dann aber immer heraus, dass sie nur ein bisschen brauchen, bis sie sich öffnen. Vielleicht hat es mit der schwierigen Geschichte der Kolumbianern zu tun. Das Casa Nomada ist am Rande von Suesca ca. 15 Minuten vom Kletterfels entfernt. Die Küche ist relativ klein, so dass das Kochen abends ein bisschen eine Herausforderung ist, bzw. man sich auf Warten einstellen muss, bis man an der Reihe ist. Aber die Atmosphäre ist großartig. Kletterer sind einfach eine große Familie.

Am nächsten Morgen habe ich auch gleich jemanden gefunden der mit mir Yoga gemacht hat. Gegen Mittag dann wieder an den Fels. Heute habe ich jedoch deutlich weniger klettern können. Meine Erkältung macht mir doch zu schaffen, komme ganz schön ins Schnaufen beim Klettern. Nach vier Routen, zwei davon richtig schwer, war Feierabend für mich. Und es fährt tatsächlich ein Zug auf den Gleisen von Suesca. Er macht einen riesen Lärm durch Hupen, errinnert aber eher an einen Miniaturzug wie an einen richtigen!

Letzter Tag in Suesca und meine Schnupfen scheint eher schlimmer zu werden, hinzukamen leichte Kopfschmerzen. Eine aus meinem Hostel hatte ein Mittel von Amazonas Schamanen. Das Witzige war, dass wir am Abend zuvor gemeinsam „die Umarmung der Schlange“, ein Film über einen Schamanen aus dem Amazonasgebiet von Kolumbien (sehr empfehlenswert) gesehen hatten. Das Mittel kam darin auch vor. Es ist ein sehr fein gemahlener Tabak, den man sich mit einer Holzpfeife selber in die Nase pustet. Wirkt wunderbar, eine viertel Stunde später waren meine Kopfschmerzen weg. Trotzdem fühlte ich mich nicht so wirklich nach Klettern. Daher beschloss ich ins Café Nomada fürs Internet zu gehen. Dort traf ich einen aus meinem Hostel, der auch unter Erkältung litt und Klettern ausließ. Daher gönnten wir uns eine Pizza, selten habe ich einen so guten Pizzaboden gehabt! Nach der Pizza ging es mir dann wieder so gut, dass ich beschloss doch noch zum Fels zu gehen, war ja schließlich mein letzter Tag, aber mehr wie zwei Routen war nicht drin.

In Suesca hätte ich definitiv länger bleiben können, aber der Besuch von Ruth aus München stand an. Also früh morgens meine sieben Sachen zusammengepackt und mit dem Bus nach Bogota. Es gab sogar einen Direktbus, der auch deutlich weniger gekostet hat wie die Hinfahrt, Fahrpreise scheinen wirklich willkürlich in Kolumbien zu sein.

© silja B., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Kanada nach Feuerland
Details:
Aufbruch: 09.08.2016
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 09.03.2017
Reiseziele: Kanada
Mexiko
Guatemala
Belize
Panama
Kolumbien
Ecuador
Peru
Chile
Argentinien
Der Autor
 
silja B. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.