From North to South - einmal durch die amerikanischen Kontinente
Sail away! Von Panama nach Kolumbien
Mit dem Bus ging es nach Savanitas. Dort musste ich umsteigen. Insgesamt sollte die Fahrt von Panama City 2-3 Stunden bis Puerto Lindo dauern. Da Sonntag war und man nie weiß, wie oft die Busse fahren, habe ich mal lieber 5 Stunden eingeplant. In Savanitas wurde ich von einem zahnlosen, alten Mann angequatschte, ob ich Deutsche sei. Ab da hat er nur noch in Deutsch mit mir gesprochen, von seiner Arbeit früher in Deutschland etc. etc.. Er hat mich auch brav zu meiner nächsten Anschlußbushaltestelle gebracht. Bis sein Bus kam, hat er ohne Punkt und Komma mit mir gesprochen. Dann ist er in seinen Bus gesprungen, nur um nochmal raus zu rennen und mir nochmal zu erklären, welcher mein Bus ist. Und dann war warten angesagt. Nach einer halben Stunde habe ich andere Busfahrer und Verkäufer, die dort rum standen, gefragt, wann denn mein Bus nach Puerto Lindo fährt. Entweder wussten sie es nicht oder die Antworten waren zwischen 12 und 12.30 Uhr. Das sollte kein Problem sein, dann bin ich eine halbe Stunde vorm vereinbarten Zeitpunkt da. Jedoch stand ich um 12.30 Uhr immer noch da und wartete, seit mehr als zwei Stunden. Meine einzige Beschäftigung: in den Buse, die kamen, zu fragen, ob sie nach Puerto Lindo fahren. Jedoch war die Antwort immer nein! Ich kam mir vor wie „Warten auf Godot“! Und auch in diesem Stück schien Godot einfach nicht zu kommen! Glücklicherweise entdeckte ich dann zwei andere westliche Reisende, sicherlich fahren die auch nach Puerto Lindo und vermutlich sind die mit auf meinem Boot. Also bin ich hin und tatsächlich es waren Mitreisende auf meinem Boot. Wir entschieden uns dann, zusammen ein Taxi zu nehmen, wir konnten sogar einen von 50 Dollar auf 30 runterhandeln. Der Taxifahrer erklärte uns dann, dass eigentlich jede Stunde ein Bus nach Puerto Lindo fährt, aber da es fast keine Passagiere am Sonntag gibt, lohnt sich die Fahrt für die Busfahrer nicht. Daher fahren sie entweder nur bis Portobello oder gar nicht und gehen stattdessen an den Strand oder die Kneipe. Ab Portobello war die Straße auch einsam und verlassen. An einer Wegkreuzung war jedoch auf die Rückseite eines Verkehrsschild eine Tigerente gesprayt. Wenigstens hat es die Tigerente bis Panama geschafft, wenn schon nicht der kleine Tiger und der kleine Bär!
Wir kamen genau rechtzeitig in Puerto Lindo an. Das Fischerdorf besteht aus einem kleinen Hafen, ein Restaurant, eine Tauchschule, einem Tante Emma Laden und ein paar weiteren Bruchbuden. Natürlich ging es nicht pünktlich los. Irgendwann trödelte der Koch der Crew ein und erklärte uns, dass um 17 Uhr noch zwei weitere Passagiere kommen, wir uns um 20 Uhr dann alle hier wieder treffen, wir vorher zu Abend gegessen haben sollten und dann bringt uns ein Bootstaxi zum Segelboot. Um ca. 21 Uhr segeln wir dann los. Also hieß es den Nachmittag Mitten im Nirgendwo zu vertrödeln. Aber dann ging es endlich los. Wir haben kaum alle mit dem vielen Gepäck ins Taxiboot gepasst. Die Überfahrt im Dunkeln war schon toll.
Das Besondere an unserem Boot war aber sicherlich der Hund. Vom Taxiboot stieg einer nach dem anderen über die Seite des Bootes ins Innere. Kaum auf dem Boot angekommen, konnte sich keiner ein entzücktes Kommentar zum Hund verkneifen. Sie war noch ein Welpe, gerade mal drei Monate alt. Der Besitzer des Bootes hat sie im Wasser gefunden und ist jetzt in den Besitz des Kochs Cesar übergegangen. Pepa ist eine Jack Russel Hündin und unglaublich süß und war sofort der Liebling aller. Wenn sie ihre Ohren seitlich runter geklappt hat und einem mit ihrem Hundeblick angeschaute, hat sie mich an Dobby aus den Harry Potter Filmen erinnert.
Meine Mitreisenden waren eine sehr bunte Mischung. Mit dabei war eine weitere Deutsche auch noch aus München. Sie war ein paar Jahre jünger wie ich und mit ihr habe ich mich auf Anhieb gut verstanden. Leider war das Hühnchen im Restaurant in Puerto Lindo, dass sie gegessen hatte, nicht gut gewesen. So war sie schon vor der Reise krank und musste sich mehrfach übergeben. Daher hat sie sich gleich in die Kajüte zurück gezogen. Die zwei jungen Männer mit denen ich mein Taxi geteilt habe waren Engländer, sehr muskulös im Bodybuilder Style mit einigen Tattoos. Dann gab es noch einen Surfer aus Kalifornien, eine junge Schwedin, ein junges Pärchen aus Australien, sowie eines aus den USA. Die Crew bestand aus Jarith, dem Käpitan, Cesar dem Koch und der rechten Hand des Kapitäns und Tito, dem älterem Bruder von Jarith, der für alles mögliche zuständig war.
Am Anfang gab es kaum Wind und so sind wir nur mit dem Motor gefahren. Irgendwann war dann doch soviel da, dass die Segel gehisst werden konnten. Der Sternenhimmel war unglaublich. Der Mond war nur eine schmale Sichel und da es keine Lichtverschmutzung gab, war der Himmel pechschwarz und die Sterne leuchteten unglaublich hell. Wir sind alle relativ früh ins Bett. Die Kabinen waren winzig. Unsere großen Rucksäcke wurden unter zwei Betten gepackt. Nur das Nötigste sollte man mit in seine Kabine nehmen und dafür war schon kaum Platz, letztlich wurde es ans Fußende gestopft. Was das Bett noch kleiner gemacht hat, ausgestreckt musste man seine Füße aufs Gepäck hochlegen. Als ich die Koje zu erst gesehen habe, dachte ich: „Oh je, wie sollen wir da zu zweit bequem reinpassen?“ Ich habe mir die Koje mit der sehr netten Münchnerin geteilt. Erstaunlicherweise war es geräumiger, wie es aussah. Das Schaukeln des Bootes hat mich überhaupt nicht gestört, ich fand es sogar sehr beruhigend. Ich kam mir vor wie ein Baby in einer Wiege, das in den Schlaf geschaukelt wird.
Mitten in der Nacht gab’s dann in unserer Kajüte kurz Aufregung. Kim schlief in der Einzelkoje über mir, direkt unter den Fenstern. Das Seitenfenster war nicht richtig zu gewesen. In der Nacht hatte es mal wieder heftig zu regnen begonnen und so war ihre Koje unter Wasser. Also Fenster schnell richtig zu. Mit ihren Bettlaken haben wir alles aufgewischt. Babara und ich haben ihr dann unsere trockenen Bettlaken gegeben. Es war eh so warm, dass man sie nicht wirklich zum Zudecken brauchte und haben damit die Matratze abgedeckt. Die Matratzen sind nicht wirklich weich und mit einem festen, wasserdichten Material überzogen. War aber bei der Enge der Kajüte eine ganz schöne Herausforderung, die Matratze aus der Koje zu bekommen und frisch zu beziehen!
Im Boot war nicht viel Platz, es gab eine kleine Küche mit Waschbecken. Der Gasherd hatte sogar einen Ofen und war flexibel angebracht, so dass er sich mit den Schwanken des Bootes mitbewegte und so immer horizontal war. Zudem wurden die Töpfe bei Seegang mit Klemmen festgehalten. Wo es möglich war, wurde Stauraum geschaffen. Unter den zwei langen Sitzbänken waren nochmal zwei Schlafkojen für die Crew. Unter den kurzen Sitzbänken wurden Töpfe, Knabbersachen, etc. verstaut. Es gab unten im Boot zwei Toiletten sowie die vier Schlafkojen für uns Passagiere. Zum Essen hatten wir 10 Passagiere gerade so Platz auf den Sitzbänken, sobald man sich aber etwas mehr bewegen musste wie z.B. beim Fleischschneiden wurde es schon schwieriger. Gelenkt wurde das Boot vom hinteren Teil des Schiffs, auf jeder Seite war ein Steuerrad mit dazugehörigem Sitzplatz, das Schiff besaß zwei Segel, ein großes und ein kleines, sowie ein kleines Schlauchboot mit Motor und ein Kajak. Während der Fahrt auf offener See wurde das Motorboot am hinteren Teil des Bootes 1 ½ Meter übers Wasser an zwei waagrechten Stangen, die auf Wasser hinausragten befestigt. Am hinteren Teil des Bootes war eine Plattform, die zum Wasser offen war. Während der Fahrt wurde jedoch eine Klappe nach oben gemacht, so dass man nicht rausfallen konnte. Die Plattform hinter der Absperrung war dann nur noch 30 cm breit.
Ich war am nächsten Morgen als erstes wach. Das Wetter war immer noch nicht gut. Es regnete zwar nicht mehr, aber dafür donnerte und blitze es. Pepa war völlig mit den Nerven fertig und zitterte wie verrückt. Ich nahm sie auf den Schoß, streichelte sie und summte ihr Kinderlieder zur Beruhigung vor. Jarith stieg irgendwann auf die Plattform, um das ganze Wasser von dem Regenschauer der Nacht aus dem Motorboot zu schöpfen. Plötzlich schlug mit einem lauten Donner der Blitz zwei Meter von Jarith entfernt ins Meer ein. Für einen kurzen Moment war es unglaublich hell. Jarith zuckte so zusammen, dass ich im ersten Moment dachte, er hat was von dem Blitz abbekommen. Aber im nächsten Moment sprang er auch schon ins Boot zurück und versicherte uns, dass alles gut ist und er nichts abbekommen habe. Der Mann war sofort wieder die Ruhe selbst, unglaublich. Ich war noch nie einem einschlagenden Blitz so nahe, von wo ich saß, waren es keine vier Meter! Für einen kurzen Moment überlegte ich mir, ob ich mir jetzt über die Situation Sorgen machen muss und ob, dass hier auf dem Boot jetzt gefährlich ist. Aber die Crew wirkte weiterhin gelassen und bin ich deren Beispiel gefolgt und habe mich einfach von Metall ferngehalten. Ich habe mich darauf konzentriert, Pepa zu beruhigen und zwischen Blitz und Donner zu zählen, um herauszufinden ob sich das Gewitter langsam entfernt. Und tatsächlich eine viertel Stunde später war es vorüber gezogen.
Wir fuhren immer noch langsam in Richtung der Guna Yala Inseln (werden meistens als San Blas Inseln bezeichnet, aber das mögen die Kunas, der Volksstamm der dort lebt, nicht.) Nachts ist während der Fahrt in der Regel nur einer der Crew wach und sie lösen sich alle zwei Stunden ab. Das Boot fährt im Autopilotmodus. Es muss nur einer zur Sicherheit wach sein, falls das Wecken des Kapitäns fürs manuelles Steuern nötig wird.
Die zwei Stunden morgens in der Früh bis die anderen Reisenden wach waren, habe ich sehr genossen. Es war so ruhig und gefühlt weniger beengt. Am ersten Morgen hat Cesar Pancakes mit frischem Obstsalat für uns zum Frühstück gemacht. Um kurz vor neun sind dann die Restlichen aus ihren Löchern gekrochen und wir frühstückten gemeinsam. Barabara, die Münchnerin und ich waren die Einzigen, denen das Geschaukle nachts nichts ausgemacht hatte, es sogar beruhigend fanden.
Dann kamen wir bei den ersten Guna Yala Inseln an. Es gibt fast 400 Inseln, jedoch sind nur ca. 60 davon bewohnt. Die Bevölkerung lebt noch relativ ursprünglich und haben erreicht, dass sie ihre eigene Kultur und Gesetzt bewahren konnten. Land kann nicht verkauft oder gekauft werden, sondern wird vererbt und ist im Besitz der Frauen, so zieht der Mann auch nach der Heirat zur Familie der Frau. Jede Dorfgemeinschaft ist autark und stellt seine eigenen Regeln auf. Die Männer wählen ein Dorfoberhaupt und einmal im Jahr treffen sich die Dorfoberhäupter um über generelle Regeln, die den Tourismus und den Handel sowie die Vertretung in der Regierung von Panama betreffen, zu sprechen.
Jarith fuhr dann mit dem Schlauchboot mit unseren Pässen zur Immigration, die auf einer der Inseln war, um unseren Ausreisestempel zu besorgen. Während dessen sprangen wir erstmal ins Meer. Leider war das Wetter weiterhin nicht das Beste, bewölkt und nur mäßig warm. Gerade so, dass ich in kurzer Hose und T-Shirt rum laufen konnte. Als wir dann endlich die Stempel im Pass hatten, ging es weiter. Die Segel konnten gehisst werden und wir fuhren zu ein paar schöneren Inseln. Kaum waren wir dort, kamen auch schon ein paar Fischer in ihrem Holzkanu vorbei, gefüllt mit Fisch, einer dicken Krabbe und ganz vielen Langusten. Cesar kaufte dann gleich für jeden einen Languste zum Abendessen.
Dann war es an der Zeit, die nächstgelegene Insel zu erkunden. Die meisten haben sich entschieden, rüber zu schwimmen und nicht mit dem Schlauchboot zu fahren. Also rein in den Bikini und los. Barbara und ich entschieden uns, etwas über die Insel zu schlendern. Pepa, die mit Barbara im Schlauboot an Land gekommen ist, schloss sich uns an und rannte wie verrückt umher, sie genoss es sehr, wieder viel Platz und festen Boden unter den Füßen zu haben. Wir kamen leider nur bis zur Hälfte der Insel, denn ein heftiges Regenschauer zwang uns zum Unterstellen. Nach ner viertel Stunde regnete es zwar immer noch, aber nicht mehr so stark. Daher entschieden wir uns, wieder zurück zu laufen, da mir wurde langsam kalt wurde. Jarith war gerade mit dem Motorboot wieder da und so blieb mir das zurückschwimmen erspart. Bevor jedoch Pepa wieder aufs Boot durfte, wurde sie erstmal gründlich ins Wasser getaucht, um den ganzen Sand weg zu bekommen.
An dieser Stelle möchte ich meine Mitreisenden etwas näher beschreiben, da diese eine echt kuriose Mischung sind. Ich fange mal mit David und Jamie, den beiden Engländer an, da die beiden am speziellsten sind. Jamie gibt kaum ein Wort von sich. Beide sind extrem muskulös, die Art von Muskeln, die man durch Bodybuilding und extrem proteinhaltige Ernährung bekommt. Sie sind die Einzigen, die sich die Haare stylen und laufen gerne nur in ihren Calvin Kline Unterhosen rum, vorzugsweise in strahlendem Weiß. Mir ist es ein Rätsel, wie man auf einer längeren Reise weiße Unterwäsche mitnehmen kann bzw. eher, wie die es schaffen, dass sie strahlend weiß und wie neu aussieht! Von mir haben die beiden die Spitzname Calvin und Kline bekommen. Vielleicht waren sie Calvin Kline Unterwäschemodels und werden gesponsert, so dass sie diese nicht waschen müssen, sondern genügend unbenutzte haben?! Kaum am Strand angekommen, fingen sie auch mit ihrem Work out in Form von Liegestützen und Situps an. Sehr kurios war auch, dass sie sich dabei fotografierten und filmten. Später stellte sich heraus, dass sie sehr viele Instagram Follower haben und um diese nicht zu verlieren, mussten sie jeden Tag was posten. Dann gab es noch Jack, den Sunnyboy Surfer aus Kalifornien. Er war nett aber auch etwas nichtssagend und ich wusste nicht wirklich, über was ich mich mit ihm unterhalten sollte. Surfen und feiern schienen seine Hauptbeschäftigungen zu sein. Ich war etwas geschockt als sich herausstellte, dass er nicht wusste, woher der amerikanische Feiertag Thanksgiving kommt und ich ihm das erklären musste. Er war dann etwas erstaunt, dass ich mehr über die US Amerikanische Geschichte wusste, wie er. Das junge Australische Pärchen, Nick und Rad, waren auch sehr nett. Er war Kletterer und Biologe und brachte manchmal interessante Theorien in die Gespräche ein, wie z.B. das für die Schaffung des besten Genpools sich Cousinen und Cousins zweiten Grades miteinander fortpflanzen sollten. Mit Rad habe ich nicht so viel anfangen können. Die Schwedin Kim war Hip-Hop Tänzerin und auch sehr sympathisch. Mit der Münchnerin habe ich mich, wie schon erwähnt am Besten verstanden, leider war sie durch ihren verdorbenen Magen viel am Schlafen. Sehr speziell war noch das US amerikanische Pärchen, Emily und Chris. Sie war 24 und Kellnerin. Er 35, Swimmingpoolverkäufer, geschieden mit einem 3jährigen Sohn, sehr komplizierte Geschichte, die wir auch dank seiner Gesprächigkeit alle mitbekamen. Beide becherten Unmengen von Alkohol. Er redete laut und viel. Seine Freundin nannte er eigentlich immer nur Baby, belehrte sie gerne, generell war sein Verhalten sehr matchohaft. Zu allem und jedem musste er seinen Senf dazu geben, wusste alles bzw. nichts, bei den Österreichern gibt es für solche Menschen den schönen Begriff „Gscheithaferl“. Beim Essen hatte er sicherlich 90% Gesprächsanteil und dann hat er sich immer gewundert, dass wir anderen teilweise so viel schneller vor ihm fertig waren. Die Männer redete er meistens mit Dude an und uns Frauen teilweise mit Hon (Kurzform für Honey) und schien überzeugt, der beste Kumpel von allen zu sein. Während dem Essen rülpste er gerne, gleich danach entschuldigte er sich sofort, was meines Erachtens völlig überflüssig war, da er ja dies mit Absicht getan hatte. Zudem redete er gerne in Superlativen: „ This is the fucking freshest fish I ever ate!“ Was immer ein bisschen übertrieben war. Er war schon sehr extrem überzeugt von sich.
Diese Mischung von Leuten war sehr spannend zu beobachten und manchmal auch nur zum Totlachen. Zur Crew: Cesar kam aus Argentinien, konnte am besten Englisch, kochte sehr gut, war sehr gesellig und sehr humorvoll. Tito schien eher einfach gestrickt zu sein, konnte eigentlich kein Englisch und war von der ruhigen Sorte. Jarith war auch eher ein ruhigerer, konnte ein bisschen Englisch, sehr geduldig und gelassen. In allem was er machte, war er sehr geschickt und schien auch sehr intelligent zu sein, na ja singen konnte er nicht sehr gut, hat aber gerne, wenn kolumbianische Lieder liefen, laut mitgesungen.
Nach dem Mittagessen war das Wetter etwas besser. Die anderen wollten noch faulenzen und so sind Jarith und ich alleine zum Schnorcheln losgezogen. Das Riff war allerdings ganz schön weit entfernt. Da mir mit meinen kleinen Füßen keine der vorhandenen Flossen passten, war das schon ganz schön sportlich. Wir waren sicherlich über eine Stunde unterwegs. Ich wusste gar nicht, dass ich so lange schwimmen kann. Zwischendurch kam mir der Gedanke, was ist, wenn ich nicht mehr kann und einfach untergehe. Aber irgendwie war schwimmen komischerweise irgendwann wie gehen für mich, ich hatte das Gefühl, ich könnte das stundenlang machen. Bis zum richtigen Korallenriff haben wir es nicht geschafft, es wurde uns dann doch etwas kalt und ich doch etwas müde. Aber es war trotzdem toll. Ich liebe am Schnorcheln dieses ruhige vor sich hin schwimmen und dem gleichmäßigem Atemgeräusch zu lauschen. Für mich hat das was meditatives. Nachdem Schnorcheln war ich platt und habe gefaulenzt, Pepa gestreichelt, gelesen oder einfach nur aufs Meer geschaut.
Abends gab es dann die Langusten. Diese waren nach dem Kauf in einen Sack gesteckt und dann unters Boot ins Wasser gehängt worden. Diese wurden nun hervorgeholt und die Platrform wurde zum Schlachtplatz der Langusten. Jarith holte eine nach der anderen aus dem Sack raus, stach mit dem Messer in deren Gehirn, bis sie aufhörten zu zappeln und zerteilte sie in zwei Hälften. Ich saß daneben auf der Kühlbox und schaute fasziniert zu. Immer wenn die Langusten sich, in einem letzten Versuch zu wehren vor ihrem Tode, wild mit ihrem Schwanz schnappten, hüpfte ich schreckhaftes Huhn sehr zur Belustigung des Kapitäns auf der Kühltruhe herum. Einmal entwischte ihm eine und sie krabbelte genau zu meinen Füßen. Langusten haben ganz schön pieksige Fühler und Beine. Wie ein Mädchen, das eine Maus sieht, fing ich vor Schreck an zu kreischen und meine Füße hoch zu ziehen. Das das Schlachten von Tieren eine so lustige Angelegenheit sein kann, hätte ich nicht gedacht.
Und die Langusten waren unglaublich lecker und entlockten Chris wiedermal Superlative: „Dude, this are the best fucking lobsters ever!“ Und dazu ein kühles Bier, ach so ein Seglerleben ist schon toll. Nach dem Essen fingen die anderen an, Trinkspiele zu machen. Aber das ist nicht mein Fall, ich entscheide gerne selber wann, was und wieviel ich trinke. Daher habe ich mich ausgeklinkt, mich auf die Plattform gesetzt und meine Füße ins Wasser gehängt.
Und was passiert, wenn Pepa aufs Klo muss? Baum oder Katzenklo gab es ja nicht. Also hat sie einfach auf den Boden gepinkelt. Man wusste schon immer am Tonfall, wie jemand ihren Namen rief, dass es wieder für ein Crewmitglied soweit war, mit einem Eimer Wasser zu kommen und das ganze Richtung offener Plattform raus zu spülen. Wenn sie groß musste, war es immer zum brüllen. Ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Körperhaltung nach schien sie sich, immer sehr zu schämen. Dass einige „oh Pepa no!“ riefen, schien ihr Schamgefühl nur zu verstärken. Beim ersten Mal hörte sie vor Schreck mitten in der Prozedur auf, zog mit eingezogenem Schwanz beschämt ein bisschen weiter, viel Platz gab es ja nicht, nur um das Ganze ein paar Zentimeter weiter zu wiederholen. Das Ganze endete mit 5 Minihaufen auf dem Boden und Tränen, die mir vor Lachen über die Wangen liefen. Aber mit Küchenpapier und Desinfektionsspray war alles schnell beseitigt.
Ein neuer Morgen, leider wieder sehr bewölkt. Wenn das Boot ankert, liegt es wesentlich ruhiger im Wasser. Nur ein Hauch von Schaukeln, schade, mir hat das in den Schlaf gewiegt werden sehr gefallen. Nach einem kräftigen Frühstück mit Eiern, Brot und Obstsalat tuckerten wir weiter zu den nächsten Inseln. Es klarte auch langsam auf und das Wetter wurde besser. Die anderen wollten Volleyball auf einer Insel spielen. Also ab ins Wasser und rüber geschwommen. Leider wurde es vor der Insel total flach, überall war Seegras, riesige wunderschöne Seesterne, aber leider auch Seeigel. Da war nichts mit aufstehen und laufen. Emily war glücklicherweise mit dem Kajak unterwegs und rettete Chris und mich, so dass wir heile auf der Insel ankamen. Kurze Zeit später kam auch die Crew mit Pepa mit dem Motorboot. Die anderen spielten Volleyball. Da das nicht so meins ist, baute ich Sandskulpturen. Pepa fand ein paar Artgenossen auf der Insel und spielte und rannte wie verrückt über die Insel. Leider rannten und tobten sie gerne auch mal über meine Kunstwerke. Na ja so ging mir die Beschäftigung nicht aus, wenn ich meine Schildkröte, meinen Delfin, meinen Seestern und meine Tigerente reparieren musste. Zum Mittagessen ging es wieder zurück zum Boot, natürlich bin ich geschwommen. Auf der Rückseite der Insel gab es eine Seegras und Seeigel freien Bereich. Ich bin in meinem Leben glaub ich noch nie so viel geschwommen. Und dass ich auch so viel Spaß daran habe! Nachmittags waren alle irgendwie etwas platt und so lagen die meisten an Deck und haben sich gesonnt, gelesen oder vor sich hingedöst. Mir war das aber zu viel direkte Sonne und so hab ich im Aufenthaltsraum relaxt. Calvin und Kline fingen irgendwann an, auf dem Deck ihre Fitnessübungen zu machen. Das Ego von Chris, Jack und Nick ließ dann ein Faulenzen nicht mehr zu und so waren plötzlich alle Männer, abgesehen von der Crew, am Liegestützen machen. Einer versuchte den anderen mehr zu beeindrucken, wie viele Liegestützen er machen kann. Sehr amüsant!
Dann war es auch Zeit für ein bisschen Körperpflege. Duschen gab es ja keine. Daher stellte man sich auf die Plattform, seifte sich ein und ab ins Wasser. Die Haare sind dann zwar sauber, aber da das Shampoo nur mit Salzwasser ausgewaschen wird, weiterhin irgendwie klebrig, trotzdem deutlich besser als vorher. Nachmittags ging’s dann zu einer Nachbarinsel, schnorcheln sollte dort besser sein. Ich setzte mich für die Überfahrt auf die Plattform und ließ die Füße im Wasser baumeln. Kaum losgefahren, hatten wir den ersten Verlust. Zwar kein Mann über Bord, aber der Knoten vom Kajak hatte sich gelöst und dies trieb nun von unserem Segelschiff weg. Da das Ganze genau in meinem Blickfeld passierte und ich sofort Alarm schlug, konnte es schnell wieder eingefangen werden, Motor aus, Cesar ins Schlauchboot, Kajak eingesammelt und weiter ging's.
Kaum angekommen, ab ins Wasser. Um die Insel war es nur wieder sehr flach und massig Seeigel. Also darum herum schwimmen bis zum Riff und zwar in einem ganz schön weiten Bogen. Aber viel Schwimmen war ich ja schon gewöhnt. Leider fing es kurz nachdem ich beim Riff war mit regnen an. Mir wurde daher leicht kalt und das Meer wurde wellig, so dass ich immer wieder Wasser oben in den Schnorchel bekommen habe. Also bin ich wieder zurück geschwommen. Als ich wieder beim Boot war, hat es natürlich mit Regnen aufgehört. Um nochmal raus zu schwimmen war ich aber zu müde. Daher bin ich dann zur Insel, hab den Männern beim Fußballspielen zugeschaut und mit Emily versucht, mit Minikokussnüssen zu Jonglieren. Am Abend gab es diesmal geräucherte Makrele. Nach dem Essen probierten Chris, Emily und ich uns noch im Angeln. Doch nur Chris hatte Glück und fing zwei kleine (für karibische Verhältnisse) Fische. Sehr gut, wenn noch ein paar dazu kommen, gibt es Ceviche.
Am nächsten Tag war Titos Geburtstag, also war nichts mit früh ins Bett sondern ab ins Schlauchboot und zur nächsten Inselbar. Die meisten verabschiedeten sich jedoch schon vor Mitternacht, Sonne und Meer hatten sie ganz schön müde gemacht. So blieben nur Cesar, Tito, Chris, Emily und ich übrig. Um Mitternacht wurde dann auf Titos Wohl angestoßen und dann machten wir uns auch auf den Rückweg. Doch wir kamen nicht weit. Beim nächsten Katamaran, der auch zu Blue Sailing Flotte gehörte, hielten wir an. Dies war eindeutig ein Partyboot, hier war noch so einiges los. Also ab aufs Boot. Die Crew war am Angeln und plötzlich war die Aufregung groß. Ein Riffhai, ca. 1,50 m groß, hatte angebissen. Meine erste Frage: „Den lasst ihr aber wieder frei, oder?“ „Nein, den essen wir natürlich morgen!“ Ich hoffte insgeheim, dass der Hai sich befreien kann. Schon sehr erstaunlich, wenn an einer relativ dünnen Nylonschnur so ein Biest hängt und kämpft. Mir war auch nicht ganz klar, wie der Hai die 2 Meter Bootswand hochgezogen werden sollte. Die Antwort darauf bekam ich glücklicherweise nie, da der Hai sich vorher befreite, was dem Mann an der Angelleine einen ordentlichen Fluch entlockte. 10 Minuten später wieder große Aufregung, diesmal am hinteren Teil des Katamarans. Wieder ein Riffhai in gleicher Größe. Meine Vermutung war, dass es der gleiche suizidale Hai war. Sie schafften es, dem Hai ein Seil um die Schwanzflosse zu binden und ihn die Stufen des Katamarans halb hoch zu ziehen. Der Kopf lag auf dem Rand des Schlauchbootes, das am hinteren Teil des Katamarans befestigt war. Einer der Männer stieg ins Schlauchboot und versuchte, den Haken aus dem Mund zu bekommen. Aber keine Chance, also musste ein Messer her, um den Haken raus zu schneiden. Plötzlich machte es pffffff, der Hai wand sich noch mal kräftig und befreite seine Schwanzflosse und verschwand ins dunkle Meer hinaus. Zurück blieb nur zwei fluchende Männer und ein halbplattes Schlauchboot. Beim Versuch mit dem Messer den Haken raus zu schneiden, hat er ein Loch ins Boot geschnitten. Wir anderen lagen am Boden vor Lachen!
Dann ging’s zurück zu unserem Boot, war ja schon zwei Uhr Nachts. Die Nacht war aber noch nicht vorbei. Kaum war ich eingeschlafen, wurde ich durch Geräusche geweckt, die sich anhörten als ob einer stirbt. Als ich nach oben ging, war klar, wo die Geräusche her kamen. Tito hatte etwas zu viel gefeiert. Ich habe aber noch nie jemanden solche Geräusche beim Übergeben machen gehört. Da aber das amerikanische Pärchen noch wach war und Jarith weckten, also genügend Leute sich um Tito kümmerten, legte ich mich wieder ins Bett.
Am nächsten Morgen war es besonders ruhig, nur Jarith und ich waren wach. Die gelassene Art des jungen Kapitän hat mich sehr beeindruckt. Keine Spur von Verärgerung, dass sein älterer Bruder zu heftig gefeiert hat und er das ganze Boot putzen durfte. Zudem fiel Tito für den Rest des Tages aus, man sah in nur noch in einer Ecke des Bootes liegen und schlafen. Nach dem Frühstück machten wir uns auf zu den nächsten Inseln. Das schlechte karibische Wetter und das lange Schwimmen im kühlen Wasser machte sich bemerkbar, ein Schnupfen schien im Anflug zu sein. Über Sonnenbrand, Sonnenstich oder Seekrankheit hätte ich mich nicht gewundert, aber auf einem Segeltrip durch die Karibik ein Schnupfen bekommen, unglaublich!!!
Heute war eindeutig der schönste Tag und der letzte vor der Überfahrt nach Cartagena. Also nochmal ins Wasser zum Schnorcheln. Auf die Insel zu gehen, hatte ich keine Lust. Ein paar der Männer waren schon drüben und berichteten, dass ein paar amerikanische Militärmänner darauf wären und ihre erste Frage war, wie viele Frauen wir an Bord hätten und ob wir nicht zum Lagerfeuer heute Abend rüber kommen wollen, bloß nicht, da kann ich dankend drauf verzichten. Jarith nutzte den letzten Tag verankert, um das komplette Boot zu warten. Mit einem Sitzgurt kletterte bzw. wurde er den Mast hochgehievt. Wir anderen räkelten uns derweilen in der Sonne.
Abends gab es leckeren Oktopus in einer Tomaten-Gemüse-Soße. Chris benutze nach dem Essen einen Teil des Oktopus als Angelköder, keine Minute verging und er hatte einen Fisch. Da war es wieder Zeit, für seine Superlative: „Dude, this is the best, fucking bait ever!“ Gleich nach dem ersten Fisch folgte auch der zweite, dann hatten aber die Fische genug vom Oktopus und keiner biss mehr an. Na ja, für eine Ceviche Vorspeise reicht es auf alle Fälle.
Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von den Inseln. Der Anker wurde hochgezogen und die Segeln gehisst und dann der Autopilot eingeschalten. Ruhiges Fortbewegen auf dem Boot war ab sofort nicht mehr möglich. Die See war zwar relativ ruhig, trotzdem schaukelt das Boot, so dass man wie ein Besoffener durch das Boot wankte. Das Schaukeln schlug auch gleich den ersten auf den Magen. Außer mir haben alle eigentlich Tabletten gegen Seekrankheit genommen, daher hätte der leichte Seegang ihnen nichts ausmachen dürfen. Meine Vermutung ist, dass erhöhter Alkoholkonsum die Wirkung der Tabletten aufhebt. Wenn man auf so engem Raum zusammen lebt, vor allem auf hoher See, ist es sinnvoll abgehärtet zu sein. Als wir beim Frühstück saßen, ging es los. Der Erste hing über der Reling und übergab sich auf die Plattform. Der Zweite folgte relativ bald danach. Ein Eimer Wasser spült dann alles weg. Das Ganze ist schon etwas skurril, während einer würgt und spuckt, beißen die anderen in ihr Toastbrot. Nach dem Frühstück zogen die meisten mit flauen Magen sich in die Kajüten zurück, um zu schlafen, der andere Teil legte sich auf den vorderen Teil des Bootes. Mein Lieblingsplatz war jedoch auf einer der Steuerplätze.
Und was macht man so den ganzen Tag auf hoher See? Nichts, absolut nichts. Ich starrte aufs Meer hinaus, schaute den Wellen zu. Ab und zu flog ein Vogel oder ein Schmetterling vorbei. Dann wieder nur Meer und endlose Weite. Dann zog etwas Müll, eine Plastikflasche oder eine Chipstüte, vorbei. Dann wieder nur endlose Weite. Jarith saß auf dem anderen Steuersitz und machte das gleiche wie ich. Zwischendurch gesellte sich für eine Weile Cesar zu uns. Alle halbe Stunde wechselten Jarith und ich ein paar Worte miteinander. Dann wieder Schweigen und endlose Weite beobachten. Jarith hob ab und zu die Hand in den Wind, verzog die Miene und schüttelte den Kopf. Wir hatten kaum Wind und krochen daher übers Meer. Mittags schaute ich zu wie Cesar aus den drei Fischen und einem Oktopus Ceviche machte. Da nur die Hälfte mitaß, war die Vorspeisenportion auch gerade richtig. Nach dem Essen ging es wieder auf den Steuerplatz, Meer anstarren. Irgendwann ließen Cesar und Jarith auf jeder Seite des Bootes die Angelschnur zu Wasser. So hatten Jarith und ich eine neue Beschäftigung, alle halbe Stunde mal die Leine zu checken, ob ein Fisch angebissen hat. Ab und zu kam auch einer vorbei und übergab sich über die Reling. Irgendwann war der Wind sogar so schwach, dass das große Segel eingeholt werden musste. Aber eigentlich habe ich nur aufs Meer rausgestarrt, den ganzen Tag ohne dass es mir langweilig wurde.
Ich bin ja eigentlich der Bergmensch und könnte gut ohne Meer leben. Aber durch das stundenlange aufs Meer hinausstarren, habe ich eine ganz andere Beziehung zum Meer bekommen und es lieben gelernt. Die größte Aufregung des Tages war, als zwei Fische anbissen. Jarith und Chris holten sie rein, zwei relativ große Thunfische. Kaum waren sie an Bord fragte Jarith, ob er den Rum haben könnte. Ich dachte erst, er will die beiden großen Fische damit erschlagen. Jedoch goß er den Rum auf die Kiemen und sofort waren die Fische tot. Die Schwierigkeit war nur, den noch lebenden, zappelnden Fischen die Kiemen zu öffnen, damit man den Alkohol drauf gießen kann. Dementsprechend sah der Boden auch wie ein Schlachtfeld aus.
Abends gab es daher frischen Thunfisch! Schon alleine wegen dem Essen hattet sich der Segeltrip gelohnt!
Im Gegensatz zu den anderen habe ich mich auf die Nacht gefreut, bei dem Geschaukle kann ich sehr gut schlafen. In der Mitte der Nacht wachte ich jedoch auf. Irgendetwas schlug im Rhythmus der Wellen gegen Holzwände. Ich hatte das Gefühl, der Lärm kommt von der Ablage direkt über meinen Beinen. In der Ablage lagen eigentlich nur Schwimmwesten und wenn der Lärm daher kommen würde, hätte Kim, die direkt mit dem Kopf neben der Ablage lag, sicherlich längst die Ursache beseitigt. Irgendetwas musste in den Küchenregalen locker sein und den Lärm verursachen. Okay, es gab zwei Möglichkeiten, entweder mich die ganze Nacht über den Lärm aufregen und kein Auge zu bekommen oder es als Zen Übung der Gelassenheit sehen. Statt Schäfchen hab ich sozusagen Knallgeräusche gezählt. Irgendwann bin ich sogar eingeschlafen. In der Früh beim Aufstehen hat sich das Rätsel des Lärms gelöst. Kim hatte in die Ablage eine Flasche Wein gelegt, die mit den Wellen schön hin und her geknallt ist. Sie hat der Lärm nicht gestört, da sie oben geschlafen hat, da ihr das Schaukeln unter Deck zu heftig war.
Tito ging es immer noch sehr schlecht. Der Ärmste, sein Hangover ging nahtlos in Seekrankheit über. Von allen ging es ihm am schlimmsten. Cesar sagte auch, dass er jedes Mal Seekrank wird. Das scheint eindeutig ein Fall von Berufsverfehlung zu sein. Aber vermutlich wird das seine letzte Fahrt sein. Jarith und Cesar mussten letztlich die ganze Arbeit alleine machen, da Tito nur wie ein Häufchen Elend in der Ecke lag. Tagsüber war dies kein Problem, so viel gab es nicht zu tun, aber nachts bedeutete es für die beiden weniger Schlaf, da einer weniger für die Aufsicht zur Verfügung war. Die Ruhe in der Früh haben Cesar und ich genutzt eine Dusche zu nehmen, also Bikini angezogen. Man klettert über die Reling auf die Plattform. Dadurch, dass das Schlauchboot dort hängt, braucht man sich keine Sorgen machen, dass man über Bord geht, man hat auf jeder Seite etwas zum Festhalten. Es war schon irgendwie komisch dort zu stehen, wo eine halbe Stunde vorher Tito sich drauf übergeben hat. Aber Cesar hatte vor mir geduscht und die Plattform sauber gemacht. Man nimmt einen großen Messbecher, geht in die Hocke, fühlt diesen mit Meerwasser und übergießt sich damit, dann einseifen und mit Meerwasser abspülen. Fürs Gesicht gab es etwas von dem kostbaren Süßwasser. Das war sicherlich die abenteuerlichste Dusche, die ich je genommen habe.
Dann entdeckte Cesar vorm Boot ein paar Delfine, die munter neben dem Boot hersprangen. Toll, ich wollte schon immer Mal Delfine in der freien Natur sehen. Irgendwann kamen die anderen aus ihren Kajüten gekrochen. Die über 24 Stunden Fahrt auf See hinterließ so langsam ihre Spuren bei den anderen, über die Hälfte sah wie ein Häufchen Elend aus und dass obwohl wir keinen hohen Seegang hatten. Der Tag verlief gleich wie gestern. Die anderen schliefen oder lasen, je nach Verfassung des Magens. Jarith und ich nahmen wieder unsere Plätze im hinteren Teil des Bootes ein und betrachteten das Meer. Die einzige Aufregung des Tages war wieder ein Fisch der anbiss. Diesmal war es ein riesiger Maki. Die Rumflasche wurde wieder hervor geholt, um dem Kampf so schnell wie möglich ein Ende zu setzen.
Für das Mittagessen war also wieder gesorgt, dadurch, dass wir einen weiblichen, schwangeren Maki gefangen hatten, gab es als Vorspeise noch eine Delikatesse. Der Fischeiersack wurde angebraten und mit Zitronensaft verfeinert. Aber nur Chris, Jarith und ich schätzten diese Delikatesse.
Eigentlich sollten wir abends in Cartagena ankommen, aber der Wind flaute irgendwann so ab, dass wir ohne Segel nur mit Motor vor uns hin krochen und klar war, dass es noch dauern kann bis wir ankommen. Für einen kurzen Moment war sogar nicht klar, ob wir an diesem Tag bzw. In dieser Nacht überhaupt noch ankommen werden. Die ganze Zeit sind wir mit kaum Wind gefahren, absurderweise war die Vorhersage für die Hafeneinfahrt in Cartagena zu viel Wind. Jarith überlegte kurz, ob wir vor Cartagena an der Küste über Nacht den Anker legen sollten, um dann am nächsten Morgen bei abgeflautem Wind in den Hafen einzufahren. Ab einer gewissen Windstärke, darf man nicht in den Hafen einfahren. Bis wir aber in der Nähe von Cartagena waren, hatte der Wind abgeflaut und wir konnten in den Hafen. Zum Abschluss gab es segeltechnisch dank des Windes noch ein bisschen Aktion, Jarith und Cesar bekamen ein bisschen was zu tun. Wir anderen genossen die Aussicht auf die näher kommenden Lichter von Cartagena bis die tolle Skyline in Sicht kam.
Als der Anker gelegt wurde, war es fast Mitternacht. Wir kamen mit einem ganzen Tag Verspätungen in Cartagena an. Wer wollte durfte die Nacht nochmal auf dem Boot verbringen. Bis auf Calvin, Kline, Barbara und mir zog es aber alle anderen aufs Festland. Barbara und ich hatten aber keine Lust, zu so später Stunde noch ein Hostel zu suchen und da wir beiden ja immer gut auf dem Boot geschlafen haben, waren wir froh, dass wir bleiben durften.
In der Früh brachte Jarith unsere Pässe zur Einwanderungsbehörde und dann wurden auch wir restlichen mit dem Schlauchboot an Land gebracht. Es war ein komisches Gefühl, nach 6 Tagen Bootsenge wieder auf dem Festland zu sein. Dieser Segeltrip nimmt sicherlich einen besonderen Platz auf meiner Reise ein!
Aufbruch: | 09.08.2016 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 09.03.2017 |
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