From North to South - einmal durch die amerikanischen Kontinente

Reisezeit: August 2016 - März 2017  |  von silja B.

Patagonien Teil I

Für den Flug von der Osterinsel nach Santiago habe ich mal wieder einen Fensterplatz ergattern können. Der schöne Sonnenuntergang, der mir auf der Osterinsel verwehrt geblieben ist, bekam ich dann vom Flugzeug aus. Kurz vor Santiago beginnen die Anden. Der Himmel war wolkenfrei, nur ein bisschen Dunst umgab die Berge. Ich bin noch nie so knapp über die Berge geflogen, sie schienen zum Greifen nahe. Dann legte sich das Flugzeug schräg, drehte ab und flog noch näher auf die Bergkette zu. Es war beeindruckend und beängstigend zugleich. Ich versuchte nicht an den Selbstmordpiloten von Germanwings zu denken, aber je mehr man an etwas nicht versucht zu denken, desto mehr denkt man daran. Aber dann beendete das Flugzeug das Absenken und die Berge kamen nicht näher. Und dann verfärbte sich der Horizont in verschieden Rottöne und die Sonne wurde zu einem unglaublichen roten Feuerball.

Sonnenuntergang über den Anden

Sonnenuntergang über den Anden

Am nächsten Tag hatte ich bis abends Zeit bis mein nächster Flug nach Puerto Montt ging. So schaute ich mir eine Picasso Ausstellung in Santiago an und schlenderte dann zum Museo de la Memoria y los Derechos Humanos. Das Museum ist ein absolutes Muss, wenn man in Santiago ist. Es arbeitet die Diktaturzeit von Pinochet auf. Das Museum ist umsonst und für eine kleine Gebühr kann man sich einen Audioguide auf Deutsch ausleihen, diese erklärt sehr ausführlich alles. Leider hatte ich nur eine gute Stunde Zeit, zwei wären besser gewesen.

Dann ging es mit dem Flieger weiter nach Puerto Montt. Spät abends kam ich dort an, mein Hostel lag am Berg und glücklicherweise waren noch genügend Leute unterwegs, da die Wegbeschreibung nicht so ganz eindeutig war und ich mich etwas durchfragen musste. Aber dann hatte ich es geschafft und viel müde ins Bett.

Am nächsten Morgen nahm ich den Bus von dort zur Insel Chiloe nach Castro. Mittags kam ich dort an und machte mich auf die Suche nach einem Hostel. Ich stieß auf ein schnuckliges blaues Haus mit rosa Rosen davor, die Hospedaje Rosa. Ich bekam ein Einzelzimmer für 10 Euro inklusive Frühstück. Das Zimmer war sehr einfach, die Matratze sehr durchgelegen, aber die Familie, die die Zimmer vermietete, war so herzlich, dass es die Einfachheit wett machte. Vor meinem Zimmer hatte ich einen Balkon mit Blick auf das Meer und ich durfte deren Küche mitbenutzten. Den Nachmittag verbrachte ich, mit durch den Ort zu schlendern und mir die Palafitos anzuschauen. Diese Häuser sind typisch für Chiloe. Die eine Hälfte ist auf festen Grund gebaut während die Hälfte über dem Meer auf Stelzen steht.

Palafitos

Palafitos

Ursprünglich wollte ich auch ein paar Tage ganz im Süden der Insel in einem privaten Naturpark wandern, jedoch war es schwierig ohne Auto dort hinzukommen. Daher entschied ich mir für eine Zweitageswanderung im Nationalpark Chiloe. Aber am nächsten Tag stand erstmal der Besuch einer der vorgelagerten Inseln von Chiloe an. Die Holzkirchen der Insel gehören zum UNESO Weltkulturerbe. Und so startete ich meinen Tag mit einer Besichtigung der Kirche von Castro. Ich startete um halb neun und ich hatte eher das Gefühl um 6 Uhr früh unterwegs zu sein. Die Straßen waren wie ausgestorben, fast kein Geschäft war offen. Die Chilenen sind eindeutig Langschläfer, ab 10 Uhr beginnt bei denen erst so richtig der Tag. Mit dem Bus für ich nach Achao. Vom schönen Wetter von gestern war nichts mehr zu sehen. Der Himmel war bewölkt und es windete sehr. Ich schlenderte an der Küste entlang, irgendwie passte das Wetter dazu.

Die Küste von Achao

Die Küste von Achao

Zudem hatte ich beschlossen mich nicht mehr über Regen zu beschweren. In Chile herrschen gerade einer der schlimmsten Waldbrände der Geschichte des Landes. Diese wüten schon sein mehreren Tagen und sind kaum in den Griff zu bekommen.

Dann besichtigte ich noch die Kirche von Achao.

Mit dem Bus ging es dann Dalcahue, ein kleiner Ort auf der Hauptinsel. Mittlerweile hatte es angefangen heftig zu regnen. Dazu fällt mir nicht mehr viel zu sagen ein, ein Bild drückt das Ganze besser aus:

Begossener Hund Wetter

Begossener Hund Wetter

Daher kehrte ich erstmal am Hafen bei den Fressständen ein. Dort habe ich ein typisch chilotisches Gericht probiert, eine Suppe mit Fisch und Muscheln, sehr lecker! Auch hier schaute ich mir noch die Holzkirche an. Chiloe ist auch berühmt für seinen Knoblauch, ich glaube das ist der größte auf der Welt! Auf dem Foto kommt es nicht so richtig raus, aber die Knoblauchknolle hatte die Größer meiner beiden Fäuste zusammen!

Chilotischer Knoblauch

Chilotischer Knoblauch

Kirche von Dalcahue

Kirche von Dalcahue

Und dann hieß es Daumen drücken, dass Morgen das Wetter besser wird, meine zweitägige Wanderung steht ja an! Das tolle an meiner Unterkunft war auch, dass ich dort meine Sachen einfach in meinem Zimmer lassen durfte, für die eine Nacht, die ich weg sein werde, werden sie es leer stehen lassen und so musste ich mir keine Sorgen um die Lagerung meines teuren Ecuadorhutes machen!

Das Wetterglück sollte ausnahmsweise mal auf meiner Seite sein, es war blauer Himmel als ich Castro in der Früh verließ. Die Fahrt nach Cucao an die Westküste der Insel dauerte eine gute Stunde. Kaum war ich jedoch dort angekommen, hatte mich mein Glück auch schon wieder verlassen und es fing an, zu regnen. Also meine Lieblingsklamotten ausgepackt, Regenhose und Regeenjacke und losgestiefelt.

Eigentlich war ich in guter körperlicher Verfassung, aber ich merkte, dass die letzte Mehrtageswanderung mit größerem Gepäck schon etwas her war. Ich tat mir die ersten 45 Minuten unglaublich schwer. Der Weg war auch nicht wirklich schön, es ging an der Straße entlang. Die Wanderung nach Cole-Cole ist nämlich gar nicht im Nationalpark, endet nur in diesem, der eigentliche Park liegt immer rechter Hand. In ihm kann man eigentlich nicht wandern, dort gibt es keine Wege, außer in einem kleinen Teil, das an Cucao grenzt. Daher bin ich zu früh aus dem Bus ausgestiegen und hätte noch 4 Kilometer mit dem Bus weiterfahren können.

Zur Pause hörte es glücklicherweise wieder mit dem Regnen auf und ich konnte im trockenen meine Brotzeit machen. Danach ging es auch deutlich leichter mit dem Wandern, was auch gut war, ich musste ja ca. 20 Kilometer bis Cole-Cole wandern. Als ich die letzte Siedlung passiert hatte, ging es am Strand weiter. Es gab keine Wegmarkierung, aber man bewegt sich immer an der Küste entlang bis es nicht mehr weiter geht. Landschaftlich ist es sehr schön, erinnert mich stark an die Wanderungen an der Westküste von Vancouver Island, nur dass diese Wanderung umsonst ist und kaum Leute unterwegs sind.

Cole-Cole Trek

Cole-Cole Trek

Seekuh oder was?

Seekuh oder was?

Im Februar sind auf Chiloe auch komische Insekten anzutreffen. Diese sind größer wie Hummeln, schwarz mit einem roten Kopf und schwirren sehr nervig um einen rum. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, ob die einen stechen oder nicht, daher fuchtelte ich mit einen Wanderstöcken rum, aber schnell war klar, so komme ich nicht wirklich vorwärts. Aber solange ich mich bewegte und sie ignorierte, schienen sie auch nicht, gefährlich zu werden also ließ ich das Fuchteln sein. Irgendwann kam ich an den Ende des Strandes. Hier musste ich einen kleinen, seichten Fluß überqueren, also Schuhe und Socken aus und Hose hochgekrempelt. Als ich auf der anderen Seite ankam und mir meine Sachen wieder anzog, kam ein Einheimischer vorbei und quatschte mit mir. Den fragte ich gleich nach den komischen Insekten und ja die stechen und das brennt dann sehr!

Am Ende des Strandes führte dann ein Weg nach links zu ein paar Häusern, bei denen man Wegzoll zahlen musste, da der letzte Teil auf Privatgrund zurück gelegt werden musste, jedoch waren diese 1000 Pesos (1,30 Euro) nicht der Rede wert. Dann ging es 300 Höhenmeter steil den Berg hoch. Mittlerweile war es unglaublich schwül und so fiel der Anstieg doch ganz schön schwer. Oben wurde ich aber mit einer unglaublichen Küstensicht belohnt. Leider wurde ich beim Fotografieren dieser tollen Aussicht gleich von den komischen Insekten gestochen und der Einheimische hatte Recht, es brannte wirklich wie Feuer!

Es ging noch eine Weile den Küstenkamm entlang und dann begann der Abstieg durch Hohlwege.

Hohlweg

Hohlweg

Und die Wanderung endete dann in Cole-Cole, einem unglaublich schönen Strand. Der Campingplatz war ziemlich einfach, na ja er war ja mit 1000 Pesos auch praktisch umsonst. Jeder Platz hatte einen Picknicktisch. Es gab auch ein Gebäude mit Toiletten und Duschen, die waren aber eindeutig zum meiden, Festivalklos sind in einem besseren Zustand wie diese, aber es gab ja genug Natur um einen herum. Die Wanderung nach Cole-Cole ist hauptsächlich bei Einheimischen bekannt, kaum ausländische Wanderer, daher noch ein absoluter Geheimtipp, da auch Schulferien war, waren hauptsächlich junge Leute am Campingplatz. Ach und wie habe ich das Zelten vermisst! Das letzte Mal war es eigentlich in Kanada! Den Abend verbrachte ich mit am Strand entlangschlendern und bei einer guten Tasse Tee den Sonnenuntergang bewundern.

Sonnenuntergang von Cole-Cole

Sonnenuntergang von Cole-Cole

Der nächste Tag war perfekt, strahlendblauer Himmel, da war die kleine Bucht gleich noch schöner! Ich schlenderte nach dem Frühstück nochmal am Strand entlang, da bei dem blauen Himmel die Fotos gleich besser sind! Dann packte ich mein Zeug zusammen und machte mich auf dem gleichen Weg wieder zurück. Heute ging es gleich noch mal besser wie gestern und so war ich auch deutlich schneller unterwegs.

Seetang

Seetang

Strand von Cole-Cole

Strand von Cole-Cole

Felsenbogen

Felsenbogen

Ich hatte eigentlich gehofft, dass wenn ich bei der Siedlung ankomme, ich einen Bus bis zum Eingang des Nationalparks nehmen kann bzw. mit dem Bus gleich weiter nach Castro, aber ich hatte kein Glück und so musste ich bis nach Cucao laufen und dort auch nochmal über eine Stunde warten bis der nächste Bus fuhr. Als ich in Castro war, war ich dann doch sehr müde von der Wanderung, habe mir daher nur ein paar leckere Empanadasgekauft, geduscht, neu gepackt und mich ins Bett gelegt.

Kirche bei Cucao

Kirche bei Cucao

Küste bei strahlend blauen Himmel

Küste bei strahlend blauen Himmel

Am nächsten Morgen stieg ich in den Bus zurück nach Puerto Montt und von dort bin ich gleich weiter nach Cochamo. Der Ort liegt eigentlich im Landesinneren grenzt jedoch ans Meer. Zuerst dachte ich das Wasser wäre ein großer See, wurde aber eines Besseren belehrt. Das Meer kommt hier in einem Art Ford bis ins Landesinnere. Ich habe mich für eine Nacht auch in einem sehr schönem Hostel einquartiert, etwas außerhalb vom Ort an einem Berghang gelegen. Das Patagonia Nativa ist sehr liebevoll aus Holz eingerichtet und das Dorm hatte ich auch ganz für mich. Zum Abendessen ging ich nochmal in den Ort, kaufte noch ein paar Lebensmittel für meine nächste Mehrtageswanderung ein, tauchte meine Füße ins Meer und kehrte dann in ein Restaurant ein und gönnte mir ein leckeres Fischgericht. Zum Essen gesellte sich eine Chilenin zu mir und wir unterhielten uns sehr nett. Leider hatte ich etwas Pech, es war gerade „Festwoche“ in Cochamo. Gestern fand eine Minga statt, die habe ich wohl verpasst. Minga ist eine chilotische Tradition. Sie wird nur noch sehr selten praktiziert, in Cochamo nur noch ein Mal im Jahr. Eine Minga ist, wenn ein Haus versetzt wird! Das Haus wird auf schwimmende Unterteile aufs Meer gezogen, dann mit Booten zum neuen Standort gebracht. Der ganze Ort kommt zusammen, um zu helfen. Wenn das Haus am neuen Standort ist, ziehen alle an zwei Seilen mit viel Hau-Ruck das Haus aus dem Wasser an seinen neuen Platz. Danach wird ordentlich gefeiert. Die Chilenin hatte das Spektakel gestern gesehen und zeigte mir Bilder davon. Ich hatte schon vorher davon gehört und hätte es auch gerne angeschaut!

Cochamo in der frühen Morgenstunde

Cochamo in der frühen Morgenstunde

Der nächste Tag startete mit einem leckerem Frühstück mit frisch gebackenen Brot. Ich verstaute meine Sachen, die ich nicht auf meine Wanderung mitnehmen wollte gut im Hostel, mein Ecuadorhut bekam wieder einen sicheren Platz und dann ging es runter ins Dorf. Dort war erst Mal warten angesagt, der Bus war natürlich nicht pünktlich. Aber im Warten bin ich gut, habe ja auch keine Eile. Der Bus brachte mich an den Eingang ins Cochamo Tal. Dieses Tal ist auch noch für ausländische Touristen ein Geheimtipp, gilt als das Yosemite Valley von Chile und ein Paradies für Kletterer, hauptsächlich traditionelles Klettern und eher schwer. Auch hier waren eher Einheimische unterwegs. Am Eingang muss man sich registrieren. Im Tal in La Junta gibt es mehrere einfache Campingplätze. Da Schulferien waren und daher die Jugend von Chile sich im Cochamo Tal tummelte, waren nicht mehr viele Campingplätze frei, nur noch auf zweien war Platz. Vor mir in der Schlange fürs Registrieren stand ein Deutscher und so schlossen wir uns zusammen. Wir quartierten uns in Los Manzanos ein, der sich als ein Campingplatz 30 Minuten von La Junta entfernt herausstellte. Dann hieß es 11 Kilometer bis zum Campingplatz wandern. Da es auch hier vor ein paar Tagen heftig geregnet hatte und der Weg oft von Pferden frequentiert wird, war der Weg ziemlich matschig, was das Wandern etwas verlangsamt hat. Nach 3 ½ Stunden waren wir am Ziel. Die Campingplätze sind alle auf der anderen Seite des Flußes, der sich durch das Cochamo Tal zieht. Um zu den Campingplätzen zu gelangen muss man sich daher mit seinem Gepäck in einen Flaschenzug setzten. Da immer genügend los war und ich mit dem Deutschen unterwegs war, musste ich mich glücklicherweise nie selber rüber ziehen. Die erste Flußüberquerung war schon sehr abenteuerlich.

Flußüberquerung

Flußüberquerung

Der Campingplatz war traumhaft, umgeben von Granitriesen, direkt unter dem höchsten dieser, dem Arco Iris.

Valle de Cochamo

Valle de Cochamo

Und da es ein heißer Tag war, sind wir gleich nach dem Zeltaufbauen zum Fluß und gleich rein ins sehr frische Nass!
Und der Sternenhimmel in Patagonien weit ab von der Zivilisation ist einfach wunderschön, leider nur für die Erinnerung, da nicht wirklich gut mit der Kamera zum Festhalten.

Abendstimmung in Los Manzanos

Abendstimmung in Los Manzanos

Am nächsten Morgen sind Pascal und ich früh los, na ja nicht für deutsche Verhältnisse, jedoch für chilenische. Um 9 Uhr zogen wir uns mit dem Flaschenzug über den Fluß und maschierten nach La Junta. Nach einer halben Stunde waren wir dort. Von dort ging der Wanderweg nach Arco Iris los. Es ist keine leichte Gipfelbesteigung, es geht immer bergauf, teilweise steil. Nach zwei Stunden kommt die erste Kletterpartie, es gibt jedoch ein Seil, an dem man sich nach oben hangelt.

Erste Kletterpartie

Erste Kletterpartie

Es gibt noch eine weitere solche Kletterpartie auch mit Fixseilen abgesichert. Nach 2 ½ Stunden verlässt man die Baumgrenze und bekommt den ersten Blick über das schöne Tal.

Arco Iris, ein Stückchen geht es noch hinauf

Arco Iris, ein Stückchen geht es noch hinauf

Dann habe ich erstmal meine Wanderstöcke am Felsrand abgelegt, den Scrambling, klettern über Felsbrocken teilweise mit Händen und Füßen, war angesagt. Wegweiser gibt es keine, aber überall sind Steinhaufen, die einem die Richtung weisen.

Steile Krxelei zum Gipfel

Steile Krxelei zum Gipfel

Nach einer weiteren Stunde ist man endlich oben und kann eine unglaubliche 360 Grad Sicht genießen!

Ein bisschen Yoga am Gipfel

Ein bisschen Yoga am Gipfel

Granitriesen vom Valle de Cochamo

Granitriesen vom Valle de Cochamo

Mit uns waren nur wenig am Gipfel, wir waren ja früh unterwegs. Beim Abstieg kamen uns dann die für deutsche Verhältnisse spät aufstehenden Chilenen entgegen. Ich wurde noch nie so viel gefragt, wie weit es denn noch wäre, die meisten hatten ganz schön mit dem Aufstieg zu kämpfen! Wir waren aber auch froh, als wir wieder am Campingplatz waren und sind gleich in den kühlen Fluß zur Abkühlung gesprungen. Die Besitzer des Campingplatzes waren unglaublich nett. Die jugendliche Tochter, die für die Ankunft und Abreise der Gäste zuständig war, langweilte sich glaube ich, die meiste Zeit schrecklich und hatte daher eine große Freude sich mit mir zu unterhalten. Ich war froh, mein Spanisch zu üben. Meistens gesellte sich auch der Vater zu uns, der hatte glaube ich auch einen Narren an mir gefressen. Ich musste von meiner Wanderung erzählen und Bilder zeigen. Abend wurden immer frische Sopapillas gemacht, ein frittiertes, chilenisches Teiggebäck. Ich habe mich gleich in dieses Teiggebäck verliebt, nach anstrengenden Wanderungen bin ich eh nicht wirklich satt zu bekommen, da ist so was fettiges genau das Richtige. So habe ich mich immer mit zwein davon eingedeckt, eins noch warm mit Pesto und das andere fürs Frühstück mit Marmelade.
Am nächsten Morgen machten wir uns wieder zeitig für Deutsche auf den Weg, wieder bis nach La Junta gewandert. So sehr ich den Campingplatz Los Manzanos mag, die Stunde extra Wandern Hin- und Zurück nach La Junta ist nicht so toll. Heute stand eine Wanderung zum Amfiteatro an. Die Wanderung geht beim Campingplatz Vista Hermosa los, der mir von allen aufgrund, wie der Name schon besagt, der unglaublichen Sicht am Besten gefällt.

Die Wanderung war deutlich leichter und auch kürzer. Das Wetter war jedoch nicht mehr ganz so gut wie gestern, wir starteten noch bei blauem Himmel, aber schnell war es bewölkt. Das Amfiteatro ist eine Granitwand, die sich in einen Halbkreis krümmt. Die Wände sind gigantisch und ein beliebtes Ziel für die Kletterer. Das Ausmaß dieser Wand ist leider nicht auf dem Foto festzuhalten!

Amfiteatro

Amfiteatro

Auf dem Rückweg machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einem Wasserfall.

Und so endete auch dieser Tag mit einer wunderschönen Wanderung, einem Sprung in den kalten Fluß danach und Sopapillas!

glasklarer Fluß am Wegrand

glasklarer Fluß am Wegrand

Am nächsten Tag war Zelt einpacken angesagt und Abschiednehmen von diesem traumhaften Tal. Am liebsten wäre ich noch länger geblieben, Wanderungen gab es genügend hier. Aber mein Körper freute sich über ein paar Tage Wanderpause. In diesem Bezug merke ich, dass ich älter werde. Ich bin muss etwas langsamer wandern, was mir nicht immer leicht fällt bei meinem Ehrgeiz und ich brauche beim Wandern mehr Pausen. Zudem merke ich, dass ich nach vier bis fünf Tagen trotz guter Fitness ein paar Tage Pause brauche. Zum Abschied wurde ich vom Besitzer und seiner Tochter herzlich gedrückt und dann ging es aus dem Tal hinaus. Die Wanderung war durch die schönen Tage eindeutig weniger matschig und weniger beschwerlich, es ging ja auch bergab und so waren wir schon nach 2 ½ Stunden wieder am Eingang vom Tal. Auf den letzten Metern fand ich einen Geldbeutel. Als wir beim Bus ankamen, fragte ich gleich die anderen Wandere, ob jemand einen vermisst. Einer der Jungs suchte schon verzweifelt diesen in seinem Gepäck. Tja jeden Tag eine gute Tat! Kurze Zeit später war gleich die zweite gute Tat fällig. Pascal und ich gönnten uns noch einen Kaffee, bis der Bus fuhr. Die Dame am Imbiss gab mir zu viel Geld zurück, ehrlich wie ich bin, reklamierte ich es gleich, irgendwann wird das Universum mir die guten Taten schon wieder vergelten!

Gepäcktransport zu Pferd

Gepäcktransport zu Pferd

In Cochamo verabschiedete ich mich von meiner netten Wandergesellschaft, ich stieg aus während Pascal nach Puerto Varas weiterfuhr. Leider konnte ich keine weitere Nacht im Patagonia Nativa bleiben, ich hatte zwar die Nacht dort reserviert, aber der Besitzer hatte übersehen, dass eigentlich ausgebucht war. Also habe ich mein Zeug geschnappt und bin wieder ins Dorf getrottet. Aber das Hostel Bicicleta war auch sehr nett. Nach einer heißen Dusche, sauberen Klamotten, bin ich wieder in mein Fischrestaurant und habe meine Wanderung mit einem leckeren Fisch und einem gutem kühlen Bier ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen wollte ich eigentlich Chile verlassen und bis nach Bariloche fahren. In Puerto Montt musste ich jedoch feststellen, dass die Busse von dort nach Bariloche ausgebucht waren. Ich hätte jedoch bis Orsono fahren können und von dort hätte es sicherlich noch einen Bus nach Bariloche, Argentinien gegeben. Aber diese Idee ist mir zu spät gekommen. So habe ich mir eine günstige Unterkunft in Puerto Montt gesucht. Die Stadt ist nicht wirklich schön und es gibt auch nicht wirklich dort etwas zu tun und so habe ich mich nur in ein Café gesetzt, mir einen Kuchen gegönnt und an meinem Reisebericht geschrieben und etwas gelesen und den Tag irgendwie vertrödelt. Muss auch mal sein.

Am nächsten Morgen habe ich dann aber wirklich eines meiner Lieblingsländer verlassen und mich in mein letztes Land meiner Transamerikareise aufgemacht. Aber ich werde wieder kommen, Chile ist einfach zu schön und es gibt immer noch Gegenden, die ich unbedingt sehen bzw. wieder sehen möchte!

© silja B., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Kanada nach Feuerland
Details:
Aufbruch: 09.08.2016
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 09.03.2017
Reiseziele: Kanada
Mexiko
Guatemala
Belize
Panama
Kolumbien
Ecuador
Peru
Chile
Argentinien
Der Autor
 
silja B. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.