From North to South - einmal durch die amerikanischen Kontinente
Vancouver Island
Obwohl es schon sieben Jahre her ist, dass ich hier war, fühlt es sich an, als ob ich erst gestern hier war. Ich kann mich an so viele Orte noch so gut erinnern! Durch meine Shopping Tour bin ich jetzt erst sehr spät auf Vancouver Island angekommen, daher ist der Tag eigentlich schon vorbei und durch die kurze Nacht mit nur vier Stunden Schlaf bin ich auch schon sehr müde. Also nur schnell zum Einkaufen, Essen kochen und ab ins Bett. Ach ja, einen Teil meiner Sonderausgaben habe ich schon wieder eingespart. Hier in Kanada kommt zum ausgeschilderten Preis immer noch die Steuer mit dazu, Ist etwas gewöhnungsbedürftig als Deutsche. Beim ersten Mal zahlen, habe ich mich beim Verkäufer schon über den Preis beschwert, nur um dann daran erinnert zu werden, dass die Steuer dazu kommt. Mein Hostel hatte ich aber übers Internet gebucht und da waren die Steuern mit drin, beim Bezahlen haben sie mir die aber trotzdem berechnen wollen. Beschweren hat sich gelohnt, habe dann acht Dollar weniger gezahlt. So ist das im Leben und beim Reisen, manchmal spart man, manchmal schmeißt man das Geld zum Fenster raus. Ich vertraue dem Universum, dass es für eine ausgleichende Gerechtigkeit sorgt und wenn nicht, ist es halt so.
So, der erste richtige Urlaubstag. Die Herausforderung für mich heute: Urlaubsgeschwindigkeit beim Laufen nicht überschreiten, sprich, ich darf nur alte Menschen überholen. Für mich Rennsemmel mit meinem Stechschritt gar nicht so leicht!
Heute steht das Royal BC Museum an, in dem ich das letzte Mal nicht war. Und zu meinem Glück hatten sie momentan eine Sonderausstellung über die Eiszeit und Mammuts. Die Nordamerikaner haben wahnsinnig gute Museen, die wissen einfach wie man optisch anschaulich und kurzweilig Informationen weitergibt. Ich habe so viel Neues gelernt, z.B. dass ein Mammut drei Mal zahnt, die letzten Zähne bekommt er mit 40 und wenn die durchs essen abgemahlt sind, stirbt er durch verhungern. Man konnte auch eine Replikat eines Zahnes hoch heben, ganz schön schwer die Dinger. Aber Highlight war definitiv das 2007 gefundene, ein Monat alte Mammut Baby!
Könnte auch ein Elefantenbaby sein, aber in einer Kniekehle ist noch etwas von ihrem Fell erhalten geblieben!
Auch die Ausstellung über die First Nations von BC war toll!
Nach vier Stunden hatte ich alles gesehen und war platt und habe beschlossen kein weiteres Sightseeing zu machen, auch wenn ich dadurch nicht wirklich viel von Victoria mitbekommen habe. Aber ich war ja schon mal da. Außerdem müssen noch die nächsten Tage geplant und vorbereitet werden. Das Vorbereiten nimmt immer viel Zeit in Anspruch, habe zwar schon viel Zuhause gemacht, aber dadurch, dass Hochsaison ist und auch noch das Wochenende bevor steht, wäre reservieren nicht schlecht. Der Campingplatz in Tofino im Nationalpark war fast komplett ausgebucht, habe nur noch eine statt zwei Nächte bekommen, muss mir also was anderes überlegen. Der am Horne Lake, wo ich als nächstes hin möchte, geht erst wieder ab Sonntag. Tja wird spannend werden, wo ich die nächsten Nächte verbringe.
Aber erstmal am nächsten Morgen mein Mietauto abholen und dann heißt es „on the road again“. Und war ja klar, erstmal in den Stau. Obwohl ich früh aufgestanden bin, bin ich erst ziemlich spät erst los gekommen. Packen braucht seine Zeit, vor allem weil man, will man seine sieben Sachen beisammen halten, authistische Züge entwickeln muss. Jedes Teil bekommt seinen festen Platz und man muss bewusst darauf achten, auch immer wieder alles an seinen Platz zu tun. Mit Einkaufen und Kaffeestopp war dann klar, bis zu meinem Ziel schaffe ich es heute nicht. Ich habe dann eine Bitte ans Universum geschickt, mir doch einen schönen Campingplatz zu geben. Alle paar Kilometer sind Schilder für Campingplätze ausgeschrieben, da wird doch wohl einer einen Platz für mein kleines Zelt und mich haben! Die ersten zwei habe ich erst gar nicht gefunden. Nach dem Abbiegeschild bin ich noch 10 Kilometer in die Pampa gefahren und habe dann beschlossen, umzukehren und einen anderen zu suchen. Den dritten habe ich gefunden, er war nicht schön, wäre aber bei der Uhrzeit bereit gewesen ihn für eine Nacht zu nehmen, aber nicht zu dem Preis: 41 Dollar!!! Hier in Kanada zahlt man immer pro Platz, was für einen Alleinreisenden ganz schön auf den Geldbeutel schlägt! Also wieder weiter. Und das Universum war gnädig mit mir, der nächste war vom Preis her okay, schön und nahe einem See!
Also schnell Zelt aufgebaut und bei dem Traumwelten ab in den kühlen See. Auf dem Weg zum See waren überall Brombeeren. Nur blöd, dass ich mir im Supermarkt gerade erst welche teuer gekauft habe. Tja, you win, you loose! Am nächsten Tag bin ich vorm Frühstück trotzdem erstmal in die Büsche. Die Salmonberries sind leider alle bei der Hitze und Dürre vertrocknet. Aber ich beschwere mich nicht über das tolle Wetter. Vielleicht habe ich in den Rockies mehr Glück, da die, nach der Dürre im Frühjahr, jetzt einen ziemlich verregneten Sommer haben. Ich werde also so viel Sonnenschein wie möglich in meinen Rucksack in die Rockies mitnehmen und hoffen, dass es funktioniert!
Am Horne Lake war ich schon Vormittags und da das mit der Bitte ans Universum so gut geklappt hat, hab ich es nochmal ausprobiert und gehofft, dass ich trotz ausgebucht sein, ein Plätzchen bekomme. Das Glück war weiterhin mit mir. Ich durfte mein Zelt auf das Overflow Feld stellen und das hat auch nur 10 Dollar gekostet, da habe ich mich gleich für zwei Nächte einquartiert. Als ich dann aufs Plumpsklo bin, hat mich im wahrsten Sinn des Wortes der Schlag getroffen. Irgendein Scherzkeks hatte Steine auf die Türkante gelegt, die beim Öffnen herunter fielen. Glücklicherweise haben sie nur meinen Arm getroffen, bei der Größe hätte das schon auch eine Platzwunde geben können! Da kann man ja fast eine Black Story draus machen: eine Camperin geht aufs Plumpsklo und stirbt, was ist passiert? Auf die Lösung kommt doch kein Mensch!
Den Tag habe ich mit Spazieren gehen und im herrlichen See baden verbracht.
Auf dem Rückweg bin ich einem Reh am Wegesrand begegnet, keine 3 Meter von mir entfernt! Es hat mich angeschaut und einfach weiter gegessen. Ich war noch nie einem Reh so nah! Ach ne stimmt nicht, in Waterton, auf meiner letzten Kanada Reise, liefen die Rehe friedlich durch den Ort, frassen das Gras von den Grünflächen oder ruhten sich im Schatten aus. Und in Jasper traf man auf den Grünflächen eines Hotels immer zwei Elks an, mal schauen, ob es die immer noch gibt?
Am Abend habe ich meine Campingkochtechnik verfeinert. Das Nudelkochwasser gleichzeitig für die Vorspeise, Maiskolben, und das Vorkochen fürs Gemüse für die Soße benutzt. Sozusagen three in one cooking! Bin mal gespannt, wann ich die Tomatensauce satt habe, bis jetzt variiert nur das Gemüse darin: zwei Tage Spinat, drei Tage Brokkoli.
Heute war Abenteuer angesagt: Extreme Caving! Eine 5 Stunden Höhlentour mit Kletterei und Abseilen. Ich hatte Glück, nicht viele machen die Tour und es müssen mindestens drei Leute sein, aber an dem Tag, wo ich es machen wollte, waren wir genau drei. Mittlerweile machen die Kanadier aus allem einen Profit. Fürs Reservieren muss man extra zahlen, der Witz ist aber, dass man reservieren muss, auch wenn die Tour oder den Platz fest bucht. Die Tour war nicht günstig, wenn man Knieschoner wollte, wieder extra zahlen. Aber die hab ich mir trotzdem gegönnt, habe nicht teuer in meine Arthroseknie investiert, um mir die dann grün und blau zu robben. Handschuhe und ein besseres Licht wären auch extra gewesen, aber Dank meiner guten Ausrüstung hatte ich die selber! Ich habe zwar schon weit aus beeindruckender Tropfsteinhöhle gesehen, aber das besondere an der Tour war, dass man so nah an die Tropfsteingebilde dran war und man Zeit hatte kleine Details zu betrachten: ein Kieselsteine der zwischen einem Stalactite und einem Stalagmite fest geklemmt war, ein runder Stein, der zu schweben schien, …
Die Herausforderung bei der Tour war, dass alle Felsen und Steine nass waren und daher alles sehr rutschig. Hinzukommen dass man nicht überall hin greifen durfte, da das Anfassen der Tropfsteingebilde deren Zerstörung bedeutet hätte, das weiß wird dann schwarz und braucht mehrere hundert Jahre, um zu regenerieren. Was bedeutete, dass man sich in verrenkende Positionen begeben musste, um weiter zu kommen. Wie der Guide immer schön gesagt hat: „ Walk like a Ninga or Yoga Master!“ Die eingeschränkte Sicht hat die Schwierigkeit nochmal erhöht!
In einen Teil der Höhle mussten wir auch auf allen vieren krabbeln und zum Teil auf dem Bauch durch robben. Klaustrophobisch sollte man da nicht sein! Ein Tunnel war wie ein Siphon und war voller Wasser und musste erst ausgepumpt werden! Das Abseilen hörte sich für mich am Anfang spektakulärer an, wie es dann war: sieben Stockwerke! Was 30 Meter war und für einen Kletterer nichts besonderes ist. Aber tatsächlich war es dann doch, da es einfach so dunkel in der Höhle ist, nur wo die Lampe hin leuchtet, sieht man was. Da kam schon ein bisschen das Gefühl auf, dass man sich in die Untiefen der Riesendinghöhle in Bayern begibt!
An einer Stelle konnte man auch in eine hohe Höhle blicken, in der unten ein kleiner See war. Mit seiner Lampe hat der Guide eine kleine Lichtshow gemacht, durch die die Bewegung des Wassers und das Runtertropfen an der Felswand projektiert wurde, sehr beeindruckend!
Den Rückweg fand ich definitiv angenehmer, hochklettern ist für mich einfacher, wie runter klettern! Als dann die Krabbelpassagen kamen, haben wir alle beschlossen, diese ohne Licht zu machen! Wenn man die Lampen ausgemacht hat, war es wirklich einfach pitch black, absolute Dunkelheit! Solang es sehr eng war, war es von der Orientierung her okay, es gab ja nur ein Weg raus. Aber zwischen den Kriechpassagen kamen größere Hohlräume und dann war die Orientierung komplett weg. Obwohl ich wusste, ich kann nicht verloren gehen, musste ich kurz das Licht an machen! Ich kann mir nun vorstellen, wie jemand verrückte wird, weil er orientierungslos in völliger Dunkelheit eingesperrt ist!
Dafür, dass wir teilweise kriechen mussten, war ich gar nicht so dreckig, bei meiner letzten Wanderung in Deutschland sah meine Regenhose übler aus! Trotzdem war nach der Tour erstmal waschen angesagt, also ab zum Fluss! Leider lag der mittlerweile im Schatten! Kleider waschen war ja okay, aber auch ich hatte eine Baden mit Haare waschen nötig und das Wasser war doch etwas kalt, das Ganze war daher eine ziemlich Schlotterpartie! Aber als Schwarzwaldoutdoormadel muss man hart im nehmen sein!
Den Abend habe ich dann am Lagerfeuer an meinem Campingplatz mit meinen Tourkompanions ausklingen lassen. Und die Amerikaner wissen einfach was zu einem Lagerfeuer gehört: Marshmallows!!!
Am Horne Lake kann man auch klettern. Habe es leider erst gestern durch meinen Guide erfahren. Daher habe ich beschlossen nach dem Zusammenpacken mein Glück zu versuchen und zum Klettefelsen zu gehen, vielleicht ist schon jemand am morgen dort. Der Parkplatz war leer, na ja trotzdem mal den Kletternfels anschauen. Weit bin ich auf dem Trampelpfad nicht gekommen: ein Rascheln im Gebüsch und so wie sich der Busch bewegt hat kein kleines Tier, also stehen bleiben: und da war er, keine 20 Meter von mir tauchte der Kopf eines Schwarzbärs beim Buschfrühstück auf, direkt neben dem Weg! Und der Bär hat sich kein bisschen für mich interessiert, er hat mich nicht mal angeschaut und der wusste 100%, dass ich da war. Wow, mein erster Bär! Auf meiner ersten Kanada Reise, die zweieinhalb Monate war!, habe ich keinen gesehen, auf der zweiten hat es bei meinem Glück drei Wochen gedauert, bis ich einen gesichtet habe! Und jetzt 5 Tage und der erste Bär! Also nichts mit Kletterfels anschauen, sondern umdrehen. Ich gebe zu, beim Rückweg haben sich meine Beine schon ein bisschen wie Wackelpudding angefühlt!
Eigentlich wollte ich auf dieser Reise zum Strathcona Park, aber dadurch, dass ich in meinem Zeitplan etwas hinten dran bin und ich es nicht mag durch zu stressen und nur im Auto zu sitzen, habe ich beschlossen, den auszulassen und dafür länger in Tofino zu verbringen. Es ist schon komisch, ich bin zum ersten Mal ohne Reiseführer unterwegs. Ich habe nur die Wanderungen, die ich in den Rockies machen möchte, gescannt und auf meinem Tablet. Ansonsten habe ich nur die mehr schlecht als rechte Autokarte vom Mietwagen. Dadurch, dass ich aber schon zum dritten Mal in Kanada bin und genau weiß, was ich machen möchte, geht das super.
Auf dem Weg nach Tofino habe ich einen Stopp in Parksville gemacht, wo gerade ein Sand Sculpture Ausstellung ist. Wahnsinn, was manche aus Sand zaubern können!
Dann weiter nach Ucuelet. Man denkt, ich bin ja gleich da, ist ja nicht mehr wie 90 Kilometer. Aber dadurch, dass man nur höchstens 90 km/h bzw. oft weniger fahren darf, zieht sich das ganz schön. Und nätürlich musste ich in Cathedral Cove anhalten, einem Waldstück mit sehr alten und großen Bäumen!
So war ich wieder erst um 18 Uhr da. Der erste Campingplatz wieder voll. Also zum nächsten, mein Glück versuchen! Der nächste war etwas speziell, die meisten, die dort „residierten“ waren vermutlich Aussteiger, die dort eher zu Leben schienen. Das Office war nur ein alter Campingwagen, aber es gab auch Touristen und er hatte freie Plätze und der Preis war okay. Also habe ich mich entschieden, da es auch schon spät war, für eine Nacht zu bleiben. Der Campingplatzwart war eine Nummer für sich! Er hatte unten nur noch ein paar Zähne, war eher ungepflegt und total versoffen! Er hat weder klar artikulieren noch gerade gehen können! Die alte Schnapsdrossel! Als er dann mein Anmeldeformular ausgefüllt hat und auch nicht mehr gerade schreiben konnte, habe ich mir schon überlegt, ob es die richtige Entscheidung ist, hier zu bleiben! Aber ich habe mich dann neben einer Familie einquartiert und dann war es okay vom Gefühl her, weil eigentlich war der Platz ganz nett! Später stieg die Schnapsdrossel doch tatsächlich in sein Auto, oh man, der Kerl ist alles andere als verkehrstauglich! Aber er fuhr nur eine kurze Runde auf dem Campingplatz!
Heute gab es endlich mal was neues zum Abendessen! Sockeye Lachs mit Kartoffeln und Maiskolben. Wenn ich beim Campingkochen was neues ausprobiere, bin ich immer ganz aufgeregt, ob mein Experiment auch funktioniert. Da mein Kocher nicht wirklich auf Sparflamme kochen kann und daher Sachen leicht anbrennen, habe ich den Fisch in Alufolie gepackt und auf meinem Campingtoaster gebraten, perfekt, Experiment war erfolgreich! Beim Essen haben nur die Drecksviecher von Moskitos gestört. Tagsüber ist es sehr heiß hier, aber abends trotzdem sehr frisch! Bin daher total eingepackt, die Viecher finden trotzdem einen Flecken Haut zum Blutsaugen. Mein Essen sieht daher so aus: drei Bissen essen, eine Moskito erschlagen! Manchmal muss man doch einfach den Leitsatz aus dem Alten Testament anwenden: Auge um Auge, Zahn um Zahn, Moskitostich um Moskitoleben! Drei Moskitostich gegenüber fünf toten Moskitos ist, finde ich, ein befriedigendes Ergebnis! Ich hasse diese Drecksviecher, dank denen habe ich jetzt eine Riesenbeule auf der Stirn!
Als ich noch mal aufs Plumsklo vorm Schlafen gehen wollte, ein Gepoltere darin, dass ich kurz dachte, das Klo kippt um. Heraus kam die Schnapsdrossel, in einem noch schlechteren Zustand wie vorher und nuschelte etwas von: „I wanted to clean up before I go to bed“ .
Am nächsten Morgen stand, das Finden eines Campingplatzes für die nächsten zwei Nächte an. Eigentlich wollte ich nach Ucuelet, da es dort etwas weniger touristisch ist. Aber alle, die ich getroffen habe, meinten ich solle lieber nach Tofino gehen. Da es dort auch einen Campingplatz gab, wo man nicht reservieren kann, habe ich beschlossen, dort mein Glück zu versuchen. Es gab einen freien Platz, aber Shock, 48 Dollar die Nacht, tja man zahlt hier für die Beliebtheit mit. Mein Platz war klein und nicht gerade der schönste. Und ich musste erst Mal meinen Platz aufräumen! Unglaublich, was für Müll, die Leute einfach liegen lassen, teilweise echt ekelhaft. Bei meinem Glück hatte ich einen Platz direkt neben einem Vater mit seinen fünf Kindern. Er und die zwei älteren Mädels haben es zwar echt gut gemacht, aber es war trotzdem laut: „mir ist kalt“, „ich habe Hunger“, etc. und das Ganze während der Vater versuchte das Zelt aufzubauen. Da es mich zu sehr an meine Arbeit erinnert hat, habe ich schnell mein Zelt aufgebaut, den Luxus einer heißen Dusche genossen und ab ins Auto und Tofino erkunden.
Da es mir aber zu touristisch war und eindeutig ein Ort für Surfer ist, habe ich es schnell wieder verlassen. Es ist schon spannend, wie Sportarten, die Atmosphäre eines Ortes beeinflussen. Squamish ist eindeutig der Ort für Kletterer, die Atmosphäre dort ist total anders.
Ich bin in den Pacific Rim National Park und hab den Schooner Trail gemacht, der als einer der schönsten dort gilt. Er führt einen durch einen alten Wald zum Strand. Den Nachmittag habe ich dann dort verbracht.
Zum Abendessen waren meine Nachbarn noch nicht wieder zurück und ich konnte ungestört mein Abendessen genießen. Danach zum Sonnenuntergang an den Strand. Und wie sollte es anders sein, wir sind ja hier in Kanada: ein großes Schild mit dem Hinweis, dass Alkohol am Strand verboten ist, jedoch hat jeder zweite ein Bier in der Hand. Die Kanadier sind echt faszinierende was Regeleinhaltung angeht. Wenn Sie die Regel für bescheuert halten, ignorieren Sie die einfach. Vermutlich ist Kanada das einzige Land in dem ich ein Ticket für zu schnell fahren bekommen könnte. Ich fahre meistens 10 km/h schneller und gehöre trotzdem zu den langsamsten! Werde sogar von der Polizei überholt, die sich auch nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält.
Heute stand Whale Watching an. Eigentlich wollte ich das erst als Rentnerin machen, wenn mir Mehrtageseswanderungen zu anstrengend sind, aber der West Coast Trail war schon Monate vorher ausgebucht und ich mit zwei Monaten vorher zu spät. Zur Entschädigung gab’s daher Wale gucken. Die Anbieter in Tofino haben mir irgendwie nicht gefallen, gaben mir das Gefühl, es geht nur um Kommerz. Daher bin ich nach Ucuelet und Es war eindeutig ein Morgen für die Sitzheizung, dicker Nebel hing an der Küste.
Der Besitzer der Agentur war früher bei der Wasserwacht und setzt sich für den Umweltschutz. Der Vorteil der Tour war auch, dass nicht nur nach Walen sondern auch nach anderen Tieren Ausschau gehalten wurde.
Ich hatte Glück, da Hochsaison war, boten sie am Nachmittag eine zusätzliche Tour an und es war noch ein Platz frei. Bis dahin habe ich den Pasific Wild Coast Trail gemacht. Der dauert ca. eine Stunde. Der Nebel wurde immer dichter. Oh je, hoffentlich bekomme ich vor lauter Nebel die Wale trotzdem zu Gesicht.
Der Trail war ein Rundweg. Kurz vorm Parkplatz kamen mir Leute entgegen in T-Shirt, die sich gerade mit Sonnencreme einschmierten. Was mir bei dem Nebel ein Fragezeichen ins Gesicht malte. Aber kaum war ich 10 Meter weiter, wusste ich wieso: strahlendblauer Himmel. So was habe ich noch nie erlebt, auf der einen Seite der schmalen Küste dicke Nebelsuppe und auf der anderen „bluebird sky“ ohne eine einzige Wolke!
Na dann steht der Walbeobachtung nichts im Wege. Ich bekam einen dicken, schweren Overall. Hoffentlich geht das Zodiac nicht unter, mit dem Ding gehe ich doch wie ein Sack voll Steine unter. Der Guide meinte jedoch, dass der uns trocken und warm hält und falls wir kentern über Wasser. Testen möchte ich das allerdings nicht. Ich hatte Glück, eine Gruppe kam einfach nicht und so waren nur ich und ein deutsches Pärchen im Boot. Ich hatte also eine ganze Bank für mich und konnte ungestört nach links und rechts schauen. Schon im Hafen bekamen wir Seehunde zu sehen. Kaum waren wir aus dem Hafen, sichteten wir auf der anderen Uferseite einen Schwarzbären. Und gleich danach zwei Weißkopfseeadler. Schon nach fünf Minuten konnte ich sagen, die Tour hat sich gelohnt. Aber es ist gar nicht so leicht bei einem sich auf und ab bewegenden Boot Tiere zu fotografieren.
Und dann nahmen wir Fahrt auf. Mit dem Zodiac übers Meer fahren ist besser wie Achterbahnfahren! Das macht so viel Spaß! Und die Küste vor Ucuelet ist mystisch! Der Nebel, der wieder aufzog, hat seinen Beitrag dazu geleistet. Unser erstes Ziel war eine Insel mit Seelöwen.
Und dann haben wir uns zu den Broken Islands aufgemacht, auf der Suche nach einem Wal. Und wir fuhren und fuhren und bis auf die schöne Landschaft nichts.
Ich hatte eigentlich meine Hoffnung schon aufgegeben, da meinte der Guide, dass vor uns einer ist. Man muss schon sehr genau schauen. Meistens sieht man die Wasserfontäne zuerst, dann kann man ein bisschen vom Rücken erkennen und bevor er dann für ein paar Minuten untertaucht, kommt seine Schwanzflosse an die Oberfläche. Dann muss man wieder etwas warten und das Ganze geht von vorne los. Aber was machte unser Wal, der liebte anscheinend das Rampenlicht und Publikum und zeigte uns eine ganz besondere Show! Selbst der Guide war beeindruckt und holte seine Kamera hervor. Der Wald fing an sich zur Hälfte aus dem Wasser zu drücken und ließ sich dann in hohem Bogen ins Wasser fallen. Dies machen nur junge Wale und man bekommt es nur selten zu sehen. Mindestens fünf Mal machte unser Buckelwal das. Die ersten Male habe ich vor Staunen, Schauen und gleichzeitig Fotografieren nur Himmel und Bäume oder unscharfe Teile eines Wald abgelichtet. Aber der Wal war brav und hat das so lange gemacht, bis ich den Dreh raus hatte und das vor einer perfekten Inselkulisse. Und nicht genug der Show, nach dem Springen hat er sich auf den Rücken gelegt und seine Seitenflossen zusammengeschlagen. Auch ein sehr selten zu stehendes Schauspiel!
Am Rückweg haben wir dann noch einen weiteren Schwarzbären beim Abendessen gesehen.
Als wir beim Pier zurück waren, kam eine Mutter mit ihrem Sohn vorbei. Der fragte uns, ob wir Wale gesehen haben. Wir antworteten einen Buckelwal, er darauf: was nur einen? Das Kommentar auf deutsch der deutschen Frau darauf: „Verzogen Gör, der ist gesprungen!“ Was für eine beeindruckende Tour!
Bevor ich die Westküste von Vancouver Island verlasse, habe ich noch mal einen Abstecher zum Strand gemacht und den Vormittag gemütlich mit Lesen verbracht und da ich den Rest des Tages im Auto sitzen muss, noch einen kleinen Spaziergang durch die wunderschönen, alten Wälder hier.
Dann hieß es Abschied nehmen von der Insel. Nochmal eine Nacht am Brennan Lake mit baden und leckeren Brombeeren. Am nächsten Morgen, dann schnell zum Flughafen, Auto abgeben und zur Fähre, ich wollte die um 11 Uhr erwischen. Bin extra um 6 Uhr aufgestanden, aber man braucht hier einfach ewig von A nach B. Die Zeit wird knapp, mit 20 Minuten zum Bus laufen, schaff ich das nicht. Also Leute anquatschen, ob sie mich zur Bushaltestelle fahren können, was mich immer viel Überwindung kostet. Gleich beim ersten Mal Glück gehabt, die beiden Damen haben mich sogar bis zur Fähre gefahren. Trotzdem habe ich sie verpasst. Na ja, da ich ja modern mit Handy unterwegs war, konnte ich meinen Kletterkumpel anrufen, dass er mich eine Stunde später abholt. So Goodbye beautiful Vancouver Island!
Aufbruch: | 09.08.2016 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 09.03.2017 |
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