From North to South - einmal durch die amerikanischen Kontinente
Oaxaca, San Cristobal und Palenque
Mit dem erste Klasse Bus fahren in Mexiko ist nicht ganz so angenehm, wie ich dachte. Die ganze Zeit läuft ein Spielfilm in der Lautstärke für Schwerhörig. Selbst mit meinen Silikonöhrstöpsel, in deren Besitz ich seit dem Floating bin und sehr dankbar darüber, die ersten Ohrstöpsel, die nicht aus meinen kleinen Ohren rausfallen, ist es immer noch gut zu hören. Da sitz ich lieber mit nem Reissack unter den Füßen und nem Huhn auf dem Schoß! Nach 7 Stunden Busfahrt wurde ich von der Dauerbeschallung erlöst und war in Oaxaca. Als ich in der Stadt an kam, war ich ziemlich ausgehungert, an den Imbissständen beim einzigen Stopp gab es nur ungesundes Zeug wie Chips, da habe ich doch lieber an meinen Trockenfleischrestbeständen geknabbert. Also war es mal wieder Zeit, sich ein gutes Essen zu gönnen. Die Küche Oaxacas soll auch eine der Besten Mexikos sein. Und man sollte nicht mit großem Hunger bestellen. Nach der leckeren Vorspeise war ich eigentlich schon satt, die Hauptspeise habe ich dann auch nur noch halb geschafft. Und dann war eindeutig der Zeitpunkt für einen Verdauungssnaps. Und da ich in dem Land des Mescals bin(Agavensnaps, Tequila ist eine Variante davon), habe ich mir einen davon gegönnt. Der Unterschied zwischen Tequila und Mescal ist, das der letztere mit Orange und einem Chilisalz zu sich genommen wird und zwar nicht mit der Ex und Hop Variante sondern genüsslich. Es gibt, ich weiß nicht wie viele Varianten davon. Also habe ich einfach einen bestellt. Und die meinen es ganz schön gut mit einem, bis fast zum Überlaufen wurde mein Glas gefüllt, dass sicherlich mehr wie 2cl fassen konnte. Ich hatte allerdings eine rauchige Variante erwischt, die nicht so ganz mein Fall war. Und dann blieb mir nichts anderes übrig als völlig voll ins Hostel zu rollen.
Die Stadt ist Hauptschauplatz des letzten Romans einer meiner Lieblingsautoren, John Irvings „Straßen der Wunder“, sicherlich nicht sein bester Roman, trotzdem sehr gut. In dem Roman ging es viel um die Verehrung der verschiedenen Jungfrauen und Heiligen in Oaxaca. Daher war klar, dass die verschiedenen Kirchen auf dem Besichtungsprogramm standen. Aber erstmal auf den Markt, Lebensmittel für die nächsten Tage einkaufen. Ich liebe Märkte, könnte stundenlang über diese schlendern.
In Mexiko ist der soziale Unterschied sehr deutlich, es gibt extrem Reiche und extrem Arme. Ich frage mich immer wie die Leute, die in den Bussen, Metros oder an den Straßenecke Kaugummis, Kugelschreiber, etc. verkaufen, überleben können. Die Möglichkeit in die Schule zu gehen, scheint für die Ärmsten keine Möglichkeit zu sein, zumindest nicht in der Stadt. So sieht man am Markt oder an den Straßenecken Kinder Ware verkaufen oder Schuhe putzen. Es ist zum ersten Mal, dass mir die soziale Ungerechtigkeit der Welt zu schaffen macht. Ich weiß, dass ich für diese Reise hart gearbeitet habe und sie mir verdient habe. Aber schon in Kanada hatte ich teilweise ein schlechtes Gewissen, dass ich mir den Luxus dieser Reise leisten kann, während mein kanadischer Kumpel jeden Penny umdrehen muss und hoffen, dass das Geld bis zum Monatsende reicht. Auch hier in Mexiko habe ich immer mal wieder ein schlechtes Gewissen. Mein Auswahlkriterium beim Kauf von den Lebensmittel ist daher nicht die Qualität. Ich kaufe bei Kindern, Alten und sehr ärmlich aussehende.
Und natürlich kann ich mich am Markt nie zurückhalten und muss etwas Ungewöhnliches probieren. Hier in der Gegend sind frittierte Grasshüpfer eine Delikatesse und Schwupps waren sie in meiner Einkaufstasche. Wie sie schmecken: knusprig, ansonsten schmeckt man mehr die Marinade, Zitronensaft und Chili.
Dann wollte ich noch zu einem anderen Markt, der auch sehr schön sein soll. Aber da, wo er sein sollte, sah Nichts nach Markt aus. Dann hörte ich muntere Blaskapellenmusik, also ab in die Richtung, da ist sicherlich der Markt. Ich landete vor dem Eingang eines Friedhofs auf dem gerade eine Beerdigung stattfand. Tja so unterschiedlich ist Begräbnismusik. Der Totenkult in Mexiko spielt eine große Rolle und so gibt es überall verzierte, bunte Totenköpfe oder Skelette.
Auf Nachfragen, fand ich raus, dass es den Markt mittlerweile nicht mehr gibt. Daher habe ich meine Lebensmittel ins Hostel gebracht und meine Kirchentour gestartet. Erstaunlicherweise ist die Kathedrale am wenigsten eindrucksvoll. Am Beeindruckensten ist sicherlich der Templo Santo Domingo, dessen Inneres mit unglaublicher Stuckarbeit verziert ist.
Nebenan, im früheren Kloster der Dominikaner, ist ein Museum, in dem es interessante Artefakte zu sehen gibt. Am Beeindruckensten ist sicherlich der in Monte Alban gefundene Mexteken Grabschatz.
Da ich nach dem Kulturstreß von Mexico City, es in Oaxaca ruhiger angehen lassen wollte, war damit auch schon mein heutiges Programm beendet. Dafür habe ich mich in der Stadt der Schokolade in Café gesetzt und mir eine Tasse von dem heißen Getränk mit Kuchen gegönnt.
Und rechtzeitig zum Weltuntergang war ich wieder im Hostel! Es fing an zu Regnen, na ja ich weiß nicht, ob man dass noch Regen nennen kann. Der Regen Messbecher im Garten meiner Eltern wäre sicherlich spätestens nach 5 Minuten übergelaufen und mein Vater hätte in seiner Regenstatistik einen nicht messbaren Wert festhalten müssen. Die Straße, die gerade noch voll von Autos und Menschen war, war in Null Komma Nichts leer und ausgestorben. Donner und Blitz entluden sich gleichzeitig.
Und es ist deutlich zu spüren, wie sich die Art zu reisen verändert hat. Ich finde, dass meine Reiseweise im Vergleich zu der in den 70ern und 80ern, sehr leicht, bequem und wenig abenteuerlich ist. Aber im Vergleich zu heute, bin ich eine echte Abenteuerin! In jedem Hostel werden verschiedene Touren angeboten. Die meisten Reisenden gehen ins Hostel, buchen eine oder mehrere Touren, werden so von einer Sehenswürdigkeit zur Nächsten gefahren. Oft werde ich erstaunt angeschaut, wenn ich sage, dass ich keine Touren, wenn möglich, buche, sondern auf eigene Faust das Land erkunden. Für mich macht es das Erleben des Landes, dessen Natur, Kultur und seiner Leute aus, dass ich mir das selber erarbeiten muss, dass ich Leute nach dem Weg fragen muss, dass ich mit den Einheimischen in einem Bus sitze. Touren haben für mich etwas von Konsumieren und nicht von Erleben. Und ich gebe zu, es fällt mir teilweise schwer, die neue Art des Reisen nicht zu verurteilen und die Veränderung der Zeit zu akzeptieren, denn letztlich kann jeder so reisen wie er möchte, solange er Land, Leute und deren Kultur respektiert! Tja, dass ist das Schöne am Reisen, man muss sich immer wieder in Toleranz üben.
Erstaunlicherweise habe ich hier oft beobachtet, dass die Mexikaner ihre eigene Kultur nicht respektieren. Kunstwerke, trotz Schilder einfach anfassen, Betende, auch hier trotz Schilder, einfach fotografieren.
Am nächsten Morgen bin ich mit dem Colectivo nach Santa Maria de Tule gefahren, nur wenige Kilometer von Oaxaca entfernt. Hier steht der älteste Baum der Welt mit ca. 1500 Jahren, 11 Meter Durchmesser und 42 Meter Höhe. Für mich als Baumliebhaberin eindeutig ein Highlight!
Leider konnte ich als Treehuggerin den Baum nicht umarmen, da er zum Schutz eingeräumt war, aber einige Äste reichten über den Zaun und so konnte ich zumindest „Händchenhalten“. Auch wenn man mich für verrückt hält, aber die Energie, die von so einem alten Baum ausgeht, ist unglaublich.
Am Nachmittag ging es dann nach Monte Alban, einer Tolteken Ruinenstadt, die später noch von den Mexteken als Grabstätte für hohe Würdenträger genutzt wurde. Es ist sehr angenehm, dass Nebensaison ist, so war die Ruinenstadt relativ leer.
Zum Abschluß des Sightseeing von Oaxaca nochmal eine Kirche, die Basilica de la Virgen de Soledad, der Schutzheiligen von Oaxaca.
Dann habe ich mich zum Busbahnhof aufgemacht, da ich einen Nachtbus nach San Cristobal de las Casas hatte. Nachtbusfahrten sind definitiv nichts mehr für mich, aber es hilft nichts, nach San Cristobal gab es nur diese. Die ersten Stunden wurden wir mit einem mexikanischen Schnulzensänger beschallt, der mit Hundeblick schmachtend aus dem Bildschirm heraus schaute. Passend dazu schaukelte der Bus durch die kurvenreiche Straße. Und egal wie ich mich drehte und wendete, ich konnte nicht einschlafen. Irgendwann habe ich aufgegeben und eine leichte Schlaftablette genommen und so kam ich wenigstens zu ein bisschen Schlaf. Erschöpft bin ich dann früh morgens in San Cristobal angekommen. Kaum aus dem Busbahnhof draußen wurde ich von einer Deutschen angequatscht, die mir ein Hostel anbieten wollte, die Fotos sahen ganz nett aus, wieso nicht. Der Preis hat auch gepasst, in Oaxaca habe ich mehr für ein Dorm gezahlt, wie jetzt für das Einzelzimmer. Das Casa de Gladys ist wirklich sehr schnuckelig, ich kann es sehr empfehlen. Unglaublich sauber, aber das waren bis jetzt alle Hostels. In den Bädern sind die Klodeckel und die Spülkästen mit Bezügen bedeckt, wie bei der Oma früher, fehlt nur die Klopapierhäkelmütze! Das Beste an dem Hostel ist aber Ernesto! Er ist zwar nicht der Besitzer, aber meines Erachtens die Seele des Hostels. Ich habe ihn so ins Herz geschlossen! Ich glaube er hat einen Putzfimmel, er war immer irgendwo am Putzen, ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass er lieber eine Frau wäre. Kaum war ich in der Küche, um mir was zum Trinken oder Essen zu machen, kam er auch gleich an, um ein bisschen Smalltalk mit mir zu machen und dann weiter zu putzen
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Hier in San Cristobal ist es auch wieder angesagt, meine Wollmütze und Merino Wäsche heraus zu kramen, nichts mehr mit kurzer Hose. San Cristobal ist eine alte Kolonialstadt. Und nach dem vielen Sitzen im Bus und der vielen Kultur, war mir mal wieder nach Sport. Hier gibt es einige Yoga Studios, die anscheinend Stunden in Englisch anbieten. Aber es hat nicht sollen sein, es war Wochenende und die Stunden wurden nur unter der Woche angeboten. Also habe ich mich für was anderes sportliches entschieden. Um San Cristobal gibt es sehr viele interessante, indigene Dörfer. Zu einem wird eine Reittour angeboten. Eigentlich hatte ich nach meiner letzten Reittour vor 7 Jahren in Kanada beschlossen, das sei meine Letzte. Aber ich stellte mir das wild-romantisch vor, durch die Berge und Wälder mit dem Pferd in ein indigenen Dorf. Ich habe die Tour für den nächsten Morgen gebucht, dann ist auch Markt in dem Dorf und das Wetter ist Vormittags besser. Ich hab dann mal wieder einen kurzen Abstecher auf den Markt gemacht und dann war klar, es ist Zeit für ein Nickerchen!
Und dann ging auch hier der Regen los, allerdings gibt es hier nur Kopfsteinplasterstraßen. Aus denen wurde relativ schnell ein Fluß! Noahs Arche wäre jetzt statt einem Auto angebracht.
Nachdem ich das Schauspiel eine Weile betrachtet habe, bin ich in mein Zimmer zurück, um festzustellen, dass in dem Anbau, in dem ich untergebracht war, die Decke nicht für sinnflutartigen Regnen gemacht war. Meine Sachen begannen, langsam aber sicher nass zu werden. Also bin ich zu Ernesto und habe ein neues Zimmer verlangt. An der Rezeption standen schon andere vor mir, die auch im Anbau untergebracht waren und auch ein undichtes Zimmer hatten. Er hat dann bei Gladys, der Besitzerin angerufen, ich könnte ein neues Zimmer haben, aber das kostet 50 Pesos mehr. Eigentlich finde ich, dass ich ein Neues ohne Aufpreis bekommen sollte, aber mit Ernesto kann ich mich nicht streiten und die 2,50 Euro kann ich mir auch gut leisten. Abends bin ich noch mit der Deutschen, die sich als Halbmexikanerin herausstellte, ein Bier trinken gegangen. Von ihr habe ich mir dann erstmal die Unterschiede der diversen Fladengericht Mexikos erklären lassen. Mal Schauen, wie lange ich mir das merken kann.
Der nächste Morgen und ich habe mich für die Pferdetour gewappnet: Wanderschuhe, Regenhose, Regenjacke und Mütze. Das Wetter ist hier momentan ja ziemlich unbeständig. Ich wurde dann mit einem Pick-up abgeholt und zur Pferderanch gebracht. Die Anderen waren alle Mexikaner und ich kam mir etwas overdressed vor. Ein Pärchen hatte schneeweiße Turnschühchen an. Die Frauen der anderen Gruppe waren in Hotpants und Ballerinas unterwegs. Alle Frauen natürlich mit großer Handtasche. In meiner Jugend habe ich ein Jahr lang Reitunterricht genommen und von meiner Pferdetour in Kanada, weiß ich, dass man eigentlich nur auf dem Pferd sitzen muss, die Pferde sind so abgerichtet, dass sie von alleine laufen. Aber ich hätte mir schon eine kleine Einweisung gewünscht. Aber wir wurden ohne ein Wort auf die Pferde gesetzt und los ging’s. Aber nicht das der Guide vorgeritten wäre. Er hat uns einfach los geschickt, immer gerade aus. Zu einer hat er noch gesagt, bleib hinter den Anderen, dein Pferd kennt nicht den Weg, wie beruhigend. Mein Pferd wollte partout nicht auf dem Weg gehen, sondern lieber am Wegesrand durchs Gras. Ab da war klar, bei meinem Glück, habe ich wieder ein störrisches Pferd erwischt. Irgendwann kamen wir auf eine Wiese vor einem Wald. Ich habe mich dann mal umgedreht, kein Guide in Sicht. Na toll, die Tour kann ja heiter werden. Ich habe dann die anderen gefragt, wo unser Guide ist. Die wussten es auch nicht. „Wisst ihr denn, wo wir lang müssen?“ „Geradeaus?“ Wir sind dann in den Wald hinein, die Pferde blieben dann stehen und wir schauten alle eher etwas ratlos drein. Dann kam der Guide mit seinem Pferd angerannt und brüllte „Adelante, adelante!“ (vorwärts, vorwärts!) Sein ca. 10 jähriger Sohn, der bei einem ca. Gleichaltrigen mit ritt, führte dann unseren Tross an. Der Weg durch den Wald wurde immer matschigen, steiniger und unwegsamer. Und es wurde klar, die Tour war definitiv wild, romantisch – Fehlanzeige!
Man musste immer aufpassen, dass das Pferd nicht zu nah an den Bäumen vorbei geht, das Pferd passt vielleicht vorbei, mit meinen Knien will ich aber nicht an den Stämmen hängen bleiben. Wenn das Pferd zwischen zwei Felsbrocken durch ging, musste man die Füße mit den Steigbügel heben, nebenbei noch Ästen mit Stacheln ausweichen. Die Pfad war teilweise sehr schmal und an einigen Stellen fiel der Weg steil ab, zwar nicht tief nach unten nur so ca. einen Meter, aber es war klar, wenn das Pferd stürzt, werde ich mir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sehr weh tun. Also darauf hoffen, dass das Pferd auch nicht stürzen möchte. Ich sehnte mich jetzt schon nach dem Ende der Tour. Mein Sattel war auch nicht ganz feste, so dass ich nach ner Zeit leichte Schlagseite nach links hatte, was das Sitzen noch unbequemer machte.
Als wir dem Dorf näher kamen, liefen uns indigene Dorfbewohner entgegen. Eine Völkergruppe hier trägt eine Art Fellstoff. Er wird aus Schafwolle hergestellt, sieht auch aus wie ein Schaffell, nur dass das Leder auf der Unterseite fehlt. Die Frauen tragen dies als Rock, die Männer als Mantel. Erinnert mich ein bisschen an die Kunstfellhosen der Raver in den 90ern. Die Menschen hier möchten nicht fotografiert werden. Ich habe die entgegenkommenden Menschen angelächelt und einen guten Tag gewünscht. Die erste Frau schaute mich jedoch böse an und zog ihr Häckeltuch übers Gesicht. Okay, vielleicht sollte ich die Menschen hier nicht ansprechen. Doch dann hörte ich das Klicken eines Fotoapparats hinter mir und es war klar, dass der böse Blick nicht mir galt.
Nach einer guten Stunde waren wir endlich in San Juan de Chamula und ich war glücklich, vom Pferd zu steigen.
Das Besondere an San Juan de Chamula ist sicherlich die Kirche und die dort durchgeführten Zeremonien der Einheimischen. Es gibt in der Kirche keine Bänke und keinen Altar. An den Wänden der Kirche stehen Schreine der verschiedensten Heiligen. Davor sind Tische, die voll mit Kerzen sind. Der Boden ist zum größten Teil mit Kiefernnadeln bedeckt. An freien Flächen knien Menschen, vor sich haben sie Reihen von Kerzen aufgestellt. Es sind immer 13 Kerzen, die einfach durch Erwärmen der Unterseite auf die Fliesen geklebt werden. Meistens werden 3 bis 4 Reihen aufgestellt. Die Kerzen können unterschiedliche Farben haben, je nachdem für was gebetet wird. Die Zeremonie stammt aus dem Maya Glaube bzw. deren Heilkunst und wurde mit dem christlichen Glauben vermischt. Ist eine Person krank oder hat ein schlimmes Erlebnis hinter sich, geht sie zu einem Mayaheiler, der kann durch Erfühlen des Pulses, erkennen, was der Person fehlt und das Ritual festlegen. Er bestimmt den Schutzheiligen, zu dem gebetet werden muss. Dann kauft die Person ein Huhn, wenn es eine Frau ist, einen Hahn bei einem Mann, manchmal reicht es auch, ein Ei zu kaufen. Dann wird eine bestimmte Anzahl an Kerzen in bestimmten Farben gekauft. Die werden aufgebaut und angezündet. Es wird gebetet und der Heiler streicht das Huhn über die kranke Person. Manchmal wird auch ein Schnaps in den Mund genommen und zu jeder Seite der Person ausgespuckt, manchmal wird auch Limonade über die Kerzen geschüttet oder Blütenblätter darüber gestreut. Zuhause wird dann das Huhn geschlachtet und gekocht, die kranke Person bekommt den Kopf zu essen und muss 5 Tage in ihrem Zimmer bleiben. Nur die Kerzenzeremonie kann auch gemacht werden, wenn die Seele sich verirrt hat, um sie wieder zurück zu holen. Die Menschen hier glauben auch, dass die Seele von Kindern durch die noch offene Fontanelle entweichen kann, wenn sie sich erschrecken und ziehen ihnen dann am Ohr, um dies zu verhindern.
Nach kurzem Schlendern über den Markt, hieß es dann zurück zu den Pferden. Natürlich war nur ich die Einzige, die pünktlich wieder bei den Pferden war, selbst der Guide kam mit seinem Sohn 20 Minuten später. Unsere Gruppe hatte sich verkleinert, es war nur noch das Pärchen mit den nicht mehr schneeweißen Turnschuhen von der Partie. Die anderen hatten sich entschiede, mit dem Taxi zurück zu fahren. Der Rückweg wurde noch schlimmer wie der Hinweg. Mein Sattel wurde wenigsten, nachdem ich darauf aufmerksam gemacht habe, gerichtet und enger geschnallt. Anbei bemerkt, der Guide sprach kein Wort Englisch. Auf der Straße trabten wir die meiste Zeit. Ist zwar anstrengender, aber je schneller ich vom Pferd wieder runter komme desto besser. Die Pferde waren aber irgendwie unruhiger, liefen nicht in einer Reihe, überholten oder drängeln sich vor. Was kein Problem gewesen wäre, wenn Vater und Sohn nicht die drei reiterlosen Pferde an der Leine mitführten. Wenn unsere Pferde sich dazwischen drängelten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Leine los zu lassen und dann mussten sie, die freien Pferde wieder einfangen. Der Guide brüllte dann einen immer an. Die meiste Zeit hatte ich keine Ahnung, was er wollte und wen er gerade anbrüllt. Es war nie klar, wer vorne weg reiten sollte, gefühlt (und wahrscheinlich tatsächlich auch) machten die Pferde eh, was sie wollten. Die anderen Beiden sahen genau so ratlos aus. Der Mann war mir absolut unsympathisch und das Anschreihen, finde ich, geht gar nicht. So einen unfreundlichen und inkompetenten Guide habe ich noch nie erlebt. Ich bin auch noch nie so viel angeschrien worden. War ich froh, als wir endlich da waren und vom Pferd steigen konnten, definitiv meine letzte Pferdetour, meine Knie fanden das Ganze auch nicht gut. Der Guide wollte dann noch eine Trinkgeld. Normalerweise gebe ich keines, wenn ich es nicht gerechtfertigt finde. Aber ich gebe zu, ich war etwas von dem brüllenden Mann eingeschüchtert und habe ihm dann 20 Pesos gegeben, einen Euro kann ich verkraften. Und ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die Mexikaner, für die Tour nach uns, hatten noch ungeeigneteres Schuhwerk an: der Mann Lackschuhe, die Frauen Flip Flops!
Zur Beruhigung meiner Nerven hab ich dann erst Mal eine heiße Schokolade gebraucht! Irgendwie hatte ich schon vorher gewusst, dass das mit dem Reiten eine schlechte Idee ist. Im Nachhinein kann ich darüber lachen, aber während dessen, fand ich das Ganze nur beängstigend und schrecklich.
Am nächsten Morgen stand die Fahrt nach Palenque an, laut Reiseführer beträgt die Fahrzeit 5 Stunden, wenn man aber mit dem 1.Klasse Bus fährt, sind es 8. Die Dauerbeschallung hat mir wieder den letzten Nerv geraubt, im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es auch Colectivos gibt, die sicherlich die Direktroute über die Berge nehmen und dann wahrscheinlich auch nur die 5 Stunden brauchen. Ich habe beschlossen, dass dies meine letzte Fahrt mit dem 1.Klassebus ist, ist nicht mein Fall. Leider sind die Reiseführer, sprich der Lonely Planet nicht mehr das, was er mal war, die Bibel für günstigen Individualtouristmus. Es gibt immer mehr Informationen zu Hotels und Restaurants der Mittel- und Luxusklasse, sowie zu Tourangeboten und immer weniger Infos, wie man etwas auf eigene Faust macht, auch hier zeigt sich, wie sich das Reisen verändert.
Durch die lange Busfahrt kam ich erst relativ spät in Palenque an, nach 18 Uhr. Am Infopoint im Busbahnhof habe ich erstmal gefragt, wo die Colectivos nach El Panchan fahren. Kaum war ich aus dem Busbahnhof raus, kamen auch schon die Taxifahrer, angeblich fahren die Colectivos nicht mehr. Klar, würde ich als Taxifahrer auch behaupte, na ja eigentlich doch nicht, dafür bin ich zu ehrlich. Also wieder rein in den Busbahnhof und mir nochmal versichern lassen, dass die Colectivos fahren. Ich musste keine 15 Minuten warten und schon kam einer. El Panchan ist eine Art Kommune im Dschungel auf halbem Weg zu den Ruinen, wo sich Alternative, Hippies aber auch Archäologen niedergelassen haben. Es gibt dort mehrere Hütten für Reisende, ein Café und ein Restaurant. Und man merkt sofort, dass es eine Kommune von Hippies und Alternativen ist. Mein Zimmer war bis jetzt mit Abstand das schmuddeligste, die heiße Dusche funktionierte auch nicht, dafür war der Boden, die Decke und die Außenwände meiner Hütte bunt bemalt. Es ist toll Mitten im Dschungel zu sein, überall raschelt es, man hört die Brüllaffen schreien und sieht ab und zu ein paar Buschratten und überall sind Blumen. Eigentlich wollte ich in der Nähe der Ruinen Zelten, aber aufgrund des täglichen, heftigen, nächtlichen Regens, habe ich entschieden, dies weder mir noch meinem Zelt anzutun. Und so bin ich in einer Hütte in El Panchan gelandet. Das Restaurant dort „Dos Muchos“ kann ich sehr empfehlen, das Essen ist gut und abends spielen sehr gute Musiker, was für eine tolle Atmosphäre sorgt.
Am nächsten Morgen ging es dann zu den Ruinen, da so wenig los ist, beschloss ich, es gemütlich angehen zu lassen und nicht gleich um 8 Uhr am Eingang zu sein. Nach dem langen Tag nur sitzen gestern, war ich auch froh über den Spaziergang von Panchán bis zu den Ruinen. Es war auch sehr leer, oft habe ich keine andere Menschenseele gesehen und ich bin mir sicher, es waren mehr Souvenirverkäufer und Guides wie Touristen da! Die Dschungelkulisse, in der Palenque liegt, ist toll!
Der Dschungel bedeutet aber auch eine hohe Luftfeuchtigkeit, vor allem nach dem Regen gestern Nacht und so war ich nach kurzer Zeit nass geschwitzt. In Palenque darf man auch noch auf fast alle Pyramiden klettern, aber bei der Schwülen kommt man ganz schön ins Schnaufen. Vor allem die Pyramiden, die im Wald lagen, waren eine Herausforderung. Die Steine waren nass und überzogen mit Moos, hinzu kamen heruntergefahren Blätter. Eine Eisfläche kann nicht rutschigen sein!
Unglaublich, aber war in El Panchan mitten im Dschungel gibt es Käsespätzle! Ich habe sie nicht probiert, da mir nach den Ruinen eher nach Pfannkuchen und Kaffee war. Also habe ich mich in das Internetcafe (!!!) gesetzt und wollte einen Pfannkuchen mit Schokolade und Mescalsoße haben. Mescal haben sie gerade nicht, aber ich könnte Käsespätzle haben. Ne Pfannkuchen mit Schokolade reicht, einen Cappuccino hätte ich gerne dazu, haben sie im Moment auch nicht. Einen Fruchtsaft? Fehlanzeige, wofür die eine Karte haben, wenn sie davon eh nicht haben, ist mir nicht ganz klar. Dann halt einen schwarzen Kaffee. Und überrascht hat es mich nicht, das Internet hat auch nicht funktioniert.
Am nächsten Morgen hieß es vorerst Abschied nehmen aus Mexiko, die Weiteres nach Guatemala stand an. Laut Lonely Planet und auch meinem anderen Reiseführer soll die Reise sehr abenteuerlich und nicht so einfach sein, dies kann ich aber auf keinen Fall bestätigen. Ich habe nie lange auf einen Anschluß warten müssen, max. ne halbe Stunde. Das Einzig anstrengende ist die Länge, ich war 10 Stunden unterwegs, um das Ganze zu verkürzen, könnte man aber auch in La Technica in einer Hospedaje übernachten, dies ist auch eine Möglichkeit falls man den letzten Bus dort verpasst hat.
Da klar war, dass es ein langer Tag wird, bin ich früh los, gleich um 8 Uhr, na ja eigentlich um 7 Uhr, hatte nicht überprüft, ob die sich an die Sommerzeit hier halten oder nicht. Hatte schon gelesen, dass die in Palenque diese einfach ignorieren. Die Info, dass die Colectivos hinter dem Mayakopf beim Busbahnhof abfahren, stimmt nicht mehr. Also nach dem Weg gefragt, 200 Meter gelaufen, dann wieder gefragt, ich wurde wieder zurück geschickt. Also wieder zurück, nochmal jemanden gefragt, der hat mich wieder zurück geschickt. Alles klar, hier muss das eindeutige Mehrheitsprinzip entscheiden, d.h. die Richtung, die mehr wie vier ansagen, in die gehe ich. Nur um dann meinen Colectivofahrer von El Panchan wieder dort anzutreffen, die Laufzeit hätte ich mir also sparen können, hab wohl den Falschen nach dem Weg gefragt. Der Bus fährt in einer Stunde. Komischer Weise wurde nach einer halben Stunde mein Zeug eingepackt und wir fuhren los. Das ist mir ja noch nie passiert, dass ein Bus zu früh los fährt. Mir soll's recht sein, weniger warten.
Und die Busfahrt war toll, keine DVD, nur mexikanische Musik in angemessener Lautstärke. Nach 2 1/2 Stunden waren wir dann in Frontera Corozal, der kleine, verschlafene Grenzort. Vom Busbahnhof bis zum Grenzfluss sind es ca. 1km zum Laufen. Bei der Hitze und meinem Gepäck bin ich trotzdem ganz schön ins Schwitzen gekommen. Auf dem Weg zum Immigrationsbüro wurde ich schon angesprochen und mir wurde versucht, ein Boot anzudrehen, das man braucht, um nach Guatemala zu kommen. Der erste war mir aber unsympathisch und so bin ich weiter. Dann wurde ich von einem auf einem Fahrrad angesprochen. Dadurch, dass Nebensaison ist, ist der Kampf um die Touristen erbittert, günstiger ist es dadurch nicht. Der junge Mann war ganz sympathisch, zudem versuchte er mir auch nicht nur die teure Fahrt nach Bethel anzudrehen. Man muss immer pro Boot bezahlen, in einem haben max. 10 Platz. Da ich alleine unterwegs bin, ist das eine schlechtes pro Kopf Ergebnis. Ich habe mir dann erstmal meinen Ausreisestempel geholt. Der Fahrradfahren ist mir nicht von der Seite, er hat mir auch alle Infos für meine Weitereise gegeben. Ich habe mich dann für die deutlich günstigere Variante nach La Technica entschieden, der Ort ist nur auf der anderen Flußseite. Angeblich fahren von dort aber nicht sehr viele Busse nach Flores. Aber da es erst Mittags war, entschied ich mich es zu wagen, irgendwo komme ich heute schon irgendwie an. Aber erstmal "Adios Mexico"
Aufbruch: | 09.08.2016 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 09.03.2017 |
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