Fachwerk und Romanik im Nordharz
Standort Blankenburg : Kloster Michaelstein
Danach folgt der letzte Besichtigungspunkt von Blankenburg: das Kloster Michaelstein.
Am Toreingang erscheint dann sogar die Sonne.
Da es für das Museum noch zu früh ist, machen wir eine Runde um die Fischteiche des Klosterfischers, wo bereits eine Gruppe Leute auf Einlaß wartet. Da sich die Karte recht gut liest, reserviert meine Frau Ulrike für heute abend einen Tisch.
1992 übernahm die Familie Zördel die größte überdachte Fischzucht Deutschlands in Altenbrak und eine weitere überdachte Fischzucht in Rübeland. Beide Fischzuchten wurden modernisiert und bieten heute vielen Menschen sichere Arbeitsplätze. Mit moderner, umweltorientierter Technik und in kristallklarem Wasser aus der Bode werden hier heute jährlich 120 Tonnen Forellen zum Speisefisch herangezüchtet.
Musealer Dreiklang im alten Zisterzienserkloster Michaelstein
Geschichte:
Vor gut 870 Jahren ließen sich in einem Tal abseits Blankenburgs Zisterziensermönche nieder. Aus einem anfänglich beschwerlichen Leben entwickelte sich eine wirtschaftlich erfolgreiche Abtei. Schenkungen, die gelobte Armut sowie das von Arbeit und strenger Eigenwirtschaft bestimmte Leben vermehrten den klösterlichen Besitz. 1543 legte der letzte katholische Abt sein Amt nieder, die Grafen von Blankenburg übernahmen das Kloster. Sie richteten eine Klosterschule ein. die auch nach Übernahme durch die Herzöge von Braunschweig Bestand hatte. Anfang des 18. Jahrhunderts ließ Herzog Ludwig Rudolf umfangreiche Baumaßnahmen durchführen und ein Predigerseminar einrichten. Nach der französischen Fremdherrschaft hatte Michaelstein nur noch wirtschaftliche Funktionen, die das Klostergut auch nach der so genannten Bodenreform unter verschiedenen Rechtsträgern behielt.
Heute ist hier die Musikakademie Sachsen-Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis beheimatet. Flyer
Das Kloster zählt zwar zur Strasse der Romanik, hat aber eigentlich einen zwar wunderschönen, aber spitzbogigen Kreuzgang. Wir sind ganz allein und genießen die Stille und Abgeschiedenheit.
Wir beginnen die Besichtigung in der barocken Kirche von 1720.
Die neue Michaeiskirche - befindet sich im nördlichen Tel des Westflügels, dem ehemaligen Konversenhaus. Es wurde 1720 eingeweiht. Bis dahin diente der Kapitelsaal als Ersatz für die im Bauernkrieg zerstörte und später abgerissene Klosterkirche.
Der in Blankenburg residierende Herzog Ludwig Rudolf zu Braunschweig- Lüneburg-Wolfenbüttei (1671-1735) veranlasste den Bau. In seinem Fürstentum förderte und unterstützte er neben der Errichtung zahlreicher Kirchen auch die Entstehung geistlicher Institutionen, im Kloster Michaelstein begründete Ludwig Rudolf 1717 ein Predigerseminar.
Der Braunschweig'sche Landbaumeister Hermann Korb (1656-1735) übernahm vermutlich die Bauausführung der neuen Kirche in Michaelstein. Er war etwa zeittgleich auch für die Umbauten am Blankenburger Schloss verantwortlich.
lokale Info
Kloster-Räume:
Beginnen Sie Ihre Zeitreise im Viereck der Mönchsgebäude um den Kreuzgang, in der Klausur, dem Innersten der ehemaligen Abtei. Das Viereck der Mönchsgebäude um den Kreuzgang bildet den Mittelpunkt des Klosters. Die Anordnung der Arbeits- und Wohnräume der Mönche und Laienbrüder im Erdgeschoss der Klausur entspricht weitestgehend dem Idealplan einer Zisterzienserabtei.
Dank umfangreicher Sanierungs- und Baumaßnahmen in der jüngeren Zeit sind diese Räumlichkeiten aus der spätromanischen und gotischen Zeit gut erhalten. Die erhabene Schlichtheit einer Zisterzienserabtei umfängt den Besucher eindrucksvoll im Kreuzgang, Refektorium. Kapitelsaal... (Dumont)
Eine ganz besondere Rarität steht in einem der großen Säle: die Wäldner-Orgel von 1850/1851 (incl. manuellem Blasebalg).
Die Orgelbauwerkstatt Wäldner
Die beginnende Industrialisierung und das damit verbundene Bevölkerungswachstum sorgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch neue Kirchenbauten für einen Aufschwung des Orgelbaues. Es kam zur Gründung von zahlreichen neuen Werkstätten. Hierzu gehörte auch diejenige von Friedrich Wilhelm Wäldner (1785-1852), der sich 1815 in Halle selbstständig machte. In seiner kleinen Werkstatt wurden zahlreiche Orgeln repariert und neu geschaffen, vor allem einmanualige Instrumente für Dorfkirchen im Saalkreis, vereinzelt auch in der Magdeburger Börde und im Brandenburgischen.
Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm Wäldner führte sein ältester Sohn August Ferdinand (1817-1905) die Werkstatt bis etwa 1890 fort. Das heute bekannte Gesamtschaffen der Firma zählt mindestens 100 Instrumente.
Infotafel
Geschichte der Orgel
Friedrich Wilhelm Wäldner baute die Orgel im Jahr 1850/51 für die evangelische Kirche St. Georg in Morl (bei Halle/Saale). In den 1980er Jahren war die Orgel von der Vernichtung bedroht, da das seit Jahren ungenutzte Bauwerk insbesondere am Dach starke Schäden aufwies. Deshalb wurde sie im Winter 1985/86 in die Musikinstrumentensammlung des Klosters Michaelstein überführt und im Refektorium aufgebaut; die Balganlage erhielt ihren Platz im benachbarten Kalefaktorium. Im Anschluss erfolgte eine grundhafte museale Restaurierung.
Im Winter 2018 überholte die Orgelbauwerkstatt Hüfken aus Halberstadt das Instrument und versetzte die Bälge mit der historischen Tretanlage neben die Orgel. Dadurch kann während des Spielens gleichzeitig die Funktionalität der Balganlage beobachtet werden. (Infotafel
Aufbau und Klang der Wäldner-Orgel
Die Orgel von Friedrich Wilhelm Wäldner ist eines jener einmanualigen Instrumente mit nur wenigen Registern, die im 19. Jahrhundert in großer Zahl für den liturgischen Gebrauch in kleinen Dorfkirchen gebaut wurden.
Im technischen Aufbau spiegelt sie die traditionelle Technik der mechanischen Orgel wider. Die Pfeifen bestehen überwiegend aus preiswertem Nadelholz, was für Landorgeln des 19. Jahrhunderts typisch ist. Nur das Principal- und Viola-di-Gamba-Register fertigte Wäldner aus einer Zinn-Blei-Legierung.
Der Grundstock der Register ist in der spätbarocken Tradition verwurzelt. Der Hallenser Orgelbauer verfolgt aber auch das romantische, orchestrale Klangideal durch eine relativ große Anzahl von 8-Fuß-Registern, welche verschiedene Orchesterinstrumente nachahmen (Flöte und Streicher); die höheren Lagen treten dafür deutlich zurück.
Damit eignet sich die Wäldner-Orgel sowohl für barocke als auch für früh- und hochromantische Musik. Infotafel
Auch der Gemüse- und Kräutergarten gefällt uns sehr gut. Hier kann ich sogar schon meine neue Pflanzenapp ausprobieren. (Foto machen und die Pflanze bestimmen lassen; zwar kenne ich Salbei schon, aber damit klappt es auf Anhieb)
Kloster-Gärten
Zwei Klostergärten mit zahlreichen Pflanzenschätzen sind weiterer Anziehungspunkt. Beide wurden nach Vorbild mittelalter Pläne und Aufzeichnungen gestaltet. Im Kräutergarten gedeihen 260 Pflanzensorten im Schutz der sonnigen Südseite, sie sind besonde Heilmittel von Bedeutung. Der Gemüsegarten zeigt die frühere pflan, Nahrungsvielfalt. Angebaut sind „feines" wie gewöhnliches Gemüse. Get und Obst der Mönchstafel, ebenso historische Apfelsorten. (Dumont)
In der angeschlossenen Dauerausstellung „Klostergärten: Entwicklung - Nutzung' im ehemaligen Mönchsaal der Klausur ist die Geschichte der Kräutergärten dargestellt und beschrieben.
Durch das botanisch-naturwissenschaftliche Interesse des Adels und Bürgertums wurden im 14. Jahrhundert zahlreiche Apotheker-, Arzt- und Sammlergärten angelegt. Meist für Lehr- und Studienzwecke bestimmt waren sie Vorreiter der botanischen Gärten. lokale Info
Die Sorge für die Kranken gehörte zum zentralen Inhalt des klösterlichen Lebens. Sie verband im christlichen Sinn die Sorge um Seele und Körper. Alle nötigen Medikamente, Salben, Säfte, Tinkturen, Tees und Pillen wurden aus den Heilkräutern der Klostergärten zubereitet. Der Besitz medizinischer Handschriften war für ein Kloster unentbehrlich.
Ordensgelehrte und Mediziner des Mittelalters nutzten, bewahrten und kopierten die Schriften der antiken Autoren Hippokrates (460-380 v. Chr.), Plinius des Älteren (23-79), Dioskurides (40-90), Galen von Pergamon (1 30-201) und vielen anderen. Sie verfassten wichtige neue Lehrwerke der Pflanzenheilkunde, die zur Grundlage der heutigen Phytopharmakologie wurden. lokale Info
Aufbruch: | 24.04.2019 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 06.05.2019 |