Fachwerk und Romanik im Nordharz

Reisezeit: April / Mai 2019  |  von Herbert S.

Strasse der Romanik: Kloster Drübeck (SdR)

Das neu erstandene Buch 'Auf der Strasse der Romanik' verführt uns zu einigen Umplanungen - natürlich können wir nicht alle 80 Stationen de Buches besuchen. Daher suchen wir uns gezielt einige Klöster und Kirchen im Umkreis von Blankenburg aus. Wahrscheinlich wird sich ein weiterer Aufenthalt lohnen.
Im RB erscheinen die Kapitel mit Romanik mit der Kennzeichnung SdR.

Die Wetter-App hat recht: es nieselt. Aber in Drübeck können wir trotzdem ohne Schirm um das Kloster laufen. Die Klosterkirche St. Vitus ist ein schlichter Hallenkirchenbau mit zwei schmalen Seitenschiffen. Der Westbau ähnelt dem der Liebfrauenbasilika in Maastricht (NL).

Die über 1000 Jahre alte Klosteranlage Drübeck - einzige Klosteranlage im Projekt Gartenträume - zählt mit der romanischen Klosterkirche St. Vitus zu den bedeutendsten Baudenkmälern am nördlichen Harzrand.
Gegründet um das Jahr 900 als benediktinisches Frauenstift lebten im 13. Jahrhundert ca. 100 Nonnen im Kloster Drübeck.

Die im Klosterhof um 1730 ange pflanzte Linde ist heute ein eindrucksvolles Naturdenkmal.

Zwei große Bauabschnitte vereint die ursprünglich dreischiffige Basilika: Entstehung der Ostteile und des Langhauses im 10./11. Jahrhundert und Errichtung des Westbaus im 12. Jahrhundert; erstere in Bruchstein, letzterer in fugendichter Quaderbauweise. Das äußerlich schmucklose Langhaus zeigt sich im Inneren flachgedeckt und mit dreifachem Stützenwechsel, den hohe Überfangbögen betonen.

flachgedecktes Langhaus mit Westapsis

flachgedecktes Langhaus mit Westapsis

In Kontrast zu den gedrungenen blockartigen Pfeilern stehen die schlanken, sich stark verjüngenden Säulen mit attischen Basen und korinthisieren-den Kapitellen.

Die westliche Säule der südlichen Seite bildet eine Ausnahme: Sie wurde im 12. Jahrhundert erneuert und besitzt ein feingekerbtes Würfelkapitell.

Wann die anderen fünf Kapitelle gefertigt worden sind, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Parallelen bestehen zur Kapitellplastik in Gernrode (spätes 10. Jahrhundert)

Unter der gesamten Chorpartie befand sich eine fünfschiffige Krypta. Sie wurde um 1300 auf eine Länge von zweieinhalb Joche gekürzt

Krypta

Krypta

Pferd mit Rankenschwert - Krypta-Kapitell

Pferd mit Rankenschwert - Krypta-Kapitell

spätromanischer Taufstein  aus Kakstein

spätromanischer Taufstein aus Kakstein

bis ins 12. Jh. blieben Säulen und Kapitelle unter Stuckmasken verborgen - hier eine solche

bis ins 12. Jh. blieben Säulen und Kapitelle unter Stuckmasken verborgen - hier eine solche

Um 1700 wurde das Kloster als evangelisches Damenstift für eine kleine Gemeinschaft von sechs Frauen eingerichtet, die Wirtschaftsgebäude wurden nach der Übernahme des Besitzes durch die Grafen von Stolberg-Wernigerode gräfliche Domäne. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Neubauten wie das Amts- und Konventsgebäude sowie die Hof- und Gartenanlagen, die in ihren Grundzügen bis heute erhalten geblieben sind.

Dazu gehören die fünf Gärten der Stiftsdamen — jeder von einer Mauer umschlossen und mit einem schlichten Wegkreuz sowie einem Gartenhaus versehen — der Garten der Äbtissin sowie ein Baumgarten, der um 1900 durch einen Rosengarten mit Brunnen und Buchsbaumhecken ergänzt wurde.

Garten einer Stiftsdame

Garten einer Stiftsdame

Ein Rundgang durch die kleine Gemeinde bringt noch eine weitere rom. Kirche St. Bartholomäus von 1259 zutage. Fünf hübsche Quadrate Rasen haben jeweils ein kleines Gartenhäuschen.

© Herbert S., 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Hexen umflogen und von Literaten beschrieben, vom Bergbau ernährt und von Naturenthusiasten geschätzt - das ist der Harz, die bewaldete Mittelgebirgsinsel im Herzen Deutschlands. Aber nicht nur Naturliebhaber kommen auf ihre Kosten, denn der Harz ist eines der burgenreichsten Gebiete Deutschlands und beheimatet zahlreiche schmucke Fachwerkstädte, Schlösser und Klöster.
Details:
Aufbruch: 24.04.2019
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 06.05.2019
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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