Fachwerk und Romanik im Nordharz
Langenstein
Unser Plan sieht vor, dass wir nach Halberstadt fahren.
Auf der Fahrt dorthin fällt uns ein Schild Höhlenwohnungen auf, von denen Ulrike bereits gelesen hat. Wir folgen ihm und gelangen in den Ort Langenstein, wo auf dem Schäferberg tatsächlich Höhlenwohnungen offen sind. Wir fragen uns ob man hineingehen darf, denn innen ist niemand.
Ludwig Schmidt war Drehorgel-Spieler. Er zog mit seiner Drehorgel auf dem Rücken und mit seiner Karoline im „Schlepptau" zu Fuß in die umliegenden Dörfer und nach Halberstadt. Dort verdiente er sich auf Jahrmärkten, bei Erntedankfesten, bei Hochzeiten und bei anderen Gelegenheiten ein paar Groschen. Im Sommer spielte er auf seiner Drehorgel für die Dorfjugend vor seiner Felsenhöhle zum TajL auf.
1855 gab es in Langenstein 10 junge Familien, die aiie auf dem Gut Arbeit hatten, aber keine Wohnung. Man erwartete vom Dorfschulzen der Gemeinde Hilfe. Seit 1787 gab es auf der Altenburg, der ehemaligen Burganlage der Halberstädter Bischöfe, eine Wohnung in einer Felshöhle. Nach diesem Vorbild empfahlen die Gemeinderäte, ebenfalls solche Wohnungen auf dem Schäferberg in den Fels zu schlagen. Mit Hammer, Meißel und Spitzhacke wurden 10 Wohnungen geschaffen. Sie bestanden aus dem Wohnzimmer, der Küche, den Schlafräumen und einer Speisekammer.
Bewohnt wurden die Wohnungen ca. 40 Jahre lang. Dann baute man sich ein Häuschen oder zog zur Miete. Die ehemaligen Felswohnungen wurden zu Vorratskellern umfunktioniert. Seit 1990 konnten einige Felswohnungen wieder hergerichtet werden. lokales Info
Gegenüber liegen weitere Wohnungen, die man ebenfalls anschauen kann. Nur eine Wohnung ist verschlossen. Als wir schon fast abfahrbereit sind, kommen noch einige Personen und eine ältere Dame will uns die einzige verschlossene Wohnung aufschließen.
Danach will sie uns noch etwas erzählen, holt Decken und Kissen heraus, damit wir auf den Bänken außen Platz nehmen können. Dann legt sie los, manches ist zwar doppelt, aber sie erzählt nett vom Leben im Dorf. Dabei fällt auch immer der Name eines Mannes, der oben im Schloß des Dorfes gelebt hat und als Arbeitgeber sehr anständig gewesen sein soll.
Als wir am Schloß Langenstein vorbeifahren, sehen wir das Schild Schloßgarten. Auch dieser Park gehört inzwischen zu den historischen Parks und Gärten. Daher machen wir auch hier eine Runde.
Die neuere Geschichte von Schloss und Schlosspark Langenstein beginnt 1776 mit dem Erwerb des Landgutes vom preußischen Königshaus durch Freifrau von Branconi. Sie ließ zwischen 1778 und 1783 das Schloss errichten Von dem vermutlich bereits früher existierenden Lustgarten am Goldbach zeugen ein für den Vorbesitzer von Planitz im Jahr 1730 aufgestellter Obelisk und Hinweise auf Linden- und Buchenalleen.
Nach mehreren Besitzerwechseln beauftragte der neue Eigentümer August Wilhelm Rimpau 1857 den Muskauer Park- und Garteninspektor Eduard Petzold mit der Umgestaltung bzw. Erweiterung des Parks im englischen Stil. Petzold sah weiträumige Naturbereiche mit Wiesen- und Gehölzpartien vor, die durch farblich kontrastierende Gehölze akzentuiert wurden. Barocke Elemente wie die streng auf das Schloss ausgerichtete Hauptachse bezog er in die Planung mit ein. Auch besitzt der Park eine abwechslungsreiche Höhenmodellierung: das relativ ebene Terrain vor und seitlich der erhöhten Schlossterrasse fallt hinter einer Kastanienallee stark ab und ist als Talsituation mit einem Teich ausgebildet.
Ende des 19. Jahrhunderts kamen durch den Sohn von Wilhelm Rimpau einige Einbauten wie die Veranda am Schloss und ein Tennisplatz hinzu. Ausholzungen und Nachpflanzungen wurden vorgenommen und neue Wege und Blumenbeete angelegt.
Nach der Enteignung der Familie Rimpau 1946 wurden Schloss und Park als Heil- und Reha-Stätte genutzt. Seit 1998 betreibt das Internationale Bildungs- und Sozial werk e.V. hier ein Therapiezentrum für autistische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Infotafel
Aufbruch: | 24.04.2019 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 06.05.2019 |