Quer durch den magischen Kontinent

Reisezeit: März - September 2004  |  von Hans Eder

Die Mais Inseln (Islas de Maiz)

Das Abenteuer geht weiter.

Rustikale Schlaglöcher, Urwaldflüsse, Piratendelta, Darmverstimmung, Fieber, Übelkeit.....

Mit was wird noch so allem zu rechnen sein? Vorerst kämpft man sich dampfend und schwitzend auf den Pott. Der Kahn schaut zumindest nicht wie ein Sargnagel aus, obwohl sich meine Einstellung zu der Überfahrt aufs offene Meer noch deutlich im Verlauf des Tages ändern wird. Mit hohler Leere im Bauch stressen wir schon früh morgens auf der Schale ein, dennoch braucht es wie immer ewige Stunden, bis endlich abgelegt wird. Irgendwie hoffe ich baldigst aus dieser Schwülität abhauen zu können. Doch die Geschwindigkeit auf dem Rot-Braunen Wasser lässt mehr als zu wünschen übrig. Es zieht sich wieder mal gewaltig. So trottet man auf Deck umher, mal zwickts wieder hier, mal wieder da, Die Kollegen sind dann wieder mal unauffindbar, oder man verfängt sich mit Holländern an Bord in sinnlose Gesräche.... Währenddessen tuckert der Kahn grade mal einige Kilometer Flussabwärts und bleibt unverhofft an einem Dock mitten in der Pampa stehen, ewig, und es erklärt sich bald auch warum: Alles mögliche Ausladen, ewige Ruhe, Mittageessen wahrscheinlich, dann wieder ewiges einladen, dann Abfahrt zur nächsten Anlegestelle im Nirgendwo. Lediglich die Chinesen auf den Fischerbooten passen nicht ganz ins Bild, aber die tauchen hier in Amerika sowieso immer wieder in kleineneren oder grösseren Mengen auf.

Am Abend wird mir dann echt flau und fad. So suche ich die Kombüse auf und bestell mir ein deftiges Mahl, das dann noch mehr Schmerzen im Bäuchlein bewirkt, wie ein Seekranker wiege ich im Schiffsbauch hin und her, die rettende Insel noch lange nicht in Sicht. Wut und Ärgerniss regen sich im Europäischen Kopf, "Die alten Tageräuber und Owizahrer", oder "totale Fehlplanung - Korruption", aber deshalb wirds auch nicht schneller. Endlich dann am offenen Ozean, und riesige Wellengänge, so locker um die vier Meter, das Schiff hebt es, und es senkt sich, das Wasser scheint schier die Reling herein zu brechen, doch dann kraxelt der Kahn wieder wie durch Geisterhand nach oben, aber hallo, in einen Sturm will ich mit der Schale nicht geraten. Dennoch hellt sich die Situation langsam auf, frische Luft und ein atemberaubendes Blau des Meeres, so shippern wir unseren nächsten Ziel entgegen, an dem wir um halb zehn Uhr abends ankommen, stellt Euch vor: 14 Stunden für 100 km, da kriegst Du die Krise, wenn Dich was zwickt......

Doch die Insel entschädigt so ziemlich alle Tortouren aufs Beste, mit den Däninnen im Schlepptau checken wir uns so eine ökonomische Unterkunft bei einer alten Negermammi, Bob Marley wandert ums Eck, oder halt, nein, eher sein Bruder oder eher doch der Cousin? Weiss nicht so genau, denn die schauen hier so ziemlich alle so aus wie er, Karibische Blacks eben, die vor Jahrhunderten aus Afrika hier zu sklavischen Zwecken eingeschleppt worden sind, und sich hier, mehr oder weniger frei, vermehrt haben und überall anzutreffen sind.

Am kommenden Morgen beginnt die Expedition. Das Eiland ist klein. Sieben mal Acht Kilometer. Das duerfte alles sagen, noch dazu ohne Erhebung. Doch mit Fug und Recht laesst sich behaupten, dass ich kaum sowas schoenes und betuchtes in meinem (kurzen) Leben gesehen habe. Ich glaube so um die 7000 Einwohner haben sich dieses Stuecken Erde im Wasser als ihren Lebensmittelpunkt ausgesucht. Neben der bescheidenen Ortschaft samt Hafen gibt es eigentlich kaum andere Weiler, aber ein Rollfeld fuer Kleinmaschinen. Immerhin landen und heben taeglich ein Paar Maschinen ab, in Richtung Bluefields und Managua. Gut zu Wissen fuer die Rueckfahrt. Ubrigens, mit dem Boot kann man auch auf die anderen zugehorigen Inseln kuttern, lohnende Tagesausfluege. Ich entscheide mich, die Insel per Fuss abzuklappern. Durch die Magengeschichte gestaltet sich die Lebens Erfahrung als sehr flashig. Mit leerem Bauch und schalen Gefuehlen wanke ich den Strand entlang und erkenne das es ueberirdisch schoen hier ist. Versetzt Euch mal in meine Lage, Du reist staendig von einem Highlight zum Naechsten, taumelst betoert von der Schoenheit der Landschaften und Kulturen viele Wochen und Monate weiter, und dennoch hat man immer wieder das Potenzial und die Ueberschaeumende Freude zu sagen: Wow, so was Schoenes hab ich noch nie gesehen! Das reisst mich von den Socken. Ist das nicht ein Geschenk des Lebens, solche Gefuehle und Erlebnisse bilden das wahre Fundament der Glueckseligkeit, das erfuellt das Menschenleben, eine Inkarnation. Die Wahrheit ist eine nie versiegende Quelle, kennt keine Grenzen, das Paradies ist immer gegenwaertig.
So blicke ich aufs Meer hinaus, es ist tuerkisblau, nein halt, fleckenweise dunkelblau, wo nicht der weisse Sand durchblitzt, dort sind dann Untiefen, oder eben Korallenriffe, die schimmern durch das klare Wasser durch. Als wir mit dem Schiff gekommen sind, konntest Du leicht auf den Meeresboden schauen, der ueber 60 Meter tief drunter ist. Die weissen Straende sind gesaeumt von Kokusnusspalmen, und versehen gelegentlich mit schwarzen grossen runden Vulkansteinen, die das Farbenschauspiel perfekt abrunden. Das reinste Postkarten oder Reisebuerofoto, Herz, hast Du jemals sowas gesehen?

Viva el mar de Caribe!

© Hans Eder, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Panama - Ciudad bis Mejiko Ciudad
Details:
Aufbruch: März 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: September 2004
Reiseziele: Panama
Costa Rica
Nicaragua
Honduras
El Salvador
Guatemala
Belize
Mexiko
Der Autor
 
Hans Eder berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.