Quer durch den magischen Kontinent

Reisezeit: März - September 2004  |  von Hans Eder

Costa Rica - im Land der Ticos

Im Morgengrauen schultern wir unsere Rucksäcke und schleichen durch das verschlafene Nest zur Mole. Ja, es wäre schon was zum länger Hierbleiben in Bocas del Toro (Stiermund), aber wir wollen weiter, auch finanzielle Überlegungen spielen eine Rolle, vorerst gehts aber in Richtung Grenze.

Am Hafen gibt es die ein oder andere Möglichkeit das Archipel zu verlassen, mit Tuckern, Booten... Wir nehmen für einige Dollar das Boot nach Sixiola. Der Weg führt erst mal gute acht Kilometer Nordwestwärts an der Insel vorbei, im Windschatten, sodass kein übertriebener Wellengang herrscht, aber es ist schon eine Freude wenn die Gischt über den Bug in die Gesichter klatscht, vielleicht nass, aber es zieht einem das Grinsen aufs Gesicht. Irgendwie frage ich mich wohin wir eigentlich sprudeln, denn ich erkenne rein gar nichts worauf man hin steuern könnte. Da biegt der gedrungene, aber selig dreinblickende Indio aufeinmal schnurstracks auf die Küste zu, die hier über und über von Buschland und Regenwald überwuchert ist, Palmen säumen den Eingang inmitten vom Dschungl, das Boot stoesst durch die grüne Wand und nach kurzem Schreck finden wir uns auf einer Wasserstrasse im verborgenen wieder. So stellt man sich eine abenteuerliche Expedition vor! Der Wasserlauf ist keine fünf Meter breit, der Steuermann manövriert das Boot gekonnt in der Rinne ohne anzuecken, dazu auch noch mit einer satten Geschwindigkeit!

Am Ufer wechselt die Landschaft mal zwischen tiefstem Urwald und gerodeten Flächen ab, wo Holzhütten stehen, aufgepflockt um vor der Heerschar der Insekten und Urwaldwesen geschützt zu sein. Kinder mit Riesenhaften dunkelschwarzen Augen blicken dich ungläubig und unsicher an, wer sind die Eindringlinge die da vorbeirauschen, man kommt sich fast wie der Conquistador vor, doch auch wir gaffen mit phantastischen Blick auf das noch nie gesehene, voller Fassungslosigkeit, ich komme mir vor wie in einem Film, sowas hätte ich mir nie vorgestellt, das selbst zu erleben! Hühner und Schweine stöbern im Gebüsch weg, wenn sie das rattern des Aussenbord Motors hören, eine völlig neue Welt erblicken meine Augen zum ersten mal, ich war in Brasilien, gut, aber nicht im Dschungl, sowie wir ihn nur von Dokumentationen her kennen, das hier ist etwas für die ewige Erinnerung!Dios mio!

Dann biegen wir aus dem Wald heraus in einen Flusslauf und tuckern Flussaufwärts, doch wo ist der Fluss aufeinmal? Ein Meer aus Wasserpflanzen, irgendwie wie Riesige Seerosen tut sich auf und der Indio steuert dirket darin rein. "Das war's nun, hier im Nirgendwo ist Endstation", denk ich mir, als das blubbernde Grün ringsum das Boot einschliesst, es ist absolut nicht ersichtlich wohin es nun geht, doch dem Eingeborenen entlockt die Situation nicht das geringste Zucken, mit einer kraftvollen Bewegung gibt er Vollgas und das Boot kämpft sich spotzend und rauchend durch die schlingernd wabbernde Masse, hinter uns spritzt es grün aus dem Wasser, die Schiffsschraube macht einfach Shake aus dem Pflanzen, wie ein Häcksler, so geht die Reise durch die ungewöhnliche Welt weiter, die Ufer wechseln in Plantagen ab, in denen eindeutig eins wächst: Bananen!

Am Ende eines weiteren Kanals angelangt hält das Boot unversehendst und reisst uns aus der Verzauberung: Endstation!

Im Taumel krabble ich aus der Nusschale, ganz Benommen von der Schönheit des Erblickten. Im freundlichen Grinsen hilft uns der Indio heraus und deutet auf einen Mini Bus am Ufer, dort stehen einige Leute herum und scheinen sich auf unsere Ankunft zu freuen. Meinen Schlafsack schenke ich dem Bootsmann, da ich mir nicht vorstellen kann,das es mir noch mal zu kalt werden könnte, ausserdem ist es besser mit kompakten Gepäck zu reisen, die Hände hat man besser frei. Obgleich ich mir nicht vorstellen könnte wann er ihn brauchen wird, freut er sich trotzdem wie ein Schneekönig und bedankt sich mehrfach und äusserst höflich.

Oben erspähe ich Stefan der wieder mal in Diskussionen verwickelt der Fortgang der Reise managt. Anscheinend will der Busfahrer mehr als der Bootsfahrer nur um uns bis zur Grenze zu bringen, das kann es freilich nicht sein! Währendessen laufen kleine Kinder um unsere Beine und betteln um Dollars, in allerliebster Form, sodass man ihnen natürlich nicht ihre Wünsche ausschlagen kann, aber wenn du einem was gibst, dann kommen natürlich gleich alle anderen und schon verliert man wieder die spendable Laune und der Reise Alltag setzt sich durch. Bueno. Da wir durch die Begleitung der Neu gewonnenen Gefährten zu viert sind, teilen wir uns die Buskosten und lassen uns zur Grenze von "Los Manos" bringen, die letzte Grenzsiedlung von Panama.

Dort muss man erst mal mächtig lange anstehen um seine Papiere in Ordnung zu bekommen, sprich Ausreise Stempel, die Mittagshitze frisst einen regelrecht auf und mit durstigen Kehlen blicken wir jenseits des Grenzflusses hinüber, eine alte Eisenbahn Brücke gilt es zu überqueren. Ein herandonnerder Zug ist zwar nicht zu befürchten, doch glaube ich im braunen Wasser unter mir irgendwelche Alligatoren zu sehen, hoffentlich ist keine Planke lose. Dasselbe Prozedere detto auf der anderen Seite, die Einreise nach Costa Rica scheint kostenlos zu sein, dennoch ist es immer empfehlenswert Dollars in der Tasche zu haben! Man weiss nie, auf welch Korrupte Idee irgendein Beamter kommen könnte, Diskussionen sind in der Regel zwecklos.

Nach Grenzübertritt müssen wir erst mal auschecken, wie wir weiter kommen, Grenzüberschreitende Verkehrsmittel gibt es eher selten, oder gar nicht, aber irgendein Bus wird uns wohl von diesem Trostlosen Ort wieder fortbringen. Da es aber keine Fahrläne gibt, muss man ständig vorbeikommende Busse fragen, wann denn der nächse in unsere Reiserichtung fährt, was naturgemäss im Süden nicht immer klappt, bzw. erzählt dir fast jeder Fahrer (Conductor) etwas anderes, also Glück braucht man in jedem Fall. Deshalb Grenzüberschreitungen immer schon in der Früh starten, denn man weiss nie, wie man wieder von ihnen fortkommt, ab dem Abend in der Regel gar nicht mehr, und wer will schon mitten im Nirgendwo übernachten? Viste ?...

Das warten gestaltet sich ohnehin als Geduldsübung, jeder von uns muss mal aufs Gepäck aufpassen, wenn die anderen Hunger und Durst haben, die bekannten Gefahren in diesem Zusammenhang habe ich ja eh schon genug erläutert. Natürlich wird man alle Meter von wildfremden Gestalten angequatscht, ob man nicht mal den ein oder anderen Dollar hergeben will, völlig ohne Gegenleistung freilich. Das man mit der Zeit natürlich eine gewisse Aphatie gegen Schnorrer entwickelt ist irgendwo verständlich, nicht jedoch für die Bittenden, da muss man sich allerhand Unerhörtheiten gefallen lassen, so zum Beispiel, bewies ein Indio, dass sie keineswegs ungebildet oder desinformiert dort drüben sind! Auf das sture Abwimmeln reagierte er mit Ungehaltenheit und fragte uns ob wir Deutsche sein? "Iwo! Wir doch nicht, wie würde er denn darauf kommen? Wir kommen von ganz woanders her, so eine Verunglimpflichung! Österreicher sind wir, de Austria!" "Ahhh- alles klar" meint er hämisch, "da wo der Hitler her kommt......." Au Backe, schnell weg, man hat uns erkannt!

Schliesslich kommt dann doch unverhofft ein Bus daher und bringt uns fort von diesem Ort, und für zwei Dollar rollen wir nordwärts an der Karibikküste von Costa Rica weiter, deklariertes Ziel: Puerto Viejo.

Nach häufigem Stehenbleiben und endlosen Bananen Plantagen erreichen wir am Abend schliesslich die kleine Stadt und schauen uns gemeinsam um eine Übernachtungsmöglichkeit um, die wir recht Preiswert nach längeren Forschen am Strand um wiederum fünf Dollar auch finden. Der Strand ist nun nicht mehr rot, dafür aber gelb und in Costa Rica geht es gleich wesentlich weltoffener zu! Viele Ausländer, vor allem aber Karibische Blacks tummeln sich hier zu haufen herum, es scheint soweit interessant zu sein, also :

Bienvenidos a Costa Rica!

© Hans Eder, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Panama - Ciudad bis Mejiko Ciudad
Details:
Aufbruch: März 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: September 2004
Reiseziele: Panama
Costa Rica
Nicaragua
Honduras
El Salvador
Guatemala
Belize
Mexiko
Der Autor
 
Hans Eder berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.