Quer durch den magischen Kontinent
Granada - Managua
Der Weg aus der Urzeit gestaltet sich holprig. Damit meine ich den federlosen Bus, bei dem ich mit der Nase die Scheiben wische, weil es im Bus quasi keinen Platz mehr gibt. Alle paar Meter jagt das Vehikel erneut über einen Stein, irgendwo in der Magengrube fängt es zu ziehen an. Die einheimischen Damen schnattern in grösster Freude unaufhörlich, klar, sie sitzen ja auch. Für die wenigen Kilometer zurück von Alta Gracia nach Moyogalpa braucht er echt über eine Stunde. Die Strasse ist ein einziges Schlachtfeld, kein Wunder, sie wird ja gerade erst gebaut. Nicaragua ist erst wenige Jahre aus dem Bürgerkrig heraus, so benötigt das Land viel Erholung und den Aufbau von Infrastruktur, meist von ausländischen Investoren denn die Korruption ist schier Unermesslich! Findige Politiker, verbündet mit den Amis und spanischen Betrügerringen, die schon seit Jahrhunderten das Land plündern, versuchen die Bevölkerung für sich zu gewinnen, indem man Strassen anfängt zu bauen, zumindest mal die wichtigsten Verbindungsstrecken im LAnde. Gut. Aber wir sprechen hier halt auch von der Zukunft. In unserem Falle schüttelt es einen halt mal ordentlich durch, wenn man von A nach B will.
Das selbe Prozedere zurück nach Rivas wie vor zehn Tagen, dann torkeln wir mal auf dem Busbahnhof herum. Dort muss man erst mal den richtigen finden. Heute wollen wir nach Granada. Hat nichts mit Andalusischen Gefilden zu tun, aber mit spanischer Abstammung. Der Bus rollt eigentlich nach Managua, aber dort wollen wir noch nicht hin, so müssen wir mitten auf der Kreuzung heraus und umsteigen. Granada ist eine Kleinstadt (80 000) in gepflegtem Stil, einigen Kolonialbauten und bunter Gesellschaft. Eine Menge an Jugendherbergen (geführt von ausländischen Betreibern) lassen Schlafmöglichkeiten zu aufregenden Bekanntschaften werden, die Preise sind aber auch gehörig. Im Schlepptau haben wir neuerdings nun auch einen Innsbrucker Tiroler, den wir auf Ometepe aufgegabelt haben und der der Sprache nicht mächtig ist. Glück für ihn, obwohl wir ihn beim Watten schon mal anständig gezeigt haben, wo er hier mitfährt. Er will tatsächlich mit uns den weiten Weg nach Honduras mitmachen, vorher wollen wir aber uns noch einige Zeit in Nicaragua aufhalten. Wenn man es genau nimmt, gibt es in Granada nichts zu tun, etwas ausgestorben vor lauter Hitze, auf dem örtlichen Markt ist jedoch die Hölle los und man gerät bald einmal in einen Kaufrausch, da die Preise recht niedrig sind. Überhaupt wenn man mal in einen der Innenhöfe kommt, da fängt die Gaudi erst richtig an. Dort tummeln sich auch die ganzen Indios um Bohnen, Reis, Gemüse, Hühnchen und derartiges, der Geruch ist auch meist stechend, aber: Für die dortigen Breiten völlig normal.
Granada liegt so zwei Stunden nördlich von Ometepe ebenfalls am riesigen Lago de Nicaragua an einem gewaltigen Vulkan, also eigentlich ganz romantisch. Das alles hilft aber nichts, schon am nächsten Tag stechen wir in die nächste Aventura in Richtung Karibische See! Abends nehmen wir den Mikro (3-5 Dollar für alle!) in Richtung Hauptstadt. MANAGUA. Dieser Name steht für total unüberschauliche zwei Millionen Stadt am selbennamigen See, der auch nicht gerade klein ist!
Irgendwie hat man das Gefühl zwischen mehreren Dimensionen hin und her gestossen zu werden, zuerst totale Slums, dann neue Autobahnringe um das Zentrum, dann ein Wald, wiederum SLums, moderne Geschäftsviertel..... Managua eilt der Ruf "Gefährlich total" voraus, so interessiert uns eher die Umsteigemöglichkeit auf einem der unzähligen Terminals in dieser Metropole. Auch wenn wir uns noch so umsichtig geben, die Keule Managua sollte uns doch noch erwischen, wie sich später herausstellen sollte. Irgendwo im grossen Gestinke wandern wir zu unserem Anschlussbus in Richtung Osten, in den Selva (Urwald), der bezeichnend den NAmen "Mosquito Dschungl" trägt, was Europäern naturgemäss schauderliche Vorstellungen entzaubert. Vor lauter Hunger suche ich mir mal einen Imbiss, ein Henderl muss es sein, Cola dazu, damit alles ordentlich desinfiziert wird. So dachte ich mir zumindest. Beim Bus wird es einmal mehr kritisch. Das Gefährt erinnert eher an eine Zirkuskutsche, so bunt und dengelig ist er, das Gepäck muss alles rauf, so der Fahrer, was in uns schon Banditenszenarien wach werden lässt. Du weisst ja nie, irgendwo schläfst Du, wachst auf und schon ist alles weg, wäre ja nicht das erste mal.Aber es hilft nichts. NAch stundenlangen Warten gehts dann endlich los. Zur unserer Überraschung treffen wir auf drei strohblonde Däninnen, allesamt jung und hübsch, die den selben Weg haben wie wir: Nämlich nach RAMA im Urwald. So gesehen können wir glatt Beschützer spielen, find ich schon ein starkes Stück, so drei Girls ganz allein im gefährlichsten Land Mittelamerikas! Seis drum, los gehts, und wie. Die Fahrt selber gestaltet sich als absoluter Höhepunkt meiner allesamt gesammelten Erlebnisse in Bezug auf Überlandfahrten. Am Anfang wars noch ganz witzig, die Girlies hinter uns und Tratschen und so, dann sezten Kollege Dürnberger und ich die internationalen Wattmeisterschaften auf der Rückbank fort, zum Leidwesen der Karten, denn das ewige Schütteln führt dazu, dass einige Blätter spurlos im überfüllten Bus verschwinden. Macht nichts, wir sind ja felxibel, wenn halt nicht gerade das ein oder andere As verschwunden wäre. Findige Burschen wie wir sind, wird in dieser Notlage ein neues Spiel geboren! "Kritisch Stichwatten in Rama" (nach der Destiantion benannt), ein neugeborenes, weiterentwickeltes Kartenspiel das bestimmte Herzsechser und Laub Zehner nicht beinhaltet, diese Variante wurde natürlich während dem Rest der gemeinsamen Reise zu einer einzigartigen Blüte getrieben!
Das war der positive Teil dieser Überfahrt. Als dann der Grossteil zum Schlafen ansetzt, keuchen und sprotzen hinter mir todkrank zwei kleine Jungs, dass einem bei diesem Gehuste das Blut in den Adern gerinnt, Fiebrig miechelt es zu uns nach vorne, ich versuche tief durch zu atmen und an schöne kraftvolle Zeiten vor meinen Augen zu visualisieren, allein ich werde beinahe alle paar Sekunden vom ewigen durchjagen der ohnehin schwachen Stossdämpfer gerüttelt, da das politische Strassenbauprojekt erst gerade seinen Anfang gefunden hat. Für läppische 200 km braucht der Bus über Acht Stunden, was natürlich auch die mitgereisten Hühner nicht überaus erbaulich finden. Als wenn Tuberkolose und die Gratismassage nicht genug wären, zu allem Überdruss fängt der Fahrer mitten in der Nacht an, bei der selten schnulzigen Latino Musik (irgendwann aus den 30er und 40er Jahren???) mitzusingen, andere Fahrgäste stimmen mit ein. Was sich anfangs noch lustig anhört wird nach kurzer Zeit zum Totalpsychohammer, da der Indio ja tatsächlich glaubt, dass er besonders schön singt, deshalb versucht er einige Passagen der schnöden Musi speziell schmachtend und pompös zu singen, am liebsten hätte ich ihnen allen den Schnabel zugeklebt!!!!!!!!!!!!! Leider wurde diese Art von radierter Musik in Richtung Mexico immer schlimmer, kein Erbarmen und keine Schonung für uns dahergelaufenen Viajeros.
Nach stundenlanger Pein, und das sag ich mit aller Klarheit, keine andere Busfahrt ist mir jemals überhaupt so auf den Wecker und auf die Substanz gegangen, kommen wir endlich im Urwaldkaff Rama an. Gut. Alles raus und schon wieder umsteigen, denn der Weg zur Küste ist noch weit, aber es existiert keine Strasse mehr dorthin!?
Tja, das Geheimnis liegt im "Versteckten FLuss", der sich von hier aus durch den Dschungl in Richtung Karibik schlängelt, die einzige Möglichkeit um zielstrebig dorthin zu kommen! Na dann können wir uns ja auf was gefasst machen.
Aufbruch: | März 2004 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | September 2004 |
Costa Rica
Nicaragua
Honduras
El Salvador
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Belize
Mexiko