Canada und Alaska
Vancouver zum Ersten
Freitag, 18. Mai
Um halb sechs macht sich der Jet Lag bemerkbar, und wir sitzen beide munter auf dem Bett und könnten Bäume ausreissen. So schalten wir mal den TV ein und schauen uns den Wetterkanal an. Heute soll's ja schön werden... Ein Blick zum Fenster hinaus bestätigt dies.
Um sieben Uhr sitzen wir hungrig im Hotelrestaurant und geniessen das reichhaltige Buffet. Danach machen wir uns "stadtfein" in sportlicher Hinsicht und spazieren über die Strasse zum Renaissance Hotel. Dort ist ein Taxistand. Ein sehr freundlicher Äthiopier führt uns zu den Totem Poles im Stanley Park.
Kein Mensch befindet sich außer uns an diesem stadtbekanntesten Punkt. Wie schön... In Ruhe können wir die riesigen wunderschönen Totempoles anschauen ohne Horden von Japanern herum ertragen zu müssen. Überhaupt hat der frühe Morgen seinen ganz speziellen Reiz. Nicht nur dass es ruhig ist, die frische Morgenluft belebend, auch die ungewohnte Stille ist herrlich! Wir geniessen es!
Gemütlich spazieren wir zu dem kleinen rot-weissen Leuchtturm am Eingang der Bay, wo wir einen schönen Blick auf die Lions Gate Bridge haben. Nur vereinzelt begegnen uns Spaziergänger oder Jogger. Meistens sind wir mutterseelenallein. Südwestwärts bummeln wir um den Park herum und setzen uns auf eine Bank, wo wir einen herrlichen Ausblick auf den Canada Place und die schöne Skyline von Vancouver haben. Alles ist so friedlich hier! Was für ein schöner Ferienbeginn.
Auf dem Wasser ist weit aus mehr los als auf dem Land. Ein riesiges Containerschiff verlässt schwer beladen die Bay, Wasserflugzeuge starten und landen und die Fähre fährt zwischen North Vancouver und Vancouver hin und her. Auch am Canada Place sind in der Zwischenzeit wieder zwei Kreuzfahrtschiffe angekommen. Die Alaska Saison hat begonnen, so dass fast an jedem Tag Schiffe an- und ablegen. Am Sonntag auch das Unsrige...
Wir spazieren wieder zu den Totem Poles. Es hat bereits deutlich mehr Leute und der Souvenirshop hat auch geöffnet, so dass man auch auf die Toilette kann...
Unser Spaziergang führt uns weiter der Bay entlang. Einen Abstecher machen wir Richtung Aquarium, wo häufig Künstler ihre Werke ausstellen. Dies ist uns nicht ganz unbekannt, haben wir doch schon zwei mal unseren Lieblingsmaler Colin Righton getroffen, und uns immer wieder in eines seiner farbigen Werke verliebt. Doch heute ist es hier ruhig. Nur ein paar wenige Leute sind hier und verkaufen ihre Kunstwerke. Mr. Righton ist nirgends zu erblicken, schon gar nicht seine Bilder, die jeweils prächtig zwischen all den andern herausgeleuchtet haben.
Der Himmel beginnt sich langsam schleierwolkenartig zu bewölken. Im TV meldeten sie, dass im Laufe des Tages eine Schlechtwetterfront zu erwarten sei. Es weht kein Hauch, und das Wasser der Bay ist topf eben. Umso spannender ist es zu Fotografieren, denn die Skyline der Downtown wird messerscharf im Wasser gespiegelt. Da braucht man kein Profi zu sein, um tolle Bilder zu schiessen.
Nach zwanzig Minuten erreichen wir das erste Aussenquartier direkt am Yachthafen. Bei unserem letzten Besuch wurde hier wie wild gebaut und heute erblicken wir ein fantastisches Quartier mit Glaswolkenkratzern und wunderschön gestalteten Feng-Shui Gärten rundherum. Terrassenartig wurden mit Steinen und Platten kleine Seen mit sich verbindenden Bächen geschaffen. Dazwischen blühen weisse Tulpen verziert mit kleinen blauen Blumen. Es sieht traumhaft aus, und Jürg sieht sich bestätigt, dass dies in Vancouver sein Wohnort wäre. Natürlich inklusive Yacht! Logisch Jürg ... jede kleine 2-Zimmer-Wohnung kostet hier fast eine Million. Würden wir locker bezahlen...
Nun, träumen ist erlaubt! Und ich muss Jürg recht geben, dass es eine unbezahlbare Wohnlage ist. Mit Betonung auf unbezahlbar...
Wir verlassen den Hafen und spazieren hinauf zur Robson Street. Es ist die Einkaufsstrasse schlecht hin und zudem eine der meist befahrenen. Auf gut Deutsch, hier ist ganz schön was' los! An einer Strassenecke erblicken wir unseren geliebten Starbucks. Auf der kleinen Terrasse ergattern wir uns einen kleinen Zweiertisch und geniessen einen leckeren Kaffee.
Wir spazieren gemütlich die Robson Street hinunter. Natürlich finden sich überall verführerische Läden, so dass wir immer wieder einen kleinen Abstecher in einen der vielen Shops wagen.
Gegen Mittag erreichen wir die grosse Galerie und ein Hüngerchen macht sich bemerkbar. In einer Seitenstrasse erblicken wir ein gemütliches Pub, das sehr beliebt zu sein scheint. Jedenfalls hat es ziemlich viele Leute, vor allem Geschäftsleute, die grad ihre Mittagspause abhalten. Im 1. Stock erhalten wir noch einen Tisch. Der Lärmpegel ist beeindruckend hoch. Aber was soll's. Wir geniessen einen Chef- und Ceasars Salat mit Mineralwasser.
Am Nachmittag geht unsere Tour durch die City weiter. Da sich unsere restlichen Ferien mehr oder minder in der Wildnis bewegen werden, müssen wir unsere Einkäufe am Anfang der Ferien tätigen. Und dazu gehören auch neue Jeans! Früher war dieser Einkauf ein Leichtes: Calvin Klein in Rüebliform. Das fand man zackig und der Einkauf war gegessen! Mit zunehmendem Alter wird man natürlich von den vielen Modemagazinen beeinflusst und will sich heute top-modische Jeans kaufen. Sprich der Stoff muss sexy aussehen und die Form muss der Figur schmeicheln (abgesehen davon, dass heute kein Mensch mehr Rüebliform trägt...).
Nun, das Ganze stellt sich als grosse Herausforderung dar. Vor allem für mich. Mal ist die Hose zu kurz, mal der Arsch zu gross, mal gibt es Falten, wo's kein geben sollte, und mal ist der Bund so tief, dass es völlig lächerlich aussieht. Oi oi oi... Wir nehmen also wieder einmal zur Kenntnis: ich habe keine Modelfigur! Danke...
Nun, ich brauche aber dringend Jeans, denn ich habe extra keine eingepackt, weil ich mich ja neu eindecken will. Also wird Model um Model anprobiert, und kurz vor der grossen Verzweiflung sogar eine gefunden, die passt. Esprit sei Dank!
Von Glück beseelt spazieren wir weiter wieder die Robson Street hinauf. Jürg findet Hilfiger Polo Shirts im Ausverkauf und bei Roots verliebe ich mich auf der Stelle in eine schöne Ledertasche. Als ich noch am Überlegen bin, ob ich mir diese wirklich leisten soll, schnappt sie Jürg und geht damit zur Kasse. Es sei ein Geschenk für mich, weil ich die Reise organisiert hätte. Wow... da bleibt mir die Spucke weg! Vielen Dank!
Die angedrohte Schlechtwetterfront scheint es ernst zu meinen. Langsam verdüstert sich der Himmel und schwarze Wolken machen am Horizont die Aufwartung. So verlassen wir die Robson Street und spazieren gemütlich wieder gegen den Hafen. Um vier Uhr sind wir zurück in unserem Hotel und müssen deprimiert feststellen, dass uns schon alles weh tut: die Beine, die Füsse und der Rücken. Was sind wir doch für konditionell starke Kerlchens... Immerhin mussten wir schwere Einkäufe rumtragen. Gilt das als kleine Rechtfertigung?
Zurück auf dem Zimmer begutachten wir unsere Einkäufe. Ich schlüpfe nochmals in meine Jeans und bin ganz stolz, dass sie wirklich hervorragend passen. Morgen melden sie ja den ganzen Tag Regen, so dass wir unsere geliebte Pacific Mall besuchen wollen, wo ich dann vielleicht noch eine zweite Chance für eine neue Jeans kriege.
Der Jet Lag fordert langsam seinen Tribut. Wir lümmeln uns auf dem grossen King Size Bett herum und zappen uns durch die 100 Fernsehkanäle. Entweder schläft Jürg und ich zappe, oder ich schlafe und Jürg zappt. Irgendwie geht das immer auf!
Der Regen hat uns gefunden! Grosse Tropfen klopfen an die breite Fensterfront und lassen draußen alles grau in grau erscheinen. Abendessen mögen wir beide nicht mehr. Wir vertilgen die letzten Apfelschnitze und liegen um acht Uhr definitiv in den Federn um dem nächsten Tag entgegenzuträumen.
Aufbruch: | 17.05.2007 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.06.2007 |
Vereinigte Staaten