Canada und Alaska
Der dritte und letzte Tag auf Big Creek
Donnerstag, 31. Mai 2007
Auch heute schlafen wir wieder herrlich und tief 10 Stunden lang. Um acht Uhr erwachen wir und erneut begrüsst uns ein strahlend schöner Morgen. Um neun gibt's Frühstück. Sabine verwöhnt uns mit Waffeln und Ahornsirup. Sie fragt uns, ob wir wieder ausreiten möchten. Doch Jürg winkt ab und da ich immer noch mit Rückenschmerzen zu kämpfen habe, entscheide auch im mich gegen einen Ausritt. Gerne möchten wir heute aber wandern gehen und fragen Sabine, ob wir die Hunde mitnehmen dürfen. Kein Problem - vor allem die Senior-Dame Chicky täte Auslauf gut!
Also begeben wir uns zurück ins Eagles Nest, stürzen uns in die Wanderschuhe und packen ein paar Sachen wie Wasser und Äpfel in den Rucksack. Zurück in der Lodge müssen wir Chicky mit einem Trick aus dem Haus locken. Die Hundedame denkt gar nicht daran spazieren zu gehen, wo es doch auf dem Wohnzimmerteppich grad soo bequem ist. Doch Sabine gibt uns ein Stück Aufschnitt mit und schon ist der Tatendrang geweckt. Brav laufen Chicky und Pal hinter uns her. Das Fleischi kriegen sie als wir weit genug von der Lodge entfernt sind und ab da ist es klar, dass man mit uns die Wanderung macht!
Wir wandern die gleiche Strecke, die wir vor zwei Tagen geritten sind. Da es schon recht warm ist, sind wir froh, dass wir die meiste Zeit am Schatten unter den vielen Bäume sind. Natürlich suchen wir den Boden mit Sperberaugen ab um ja keine Bärenspur zu verpassen. Viele Tierspuren können wir erkennen, aber nur einmal sind wir uns sicher, dass es sich um eine Bärentatze handelt.
Es ist schon ein eigenartiges Gefühl in Wäldern zu wandern, wo sich wilde Tiere befinden. An der Hose habe ich mein Bärenglöggeli befestigt, das munter vor sich her klingelt. Steven, der Sohn von Hössls, hat uns heute morgen netterweise einen Witz erzählt: Ob wir wissen wie Jäger unterscheiden, ob sie einer Grizzly- oder Schwärzbärenspur folgen. Natürlich wussten wir das nicht! Auflösung: sie würden sich den Kot der Tiere anschauen. Derjenige der nach Gras und Beeren riecht, gehöre zum Schwarzbären, und derjenige, der nach Pfefferspray riecht und Glöggeli drin habe, gehöre dem Grizzly... Alle rund um den Küchentisch fanden das zum Kringeln... Okay wir auch, aber wir kommen uns nun ziemlich blöd mit dem Glöggeli vor...
Zudem geht Jürg das doofe Klingeln auf die Nerven, so dass wir das Glöggeli irgendeinmal einpacken. Wir haben ja die Hunde. Es ist anzunehmen, dass die sich bemerkbar machen, wenn ein Bär in der Nähe ist. Wir sind richtige Greenhorns...
Nach einer guten Stunde erreichen wir unseren schönen Aussichtspunkt, wo wir einen herrlichen Blick über die Texas Flats haben. Es ist wirklich ein unvergleichliches Panorama, das einem erwartet, sobald man den Wald verlassen hat: Die Weiten mit den endlosen Wäldern, der Big Creek, der sich gemütlich durch die Ebene schlängelt und dann die Schneeberge am Horizont. Atemberaubend...
Vor zwei Tagen sind wir hier umgekehrt. Heute wollen wir noch ein wenig weitergehen. Der Weg schlängelt sich dem Hang entlang in die Höhe. Leider verdeckt wieder Wald die Aussicht. Als es immer steiler wird und wir keinen neuen Aussichtspunkt erreichen, kehren wir nach einer halben Stunde um. Wieder zurück an unserem schönen Ort machen wir es uns dort bequem. Chicky legt sich zu uns und Pal düst den ganzen Hang hinunter zum Big Creek um seinen Durst zu löschen.
Danach setzt er sich auch zu uns und findet unser Picknick ganz lecker. Ich habe noch nie einen Hund gesehen, der Äpfel mag...
Gemütlich geniessen wir unser kleines Picknick und den grandiosen Ausblick. Die Sonne hat schon bald ihren Höhepunkt erreicht und brennt erbarmungslos zu uns hernieder. Um der Hitze zu entfliehen, machen wir uns langsam auf den Rückweg. Die Hunde sind nach wie vor unermüdlich und rennen vor uns, hinter uns und verschwinden in den Wäldern um plötzlich wieder völlig an einem andern Ort aufzutauchen. Einmal sind sie so lange weg, dass ich mir Sorgen mache und immer wieder in die Richtung rufe, wo sie verschwunden sind. Das würde sich noch fehlen, dass wir nach Hause kommen und beichten müssen, dass wir die Hunde verloren hätten. Doch unsere Sorge ist unbegründet. Plötzlich springen sie wieder aus irgendeinem Gebüsch, setzen sich auf den Weg und warten bis wir bei ihnen sind.
Nach drei Stunden sind wir wieder zurück in der Lodge. Chicky verschwindet sofort im Wohnzimmer und legt sich auf ihren Lieblingsteppich, Pal geniesst die Treppe draussen und wir erhalten von Sabine wiederum ein leckeres und reich bestücktes Lunchteller.
Auf unserer Veranda geniessen wir das Mittagessen. Danach schmeissen wir uns in die Liegestühle und lesen fast bis am Abend in unserer spannenden Lektüre. Es ist angenehm warm, außer dem Rauschen des Flusses ist nichts zu hören, wir entspannen uns herrlich hier!
Plötzlich ertönt ein eigenartiges Klacken. Jürg schnappt sich den Feldstecher und sucht den Fluss ab. In der Ferne erkennen wir Reiter, die Kühe und ihre Kälber über den Fluss treiben. Sabine hat uns erzählt, dass die Tiere nun zusammengetrieben werden um dann ins Sommercamp zu verschieben.
Um sechs gibt's eine belebende Dusche, danach spazieren wir wieder in die Lodge, wo uns ein leckeres Steak mit Röschtitaschen und Gemüse erwartet. In der Küche sitzt die Familie mit einem weiteren deutschen Cowboy, der auf der Ranch seine Ferien mit Arbeiten verbringt. Sie wollen wissen, ob wir denn Bären gesehen hätten auf unserer Wanderung. Natürlich nicht! Wir sind ja nicht lebensmüde. Alles findet unseren Bärenrespekt höchst amüsant...
Unser letzter Abend auf Big Creek! Wir sind uns einig, dass wir diesen Ort vermissen werden. Auf der Veranda liefern wir uns ein weiteres Yazee-Duell und geniessen dazu ein Glas Wein. Soviel Wetterglück können wir kaum fassen. Drei Tage hatten wir nun strahlend schönes Wetter. Das ist nicht selbstverständlich. Und Morgen geht's zur nächsten schönen Lodge. Wir sind wirklich Glückspilze, dass wir so schöne Orte besuchen können.
Um zehn gibt's Nachtruhe. Wie immer in den letzten drei Nächten, singt uns der Fluss sein Gutenachtlied. Es ist herrlich einschläfernd...
Aufbruch: | 17.05.2007 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.06.2007 |
Vereinigte Staaten