Canada und Alaska
Der zweite Tag auf Big Creek
Mittwoch, 30. Mai 2007
An diesem Morgen weckt uns kein Muhen. Alles bleibt ruhig, und wir schlafen herrlich bis acht Uhr. Um halb neun begeben wir uns zur Ranch, wo wir wieder mit einem leckeren Frühstück verwöhnt werden.
Mani gesellt sich zu uns. Er wird morgen nach vier Wochen Arbeitsferien Big Creek verlassen und wieder nach Deutschland fliegen. Er fragt uns, ob wir Lust hätten die weitläufige Ranch kennen zu lernen. Es gehört zu seiner Gewohnheit, dass er einen letzten Rundgang zu seinen Lieblingsplätzen macht, um sich von Big Creek zu verabschieden. Dieses Angebot nehmen wir gerne an!
Um zehn wandern wir von unserem Eagles Nest hinunter an den Fluss. Ein Weile führt uns Mani dem schönen Ufer entlang bevor wir eine riesige Wiese erreichen.
Als wir diese überquert haben, erblicken wir das alte Ranchhaus mit der Pferdekoppel dahinter. Neben dem Ranchgebäude steht ein weiteres Haus mit knallrotem Dach. Dies ist das erste Feriencabin, das es auf Big Creek gegeben hat. Manfred erzählt uns, dass er hier jeweils mit seiner Frau und seinen Kindern Ferien gemacht habe. Es sei eine schöne Zeit gewesen. Da er zu allem einen Schlüssel hat, dürfen wir auch das Innere des Cabins begutachten. Es ist gemütlich aber noch weit aus einfacher eingerichtet als das Eagles Nest.
Auch dem Ranchhaus dürfen wir einen Besuch abstatten. Hier übernachten nun die Angestellten der Ranch. Alles ist sehr einfach und praktisch gebaut und eingerichtet. Luxus ist hier völlig fehl am Platz. Mani erzählt auch von Zeiten, wo der Big Creek nach der grossen Schneeschmelze jeweils über die Ufer getreten ist, und das ganze Land rund um die Ranch unter Wasser gesetzt hat. So romantisch schön hier alles aussieht, es braucht harte Arbeit um in dieser Wildnis überleben zu können!
Die vielen Pferde der Ranch geniessen das Nichtstun. Manche liegen am Boden und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen, manche mögen mehr den Schatten des offenen Stalles und manche suchen sich Gras zum Fressen.
Mani führt uns zu einem alten Stall mit vielen kleinen Coralls. Dort steht abgesondert von den andern Pferden eine hellbraune Stute mit ihrem drei Wochen alten Fohlen. Das ist natürlich süss! Mani begibt sich vorsichtig in den Corral hinein und nähert sich langsam dem süssen Bengel. Zuerst guckt dieser misstrauisch hinter seiner Mama hervor, doch dann nähert er sich zutraulich Manfred und lässt sich streicheln. Auch uns stattet er einen kurzen Besuch am Gatter ab. Er ist wirklich zum Fressen! Als Mani den Corral wieder verlässt, schaut er ihm enttäuscht hinter her. Streicheleinheiten sind halt schon was schönes. Mani schaut uns ganz traurig an. Man merkt, dass ihm der Abschied von Big Creek schwer fällt. Das können wir verstehen!
Unsere Wanderung geht nun über Stock und Stein fernab von einem Pfad. Unter einem Stacheldraht hindurch kraxeln wir in ein Waldstück, das einen geheimnisvollen kleinen Fluss beherbergt. Es ist ein wunderschöner Ort. Moos säumt das Ufer, und das stille Wasser ist glasklar. Rundherum beginnen die hohen Bäume zu knospen und viel totes Holz liegt malerisch im Gehölz.
Ohne Manfred hätten wir diesen Ort sicher nie kennen gelernt, was wirklich schade gewesen wäre. Über Stock und Stein geht's weiter und plötzlich hören wir wieder das vertraute Rauschen unseres Big Creek Rivers.
Nach zwei Stunden erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt. Ein letzter steiler Weg hinauf und schon stehen wir vor unserem Eagles Nest. Dies war ein herrlicher Spaziergang. Mani hat uns soviel über die Ranch und die Hössls erzählt. Wie die Familie alles aufgebaut hat, und wie die Natur immer wieder die Grenzen aufgezeigt hat. Ein hartes, aber auch schönes Leben!
Wir verabschieden uns von Manfred. Er muss unbedingt packen!
In der Ranch hat uns Sabine bereits wieder das Frühstücksteller, welches ich auch heute morgen nicht leer gegessen habe, grosszügig aufgefüllt. Mit Brot und vielem anderem beladen geniessen wir unseren Lunch wieder auf der Veranda unseres Cabins.
Es wird ein richtig fauler Nachmittag. Die Sonne brennt heiss vom canadischen Himmel, so dass sich Jürg seinen Liegestuhl schnappt und sich einen schönen Platz neben dem Eagles Nest unter einer hohen Tanne sucht. Ich schnappe mir mein Buch und lese auf der Veranda. Das ermüdet mich ziemlich, so dass ich mich danach zu einem Nachmittagsschläfchen aufs Sofa lege und friedlich bis um fünf vor mich herschlummere.
Am Abend begeben wir uns wieder ins Ranchhaus. Sabine hat herrliches Abendessen für uns parat: Hühnchen an einer leckeren Rahmsauce mit Teigwaren und Bohnen. Es schmeckt hervorragend. Sie ist eine tolle Köchin.
Danach begeben wir uns auf die breite Terrasse, wo wieder die ganze Familie mit Manfred zusammen sitzt und den schönen Abend geniesst. Ohne viel Aufhebens gehört man hier schnell einmal dazu, was wir ganz toll finden. Mani ist ziemlich bedrückt, wird er uns doch morgen früh verlassen. Ich kann mich gut in ihn hineinversetzen. Aber bestimmt ist es auch Trost zu wissen, dass er in einem Jahr bereits wieder hier sein wird. Seit 25 Jahren kommt er immer wieder für drei bis vier Wochen nach Big Creek.
Manfred erzählt uns noch viel aus seinem bayerischen Dorf, über seine Mitgliedschaft im Lions Club und über die Reisen, die er mit seinem Verein alle Jahre unternimmt. Er ist wirklich ein ganz toller Mensch und es war uns eine Ehre ihn hier kennen gelernt zu haben. Er meint, dass wir doch auch wieder kommen sollen. Das können wir mit gutem Gewissen bejahen. Solche schöne Orte vergisst man nicht und kehrt gerne zurück!
Zurück im Cabin gibt es noch eine heisse Partie Yazee und um zehn Uhr Schlafanzüge verteilen.
Aufbruch: | 17.05.2007 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.06.2007 |
Vereinigte Staaten