Canada und Alaska
Der zweite Tag auf der Ten-ee-ah Lodge
Sonntag, 3. Juni 2007
Heute morgen ist uns ein ruhiges Ausschlafen nicht vergönnt. Irgendwann um vier Uhr beehren uns die Pferde der Lodge. Es gibt eine Aufstellung genau vor unserem offenen Schlafzimmerfenster. Dort wird geschnaubt und gestampft. Dann mal wieder rumgaloppiert und gewiehert. Wir sind beide hellwach! Als die Tierchen sich endlich für einen andern Ort entschieden haben, schlafen wir wieder ein. Keine anderthalb Stunden später macht sich ein Vogel den Spass und setzt sich auf das geöffnete Fenster um uns dann seine Morgensongs vorzupfeiffen. So was tönt ja ganz nett irgendwo im Walde, aber sicher nicht direkt oberhalb unserer Köpfe. Immer wenn ich mit dem Vorhang wackle, verzieht er sich beleidigt um fünf Minuten später wieder mit seinem Konzert zu beginnen. Oh Mann...
Um acht sind wir dann definitiv wach. Es wird schon bald zur Gewohnheit, dass wir uns als erstes die Beine anschauen um zu zählen, wer mehr neue Mückenstiche hat. Mistviecher!!
Wir begeben uns in die Lodge zum Frühstück. Ganz nach Schweizer Tradition erwartet uns heute Sonntag eine selber gemachte Züpfe, was unser Herz natürlich wieder höher schlagen lässt.
Ich erkundige mich an der Rezeption für einen Ausritt morgen. Anita fragt, ob ich nicht heute gehen möchte, um zehn würden die holländische Familie und zwei weitere Schweizer Paare ausreiten. Doch heute ist es mir schlichtweg zu heiss. So schreibt mich Anita für morgen ein. Ich bin noch einzige. Dies sei aber kein Problem. Man gehe auch mit nur einem Gast. Gut so!
Nach dem Frühstück entscheiden wir uns für einen sportlichen Anfang. Statt mit dem Motorboot begeben wir uns mit einem Kanu auf den See. Zuerst rudern wir gemächlich dem südlichen Ufer entlang, überqueren dann irgendeinmal den ganzen See und gelangen zu einer schöne Bucht auf der Nordseite. Dort lassen wir uns ein wenig treiben. Plötzlich kommt ziemlich starker Wind aus östlicher Richtung auf. Jürg meint, der könnte uns perfekt zurück an den Steg treiben. Also rudern wir raus auf den See, checken in etwa die Strömung des Spout Lakes und machen es uns im Kanu bequem. Und tatsächlich treibt uns die Strömung langsam dem Steg zu, welchen wir nach einer halben Stunde ohne einen Paddelschlag erreichen. Das war ja praktisch!
Zurück in unserem Chalet geniessen wir unser Früchte-Mittagessen und lesen in unseren Romanen. Da es auf der Veranda richtig heiss wird, verschieben wir unsere schönen Adirondack-Stühle auf die Seite des Chalets unter hohe Bäume und lesen dort weiter. Mein Buch ist äußerst spannend, so dass ich es kaum aus der Hand legen kann. Doch um halb zwei will Jürg unbedingt wieder auf den See, dieses Mal aber wieder mit dem Motorboot.
So chartern wir wieder unser Boot und düsen auf den See hinaus. Lag der Spout Lake gestern fast spiegelglatt vor uns, haben wir heute ziemlichen Wellengang. Der Wind weht stark und Böen lassen das Boot immer mal wieder erzittern. Am Himmel entstehen viele Kumuluswolken und ballen sich an manchen Orten schon zu dunklen Gewittern zusammen. Wir fahren wieder bis ganz ans Ende des Sees, wo wir uns in einer Bucht ohne Motor treiben lassen. Der starke Wind lässt die Temperaturen angenehm kühl werden und die Wellen butteln uns herrlich herum, so dass wir fast einschlafen.
Um halb vier düsen wir wieder zurück über den See. Auf der Insel mit dem Tipi hat es Leute, die anscheinend übernachten wollen. Der starke Gegenwind lässt uns von Welle zu Welle "fliegen", so dass wir die Lodge ziemlich durchgeschüttelt erreichen.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf unserer Veranda beim Lesen. Die hohen Bäume spenden um diese Zeit schön Schatten, so dass es äußerst angenehm ist.
Um halb sieben gibt es wieder Abendessen. Auch heute ist auf der Terrasse gedeckt, obwohl der starke Wind alles zu einem Abenteuer werden lässt. Jedenfalls weht es uns fast den Salat von den Tellern. Es ist zu amüsant! Heute ist der 3. Juni und wir feiern unseren 17. Hochzeitstag. So geniessen wir zum äußerst leckeren Beef Stroganoff mit Reis eine feine Flasche Wein. Wir können uns keinen schöneren Ort vorstellen als hier unseren Hochzeitstag zu feiern.
Den restlichen Abend geniessen wir auf der Veranda. Zusammen mit den vielen Mücken, die uns von Herzen gerne besuchen. Vor allem kleben die Viecher mit Vorliebe an der Eingangstüre und es entwickelt sich zu einem Sport, die Türe so zu öffnen, dass nicht grad eine Grossfamilie ins Innere fliegt.
Wir spielen auch noch mehrere Partien Yazee. Die Glückssträhne ist ganz auf meiner Seite und Jürg muss eine herbe Niederlage nach der andern einstecken. Er nimmts gelassen... Irgendwann bricht die Nachtruhe an.
Aufbruch: | 17.05.2007 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.06.2007 |
Vereinigte Staaten