Canada und Alaska
Der letzte ganze Ferientag bricht an
Dienstag, 12. Juni 2007
Um halb sechs erwache ich heute ein erstes Mal. Gott sei Dank! Der Morgen zeigt sich von seiner schönsten Seite. Rosa pilzartige Wolken wachsen in den Himmel und ein windstilles Meer spiegelt diese fantastisch wieder. Also nichts wie raus aus dem Bett hinaus auf die kühle Terrasse und fotografieren. Danach sofort wieder ins warme Bett und weiterschlafen bis acht Uhr.
Wir haben heute nichts zu pressieren. Die Fähre geht erst um zwanzig nach zwölf. Also gemütliches Einpacken und immer wieder raus auf die Terrasse und noch einmal einen Blick in die schöne Bucht werfen!
Der lange Weg zum Auto ist mit schweren Taschen nicht so toll. Doch für dieses Paradies nehmen wir das gerne in Kauf. Das Frühstück nehmen wir ein letztes Mal im Hotel ein. Da wir noch Zeit haben, kehren wir danach zurück in unser Zelt und geniessen noch eine weitere Stunde unsere Terrasse und saugen alles rundherum auf wie ein Schwamm das Wasser. Was für ein schöner Ort!
Um halb elf verlassen wir unser Resort definitiv. Das Wetter ist auch heute gemischt. Alles in allem waren wir richtige Glückspilze. Der Wetterbericht meldete in Whistler für British Columbia drei Tage Dauerregen, und wir haben jeden Tag die Sonne gesehen.
Da wir noch zu früh sind, fahren wir nochmals nach Gibsons. Jürg hat sich irgendwie in dieses süsse Hafenstädtchen verguckt, und will noch einmal dorthin. Kein Problem! Wir parkieren das Auto irgendwo am Hafen und spazieren hinunter zum Pier. Dann geht's hoch zu einem kleinen Park, wo man einen herrlichen Blick auf den Hafen hat. Die Küstenberge dahinter geben dem ganzen einen eindrücklichen Anblick! Im Park blühen wunderbare Blumen, überhaupt ist alles sehr gepflegt. Lange sitzen wir hier und verabschieden uns innerlich von der schönen Sunshine Coast. Hat uns die Küste des Sonnenscheins regenreich begrüsst, verabschiedet sie sich wenigstens Namensgerecht.
Die Zeit vergeht und irgendwann müssen wir aufbrechen, damit wir die Fähre nicht verpassen. Wir fahren nach Langdale und stellen uns in die Schlange der wartenden Autos.
Auf der Fähre geniessen wir ein "second breakfast" (Hobbits lassen grüssen) in Form von Kaffee und einem Beagle und geniessen die Fahrt durch die schönen Inseln nach Horseshoe Bay. Auch das Entladen der Fähre geht ganz flott, so dass wir uns schon bald auf dem viel befahrenen Highway Richtung Vancouver befinden. Über die schöne Lions Gate Bridge erreichen wir den Stanley Park. Der Kreis unserer Reise hat sich geschlossen.
Das Wetter ist recht wechselhaft. Mal scheint die Sonne und mal dominieren wieder die Wolken. Da wir noch nicht zum Airport wollen, entschliessen wir uns noch zu einem Besuch des Stanley Parks. Wir verlassen den Highway und fahren durch die eindrucksvollen Wälder zum Prospect Point. Es hat viele Leute und nur mit Mühe finden wir einen Parkplatz. Zu Fuss spazieren wir zu den Treppen, die uns zum Aussichtspunkt bringen, wo man einen herrlichen Blick auf die Lions Gate Bridge hat. Der nördlichste Punkt des Parks liegt direkt am Burrard Inlet und lässt uns hautnah am regen Schiffsverkehr teilhaben. Die Frachter sind von eindrucksvoller Grösse!
Dann fahren wir mit dem Auto zum Third Beach, wo ein Bänkli mit schöner Aussicht zum Verweilen einlädt. Die Stimmung ist gedrückt. Der letzte Ferientag ist nicht grad der grosse Aufsteller. Lange sitzen wir hier und schauen den grossen Frachtern zu, die in die Bucht ein- oder ausfahren. Immerhin kommt die Sonne wieder zum Vorschein und wärmt uns noch ein wenig.
Dem North Lagoon Drive entlang fahren wir noch auf die Ostseite des Stanley Parks. Beim Artists Point hoffen wir darauf vielleicht noch Colin Righton zu treffen, unseren Canadischen Maler, dem wir auf vorderen Reisen bereits zwei Mal ein Bild abgekauft haben. Doch es ist nicht viel los, und die wunderschönen, bunten Bilder von Colin Righton sind auch nirgends zu erblicken. Also fahren wir weiter zu den Totem Poles. Da es grad nicht so viele Leute hat, kann ich noch Bilder von den schönen Totempfählen schiessen. Am ersten Tag unserer Reise waren sie am Morgen früh noch im Schatten. Ich wünschte wir wären wieder am Anfang unserer Reise... irgendwie bin ich richtig frustriert!
Am Seawall setzen wir uns auf ein Bänkli und geniessen den Ausblick auf die schöne Skyline von Vancouver. Nun, geniessen ist nicht das richtige Wort, irgendwie sind wir beide schlecht drauf und können uns an nichts richtig erfreuen. Das Reisen nach Hause war noch nie unser Lieblingsthema! Plötzlich erblicken wir einen Parkwächter, der neben unserem Auto steht und einen Zettel schreibt. Hä? Sofort springe ich über die Parkstrasse und frage ihn, was das denn soll, wir hätten unsere Parkerlaubnis ordentlich bezahlt. Haben wir auch! Aber durch das Zuschlagen der Autotüre hat es den blöden Zettel gedreht und somit kann der Parkwächter nicht schauen, ob dieser auch gültig ist. Alles zeigen nützt nichts. Sobald er die Verfehlung in seinem doofen Kasten eingetippt habe, könne er nichts mehr dran ändern. Das ganze koste 30 Dollar. Ich werde tierisch hässig (zugegeben, der gute Mann muss nun für meinen Heimreise-Frust herhalten...).
Nachdem ich so richtig schön ausgerufen habe, erklärt er mir, ich könne im Büro seiner Firma eine Beschwerde einreichen, vielleicht werde mir dann die Busse erlassen. Die Firma befinde sich gleich nach dem Stanley Park an der Hauptstrasse. Wütend nehme ich die Karte mit der Adresse entgegen und möchte den Typen am Liebsten auf den Mond schiessen! Daraufhin kehre ich zu meinem Göttergatten zurück. Die Freude am Stanley Park ist uns definitiv vergangen. Zudem ist es schon halb vier, und wir möchten nicht in den Feierabendverkehr geraten.
Also verlassen wir den Park und suchen diese vermaledeite Firma an der Georgia Street. Tatsächlich erblicken wir das Büro, Jürg parkt am Strassenrand und wartet im Auto. Ich düse ins Office und bin auf Hundert! Wehe, ich muss die Busse bezahlen. Sehr nett werde ich bedient. Die Dame hat Verständnis und annulliert mir die Busse diskussionslos. Ich bin freudig überrascht und mein Blutdruck klettert langsam wieder auf verantwortbare Höhe hinunter.
Doch die allgemeine Laune bleibt im Keller. Ich mache den Vorschlag, man könnte ja noch in Grandville Village Abendessen gehen. Im feinen Restaurant, wo wir vor vier Jahren mit Mani und Roger waren. Doch Jürg kann sich zu nichts entscheiden, und so sind wir bereits an der Ausfahrt für Grandville Village vorbei. Wir sind heute wirklich beide mühsam!
Natürlich wartet noch ein Höhepunkt auf uns: Das Suchen des Coast Airport Hotels. Zwar habe ich die Adresse und auf der Karte sehe ich auch die Strasse, aber es braucht mehrere Anläufe und diverse Quartierfahrten bis wir endlich das Motel auch erblicken. Das trägt natürlich wenig zur Besserung unserer Laune bei! Mürrisch holen wir unseren Zimmerschlüssel und bugsieren das ganze Gepäck ins Zimmer.
Dann beginnt wieder das übliche Prozedere des flugfest Einpackens! Da wir dieses Mal eine leere Tasche mitgenommen haben, wird das ganze nicht zu einem Fiasko. Man lernt aus früheren Reisen...
Als wir damit fertig sind, fahren wir mit unserem Mietwagen an den Flughafen zu National. Beim Abgeben des Autos meldet Jürg einen Kratzer, der uns vermutlich irgendein Trottel beim Parkieren zugefügt hat. Der Angestellte beäugt das ganze hingebungsvoll und meint, wir müssten dann hier vielleicht noch den Selbstbehalt zahlen. Super!! Passend zum heutigen Tag (wir haben aber nie irgendetwas bezahlt...).
Wir spazieren in den Flughafen hinein. Beim Zoll möchten wir gerne unsere Quittungen abstempeln lassen, damit wir zuhause die GST zurückverlangen können. Doch das ist leider nur möglich, wenn wir mit dem ganzen Gepäck hier sind (die meisten Rechnungen sind ja Hotelrechnungen - warum braucht man dazu das Gepäck - wir haben die Hotels ja nicht eingepackt...). Nun - nicht diskutieren - nur akzeptieren - Murphys Law hat auch uns eingeholt!
In einem Restaurant geniessen wir zum Abschluss des Tages einen leckeren Burger mit Fries und einem Glas White Zinfandel. Es ist an der Zeit unser Schwimmbecken der Frustration langsam zu verlassen. Und ein Glas Wein ist da immer sehr hilfreich.
So kehren wir mit dem Hotelbus wieder zurück in unser Airport Motel, geniessen noch ein wenig canadisches TV und schlafen unserem Heimreise-Tag entgegen.
Aufbruch: | 17.05.2007 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.06.2007 |
Vereinigte Staaten