Canada und Alaska
Tag 1 auf See - durch die Inside Passage
Montag, 21. Mai 2007
Wir schlafen herrlich auf unserem Traumschiff und erwachen gegen sieben Uhr. Ein Blick zum Fenster hinaus zeigt uns blauen Himmel und einen Küstenstreifen, der noch in hochnebelartiger Bewölkung steckt. Unsere Lebensgeister sind geweckt!
Eines nach dem andern verschwindet im Badezimmer und macht sich parat. Für Beide gleichzeitig hat es wahrlich nicht Platz genug. Aber wir haben ja massenhaft Zeit.
Heute wollen wir uns ein gediegenes Frühstück im Stil vom TV-Traumschiff gönnen. Nichts mit Kampfzone!
Doch bevor wir uns ins Seven Seas Restaurant aufmachen, entscheiden wir uns zu einem morgendlichen Rundgang auf dem Promenadendeck. Es hat nur wenig Leute. Ein paar drehen in kurzen Hosen (brrrr...) ihre Joggingrunden und ein paar sind wie wir in warmen Jacken eingekleidet am Spazieren. Es ist wunderschön! Die aufgehende Sonne wirft ihre glitzernde Strahlen übers Wasser. Auf der Steuerbordseite erblicken wir das canadische Festland - je nach Nebelfetzen mal besser und mal schlechter und auf der Backbordseite Vancouver Island. Wir sind mitten in der berühmten Inside Passage.
Irgendeinmal werden wir richtig schön hungrig und begeben uns hinunter zu Deck 5, wo sich das Seven Seas Restaurant befindet. Hier geht es bei weitem vornehmer zu und her als in der Kampfzone des Garden Cafés. Nicht nur dass der Eingangbereich durch schöne Kunstwerke verziert ist, auch an der Rezeption werden wir nett begrüsst und gefragt, ob wir an einem Tisch mit mehreren Personen sitzen möchten oder an einem Tisch nur für uns zwei. Da wir in unseren Ferien mehrheitlich unsere Ruhe geniessen wollen, entscheiden wir uns für einen Zweiertisch.
Dieser befindet sich an einem der grossen Panoramafenster, so dass wir einen herrlichen Ausblick aufs tiefblaue Wasser haben, welches in der aufgehenden Sonne herrlich glitzert. Wir sitzen auf der Backbordseite des Schiffs und sehen somit in westlicher Richtung Vancouver Island, welches sich langsam aus dem morgendlichen Nebel schält. Es ist herrlich!
Eine Menukarte klärt uns über die verschiedenen Frühstücksmöglichkeiten auf. Wir entscheiden uns beide für Eggs Benedict, wobei ich eine spezielle Variante mit Lachs und Spinat bestelle. Der Höhepunkt ist aber gekommen, als uns ein Kellner mit Tablett die Aufwartung macht, worauf sich drei Fruchtsäfte befinden. Aus seinem komische Akzent werden wir nicht so schlau, aber Lust auf einen Saft haben wir schon. Also bestellt Jürg einen Orangen- und ich einen Mimosensaft. Der Kellner verschwindet wieder samt Tablett. Hää? Er hätte die Gläser ja gleich hier lassen können. Wir schütteln den Kopf.
Ein paar Minuten später taucht er wieder auf und bringt uns die gewünschten Fruchtsäfte. Wir nehmen je einen Schluck und schauen uns leicht verwirrt an. Schmecken tut's gut ... aber darin ist Alkohol! Na Klasse... die Anfänger sind ins Fettnäpfchen getreten und haben ihrem Ruf als Alkis wieder mal alle Ehre gemacht. Es gibt ja Leute, die schon zum Frühstück einen Absacker brauchen und unser vermeintlich frisch gepresster Fruchtsaft ist ein Wodka mit Orangensaft und ein Champagner mit Mimosensaft. Wir finden das zu lustig... Und natürlich kostet der extra. Der Kellner hält uns die Quittung zum Unterschreiben charmant unter die Nase... Was für ein lehrreicher Morgen...
Leicht beschämt schauen wir unschuldig über unsere Schultern. Doch nirgends entdecken wir vorwurfsvolle Blicke. So daneben scheinen wir uns nicht zu benehmen.
Nun, der alkoholgetränkte Saft wärmt schon mal den Magen nett an und die Eggs Benedikt tun das ihre dazu. Das Frühstück schmeckt wirklich echt lecker und wir geniessen den Ausblick auf den erwachenden Morgen. Das ist doch mal ein Traumschiff Feeling!
Gesättigt begeben wir uns zurück in unser Zimmer. Der herrliche Sonnenschein macht Lust auf einen Liegestuhl. Wir packen unsere sieben Sachen ein wie iPod, etwas zu lesen, Kamera und Fotoapparat und legen unsere wärmsten Sachen an. Mit dem Lift fahren wir hinauf zum Pool Deck.
Als wir die Zone betreten, wo sich das Schwimmbad und die vielen Liegestühle befinden, weht uns ein eiskalter Wind um die Ohren! Nichts desto trotz gibt es Leute, die in Badehosen zwischen Whirlpool und Schwimmbad hin- und herlaufen. Wuäh...
In der Hoffnung, dass es auf den Stühlen direkt hinter der Glasscheibe windstiller ist, setzen wir uns dort an einen Tisch. Aber weit gefehlt! Als Windstopper eignen sich die Glasscheiben wenig! Sie behindern höchstens beim Fotografieren!
Nebelfetzen fliegen über unsere Köpfe, doch plötzlich scheint die Sonne wolkenfrei zu uns hinunter, so dass wir unseren Platz wechseln und uns in einen Liegestuhl lümmeln. Die Sonne wärmt immerhin ein wenig. Aber es ist nach wie vor kalt!
Irgendeinmal haben wir genug, denn nebelartige Bewölkung lässt die Sonne wieder verschwinden. So gehen wir zurück in unser Zimmer und entledigen uns dem Handgepäck und den warmen Jacken. Erkunden wir doch mal das Casino! Wir entscheiden uns für einen Einsatz von 50 Dollar, welche wir natürlich an den einarmigen Banditen verspielen. Immerhin vergnügen wir uns damit über eine Stunde und schaffen es sogar, mit 25 Dollar Restgeld wieder hinauszukommen. Hier gibt es kein Münz! Man steckt Dollarnoten hinein und wenn man sich ein Guthaben auszahlen lassen will, dann erhält man einen Gutschein, den man entweder an einem andern Automaten wieder wie Bargeld verwenden kann oder man löst ihn an einem der Geldschalter ein.
Gleich nebenan befindet sich die Shoppingmeile. Auf der linken Seite der Mall wird Schmuck in rauen Mengen angeboten! Auf See darf man das ganze zollfrei verkaufen (das ist auch der Grund, dass in jedem Hafen die Mall geschlossen ist). Es glitzert und glimmert nach Gold und Silber und Edelsteinen in allen Varianten. Kaum erstaunlich dass der Schmuck ziemlich altmodisch aussieht. Das Durchschnittsalter der Gäste liegt auch ziemlich hoch! Die Gefahr ist nicht gross, dass ich da in einen Kaufrausch gerate. Jürg schon eher! Der hat bereits eine Uhr gesichtet, die ihm "schon lange gefällt"! Aber der Preis - der Mann hat Ansprüche... - lässt Diskussionen über einen Kauf schon gar nicht aufkommen!
Rechterhand befindet sich ein grosser Souvenirshop. Natürlich kann mal alles erstehen, worauf sich die Norwegian Sun befindet: T-Shirts, Pullover, Halstücher, Jacken, Spiele, Kugelschreiber, Kaffeebecher, Kalender - was weiss ich alles!
Zollfrei gibt es auch Alkohol. Natürlich will man nicht, dass die Leute hier günstig Hochprozentiges einkaufen und dann auch noch auf dem Schiff konsumieren. Also kann man zwar Alkohol einkaufen, aber man kriegt ihn erst am Ende der Reise. Man ist ja nicht blöd...
Nach Spielen und Shopping sind wir ziemlich müde und kehren um halb ein Uhr zurück in unser Zimmer. Im Kinokanal bringen sie "catch me if you can" mit Leonardo Di Caprio. Wir werfen uns aufs Bett und schlafen zum Film ein. Als ich um zwei Uhr wieder erwache ist die nebelartige Bewölkung weg und ein strahlendblauer Himmel ist zu sehen!
So packen wir uns wieder warm ein, nehmen die üblich Utensilien mit und begeben uns wieder aufs Sun Deck. Statt uns aber wieder unter das Vordach an die Fensterfront zu setzen, steigen wir noch eine Treppe höher und befinden uns auf dem höchsten Punkt des Schiffes, den wir erreichen können! Unter uns befindet sich die Observation Lounge und vor uns der Bug des Schiffes. Auch hier gibt es vorne an der Reeling schräg gestellte Scheiben, welche mannshoch sind (oder frauhoch - haben in etwa meine Höhe). Wenn man sich dort drunter setzt, befindet man sich an einem völlig windstillen Ort, der dank Sonne herrlich warm ist. Warum befinden sich hier keine Liegestühle? Nun, diese befinden sich auf der andern Seite der Plattform und sind alle aneinander geknotet. Super! Aber so schnell gibt Fränzchen ich nicht auf! Auf dem Boden hocken bedeutet, dass einem schnell einmal der Ar... weh tut! Also mache ich mich auf die Suche nach einer Sitzgelegenheit. Einen Stock tiefer entdecke ich gestapelte Stühle. Die sind schnell einmal auseinander genommen und schwer beladen steige ich wieder aufs oberste Deck. Jürg schüttelt nur den Kopf...
Doch schon bald haben wir die Stühle unter dem Glasdach der Reeling platziert, können sogar unsere warmen Jacken ausziehen, den iPod setzen und eine herrliche Fahrt durch die Inside Passage geniessen. Natürlich bleibt mein Klau der Stühle nicht lange unbemerkt, und schon bald sitzen weitere Gäste auf ebenso geklauten Stühlen unter dem Glasdach und geniessen die nachmittägliche Fahrt wie wir!
Und die ist wirklich herrlich! Wir befinden uns ca. auf der Höhe, wo ein Fjord nach Bella Coola hinein führt. Also erreichen wir schon bald die Grenze nach Alaska. Rechterhand begleiten uns die majestätischen Schneegipfel der canadischem Küstenberge und linkerhand erblicken wir verstreute einsame Inseln. Die ganz grosse Vancouver Island scheinen wir bereits hinter uns gelassen zu haben.
Es wird ein traumhafter Nachmittag. Es ist angenehm warm, die Aussicht schlicht grandios und die schöne Musik im Ohr lässt einem gedanklich weit davon gleiten. So haben wir uns die Kreuzfahrt vorgestellt!
Um halb fünf Uhr packen wir unsere sieben Sachen langsam zusammen und begeben uns zurück ins Zimmer. Wir finden einen Umschlag an der Türe eingeklemmt vom Ausflugsdesk. Leider findet unsere River Rafting Tour in Juneau nicht statt, da der Fluss gefährlich Hochwasser führt. Wir sollen uns doch melden für eine Alternative. Zusammen schauen wir uns den beigelegten Prospekt an. Ich möchte unbedingt den Mendenhall Glacier sehen. Es gibt eine "Garden and Glacier Tour", welche sich gut anhört.
Jürg schnappt sich den 25 Dollar Gutschein und will sein Glück im Casino erneut auf die Probe stellen. Und ich begebe mich zum Shore Excursion Desk auf Deck 5, wo ich eine nette deutsche Angestellte kennen lerne, die mich sehr freundlich berät. Da die Tour nicht ausgebucht ist, kann ich uns problemlos anmelden.
Gegen halb sechs Uhr taucht auch Jürg wieder auf. Den Gutschein hat er erfolgreich verspielt. Da wir heute ja eine Reservation im Pacific Height Restaurant haben, machen wir uns abendfein. Um sechs Uhr stehen wir an der Rezeption des Restaurants und werden aufs freundlichste begrüsst. Reservation sei Dank...
Wir erhalten einen wunderschönen Tisch an einem der riesigen Panoramafenster. Um diese Zeit scheint man generell noch nicht essen zu gehen. Wir sind absolut die Einzigen im ganzen Restaurant. Ist uns aber wurscht! Entsprechend kommen wir auch in den Genuss eines sehr aufmerksamen Services: einer Kellnerin aus Peru und eines Kellners aus Kolumbien. Die Crew des Schiffes ist wirklich Multi-Kulti. Auf den Namensschildern steht immer der Vorname und das Land, aus dem sie stammen. Dies bringt natürlich sofort auch interessante Diskussionen mit sich.
Die Beiden geben sich eine riesige Mühe und wir haben eine Menge Spass vor allem mit dem Kellner aus Kolumbien. Es ist ein perfekter Abend! Die Abendsonne scheint warum zu uns hinein, wir gleiten majestätisch durch die wunderschöne Inside Passage, das Wasser glitzert gülden zu uns hinauf. Es ist einer dieser magischen Momente, an die man sich ein Leben lang erinnert!
Das Essen ist hervorragend! Pacific Height ist das Restaurant, das eine gesunde Küche anbietet. Zur Vorspeise geniesst Jürg ein Suppe und ich einen Früchteteller, dann gibt es für ihn leckere klassische Spaghettis und für mich eine Tomatenpizza. Alles ist frisch zubereitet und schmeckt hervorragend! Zum Dessert gibt es für Jürg Birnen mit Zimteis und für mich Kuchen mit Eis. Das hört sich jetzt sehr unterschiedlich an. Der Kellner vertauscht beim Servieren das Dessert, und als wir fertig sind, merken wir es bereits... Na ja! Immerhin hat es lecker geschmeckt!
Das Pacific Height Restaurant befindet sich auf dem gleichen Deck wir die Kampfzone. Nach dem Essen werfen wir noch schnell einen Blick ins Kriegsgebiet und amüsieren uns köstlich über die Schlacht. Da hatten wir aber einen gemütlicheren Abend...Der Heimweg führt uns dummerweise wieder durchs Casino. Jürg überredet mich dazu noch einmal mit je 10 Dollar herum zu spielen. Sollten wir jemals wieder nach Las Vegas fliegen, wird dem Mann die Kreditkarte gesperrt! Aber es lohnt sich! Nach einer Stunde spielen verlässt er das Casino mit einem Gutschein über 45 Dollar und ich immerhin mit 25 Dollar. Wer sagt es denn...
Wir kehren zurück in unsere Kabine. Es ist acht Uhr und uns fallen schon die Augen zu. Eine Seefahrt, die macht müde... vor allem weil wir morgen früh aus den Federn müssen für unseren ersten Ausflug in Ketchikan.
Aufbruch: | 17.05.2007 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.06.2007 |
Vereinigte Staaten