Swantje & Martin lernen Spanisch!!
Arequipa und der Colca Canyon
27.04.- 04.05.09 Arequipa und der Colca Canyon
Wir sind also auf dem Weg nach Peru, nach all den Schreckensnachrichten die man beim Auswärtigen Amt lesen darf, sind wir sehr gespannt, was uns erwarten wird.
Dass wir Chile verlassen, merken wir schon, nachdem wir in Arica den Busbahnhof gewechselt haben. Auf einmal sieht alles gar nicht mehr so geordnet aus, zunächst wundern wir uns noch, warum hier mehr PKW`s als Busse stehen, und überall sitzen die Frauen mit ihren bunten Schultertüchern und Hüten auf dem Boden und verkaufen Getränke, Kekse, Nüsse und Zigaretten.
Wir werden also in einen PKW verfrachtet (nennt sich hier Collektivo), mit zwei weiteren Damen und einem kleinen Mädchen (da kann Martin mal wieder ordentlich flirten ) und der ältere Herr (scheint eine gute Nebenbeschäftigung für Rentner zu sein) fährt uns ohne weitere Vorkommnisse über die Grenze, das gleiche Spiel wie immer: Aussteigen, Ausreise, Stempel, einsteigen, weiterfahren, aussteigen, Einreise, Stempel, einsteigen, weiterfahren....
Ab Tacna kurz hinter der Grenze geht es dann mit dem Bus weiter, schließlich wollen wir ja heute noch in Arequipa ankommen...tun wir auch...zwar etwas später als erwartet, nach 5 Std. Horrorfilmen in überdimensionaler Lautstärke im Bus. Wir haben Glück das Hostel, das wir zuvor ausgesucht haben hat noch ein Plätzchen für uns frei und wir fallen todmüde ins Bett in freudiger Erwartung was diese Stadt für uns zu bieten hat (selbst das Erdbeben in der Nacht, bei dem angeblich die Türen gescheppert haben sollen verschlafen wir).
Sah im Dunkeln noch alles etwas grau und wenig vertrauenerweckend aus, so sind wir am nächsten Tag von dieser Stadt hell auf begeistert. Warm, hell, freundlich, extrem sauber, um uns herum riesige schneebedeckte Berge und Vulkane und nur etwas chaotisch und egal wo wir hinkommen, die Leute lächeln uns einfach nur an und sind unglaublich freundlich!! Der Verkehr ist der reinste Wahnsinn ein Stau jagt den anderen, die Taxi-Lawinen verstopfen die ganze Stadt ein Konzert aus Autohupen begleitet unseren Weg.. Chile hat dagegen ja eher an Deutschland erinnert, die Leute mussten erst mit dem Heißbrenner aufgetaut werden.
Die nächsten Tage verbringen wir also damit, unsere erste Stadt im wahren Land des Lächelns zu erkunden, wir besuchen das Kloster Santa Catalina, dass damals eine Klosterstadt in der Stadt war, schlendern durch die Straßen und probieren unseren ersten Tee (vielleicht können wir danach auch so dauerlächeln??) Während Martin zum Rafften geht, geht Swantje Shoppen und macht Sightseeing und freut sich, dass sie nach 4 Monaten endlich einmal wieder richtigen Essen bekommt (Chile und Argentinien als Vegetarier machen da einfach keinen Sinn - und die Peruaner haben für sich auch schon das Soja entdeckt!).
Am Abend lernen wir die "Power-Hour" kennen, ein Spiel bei dem jede Minute ein Pin Bier getrunken werden muss! Nichts leichter als das denken wir. Eine halbe Stunde später kehren wir mit 3,5 Liter Bier bewaffnet aus dem Supermarkt zurück und starten. Nach genau 26 Minuten sind wir raus (Bier alle)! Wir sind auch nicht traurig draum (da wir gut einen im Tee haben) und nichts mehr rein geht. Gewinner ist eine Dame aus Amerika Origon die rülpsen kann wie ein Monsterfrosch und die Stunde schaft.
Nach 2 Tagen Stadt machen wir uns auf in den Colca Canyon, den angeblich tiefsten Canyon der Welt mit über 5000m Tiefe (da ist der Grand Canyon ja nur ein Pubs gegen).
Wir fahren über knapp 5000 Höhenmeter und kommen in 3600m an. Erster Punkt ist Chivay, ein kleines Dörfchen inmitten der Anden, dort angekommen lassen wir uns zu den Banos calientes (Thermalquellen) fahren und genießen 38° heißen Wasser bei 15° Außentemperatur und Pisco Sour in einem Andenpanorama. Zurück geht's im Collectivo (diesmal mit 8 Personen im Kombi) und danach ins Bett, es ist kalt und wir sind müde und das Atmen macht noch keinen richtigen Spass.
Am nächsten Tag wollen wir früh aufstehen, so ganz gelingt es nicht, statt 3.30 uhr wird es 5.30 und wir fahren mit dem Bus bis zum Cruz del Condor. Das Kreuz macht seinem Namen alle Ehre und wir dürfen Kondore von unten aus ca. 5m Entfernung beobachten (man sind die häßlich!) und wir sind froh, dass wir doch etwas größer als Kaninchen sind. Von hier laufen wir weiter die 3 Std. in Begleitung eines netten Amerikaner der unser Bild von Amerika ändert.
Wir laufen vor bei an Maultieren und grasenden Kühen die unseren Weg kreuzen (oder sich auch mal in den Weg stellen), am deutschen Klärwerk vorbei bis ins Dorf Cabanaconde und können dabei immer wieder Ausblicke in den Canyon und über die Berge bestaunen.
Hier bleiben wir eine Nacht und am nächsten Tag machen wir uns nach einigen Diskussionen auf in den Canyon. Runter geht es für 3 Std. mehr rutschend als gehend, bis zur Oase Sangalle, hier gibt es nichts außer haufenweise Swimming Poole, Lehmhütten, Palmen, Maultieren, dem Rio Colca, Kakteen und einem Schild: Glühwein 300m. Den Tag verbringen wir also gemütlich am Pool, zum Abendessen bekommen wir Spaghetti gekocht und um 19uhr liegen wir im Bett, es ist dunkel gibt keine Strom und weiter kann man nichts machen. Mit den Kopfhöhrern des MP3-Players im Ohr versuchen wir das Gekrabbel und Geknirsche in unsere Lehmhütte zu ignorieren (Bloß nicht die Taschenlampe anmachen, man könnte etwas sehen, was einen nicht mehr schlafen lässt!). Der Gang zur Toilette wird zu einem Dschungelabenteuer, mit Magenproblemen sogar zu einem wiederholtem!
Mit der Sonne um 6 Uhr stehen wir wieder auf (wieso Aufstehen Martin war doch gar nicht im Bett) und versuchen uns auf den Weg nach oben aus dem Canyon heraus zurück in die Zivilisation zu machen. 1100 Höhenmeter auf geschätzten 2000 Länge (kann sich jemand die Steigung vorstellen?) stehen uns bevor.
Nach ungefähr 10 Höhenmetern brauch Martin eine Pause...mhhh...blass, keuchend, schwitzend...was ist los? Der Magen spielt nicht mit, und die Kräfte schwinden...so geht das nicht! Ein Muli muss her! Den ersten Mulitreiber halten wir an, er hat leider keines mehr frei, aber in 30 min. kommt eins von oben, also warten! Nach weiteren Diskussionen geht Swantje schon mal vor, Martin will warten, mit Muli wird er sie ja bald eingeholt haben. Ca. 45 Min. Später kommen ihr die ersten Mulis entgegen, oh da ist sicher eines für Martin dabei...weitere 2 Std und 15 Min. ist sie oben, nun heißt es warten auf den Martin!
Weitere 2 Std später kommt immer noch kein Muli und immer noch kein Martin, langsam beginnt sie sich doch sorgen zu machen (aber nur langsam)...es wir später und später....kein Muli...kein Martin. Noch eine Stunde später macht sie sich doch ernste Sorgen. Also einzige Möglichlichkeit, wieder runter und nachschauen! Nach ca. 15 Min bergab sieht sie ihn, keuchend, erschöpft mit 15 Kg auf dem rücken kämpft er sich Stück für Stück den Canyon hoch. Wo ist das verdammte Muli??? Martin: Nö, ich musste so lange warten da dachte ich, ich kann auch selber gehen....Wer schon mal mit` ner dicken Magen-Darm-Erkrankung und nem 10tel der eigentlichen Kräfte so einen Berg hoch gelaufen ist, weiß, was das für eine Achtung verdient, selbst wenn es 6 Std dauert (Normalsterbliche finden den Weg vom Klo zurück in Bett ja schon anstrengend).
Naja, wir sind oben, diesmal beide und nun heißt es nur noch, die 6 Std in dem klapprigen Bus zurück nach Arequipa überstehen, und die 4900 Höhenmeter bis wir erschöpft vor lauter Anstrengung und Aufregung in weiche Betten ohne krabbelige Mitbewohner fallen können.
Für den nächsten Tag ist auch nur noch Aufregung für Senioren geplant, wir machen eine Bus-Stadt-Tour auf der wir noch einmal einen berauschende Blick auf die Vulkane Misti , Nevado Chachani und Nevado Pichu Pichu werfen können, die Terrassen betrachten auf denen Gemüse und Früchte angebaut werden, uns Meerschweinchenzuchtstationen (und hier am liebsten wie Greenpeace alle befreien würden) anschauen und werden an alten und historischen Gebäuden vorbeigeführt.
Am Abend erwartet uns wieder mal ein Nachtbus, der uns nach Ica bringen soll.
Aufbruch: | 01.01.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 16.07.2009 |
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