Urlaub 2010 in Südafrika
von Kapstadt nach Fishhoek
Am Morgen wurde ich vom Gezwitscher kleiner Vögel und dem Geschrei der grossen Ibisse geweckt, sprang aus dem Bett und habe erst mal durch die Gardine nach draußen gelinst. Die Sonne ging gerade auf, und mir völlig unbekannte Vögel saßen vor unserem Fenster auf einer stacheligen Palme. Afrika!!! Wir sind angekommen! K schlief noch tief und fest. Ich habe sie schlafen lassen und mich im Bad erst mal ausgehfein gemacht. Mein Geplätscher in der Dusche hat K geweckt. Ihre Migräne war Schnee von gestern und so sind wir mit guter Laune die Treppe runter, in den Frühstücksraum gegangen. Während K noch am Frühstückstisch saß, war ich bereits mit dem Essen fertig und unterhielt mich mit einem netten schwarzen Südafrikaner. Er erklärte mir, was wir uns in seinem Land unbedingt ansehen sollten. Während K noch einen Kaffee trank, hielt ich es nicht mehr aus, ging nach draußen und fotografierte das Hotel erst einmal von außen. Ein paar Vögel waren so nett und setzten sich fotogen ins Bild. Bei strahlend blauem Himmel luden wir unsere Koffer in das Auto und rollten vorsichtig vom Hotelparkplatz. Endlich waren wir auf der Strasse und nach wenigen Minuten bereits im Stau. Doch zum ersten Mal in meinem Leben war ich über einen Stau froh. Ich konnte immer wieder mit dem ungewohnten Auto das Anfahren, Schalten und Bremsen üben. Für K war das hoch gelobte Kapstadt erst einmal enttäuschend. Links und rechts der Strasse sahen wir über viele Kilometer Slums. Eine elendige Wellblechhütte reihte sich an die Nächste. Endlich hörten die Slums auf und wir durchquerten ein Gewerbegebiet. Erst danach sahen wir Häuser aus Stein, mit einem frischen Farbanstrich. Jetzt glaubte ich das Auto und den Linksverkehr zu beherrschen, als vor uns ein Kreisverkehr auftauchte. Ich war einer Panik nahe! Auf der falschen Straßenseite, verkehrt herum in den Kreisverkehr hinein und ein paar Sekunden später wieder hinaus! Puhh! Das war aufregend! Irgendwo hinter dem Kreisverkehr haben wir uns verfahren. Doch die Innenstadt von Kapstadt ist nicht besonders groß und so war es nicht schwer die Waterfront zu finden. Wir parkten das Auto sicher in einem Parkhaus und schauten uns erst einmal in der Stadt um. Die Sonne brannte heiß am blauen, wolkenlosen Himmel, während ein ganz leichter Wind vom Meer die Haut kühlte. Wir spazierten durch eine Einkaufspassage, bestaunten die Auslagen, rechneten und verglichen die Preise mit den Preisen zu hause. Die Waterfront mit ihren Läden, Lokalen, Jachten und Plätzen ist sehr auf Touristen eingestellt. Es sah ein wenig so aus, wie überall auf der Welt. Sehr hübsch, aber irgendwie belanglos. Wäre da nicht der Tafelberg, hätte man glauben können in Warnemünde zu schlendern. Als wir genug gesehen hatten, versuchten wir mit der neuen Kreditkarte Geld vom Automaten zu bekommen. Doch der Automat spuckte nichts aus. So mussten wir zu einer Bank und es dort versuchen. Doch auch dort erlebten wir eine Pleite. Erst wollte die Dame am Schalter meinen Pass sehen, den ich im Auto gelassen hatte. Also noch einmal zurück zum Parkhaus. Dann sagte sie mir, dass die Kreditkarte nicht funktioniert. Deshalb versuchte ich es mit meiner EC Karte wieder am Automaten. Endlich bekamen wir unsere ersten Südafrikanischen Rand. Allerdings kostete mich diese und jede weitere Abhebung 7,00 € ! Egal ! Wir freuten uns über die schönen Scheine mit den herrlichen Tiermotiven. Allerdings hatten wir nur große Scheine bekommen. Im Parkhaus konnten wir damit nichts anfangen. Der Parkautomat am Ausgang wollte von uns Kleingeld haben. Über die Strasse, in einem Autohaus versuchten wir einen 100 Rand Schein zu wechseln. (Wir waren bei Rolls Roys gelandet) Statt uns den Schein zu wechseln, gab der Chef des Hauses einem Angestellten seine eigene Dauerkarte für die Parkhausschranke. Der Angestellte begleitete uns zurück zum Parkhaus, öffnete die Schranke und ließ uns heraus, ohne dass wir etwas bezahlen mussten. Wir fanden das ganz toll, bedankten uns artig und fuhren an der Küstenstrasse entlang, hinaus aus Kapstadt. Schon bald wurde der hektische Verkehr der Innenstadt weniger und vor uns lag der blaue Ozean. Wir hielten an, parkten an der Strasse und wollten zum Ufer gehen. Doch ein scharfäugiger Afrikaner hatte uns als Touris erkannt und bot uns an, auf das Auto zu achten. Wir gaben ihm zwei Euro, weil wir ja immer noch kein südafrikanisches Kleingeld hatten und schauten auf das Meer. Harmlose Wellen schlugen gelangweilt gegen die Kaimauer. Weit draußen waren Schiffe zu sehen, die auf Reede warteten, um endlich in den Hafen ein zu fahren und ihre Ladung zu löschen. Hinter den Schiffen lag Robben Island. Die Insel, auf der Nelson Mandela sein halbes Leben als Gefangener verbrachte. Nach ein paar Fotos stiegen wir wieder ins Auto und fuhren weiter an der Küste entlang. Je weiter wir aus der Stadt heraus kamen umso schöner wurde der Ausblick. In atemberaubend schönen Kurven schlängelte sich die Strasse an den Hängen der Berge entlang und gab immer neue, wunderschöne Ausblicke frei. An einem Parkplatz hielten wir an. Den Herrscher über diesen Parkplatz erkannten wir an seiner orange farbigen Weste. Er wies uns einen Platz zu und begnügte sich mit ein paar Stücken Schokolade als Parkgebühr. Wir schauten uns um, waren aber nicht so recht zufrieden. Die Küste war wunderschön, aber vielleicht genau deshalb an dieser Stelle vollkommen zu gebaut. Wir konnten die Steilküste nicht bis zum Meer hinunter steigen, weil die Grundstücksmauern und Zäune uns den Weg versperrten. So fuhren wir weiter und ließen endlich die Häuser hinter uns. Die Strasse nach Chapmans Peak war herrlich. Immer wieder gab es Aussichtsstellen, an denen man gebührenfrei parken und die Landschaft bewundern konnte, ohne dass Mauern die Sicht versperrten. Unsere Fotoapparate klickten und wir genossen die Landschaft und die Einsamkeit. Lange waren wir allerdings nicht allein. Die Strasse war afrikanisch ausgeschildert, nämlich vollkommen ohne Schilder und so haben wir uns verfahren. Wir landeten in einer schwarzen Siedlung. Nach unserem Verständnis war diese Siedlung ein Slum, denn die Häuser waren winzig. Doch die Bewohner waren gut gekleidet und manche Häuschen hatten sogar etwas Farbe an den Wänden. Die Menschen lebten auf der Strasse und hatten überhaupt keinen Respekt vor den vielen PS, die unter unserer Motorhaube leise schnurrten. Sie machten uns nur langsam und widerwillig Platz und zwangen uns, ganz langsam zu fahren. Ich hatte das Gefühl, durch ihr Wohnzimmer zu fahren, denn das Leben dieser Menschen spielte sich komplett auf dieser öffentlichen Strasse ab. Einige stritten lautstark mit Einander, während Andere an einem Fahrrad schraubten. Kinder spielten auf der Strasse und Frauen wuschen Wäsche in Bottichen. Ein paar Männer schauten uns geringschätzig an und versuchten bedrohlich aus zu sehen. An einer günstigen Stelle drehten wir um, ließen die Siedlung hinter uns und fuhren zurück zu der Stelle ohne Schilder und von dort aus weiter, irgendwie in Richtung Süden. Eigentlich wollten wir auf der Kaphalbinsel in den Nationalpark Silver Mine. Auf unserer Karte war er zu sehen, doch die Strasse war auch auf den weiteren Kilometern afrikanisch ausgeschildert. Nämlich ohne Schilder. So sind wir an dem Nationalpark vorbei gefahren und in Simons Town gelandet. Dort bewunderten wir in einem Museum die südafrikanische Geschichte. In einer kleinen Ecke eines großen Raumes konnte man die schwarze Geschichte mit ein paar Pfeilspitzen und Kochgeräten sehen. Alle anderen Räume zeigten die weiße Geschichte mit den Werkzeugen, Waffen, Büchern und Karten der Buren und Briten. Zwei alte Ladies erklärten mir mit britischem Akzent die Geschichte des Landes und waren sehr interessiert an der Reise, die noch vor uns lag. Nach dem Museum verlangte es uns nach einer Unterkunft. In Fishhoek, nur wenige Kilometer weiter, suchten wir lange nach Jemandem, den wir nach einer Unterkunft fragen könnten. Doch die Südafrikaner waren alle hinter ihren hohen Mauern und Zäunen verschwunden. Auf der Strasse war kaum ein Mensch. So fragten wir in einer Bücherei, wo wir denn ein Zimmer finden könnten. Eine dicke, freundliche Frau schickte uns zur Herberge Joyce. Peter und seine Tochter Brenda nahmen uns freundlich auf und gaben uns ein schönes Zimmer. Um am nächsten Tag nicht wieder so lange nach einem Zimmer zu suchen, gingen wir in die Innenstadt von Fishhoek und kauften uns ein Handy für 25 €. Damit wollten wir im Voraus in der nächsten Stadt ein Zimmer reservieren. Wir waren mit offenen Augen durch Südafrika gefahren und hatten an der Strasse nach den Schildern mit der Aufschrift "Room" Ausschau gehalten. So hatten wir unsere Unterkünfte in den USA gefunden. In Südafrika hatten wir kein einziges dieser Schilder gesehen. Die kleinen braunen Schilder mit der Aufschrift "B & B" hatten wir glatt übersehen, sie sagten uns noch nichts. Am Abend fühlte ich mich krank. Das fing ja gut an! Wir waren erst einen einzigen Tag in diesem Land und ich wurde krank! In einem Pickn Pay Supermarkt holten wir ein paar Medikamente und etwas zu Essen. Damit setzten wir uns in die Küche von Peter und Brenda und aßen unser Abendbrot. Auf dem Bett schauten wir unsere Bilder und Filme des Tages an. Ich nahm eine Tablette und fiel müde und mit Fieber ins Bett.
Aufbruch: | 02.09.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 21.09.2010 |