Urlaub 2010 in Südafrika

Reisezeit: September 2010  |  von Manfred Billert

von Sabi nach Mopani

Preiswertes Motel in Sabi.

Preiswertes Motel in Sabi.

So wie beinahe an jedem Morgen war ich vor Sonnenaufgang wach, stand auf und ging allein in den großen Garten des Motels. Während K noch schlief, genoss ich die Stille des Morgens. Mit der Kamera schlich ich den Vögeln hinterher und versuchte sie ins Bild zu bekommen. Ein Wachmann in Uniform kreuzte meinen Weg und sprach mich an. Er wollte wissen, was ich da mache und ich zeigte es ihm gern. Als er die Filme von den Elefanten, Nashörnern und anderen wilden Tieren des Krügerparks sah, fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Nicht einmal im Traum hätte er sich vorstellen können, dass es ganz in der Nähe einen Platz gab, an dem man solche Filme drehen konnte. Nun ja, im Fernsehen hatte er es schon gesehen, doch es war für ihn bisher nie wichtig gewesen. Er hatte nie einen Gedanken daran verschwendet. Der Krügerpark war für ihn so weit weg wie der Mond, weil er es sich sowieso nie leisten könnte, dort hin zu fahren. Er musste sechs Tage in der Woche zwölf Stunden lang arbeiten und bekam dafür umgerechnet 250 Euro. Er zeigte mir noch ein paar Vögel, die mir bisher entgangen waren und nahm dann wieder seine Arbeit auf. Ich streifte auf dem Gelände umher und entdeckte einen kleinen Bach. Als ich eine Weile an seinem Ufer stand und einen sehr großen Eisvogel filmte, wurde mir klar, dass dieser Bach der Sabi sein musste. Hier floss er noch mit klarem Wasser munter durch die Berge. Weit unten in der Ebene, im Krügerpark wurde der Bach zu einem Fluss, in dem es Krokodile und Flusspferde gab. Dort tranken die Tiere dieses Wasser. Nach dem ich alles Sehenswerte im Kasten hatte, weckte ich K und wir gingen gemeinsam frühstücken. Das Essen war sehr gut und sehr reichlich. Die Bratkartoffeln und die fetten Würste sättigten so sehr, dass wir den ganzen Tag lang keinen Hunger verspürten. Im Garten machten wir noch ein paar Fotos von den schönen Blumen und mit dem Selbstauslöser fotografierten wir uns Selbst. Gut gelaunt setzten wir uns in das Auto und fuhren los. Doch die Panoramaroute zeigte sich an diesem Tag nicht im besten Licht. Es war heiß, die Sonne schien, aber wir hatten keine Fernsicht. Die Gipfel der Berge waren in einen feinen Dunst gehüllt. Es gab also nur einen sehr eingeschränkten Panoramablick auf der Panoramaroute. An Bourke's Luck Pothole hielten wir an und bewunderten eine afrikanische Tanzgruppe. Die Frauen waren schon in gesetztem Alter, um nicht zu sagen, dass einige bereits Großmütter waren. Sie hatten Spass an ihrem Tanz, auch wenn eine von ihnen immer wieder eine Pause einlegen musste. Wir schauten uns das ausgewaschene, bizarre Flussbett in den Felsen an und waren begeistert. Das Wasser hatte im Laufe der Jahrtausende atemberaubende Löcher in den farbigen Fels geschliffen. Tief ging es hinab und ganz unten sahen wir das kleine Wasser, welches diese eindrucksvolle Landschaft geschaffen hatte. Über Brücken gingen wir über die Schlucht und sahen einer Schulklasse zu. Die Kinder hatten keinen Blick für die schöne Landschaft. Für sie war das klare Wasser viel interessanter. Sie spielten auf den glatten Felsen und bespritzen sich gegenseitig mit dem kühlen Nass. Immer wieder tranken sie aus dem Fluss und hatten einen Riesenspass. Ein Mädchen fiel in das Wasser und es war ihr peinlich, dass ich ihre nasse Hose filmte. Kurz darauf lag ein Junge im flachen Wasser. Er war so schnell wieder auf den Beinen, dass ich sein unfreiwilliges Bad nicht filmen konnte.

Wir folgten der Panoramaroute und stoppten an einem Wasserfall. Auf einen Parkplatz der eher einem felsigen Geröllfeld, als einem Parkplatz glich, stellten wir unser Auto ab und entrichteten eine horrende Parkgebühr. Zu Fuss gingen wir den Berg ein Stück hinunter und erreichten einen Markt, auf dem Händler und Schnitzer ihre Waren anboten. Wir sahen einem jungen Mann dabei zu, wie er ein Zebra schnitzte. Er hatte kein gutes Messer und brachte es doch fertig, mit ruhiger Hand ein schönes Zebra aus dem Holz zu befreien. Ich fragte ihn was das für Holz sei, das er da bearbeitete. Er meinte, das sei Chakaranda. Ich dachte ich hätte mich verhört und fragte noch einmal und er bestätigte, dass er wirklich aus Chakaranda dieses Zebra schnitzte. Ich dachte an den wundervollen Baum mit den herrlichen blauen Blüten und fand es schade. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass Jemand diesem Baum mit der Axt zu Leibe rücken könnte. Wir gingen weiter und bewunderten den sehr hohen Mac-Mac Wasserfall. Es war schön an zu sehen, wie das Wasser mit Macht in die Tiefe donnerte. Touristen standen links und rechts neben uns und filmten genau wie wir die Szene. Sie waren laut und nervten uns nach einer Weile. So gingen wir zurück und kauften dem jungen Mann das Zebra für umgerechnet sieben Euro ab. Er hatte sich sehr beeilt damit fertig zu werden und führte die letzten Schnitte vor unseren Augen aus. Mit dem Zebra im Gepäck fuhren wir weiter. Ich langweilte mich, weil wir die Landschaft nicht wirklich genießen konnten. Die Sonne stand jetzt fast im Zenit und der Dunst behinderte die Fernsicht immer mehr. Der Krügerpark zog mich mit starken Armen an und versprach mir, meine Langeweile zu vertreiben. So sagte ich K wie ich empfand und dass ich vorhatte, wieder in den Krügerpark zu fahren. Sie war nicht vollkommen einer Meinung mit mir, legte mir aber auch keine Steine in den Weg. Ich schlug an der nächsten Kreuzung den Weg in Richtung Osten ein und trat auf das Gaspedal. Stundenlang fuhren wir aus den Bergen heraus in die trockene Ebene. Durch das Phalaborwa Tor fuhren wir wieder in Krügerpark hinein und buchten eine Nacht im Camp Mopani. Dieses Camp lag im Norden des Parks, weit weg von den touristischen Zentren des Südens. Wir hatten bereits gehört, dass es im Norden weniger Tiere geben sollte, als im Süden. Doch wir ließen uns davon nicht abschrecken. An einem Wasserloch, das auf der Karte eingezeichnet war, machten wir einen Abstecher von der geteerten Strasse. Über einen Sandweg fuhren wir durch den Bush und hofften auf gute Beute für die Kamera. Die Büsche wurden weniger und gaben den Blick frei. Was uns hier erwartete überstieg alle unsere Erwartungen! Zebras und Impalas in unglaublicher Menge durchstreiften die Gegend um das Wasserloch. So etwas hatten wir noch nicht gesehen. Ich parkte das Auto so, dass wir gut sehen konnten und stellte den Motor ab. Immer mehr Tiere kamen und drängten zum Wasser. Doch die Zebras gaben das Wasserloch nicht frei. Sie trugen ihre Rangkämpfe aus und störten sich nicht daran, dass die Impalas Durst hatten. Mit ihren Hufen schlugen sie auf Einander ein und bissen sich gegenseitig. Wir standen daneben und uns stand der Mund offen. Kein anderes Auto parkte neben uns, wir waren ganz allein und genossen das sehr. Der Wind trieb den heißen Sand über die Ebene und die Windgeräusche hörten sich in der Kamera sicher nicht gut an. Ich wollte die Aufnahme schon stoppen, als ein anderes Geräusch alles Andere übertönte. Ein Elefant trompete und zeigte seinen Unmut. Die großen, grauen Riesen waren hinter Büschen verdeckt, noch ein Stück entfernt und nur schemenhaft zu erkennen. Zu hören waren sie allemal. Die Szene war unwirklich schön! Mir lief ein Schauer über den Rücken und K war begeistert. Gerne wären wir noch viel länger an dem Wasserloch geblieben. Doch ein Blick zur Sonne genügte. Bis Mopani waren es noch viele Kilometer und so mussten wir aufbrechen. Unterwegs sahen wir einen alten Freund wieder. Er stand in Büschen und rupfte das Laub mit seinem Rüssel. Ich fuhr erneut von der Strasse herunter und umkreiste das Gebüsch langsam mit dem Auto. Immer wieder sahen wir ihn nur undeutlich zwischen den Zweigen, und immer drehte er uns da Hinterteil zu. Doch wir wollten ihn unbedingt von vorn aufnehmen, denn wir wollten Gewissheit darüber, dass dies wirklich unser alter Freund war. Dann kam er aus dem Gebüsch heraus und baute sich vor uns in seiner vollen Größe auf. Ohne Eile kam er langsam näher und wir erkannten den Einen, den rechten Stoßzahn. Ich hatte das Lenkrad in der Hand und K filmte ihn. Mit eingelegtem Gang und dem Fuß auf der Kupplung wartete ich. Der Elefant kam näher und näher. Als er nur noch so weit entfernt war, dass er den Rüssel au unser Autodach legen konnte, gab ich Gas. Er sah nicht ärgerlich aus und wäre bestimmt am Auto vorbei gegangen. Doch das wollte ich nicht herausfinden und brachte lieber ein Stück Weg zwischen uns und dem riesigen Bullen. K sagte später, dass sie keine Angst gehabt hätte, doch mir waren die Hände schon ein wenig feucht geworden. Am Abend kamen wir in Mopani an und bezogen unsere Hütte. Dieses Mal hatten wir keine Rundhütte, es war schon fast ein richtiges Haus. Das Gebäude war aus wunderschönen, behauenen Feldsteinen gebaut und wie immer mit Schilf gedeckt. Es hatte eine Terrasse und auf der Terrasse eine kleine Kochnische mit Kühlschrank und Herd. Den Kühlschrank hatten wir an diesem Tag auch bitter nötig. Unsere Margarine war zu dünnem Öl geschmolzen und der Käse zu einer weichen, klebrigen Masse geworden. Zu allem Überfluss fiel der matschige Käse K auch noch auf die Hose und hinterließ einen Fettfleck. Nicht gerade mit bester Laune ging sie mit der Hose ins Bad und wusch sie mit Haarwaschmittel. Zum Trocknen legte sie die Hose auf die Terrasse. Der Abend war immer noch sehr heiß und es kühlte nur langsam ab. Wir hatten an diesem Tag 39°C gehabt und so dauerte es nicht lange, bis die Hose wieder trocken war. Wir genossen den Abend in unseren bequemen Korbsesseln und freuten uns an dem starken, warmen Wind. Die Nachbarn ließen sich von dem Wind nicht abschrecken und versuchten ein Feuer für den Grill zu entfachen. Die Funken flogen durch das ganze Camp und wir erwarteten, dass es bestimmt irgendwo gleich anfangen würde zu Brennen. Doch der Wind war so stark, dass er das Feuer auf dem Grill immer wieder aus blies. Die Nachbarn mussten das Fleisch wieder vom Rost herunter nehmen.

© Manfred Billert, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im September 2010 waren meine Freundin (K) und ich (M) gemeinsam im Urlaub in Südafrika. Wir sind von Berlin nach Kapstadt geflogen, haben dort ein Auto gemietet und sind dann fast durch das ganze Land gefahren. Dieser Reisebericht ist für alle, die einen ähnlichen Urlaub planen und für alle die gern wissen möchten, was man auf so einer Reise erleben kann. Es gab wirklich eine Menge zu sehen und wir haben viel erlebt. Es war mit Abstand der schönste Urlaub seit vielen Jahren.
Details:
Aufbruch: 02.09.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 21.09.2010
Reiseziele: Südafrika
Der Autor
 
Manfred Billert berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.