Urlaub 2010 in Südafrika

Reisezeit: September 2010  |  von Manfred Billert

von Butterworth nach Scottburgh

Schulkinder auf dem Weg nach hause.

Schulkinder auf dem Weg nach hause.

Am Morgen nahmen wir Platz an unserem Tisch im Frühstücksraum. Ein hinkender, kleiner, schwarzer Koch briet unsere Eier und ein sehr dünnes Mädchen brachte uns den Toast. Das Frühstück war wie immer gut und reichlich. Wir zahlten die Rechnung, brachen auf und gerieten in den morgendlichen Stau in Butterworth. Die Stadt hatte an ihrer meist befahrenen Kreuzung keine Ampel. Stattdessen regelte eine Polizistin den Verkehr. Bekleidet mit ihrer Uniform und nur bewaffnet mit ihren weißen Handschuhen stand sie auf der Kreuzung. Kein Autofahrer zweifelte an der Autorität dieser Ampelkönigin. Sie machte ihre Sache sehr gut und schon nach kurzer Zeit konnten wir die Stadt verlassen. Auch an diesem Morgen hatten wir in Butterworth kein weiteres Weißgesicht gesehen. Eigentlich wollten wir den ganzen Tag auf der N2 in Richtung Durban fahren. Doch an einer Baustelle haben wir uns mal wieder verfahren und sind in einer sehr armen Gegend in Schwarzafrika gelandet. Die Berge waren malerisch schön, sehr steil, der Boden karg und die Menschen ärmlich. Es war kein gutes Rinderland und so sahen wir nicht eine einzige weiße Farm. Die Strasse war schlecht und wir mussten einem sehr langsamen Lastwagen hinterher fahren. Überholen war nicht möglich, weil er die schmale Strasse genau in der Mitte befuhr. Nach vielen Kilometern konnten wir endlich vorbei. In einem namenlosen Ort kamen uns ein paar Schulkinder entgegen. Sie gingen nah am Strassenrand, als uns ein Lastwagen mit Vollgas entgegen kam. Er bremste in der Ortschaft nicht ab und donnerte mit mehr als 100 kmh nur wenige Zentimeter von hinten an den Kindern vorbei. Der Luftzug und der plötzliche Schreck hätten fast einen kleinen Jungen umgerissen. Den Mädchen flogen die Röcke hoch und wir waren fassungslos über diese Rücksichtslosigkeit. Nach einer langen Kurve sahen wir wieder Rinder auf der Strasse herum laufen und passierten sie sehr vorsichtig. Auf südafrikanischen Strassen darf man eben keine Sekunde lang pennen. In einem kleinen ruhigen Ort sahen wir endlich unseren ersten blauen Chakaranda Baum. Er stand in voller Blüte und sah unbeschreiblich aus. Allerdings kamen wir nicht sehr nah an ihn heran, weil er auf einem Privatgelände stand. In diesem namenlosen Ort entschieden wir uns, die Strasse in Richtung Meer zu nehmen. Es war unglaublich! Innerhalb weniger Kilometer veränderten sich die Landschaft und das Klima. Das Land war nicht mehr so karg und trocken. Wir sahen immer mehr grüne Pflanzen und Bäume und kaum noch schwarze Menschen je näher wir der Küste kamen. Die Gegend wurde umso weißer, je schöner und ertragreicher das Land wurde. In Scottburgh sahen wir keine Wellblechhütten mehr. Hier am Meer waren alle Häuser aus Stein gebaut. Wir suchten uns eine Unterkunft und folgten den Schildern am Strassenrand. Der erste Versuch bei Felix war ein Misserfolg. Das Zimmer war ein richtiges Drecksloch und stank nach Urin. So fuhren wir weiter und entdeckten eine Touristinformation. Dort fragten wir nach einem Zimmer, bekamen jedoch eine falsche Adresse genannt. So suchten wir erst einmal eine ganze Weile, bis wir endlich vor dem richtigen Haus standen. Ein schwarzes Hausmädchen öffnete die Tür, traute sich aber nicht uns herein zu lassen. Sie war vollkommen überfordert und wusste nicht, wie sie sich richtig Verhalten sollte. Es war ihr schon klar, dass sie uns nicht weg schicken durfte. Das hätte ja bedeutet, dass ihre Madam Geld verliert. Herein lassen durfte sie uns aber auch nicht, weil wir ja Fremde waren. Ich überredete sie, zu Uns, in das Auto zu Steigen und zu ihrer Madam zu Fahren. Nur wenige Kilometer entfernt arbeitete die Frau gemeinsam mit ihrem Mann im eigenen Geschäft. Die Beiden verkauften Sicherheitstechnik und waren mit diesem Produkt ganz sicher in einer südafrikanischen Marktlücke. Im Gesicht des Hausmädchens glaubten wir Angst zu Erkennen, als wir vor dem Laden standen. Sie fragte sich jetzt wohl zum wiederholten Mal, ob es wohl Richtig war, mit uns zusammen ihre Madam auf zu Suchen. Die Madam stellte sich als Elise vor und war unglaublich nett. Sie setzte sich sofort in ihr Auto und fuhr voraus, zu ihrem Haus. Dort brachte sie uns in die obere Etage und sagte uns, dass wir alle Räume nutzen dürften. Eigentlich wollten wir vor dem Schlafen noch einmal an den Strand gehen. Doch es begann fürchterlich zu Regnen, so blieben wir im Haus.

© Manfred Billert, 2011
Du bist hier : Startseite Afrika Südafrika von Butterworth nach Scottburgh
Die Reise
 
Worum geht's?:
Im September 2010 waren meine Freundin (K) und ich (M) gemeinsam im Urlaub in Südafrika. Wir sind von Berlin nach Kapstadt geflogen, haben dort ein Auto gemietet und sind dann fast durch das ganze Land gefahren. Dieser Reisebericht ist für alle, die einen ähnlichen Urlaub planen und für alle die gern wissen möchten, was man auf so einer Reise erleben kann. Es gab wirklich eine Menge zu sehen und wir haben viel erlebt. Es war mit Abstand der schönste Urlaub seit vielen Jahren.
Details:
Aufbruch: 02.09.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 21.09.2010
Reiseziele: Südafrika
Der Autor
 
Manfred Billert berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.