Urlaub 2010 in Südafrika
von Mossel Bai nach Plettenberg
Unsere schwarze Gastgeberin hatte sich uns als Salome vorgestellt. Sie zeigte uns am Morgen unseren Platz im Frühstücksraum und begab sich in die Küche. Dort machte sie unser Frühstück. Es war gut, aber längst nicht von der Qualität, die wir aus Struis Bai kannten. Der Frühstücksraum war vollkommen in Lila abgestimmt. Sogar das untere der beiden Tischtücher und die Polster der Stühle harmonierten mit der Wandfarbe. Nach dem Frühstück beluden wir das Auto im leichten Regen. Auf der Fahrt wurde der Regen stärker. Irgendwann stellte ich den Scheibenwischer auf die dritte Stufe. Der Regen wurde fast wagerecht vom Wind über das Land gepeitscht und traf unsere Frontscheibe mit riesigen Tropfen. Zum Glück regnete es nicht lange. In Knysna legten wir einen Stopp am Strand ein. Dieser Strand war unglaublich breit. Wieder entdeckte K schöne Muscheln und nahm sie mit. Der Himmel war bedeckt und der kalte Wind zwang uns in unsere Jacken. Gut eingepackt war es herrlich an diesem Strand. Eine Möwe hatte einen großen Fischkopf gefunden und ließ sich die letzten Reste des Fleisches schmecken. Wir ließen den Wind durch unsere Hosen flattern und achteten darauf, in der Brandung trockene Füsse zu behalten. In der Stadt Knysna parkten wir wieder auf einem bewachten Parkplatz. Die Sonne versuchte die Wolken zur Seite zu schieben, schaffte es aber nur zum Teil. Das Wetter war gut genug für einen Spaziergang und so erkundeten wir den Ort. Überall gab es Nippes für die Touristen. Wir suchten nach einem Fotoladen um einen weiteren Speicherchip für die Kamera zu kaufen. Tatsächlich fanden wir einen solchen Laden. Hier sollte der Chip das Doppelte kosten wie in Deutschland. Dabei hatte er nur die Hälfte der Speicherkapazität wie mein Chip. Das wäre dann ja wohl der vierfache Preis! Von diesem Angebot ließen wir ab und kauften stattdessen für K einen Ledergürtel. Der hielt ihre Hose dort wo sie sein sollte und ließ sie nicht mehr vom Hintern rutschen. In einem Supermarkt versorgten wir uns mit Lebensmitteln und erbarmten uns einer Schokoladentorte, die unbedingt in unseren Einkaufkorb wollte. In einem Elektroladen fanden wir endlich einen Adapter, mit dem wir unsere Akkus am südafrikanischen Stromnetz aufladen konnten. Gut ausgerüstet setzten wir uns in ein Café und K ließ sich ihr geliebtes Getränk schmecken. Bis Plettenberg war es nicht mehr weit. Wir kurvten durch die Strassen der Stadt und suchten nach einer wohlhabenden, schönen Straße und nach den inzwischen vertrauten B & B Schildern. Vor einem schönen Haus hielten wir an und klingelten am eisernen Zaun. Automatisch fuhr das schwer gesicherte Tor zur Seite. Anscheinend hatte uns Jemand mit einer Kamera beobachtet und uns als ungefährlich eingestuft. Es dauerte nicht lange, da erschien ein älterer Herr, der sich als Leo vorstellte. Der Mann war groß, schon sehr alt und hatte immer noch einen festen Händedruck. Er zeigte uns das Zimmer und bot an, uns mit dem Gepäck zu helfen, was wir dankend ablehnten. Das Haus hatte zwei Stockwerke und sehr viel Platz. Leo bewohnte es mit seiner Frau und einem schwarzen Hausmädchen. Unser Zimmer war wunderbar eingerichtet, mit einer Küche und einem tollen Bad. Leo wollte für die Nacht allerdings 600 Rand haben. Das lehnte ich ab und bot 500 Rand. Ohne zu feilschen akzeptierte er mein Angebot. Seine Frau zeigte uns das ganze Haus. Es war geschmackvoll eingerichtet und sehr sauber. Nirgends fand sich auch nur die Spur eines Staubkörnchens. Auf der oberen Außenterrasse hatten sich wilde, schwarze Vögel etwa so groß wie eine Schwalbe, nieder gelassen. Sie waren gar nicht scheu und ließen uns auf Armeslänge heran. Es war ganz leicht diese Vögel zu filmen. Nach dem ich ein wenig geschlafen hatte, ließen wir uns einen Teil der Torte schmecken. Sie war von hervorragender Qualität und bei weitem mehr Wert, als die bezahlten 30 Rand. Ausgeruht und gut gestärkt erkundeten wir die Stadt mit dem Auto. Plettenberg ist auf mehreren Hügeln erbaut und so ging es ständig hoch und runter. In der Innenstadt entdeckten wir einen bewachten Parkplatz und ließen das Auto stehen. Zu Fuss gingen wir in Richtung Meer. Das war nicht zu verfehlen, wir mussten nur einen steilen Berg hinunter laufen. Der Wind hatte sich gelegt und die Sonne herrschte wieder über den strahlend blauen Himmel. Noch ein gutes Stück vor der Küste wurden wir von einem Jungen Mann empfangen, der uns den Weg zu einem Aussichtspunkt zeigte. Von dort hatten wir einen fantastischen Blick über den Strand und die östliche Bucht. Ein Surfer nutzte die Wellen und bot uns ein herrliches Bild. Amerikanische Studentinnen erzählten uns von ihrem Leben hier und fragten uns wo wir hin wollten. Als sie hörten, dass wir bis in den Krüger Park fahren würden, bekam eine von ihnen einen ganz verklärten Blick. Sie war schon einmal dort gewesen und wünschte uns alles Gute für unsere Reise. Wir machten ein paar schöne Aufnahmen von der Küste und wollten jetzt herunter von diesem Aussichtspunkt und endlich an den Strand. Der junge Mann, der uns den Weg zum Aussichtspunkt gezeigt hatte, erbot sich uns den Weg zum Strand zu zeigen. Er behauptete, dass der Weg für uns allein zu gefährlich sei. Wir glaubten ihm und vertrauten uns ihm an. Er führte uns den Berg hinunter über ein paar rutschige Felsen, unter dornige Sträucher hindurch, über Wurzeln und Steine an die Küste. Allerdings hatte er uns nicht an den Strand geführt, sondern auf eine felsige Klippe. Als wir auf das Meer schauten blieb uns der Mund offen stehen. Weniger als dreißig Meter von uns entfernt spielten zwei riesige Wale im Wasser. Eine Möwe schoss vom Himmel herab und hackte einem der Wale ein Stück Haut aus dem massigen Körper. Mit ihrer Beute machte sie sich davon. Der Wal nahm diesen unfreundlichen Akt anscheinend gar nicht war und ließ sich nicht stören. Wir ließen diese unwirkliche Szene auf uns wirken und genossen den Anblick in vollen Zügen. Es war fast Windstill, doch das Meer war noch nicht zur Ruhe gekommen. Immer noch schickte der Ozean hohe Wellen an die Küste. Ein paar Schritte entfernt standen ein paar Angler auf dem Felsen. Wellen schlugen an dieser Stelle gegen die Steine und das Wasser spritzte viele Meter hoch. Den Walen machten die Wellen nichts aus. Einer drehte sich auf den Rücken und streckte seine Brustflossen aus dem Wasser. Der andere schwamm unter ihm hindurch und sie rieben sich an einander. Als sie die Luft ausstießen, war das Geräusch deutlich zu hören. Fast war es so, als könnten wir den feuchten Atem körperlich spüren. Sie waren uns so unglaublich nah und wir hatten einen herrlichen Blick auf diese Tiere. Sie ließen sich einfach treiben und ignorierten uns vollkommen. Wir gingen so nah an das steile Ufer heran, wie wir nur konnten und die Kamera glühte. Zum ersten Mal hatten wir Wale in De Kelders gesehen, dann am Kap Agulhas, doch das hier in Plettenberg übertraf Alles! Die Wale waren uns so nah, dass selbst ein Kind einen Ball bis zu ihnen werfen konnte. Deutlich sahen wir die Muscheln auf ihrer Haut. Besonders in der Nähe ihres riesigen Maules hatten sie sich festgesetzt. Mit seinem kleinen Auge schaute einer der Wale zu uns herüber um sich gleich darauf wieder seinem Partner zu widmen. Die Walfänger hatten diesen Tieren den Namen Southern Right Wale gegeben. Das war damals für sie eben genau der richtige Wal. Er war nicht zu groß und nicht zu klein, ließ sich gut verarbeiten und brachte ihnen eine Menge Lampenöl ein. Dazu kam er auch noch in großen Mengen vor. Ich dachte an die Japaner, die mit ihrer Walfangflotte eben jetzt vielleicht nur ein paar hundert Kilometer südlich auf genau solche Wale Jagd machten und es schauderte mich. Der Wal hatte mich angesehen. Es war nur ein kurzer Augenblick, aber es hatte mir genügt, zu erkennen dass dieses Tier weder in eine Lampenschale noch in ein japanisches Kühlhaus gehörte. Weil wir den Rückweg nicht nach Sonnenuntergang antreten wollten, mussten wir schweren Herzens aufbrechen und uns von den Walen verabschieden. Langsam stiegen wir den Berg hinauf und ließen die Erlebnisse des Tages auf und wirken. Die schräg stehende Sonne warf ein herrliches Licht auf die Blumen und Pflanzen in den gepflegten Vorgärten. Wieder sammelte K unbekannte Samen ein und verstaute sie in ihrer Jackentasche. Wir hatten uns alles Mögliche angesehen, aber nicht auf den Boden geschaut und so begann es zu stinken, als wir wieder im Auto saßen. K war in einen Hundehaufen getreten und hatte das Zeug noch am Schuh. Ich hielt am Strassenrand und wir schauten uns nach einem geeigneten Platz um, an dem wir die Scheiße loswerden konnten. Kaum stand unser Auto still, kam ein Südafrikaner zu uns herüber und sagte uns, dass wir ein wenig verloren aussehen würden und fragte ob er helfen könne. Ich erklärte ihm, dass K in einen Hundehaufen getreten war und dass wir deshalb verloren aussahen. Wir lachten zu Dritt und ich fuhr weiter, nach dem wir einen Teil der stinkenden Masse von dem Schuh entfernt hatten. Alles konnten wir nicht ab kriegen, es saß zu fest im Profil. Vor unserer Herberge erwartete uns Leo und begrüßte uns freudig. Wir erzählten ihm von unserem Missgeschick und er ließ sich sofort den Schuh geben und ging damit in den Garten. Mit dem Wasserschlauch und einer Bürste rückte er dem Schuh zu Leibe. Blitzblank übergab er ihn mir und reinigte noch seinen Waschplatz, während ich K ihren Schuh brachte. Sie roch daran und entschied, dass der Schuh wenigstens für diese Nacht vor der Tür bleiben musste. Nach Sonnenuntergang aßen wir noch ein Wenig und schliefen dann hervorragend in dem herrlichen Bett.
Aufbruch: | 02.09.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 21.09.2010 |