Urlaub 2010 in Südafrika

Reisezeit: September 2010  |  von Manfred Billert

von Scottburgh in den Hluhluwe-Umfolozi Park

Giraffe im Hluhluwe-Umfolozi Park.

Giraffe im Hluhluwe-Umfolozi Park.

Früh am Morgen sind wir erwacht und haben aus dem Fenster geschaut. Der Regen hatte aufgehört. Nur ein paar dunkle Wolken wurden vom Wind über den afrikanischen Himmel geschoben. Schnell zogen wir uns an und gingen runter an den Strand. Dabei hatten wir die Wahl, über den heiligen Golfrasen zu laufen oder einen langen Umweg, um den Golfplatz herum zu laufen. Wir entschieden uns, trotz der Verbotsschilder über den Rasen zu laufen und ignorierten die strafenden Blicke der frühen Golfer. Der Strand war breit, flach und von einer wilden Schönheit. Die Wellen schlugen mit Macht an das Ufer. Es war so laut, dass wir uns anschreien mussten. Wieder sammelte K Muscheln und spielte mit den Wellen, die tosend an das Ufer brandeten. Immer wieder wich sie den heran rollenden Wellen aus, ging vor und hüpfte zurück, wenn das Wasser an den Strand schlug. Noch während ich sie dabei filmte, und mir dachte, dass sie aufpassen solle, erwischte mich selbst eine Welle und durchnässte einen meiner Schuhe. Auf dem Rückweg wurden wir von einer weißen Frau angesprochen, die eine kleine Spende oder wenigstens eine Zigarette oder ein Bier haben wollte. Wir hatten die Frau bereits Gestern in dem kleinen Ort gesehen, sie aber für eine normale Passantin gehalten. Jetzt bemerkten wir, dass sie keine Schuhe besaß und auch sonst nicht viel hatte, was sie ihr Eigen nennen konnte. Sie war vom Wind zerzaust, leicht angetrunken und ging mit ein paar jungen Männern fort, nach dem wir ihr nichts gegeben hatten. Sie war die erste Weiße, die wir auf der untersten Stufe der südafrikanischen Gesellschaft gesehen hatten. Auf unserem Weg zum Frühstück sahen wir mehrere Webervögel in einer Palme. Sie bauten an ihren kunstvollen Nestern und versuchten ein Weibchen in die Behausungen zu locken. Es war unglaublich spannend, sie zu Beobachten und dabei zu Filmen. Mehrere fertige Nester lagen am Boden unter der Palme. Ich weiß nicht, ob die Webervögel sie nur schlampig befestigt hatten, oder ob der Wind sie herunter gerissen hat. Jedenfalls wurden diese am Boden liegenden, kunstvollen, aus Grashalmen gewebten Nester zu unserer Beute. Wir nahmen sie mit und gingen frühstücken bei Elise. Ich weiß wirklich nicht, ob sie alle ihre Gäste so bewirtet wie uns. Wir fühlten uns bei Elise wie... Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Die Frau hatte wirklich Stil. Sie war unaufdringlich und von einer derartigen Herzlichkeit, dass wir glaubten sie schon viele Jahre zu kennen. Der Raum war unglaublich geschmackvoll eingerichtet. Die Fenstervorhänge passten zu den Möbeln, die Blumen und Pflanzen passten zu der geschnitzten Holzvertäfelung an den Wänden und den geschnitzten Stühlen. Das Besteck passte zum Geschirr, auf den Tellern lagen frische Blüten, die farblich zur Kleidung von Elise passten. Im Hintergrund lief leise eine schöne Musik, passend zur Stimmung in diesem Haus. Elise servierte uns richtig guten Kaffee, Tee, selbst gemachte Konfitüre und deutsches Brot. Wer sich bereits mehrere Tage im Ausland von Kuchen und pappig weichem Toastbrot ernähren musste, weiß was ich meine. Deutsches Brot ist eine Köstlichkeit, wenn man es im Ausland vermisst. Elise hatte dieses Brot selbst gebacken. Nur für uns!!! Wir ließen uns viel Zeit und genossen das Frühstück. Sie setzte sich nach einer Weile zu uns, ohne selbst etwas zu Essen und unterhielt sich mit uns. Wir sprachen über unsere Reise und Elise erzählte von ihren Reisen. Am Ende packte sie uns das restliche Brot ein, weil sie gesehen hatte wie sehr es uns schmeckte. Wir haben in Südafrika viele nette Menschen kennen gelernt. Elise blieb uns in ganz besonderer Erinnerung. Sie verabschiedete uns mit einem Lächeln und einem dicken Lunchpaket. Wir dachten später noch oft an Elise und an das schwarze Hausmädchen, das offensichtlich einen höllischen Respekt vor ihrer Madame hatte. Bereits kurz hinter Durban kam die Sonne heraus und es wurde ein herrlicher Tag. Der Verkehr auf der Strasse wurde immer weniger und wir kamen unserem Tagesziel sehr schnell näher. Bereits gegen Mittag erreichten wir den Hluhluwe-Umfolozi Park. Noch bevor wir in den Park hinein fuhren, sahen wir die ersten Zebras. Wir freuten uns auf die vielen Tiere, die wir erst im Innern des Parks sehen würden. Kaum hatten wir das Eingangstor passiert, kam uns ein riesiger Elefantenbulle entgegen. Er war viel größer als die Elefanten in Addo und bot uns einen unglaublich schönen Anblick, wie er so stolz daher kam. Weil der Tank unseres Autos fast vollkommen leer war, mussten wir in den südlichen Teil des Parks fahren. Dort sollte die einzige Tankstelle des Parks stehen. Unterwegs sahen wir eine Giraffe und weitere Zebras. Diese Tiere hatten wir in Addo nicht gesehen. Hluhluwe gefiel uns auf Anhieb sehr gut. Über die Tankstelle schmunzelten wir, denn es war nur eine mit Schilf gedeckte Hütte mit einer einzigen Zapfsäule. Der Tankwart war ein freundlicher Mann, der sich gern mit uns unterhielt. In der Rezeption fragte ich nach einer Unterkunft im Park. Ein Chalet war noch frei und ich sagte zu, noch bevor ich den Preis gehört hatte. Ich wollte unbedingt im Park übernachten und nicht draußen ein Zimmer suchen. Das Chalet sollte umgerechnet 120 Euro pro Person und Nacht kosten. Unaufgefordert schaute die Dame noch einmal in ihren Computer und bot mit noch ein Rondeval für 30 Euro pro Person und Nacht an. Sie entschuldigte sich dafür, dass dieses Haus am anderen Ende des Parks, ganz im Norden stand. Ich lächelte sie an und wählte das preiswerte Rondeval im Norden. Wir ließen uns für Fahrt viel Zeit und luden unterwegs einen Affen zum Fotochooting ein. Die abwechslungsreiche Landschaft und die vielen verschiedenen Tiere gefielen uns sehr. Wir trafen Impalas, Giraffen, Büffel, Gnus, Elefanten, Zebras, Warzenschweine und einen unsichtbaren Löwen. Der Löwe lag im hohen Gras und wurde von mehreren Autos belagert, so wie wir das bereits aus Addo kannten. Egal wie wir unser Auto auch hin stellten, wir konnten keinen einzigen Blick auf den Löwen werfen, geschweige denn ein Foto machen. Er blieb vom hohen Gras und den anderen Autos verborgen. Weil wir wussten wie viel Ausdauer Löwen haben, wenn sie faul irgendwo herum liegen, beschlossen wir weiter zu fahren. Sollten die Anderen ihm ruhig beim Schlafen zu sehen. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir das Hilltop Camp. Unsere Hütte war sehr klein, mit Schilf gedeckt und kreisrund. Wir hatten solche Hütten schon gesehen und uns gewünscht, einmal eine solche Hütte zu betreten. Jetzt konnten wir sogar eine ganze Nacht darin wohnen. Sie war sehr einfach ausgestattet, hatte weder eine Dusche, noch eine Toilette, war aber sehr sauber und hatte gute Betten. Als K ihr Gepäck in die Hütte brachte, wurde sie von einigen Impalas besucht. Die Tiere lebten innerhalb des Camps und dachten gar nicht daran, außerhalb des schützenden Zauns, die Nacht mit den Löwen zu verbringen. Sie waren an Menschen gewöhnt und kein bisschen scheu. Die Sonne war schon fast unter gegangen als wir endlich fertig waren und alles eingeräumt hatten. Wir schauten zur Uhr und wollten die restliche Zeit nutzen, bevor das Tor des Camps geschlossen würde. So stiegen wir ins Auto und fuhren schnell noch einmal los, in den Park. Schon nach wenigen Kilometern sahen wir auf einem Bergrücken Gnus. Ihre Körper wirkten im Halbdunkel wie Scherenschnitte, die sich vor dem Hintergrund des immer dunkler werdenden Himmels noch deutlich absetzten. Nur wenig später filmten wir auf einem anderen Berg Büffel. Es war jetzt so dunkel, dass wir sie kaum noch erkennen konnten. Diese Büffel in der Nacht zu erleben, waren unglaublich spannend für uns. Als wir nur noch mit Hilfe unserer Autoscheinwerfer sehen konnten, fuhren wir ins Camp zurück und gingen in die Hütte. Ich stellte fest, dass ich die Kamera im Auto vergessen hatte und ging sie holen. Auf dem Rückweg vom Auto zur Hütte sah ich zufällig zu den Sternen am Nachthimmel des Südens. Als ich den Mond entdeckte, machte mich der Anblick sprachlos. Schnell holte ich K und zeigte ihr meine Entdeckung. Die Mondsichel war sehr hell obwohl sie nur sehr dünn war. Sie lag auf dem Rücken und beide spitzen Enden zeigten senkrecht nach Oben. Genau unter dem Mond stand ein sehr heller Stern und bildete mit den beiden Spitzen der Mondsichel ein Dreieck. Das Bild war so ungewohnt, so hell und so schön, wie wir es nie erwartet hätten. Nur wenige Sekunden konnte ich mit meiner Kamera einfangen, dann schob sich eine Wolke davor und beendete die Vorstellung. Mit der Kamera auf einem Stativ, legte ich mich auf die Lauer und warte auf eine weitere Chance, für eine Aufnahme. K brachte mir eine heiße Tasse Tee hinaus und so wartete ich auf eine Lücke in den Wolken und einen weiteren Blick auf den Mond. Nach einer Stunde wurden die Wolken immer dichter und so gab ich es auf und ging hinein. Wir genossen das Brot von Elise, schauten uns die Bilderausbeute des Tages an und schliefen sehr gut in unserer Rundhütte. Erst ein paar Tage später gelang es mir erneut die Kamera auf den Mond zu richten. Er war jetzt etwas voller, lag aber immer noch auf dem Rücken.

© Manfred Billert, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im September 2010 waren meine Freundin (K) und ich (M) gemeinsam im Urlaub in Südafrika. Wir sind von Berlin nach Kapstadt geflogen, haben dort ein Auto gemietet und sind dann fast durch das ganze Land gefahren. Dieser Reisebericht ist für alle, die einen ähnlichen Urlaub planen und für alle die gern wissen möchten, was man auf so einer Reise erleben kann. Es gab wirklich eine Menge zu sehen und wir haben viel erlebt. Es war mit Abstand der schönste Urlaub seit vielen Jahren.
Details:
Aufbruch: 02.09.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 21.09.2010
Reiseziele: Südafrika
Der Autor
 
Manfred Billert berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.