Urlaub 2010 in Südafrika
von Addo nach Butterworth
Früh am Morgen wurden wir von dem bereits gewohnten Geschrei der Ibisse geweckt und sind ohne Frühstück ins Auto gestiegen. Wir wollten die Tiere vor dem grossen Andrang der anderen Touristen sehen und den fast leeren Park für uns allein haben. Überall waren die Tiere bei der Morgenmalzeit. An einem Wasserloch entdeckten wir zwei männliche Löwen. Sie lagen einfach nur faul da. Einer der Beiden war wenigstens so nett und zeigte uns kurz die Zähne. Bei den Löwen hatten sich trotz der frühen Stunde bereits mehrere Autos eingefunden. Jeder lauerte darauf, dass die Löwen aufspringen würden um ein Tier zu reißen. Doch die Löwen sahen sehr gesättigt aus und dachten gar nicht an eine Jagd. Sie lagen einfach nur da und ruhten in sich Selbst. Wir zählten unsere Löwen zusammen und stellten fest, dass wir mit diesen Beiden und Denen von gestern Abend nun 60 % aller Addo Löwen gesehen hatten. Ein Schakal lud uns ein, ihn eine Weile zu begleiten. Ganz langsam fuhren wir über eine lange Strecke hinter ihm her. Er erschreckte sich vor einer Elster, knabberte hier ein Insekt, roch dort ein einem Busch und zeigte uns, wie so den Tag verbrachte. Als er sich zum Koten hin hockte, verließen wir ihn diskret. Es gab viele Tiere in Addo zu sehen. Schildkröten ließen sich viel Zeit bei allen ihren Geschäften, Kudus stellten sich neben die Strasse, dass wir sie gut filmen konnten während Warzenschweine lieber unter sich waren. Wieder sahen wir Elefanten. An diesem Morgen erprobten die jungen Tiere ihre Kräfte beim freundschaftlichen Rüsselringen. Sie drückten und schoben bis Einer nachgeben musste. Das Ganze war jedoch nicht ernst gemeint und kein Tier legte es darauf an, den Partner zu verletzen. Es war wirklich ein freundschaftliches Kräftemessen. Als der Park sich mit Besuchern füllte, fuhren wir zu unserem Charlet und frühstückten auf der Terrasse, mitten unter den räuberischen Vögeln. Inzwischen hatten wie wieder Strom und konnten unsere Akkus aufladen. Nach dem wir das Gepäck im Auto verstaut hatten, verabschiedeten wir uns von den Vögeln und fuhren zur Rezeption. Dort gaben wir den Schlüssel ab und machte uns wieder auf den Weg. Wir wären gern noch länger in Addo geblieben, aber die heutige Tagesetappe war sehr lang. Mir ging es nicht gut. Ich hatte immer noch Fieber und als es mir dann vor den Augen schwamm, fuhr ich an den Strassenrand. K übernahm das Lenkrad und ich saß auf dem Beifahrersitz. Ich bin ein wirklich lausiger Beifahrer!! Auf der falschen Strassenseite zu fahren und dort nicht selbst das Lenkrad in der Hand zu haben, trieb mir den Angstschweiß nicht nur auf die Stirn. Nach einer Stunde war am ganzen Körper durch geschwitzt und nervte K mit meinen Kommandos. "Fahr ein bisschen weiter in die Mitte! Fahr nicht so schnell! Mach dies! Mach das!" Es dauerte nicht lange und K hatte die Faxen dicke. Weil es mir wieder deutlich besser ging, fuhr sie an die Seite und setzte sich wütend auf den jetzt durch geschwitzten Beifahrersitz. Schweigend fuhr ich weiter und schämte mich, wie ich mich benommen hatte. Über Grahamstown fuhren wir auf der N2 immer weiter in Richtung Osten. Unterwegs kam uns ein dreispänniges Eselsgespann mit einem kleinen Wagen entgegen. Wir staunten nicht schlecht. Gleich darauf sahen wir Kühe auf der Strasse. Diese Strasse war mit 120 kmh ausgeschildert. Wir stellten uns gerade vor, wie es wohl ausgehen würde, wenn wir so eine Kuh auf der Motorhaube liegen hätten. Kaum hatten wir es ausgesprochen, sahen wir eine Kuh im Strassengraben. Sie streckte alle vier Beine in die Höhe und war bestimmt schon eine ganze Weile tot. Bei King Williamstown bogen wir auf die Nebenstrasse R63 ab um eine Abkürzung zu nehmen. Wir waren an diesem Tag erst gegen Mittag los gefahren. Nach mehr als fünf Stunden Fahrt sank die Sonne über dem Horizont und wir hatten noch keine Unterkunft. So beschlossen wir in der nächsten Stadt an zu halten. Der Tank war auch leer und so waren wir froh, als wir endlich eine Stadt in dieser menschenleeren Gegend erreichten. Die Tankstelle in Butterworth war anders als alle anderen Tankstellen, die wir bisher gesehen hatten. Die Zapfsäulen waren verdreckt, am Boden schwamm Benzin und nur ein einziger Helfer in blauer Hose mit zerrissenem T-Shirt kümmerte sich um unser Auto. Im Shop der Tankstelle bezahlte ich die Rechnung und versuchte nach einer Unterkunft zu fragen. Doch die junge schwarze Frau verstand mich nicht. Es war das erste Mal, dass ich in Südafrika Jemanden traf, der kein Englisch sprach. Vor der Tankstelle saß ein sehr ärmlich gekleideter alter Mann auf einer verrosteten Bank. Er stotterte so sehr, dass ich ihn kaum verstehen konnte. So hielt ich mich an die Richtung, die er mir mit der Hand gewiesen hatte und folgte der löcherigen Strasse durch die ärmliche Stadt. Bis jetzt hatten wir im ganzen Ort noch keinen einzigen Weißen gesehen. Viele schwarze Männer und Frauen hatten gerade Feierabend und bevölkerten die Strasse. Sie schauten uns merkwürdig an, so als würden wir nicht hier her gehören. Hinter den Bahnschienen bogen wir rechts ab und versuchten erneut Jemanden zu fragen, wo diese mysteriöse Bleibe sein könnte. Ich stieg aus dem Wagen und fragte mehrere Leute. Die meisten sprachen kein Englisch, andere wussten nicht, wo wir die Unterkunft finden könnten. Ich stieg wieder ins Auto und ein wenig ratlos fuhren wir weiter. Nach B & B Schildern brauchten wir hier nicht zu suchen. Es gab überhaupt keine Schilder in dieser Stadt. Dann entdeckte ich einen weißen Mann am Strassenrand und trat auf die Bremse. Auch dieser Mann sprach nur schlecht Englisch, seine Muttersprache war Afrikans. Doch er wusste genau wo wir gut übernachten konnten. Geduldig erklärte er mir mehrfach den Weg. Freundschaftlich verabschiedete ich mich, stieg ins Auto und fuhr einen steilen Berg hinauf. Der Berg war so steil, dass ich den zweiten Gang nehmen musste. Nach wenigen Minuten waren wir oben angelangt und der Armut der Unterstadt entflohen. Ach hier Oben gab es keine Weißen, aber die Gegend sah nicht so ärmlich aus wie der Stadtteil zuvor. Glücklich entdeckten wir die Einfahrt zu einem Hotel. Peles Guest House stand am Eingang. Genau diesen Namen hatte der stotternde Alte an der Tankstelle in seinen Bart gemurmelt. Wir klingelten am Tor, fuhren in den Hof hinein und gingen zur Rezeption. Monika, eine gestandene Frau mit ca. 100 Kg auf ihren Hüften, empfing uns freundlich. Sie nahm mehrere Schlüssel vom Hakenbrett und zeigte uns vier verschiedene Zimmer. Alle Zimmer waren sehr sauber und gut ausgestattet. Wir entschieden uns für ein Zimmer welches 500 Rand kostete. Während wir noch den dichten, schwarzen Damenbart auf Monikas Oberlippe bewunderten, kam der weiße Mann den wir nach dem Weg gefragt hatten, völlig ausser Atem um die Ecke. Er wollte nur schauen, ob wir das Hotel auch wirklich gefunden hatten. Dafür war er den steilen Berg hinauf gerannt. Als er sah, dass alles in Ordnung war, winkte er und verabschiedete sich wieder. Wie es aussah waren wir seit vielen Jahren die einzigen weißen Besucher in diesem Hotel in Butterworth, Schwarzafrika. Uns hat es sehr gefallen. Das Hotel war sehr ruhig und hinter der hohen Mauer fühlten wir uns sicher wie in Fort Knox. Wir waren schließlich nicht nach Südafrika geflogen um hier das deutsche Brauchtum zu pflegen, wir wollten das Land sehen, so wie es ist. Nach dem Essen und der Sichtung der Tagesausbeute unserer Bilder und Filme gingen wir schlafen.
Aufbruch: | 02.09.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 21.09.2010 |