Urlaub 2010 in Südafrika
von Shingwedzi zu Werners Rinderfarm
Am Morgen haben wir schon früh unser Auto beladen und sind gegen 7.00 in den Park gestartet. Der Fluss Shingwedzi führte zu dieser Zeit nur wenig Wasser. Wir fuhren am Fluss entlang und sahen als erstes mehrere alte Büffel. Diese Bullen waren anders als alle Büffel, die wir bisher gesehen hatten. Sie waren riesig und hatten überall an ihren Körpern Narben. Ihre Ohren waren von Rangkämpfen und Löwenangriffen zerfetzt, als hätte sie Jemand in viele Streifen geschnitten. Sie zeigten überhaupt keine Angst. Selbstbewusst standen sie da und prüften den Wind, als wir nur fünf bis zehn Schritte neben ihnen parkten. Mit ihrer Körpersprache sagten sie uns deutlich, dass wir es ja nicht wagen sollten, aus dem Auto zu steigen. Ihre Ruhe und Selbstsicherheit war wirklich beeindruckend. Nach dem sie sich nicht mehr filmen lassen wollten und sich in die Büsche verzogen, fuhren wir weiter und sahen unglaublich viele Tiere. Im Fluss schwammen Krokodile und Flusspferde. Wir beobachteten ein Krokodil, das direkt neben uns aus dem Wasser stieg und sich zum Sonnenbad an das Ufer legte. Die Flusspferde hielten sich an einer sehr breiten Stelle des Flusses auf. Dort hörten wir sie schon von weitem, wie sie die Luft aus ihren Nasenlöchern bliesen und dabei, wie Wale, eine kleine Wasserfontaine in die Luft schickten. Mit frischer Luft in ihren Lungen tauchten sie ab und blieben eine Weile unter Wasser. Ein Stück abseits spielten ein paar junge Flusspferde. Wir konnten sehen, wie viel Spass sie bei ihrem Spiel hatten. Es war so schön sie dabei zu beobachten. Büffel kamen an die gegenüber liegende Uferseite zum Trinken und ein Löffelreiher suchte seine Nahrung im flachen Wasser. Die vielen Tiere am Shingwedzi waren so beeindruckend! Wir waren sehr froh, dass wir den Abstecher in den Norden des Krüger Parks unternommen hatten. Doch langsam drängte die Zeit. Unser Urlaub neigte sich dem Ende entgegen und wir hatten noch eine lange Strecke vor uns. So weit wie nur möglich wollte ich innerhalb des Parks in den Süden fahren. Auch wenn wir im Krügerpark nur 50 kmh fahren konnten, wollten wir doch noch so viele Tiere wie möglich sehen. Besonders viele Tiere haben wir auf der fahrt in den Süden nicht gesehen. Dafür waren sie spektakulär. Als erstes sahen wir die riesigen Büffelbullen wieder. Sie lagen entspannt im Gras und kauten ihre Mahlzeit noch einmal durch. Dann begegneten uns Elefanten, ein Nashorn und ein Löwenpaar. Die Löwen lagen direkt an der Strasse im Schatten eines Gebüschs und versuchten die Mittagshitze mit so viel Ruhe und Bewegungslosigkeit wie möglich zu überstehen. Die Löwin hatte sich in der Nacht wohl einen Kampf mit einem anderen Tier geliefert. Sie war im Gesicht leicht verletzt. Die Wunden bluteten nicht mehr, waren aber auch noch nicht verschorft. Eine Fliege saß auf ihrer Stirn direkt in einer Wunde und legte dort ihre Eier ab. Ein wenig später filmten wir Pferdeantilopen. Die hatten wir nie zuvor gesehen und wussten zu der Zeit auch nicht, wie die Tiere hießen, die wir gerade gefilmt hatten. Im Camp Letaba holten wir noch einmal Geld vom Automaten und ergänzten unsere Vorräte im Shop. Weiter ging es nach Süden, an einer Elefantenherde vorbei. Die großen Tiere tranken aus einem Wassertank aus Beton, während die Jungtiere gefrustet daneben standen, weil ihr Rüssel nicht lang genug war. Sie waren einfach zu klein und kamen nicht an das Wasser heran. Am Horizont zog eine riesige Zebraherde vorbei. Es war die größte Herde, die wir in Afrika gesehen hatten. Auf einem Baum grüßte uns ein Adler. Gegen 16.00 Uhr sind wir dann durch das Orpen Gate zum letzten Mal aus dem Krügerpark heraus gefahren und haben uns außerhalb des Zaunes nach einer Unterkunft umgeschaut. Die Strasse ging immer nur geradeaus und führte in die Berge. Kurz bevor wir die Berge erreichten, folgte ich einem Schild an der Strasse zu einer Lodge. Das Eingangstor war verschlossen und wurde von einem sehr mürrischen schwarzen Mann in Uniform bewacht. Gründlich schaute er in unsere Gesichter und durch die Fenster in unser Auto. Dann holte er ein Handy aus der Hosentasche und fragte bei seinem Boss, ob er uns herein lassen sollte. Schließlich öffnete er das Tor und winkte uns hindurch. K war ein wenig ängstlich. Der Mann hatte wirklich etwas Bedrohliches an sich und am Liebsten wäre sie weiter gefahren. Als wir dann die gepflegten Rundhütten sahen, schwanden alle Bedenken. Niemand, der böse Absichten hatte, würde so schöne Rundhütten auf seiner Farm bauen, um die Gäste dann zu Berauben. Als Werner dann auf seinem Geländemotorrad kam und uns den Schlüssel für die Hütte gab, schwanden auch die letzten Bedenken. Werner war mit Leib und Seele Farmer und hatte mit Menschen nicht viel im Sinn. Er war gehemmt, mochte sich nicht unterhalten und wirkte wie ein schüchterner Schuljunge, obwohl er bestimmt schon 35 Jahre alt war. Verlegen lachte er und verabschiedete sich auch gleich wieder, nach dem er uns die Hütte von innen gezeigt hatte. Seine Rinder brauchten ihn. Wir hatten auf unserer Reise bereits viele schöne Häuschen gesehen. Doch diese Rundhütten waren mit so viel Liebe zum Detail eingerichtet, dass es uns wirklich umhaute. Waren die Hütten in den Parks doch eher karg gewesen, war diese hier mit antiken Möbeln bestückt, besaß ein Bad und ein Himmelbett. Überall hatte eine weibliche Hand dekorative Spuren hinterlassen. Am Boden lag das Fell einer gefleckten Kuh, während an den Wänden Felle von Wildtieren hingen. Auf den Regalen an der Wand standen afrikanische Gefäße, die jeder Kunstgalerie Ehre gemacht hatten. In einem Glas stand ein großes Bündel schwarz weißer Stacheln. Sie stammten von einem oder mehreren Stachelschweinen. Die Bettwäsche und die Decken waren ein Traum von Afrika. Die Küche war etwas ganz Besonderes. Sie war in eine andere Rundhütte integriert und wurde von den Bewohnern aller fünf Rundhütten genutzt. Die Küchenhütte war halb offen. An der Rückwand standen die Küchenschränke und Geräte, wie Kühlschrank und Herd, während in der Mitte ein Tisch mit Stühlen stand. In dieser Küche fragte uns eine junge Frau nach einem Korkenzieher. Ich sagte ihr, dass ich einen in meiner Reisetasche hätte und ihn ihr gleich bringen würde. Sie stellte sich als Claudia aus Holland vor und zeigte uns, einen Tisch mit zwei Sitzbänken im Garten. Dort hatte ihr Mann Marcel eine Flasche Wein auf den Tisch gestellt. Er lud uns ein, den Wein mit ihnen zu trinken. Wir ließen uns nicht lange bitten und holten unsere Vorräte heraus und luden die Beiden ein, mit uns zu Essen. Es wurde ein wirklich schöner Abend mit vielen erzählten Erlebnissen und Abenteuern. Unsere Hüttennachbarn waren Flugbegleiter bei KLM und schon oft in Südafrika gewesen. Am nächsten Morgen wollten sie in den Krügerpark und wir zeigten ihnen ein paar Aufnahmen des letzten Tages.
Aufbruch: | 02.09.2010 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 21.09.2010 |