Urlaub 2010 in Südafrika

Reisezeit: September 2010  |  von Manfred Billert

von Port Elisabeth nach Addo

Im Addo Elfantenpark sind Elefanten garantiert.

Im Addo Elfantenpark sind Elefanten garantiert.

Erst um 8.00 Uhr sind wir am nächsten Morgen erwacht. Nach dem Frühstück beluden wir das Auto und machten uns auf den Weg. Der Zettel unserer Wirtin lotste uns aus der Stadt. Danach benutzten wir wieder unsere Landkarte und fanden dieses Mal problemlos die Strasse zum Addo Elefantenpark. Auf dem Weg dort hin jagte ein Lastwagen auf der sehr schmalen Landstrasse hinter uns her. Er fuhr sehr dicht auf, wie ein Wahnsinniger, obwohl die Strasse immer schlechter wurde. Große und sehr tiefe Schlaglöcher, wie ich sie nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte, taten sich vor uns auf. Diese Strasse hätte man in Deutschland sofort gesperrt. In Russland haben die Strassen auch viele Schlaglöcher. Dort hätte sie eine Geschwindigkeitsbegrenzung von maximal 70 kmh bekommen. Gern hätte ich den Laster vorbei gelassen, doch das war nicht möglich. Links und rechts gab es keinen Strassenrand, sondern nur eine sehr tief hängende Kante. Es wäre sehr gefährlich, bei dieser Geschwindigkeit von der Strasse ab zu kommen. Bremsen konnte ich nicht, weil der Laster jetzt nur noch drei oder vier Meter hinter mir fuhr. So rostig und zerbeult wie der aussah, vertraute ich lieber nicht darauf, dass seine Bremsen funktionierten. Seine Stoßdämpfer hatten schon lange aus gedient. Im Rückspiegel sah ich wie er auf der Strasse hin und her schaukelte, wie ein kleines Boot in kabbeliger See. Es blieb mir nur, zu beschleunigen und ihn ab zu hängen. Also trat ich trotz der Schlaglöcher auf das Gaspedal. Doch der Laster blieb dicht hinter uns. Erst als ich schneller als 130 kmh fuhr, wurde der Abstand größer. Vor uns tauchten wieder große Schlaglöcher auf. Ich schaute in den Rückspiegel und machte eine Vollbremsung. Als der Laster ohne zu bremsen heran gedonnert kam, hatte ich so viel Geschwindigkeit verloren, dass ich die Strasse um Haaresbreite vor dem Laster verlassen konnte. Der hohe Absatz von der Strasse, runter auf den Boden, schüttelte uns ordentlich durch. Unser Auto war weniger als eine halbe Sekunde neben der Strasse, als der Laster mit Vollgas an uns vorbei donnerte und eine Staubwolke hinter sich her ziehend verschwand. Es war wie eine Szene aus Mad Max. Kopfschüttelnd fuhren wir wieder auf die Strasse. Bis zu diesem Tag hatten wir die südafrikanischen Strassen lieben gelernt. Sie sind viel besser als die Strassen in Deutschland, - so lange man auf den Hauptstrassen bleibt! Einige Nebenstrassen sind einfach eine Katastrophe. Die Schlaglöcher sind manchmal so groß, dass man problemlos eine tote Kuh darin versenken könnte. Wir fuhren weiter nach Addo und sahen schließlich den äußeren Zaun des Nationalparks. Ein kleiner Affe turnte auf dem Zaun herum und ließ sich nicht stören, als ich ihn filmte. Am Eingang zum Addopark wurden wir von den Park Rangers angehalten. Wir zahlten unseren Eintritt und nahmen uns einen Guide, für 120 Rand. Er stellte sich als Herr Likaja vor, setzte sich zu uns ins Auto und zeigte uns ein paar Tiere. Wir waren beeindruckt und hielte die Investition in den Guide für eine gute Idee. Doch Herr Likaja hetzte uns durch den Park, als gelte es alle Tiere auf einmal zu sehen. Er war erkältet und schniefte genau wie ich. Wir schenkten ihm einige Packungen Taschentücher. Ich wollte von dem Mann so viel wie möglich wissen und fragte ihn aus. Es stellte sich heraus, dass er den Job als Ranger nur deshalb machte, weil er Geld brauchte. Nun gut, das ist ein Grund! Jeder von uns braucht Geld. Ich hatte allerdings erwartet, dass ein Ranger seine Arbeit gern machen würde. Doch Herr Likaja erzählte mir, dass er keine Löwen mochte. Seine Hütte stand direkt neben dem Park, an der Außenseite des Zauns. In dem riesigen Park, der sich über viele Kilometer erstreckte, gab es nur zehn Löwen. Nach der Aussage von Herrn Likaja lagen alle zehn Löwen jede Nacht vor seinem Haus und raubten ihm, mit ihrem Gebrüll den Schlaf. Ibisse konnte er auch nicht leiden, sie weckten ihn jeden Morgen viel zu früh. Bald hatte ich den Eindruck, dass er überhaupt keine Tiere mochte. Nach dem wir den Ranger wieder am Tor abgesetzt hatten, ließen wir uns viel Zeit und erkundeten den Park auf eigene Faust. Hatten wir mit unserem Guide die Tiere immer nur in weiter Ferne oder von Hinten gesehen, sahen wir jetzt ohne ihn eine ganze Elefantenherde am Wasserloch stehen. Sie waren vollkommen entspannt. Eine alte Kuh warf sich mit dem Rüssel roten Sand auf den Rücken. Viele Elefantenbabys drängten sich zwischen ihren Müttern, Tanten und Schwestern. Wir saßen in unserem Auto wie in der ersten Reihe im Kino. Doch hier lief kein Film! Diese Elefanten waren echt! Die Kamera schnurrte und der Fotoapparat klickte. Die Elefanten zogen direkt an unserem Auto, in weniger als zehn Metern Entfernung vorbei. Wir versuchten sie zu zählen, was sich als schwierig erwies. Es waren sicher mehr als 16 Tiere. Als sie im Busch verschwunden waren, fuhren wir weiter und sahen noch viele andere Tiere. Am Abend suchten wir in unser Charlet auf und waren von dieser Unterkunft begeistert. Das Haus lag in einem Kamp, umgeben von einem hohen Zaun, mitten im Addo Park. Es war klein aber sehr geschmackvoll eingerichtet. Lag man auf dem Bett, konnte man von Innen das schöne Schilfdach sehen. An den Wänden hingen afrikanische Bilder, die sehr gut zu den Farben der Bettwäsche passten. K schob die schweren Vorhänge zur Seite und entdeckte eine schöne große Terrasse mit einem Frühstückstisch und bequemen Stühlen. Wir bezogen das Charlet und weil wir den ganzen Tag lang noch nichts gegessen hatten, packten wir auf dem Frühstückstisch erst einmal unser Abendbrot aus. Kaum lag das Brot auf dem Tisch, wurden wir beraubt. Von überall kamen bunte Vögel und klauten von unserem Tisch, was sie nur ergattern konnten. Wir konnten gar nicht schnell genug die Apparate auspacken. Noch während wir am Tisch saßen und es uns schmecken ließen, saßen die Vögel auf dem Tisch und ließen es sich ebenfalls schmecken. Wir legten ihnen extra eine Scheibe Brot hin, an der sie sich kräftig bedienten. K versuchte die Vögel aus der Hand zu füttern während ich sie dabei fotografierte. Diese kleinen gefiederten Gesellen waren einfach zu niedlich. Wie waren völlig relxed und genossen den Ausblick über den Zaun hinweg in den Park. Antilopen, deren Namen wir nicht kannten und Kudus mit ihren gedrehten Hörnern knabberten am Grün der Büsche. Der Blick von unserer Terrasse war unbeschreiblich. Nach dem Essen stellten wir fest, dass wir keinen Strom hatten. Nun ja, wir waren in Afrika. So etwas konnte schon mal vorkommen. Wasser gab es auch nicht genug. Die Strahlen in der Dusche konnte man zählen. Egal, wir waren ja nicht zum Duschen in den Addo Park gefahren. Statt uns zu grämen setzten wir uns ins Auto und fuhren zur Rezeption. Bereits in Deutschland hatte ich per Telefon den Nightdrive gebucht. In der Rezeption schaute ein junger Mann in seinen Computer und bestätigte die Reservierung. Allerdings waren wir zu früh dort. So nutzten wir die Zeit und begaben uns in den Ausguck. Einen überdachten hölzernen Verschlag, aus dem man die Tiere an einem Wasserloch beobachten konnte. Im Moment war allerdings kein Tier zu sehen. Erst als es dunkel wurde, kam ein Nashorn langsam angewackelt. Es war so langsam, dass es bereits stockdunkel war, als es endlich das Wasserloch erreichte. Wir konnten das Tier nur noch schemenhaft erkennen. Trotzdem waren wir glücklich, denn die Nashörner in Addo gelten als extrem scheu und werden nur selten gesichtet. Als es an der Zeit war, begaben wir uns zu dem offenen Lastwagen mit den Sitzbänken auf der Ladefläche. Bevor wir einstiegen, verteilten die Ranger Decken und Regenüberhänge. Wir wickelten uns ein und genossen die windige, kalte Fahrt durch die Nacht. Als Erstes wurde ein Hase von dem starken Scheinwerfer des Rangers eingefangen. Gleich darauf fuhren wir zu einem Wasserloch und entdeckten ein Löwenrudel. Der Fahrer stellte den Motor ab und der Ranger leuchtete die Tiere mit einem Scheinwerfer an. Meine Kamera machte sehr schöne Bilder, trotz der fürchterlichen Lichtführung des Rangers. Einige andere Fahrgäste waren ziemlich sauer auf den Kerl. Er schwenkte so schnell mit dem Licht von einem Tier zum Anderen, dass die meisten Touristen mit ihren Kameras nicht folgen konnten. Sie hatten gar Nichts aufgenommen und gingen Leer aus. Wir sahen an dem Wasserloch drei Löwinnen und ein Männchen. Das waren ganze 40 % aller Löwen im Addo Park. Auf der weiteren Fahrt entdeckten wir Elanantilopen, die größten Antilopen Afrikas. Vor ein paar Jahren hatte man 250 diese Antilopen in Addo ausgesetzt. Viele waren den Löwen zum Opfer gefallen, so dass bei unserem Besuch nur noch 50 von ihnen lebten. Ein wirklicher Höhepunkt dieser nächtlichen Fahrt, war eine Adlereule. Sie sah im Scheinwerferlicht umwerfend aus. Stolz saß sie auf einem Ast und drehte uns den Kopf zu. Mit ihren großen Augen schaute sie uns an, bevor sie die Flügel ausbreitete und davon flog. Auf einem Baum in der Nähe setzte sie sich wieder hin und schaute erneut in die Kamera. Dieses Tier war wirklich beeindruckend.

© Manfred Billert, 2011
Du bist hier : Startseite Afrika Südafrika von Port Elisabeth nach Addo
Die Reise
 
Worum geht's?:
Im September 2010 waren meine Freundin (K) und ich (M) gemeinsam im Urlaub in Südafrika. Wir sind von Berlin nach Kapstadt geflogen, haben dort ein Auto gemietet und sind dann fast durch das ganze Land gefahren. Dieser Reisebericht ist für alle, die einen ähnlichen Urlaub planen und für alle die gern wissen möchten, was man auf so einer Reise erleben kann. Es gab wirklich eine Menge zu sehen und wir haben viel erlebt. Es war mit Abstand der schönste Urlaub seit vielen Jahren.
Details:
Aufbruch: 02.09.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 21.09.2010
Reiseziele: Südafrika
Der Autor
 
Manfred Billert berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.