Südamerika - von Quito bis Rio

Reisezeit: November 2011 - April 2012  |  von Uta Weißel

Ecuador entdecken

Glueckliche Ankunft im Hostal

Glueckliche Ankunft im Hostal

Endlich geht es los
Auf nach Quito

4.11.2011

piieep-piieep-piieep.... der blöde Wecker hört einfach nicht auf und wirft uns gnadenlos um 3:15 Uhr aus dem kuscheligen Bett. Ein langer Tag liegt vor uns im wahrsten Sinne des Wortes. Wir bekommen durch den Zeitunterschied ganze 6 Stunden geschenkt.
Eine Stunde haben wir Zeit bis das Taxi kommt und uns zum Flughafen bringt. Es steht dann auch pünktlich vor der Tür und alles kommt in Gang.
Wir fliegen mit der KLM und das Gepäck wird wie üblich gleich bis zum Zielflughafen Quito durch gecheckt. Die sehr nette Dame am Checkin-Schalter wünscht uns einen schönen langen Urlaub.
Man mag es kaum glauben, aber Punkt 6:00 Uhr hebt der Flieger tatsächlich ab.
Zwischenlandung in Amsterdam, dort geht es mit 40 Minuten Verspätung auf den elfeinhalbstündigen Flug. Der vergeht dann wie im Flug, denn das Bordkino hat reichlich Filme in petto. Insgesamt 3 Spielfilme schaffe ich problemlos, dazwischen gibt es von den netten Stewardessen ganz passables Essen, aber das ist wohl immer wieder Geschmackssache. Von Knabberzeugs, Beef, Pizza und sogar Eis ist alles dabei. Für "Economisten" fühlen wir uns gut umsorgt, denn es gibt zwischendurch ebenso immer mal Getränke und heiße feuchte Tücher.

Landung. Stempel im Pass. Wo ist der Taxistand? Das Taxi soll nicht mehr als 5 Dollar kosten. Das junge Fräulein an der Taxizentrale lässt sich aber nur von 7 auf 6 Dollar runter handeln. Nach solch einem langen Flug habe ich nun keinen Bock auf zähe Verhandlungen wegen einem einzigen Dollar. Also dann eben 6 Dollar. Mit dem Bus wäre die Fahrt zum Hostal zu kompliziert geworden.

Dann geht es rasant mit mehr als 80 Sachen mit dem Taxi durch die Stadt und schwuppdiwupp lädt uns der nicht sehr gesprächsbereite Fahrer an der Pforte vom Hostal "El centro del mundo" ab.
Da will ich nun gleich mein Spanisch testen und er will sich nicht unterhalten....
Im Hostal werden wir ziemlich freundlich empfangen und es geht gleich in unser "Mini-Apartamiento". Ausfüllen müssen wir erst mal nix und nach Geld fragt auch keiner.

Das Zimmer mit Bad und Küche ist zwar ganz heimelig und gemütlich, dafür aber nicht ganz funktionstüchtig. Wir gehen noch vor dem dunkel werden schnell in den nächsten Supermarkt um unser Willkommensbier zu kaufen. Danach offenbaren sich die Schwachstellen: das Licht im Flur vor unserem Apartment und in der Küche geht nicht. Das Wasser in der Dusche nieselt eher lauwarm vor sich hin und da ist wieder mal Improvisation gefragt. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen - improvisieren.
So hängen wir unsere Superstirnlampen auf als Notbeleuchtung und die Dusche dauert dann eben 15 Minuten länger, bis der ganze Körper was vom Wasser hat.
Es wird richtig gemütlich in der kleinen Küche und um 20.00 Uhr Ortszeit fallen wir hundemüde nach einem Gute-Nacht-Bierchen in die Koje.
Hasta manana.

Wir haben tatsächlich 11 Stunden geschlafen und von der Zeitverschiebung merken wir nichts mehr.
Mit dem Licht in der Küche können wir uns selber helfen: es gibt 2 Fassungen. Die, wo die Sparlampe drin steckt, sieht ziemlich marode aus. Wir versuchen es einfach mit der anderen und siehe da, es geht ein Licht auf....wider Erwarten.

Heute wollen wir zur "Ciudad mitad del mundo", zu deutsch: "Stadt der Mitte der Welt" an der Äquatorlinie, die nördlich von Quito liegt.

Unsere nette Hostalempfangsdame schreibt mir die Busverbindung auf. Wir gehen dann mal los.
Wir sollten nur 1 mal umsteigen müssen.
Aber irgendwie sind wir auf die falsche Fährte gekommen und müssen dauernd Leute fragen, wo der richtige Bus abfährt. Wir haben das Gefühl, das uns jeder woanders hinschickt, aber im Nachhinein ist klar, das wir an den jeweiligen Kreuzungen immer den falschen Abzweig genommen haben. Also, ein Versuch noch, ansonsten nehmen wir ein Taxi.
Zwischendurch kaufen wir noch Aspirin. Die kosten hier so gut wie nichts. 10 Pillen mit je 100 mg kosten gerade mal 38 Dollar-Cent.
Plötzlich geht es wie von allein, wenn man erst mal im richtigen Bus sitzt.
Bus fahren ist ja sowieso tausend mal spannender als im Taxi kutschiert zu werden. Man lernt die Menschen und ihre Verhaltensweisen besser kennen. Sozusagen Land und Leute.
Meine Neugierde ist da ungebremst.
Und da muss ich mal sagen, wir fühlen uns wohl hier, denn die Menschen stehen Ausländern oder Touristen wohl gesonnen gegenüber. Überall kann man fragen und man bekommt eine nette hilfsbereite Antwort. Deswegen habe ich mich gleich wieder heimisch gefühlt auf diesem Kontinent.
Allerdings sehen wir auch die Armut. Kinder indianischer Abstammung, die z.B. Süßigkeiten verkaufen müssen, um ihre Familien zu unterstützen.
Auch verwahrloste Bettler treffen wir an, die am Wegesrand an der Strasse sitzen.
Angenehm dagegen sind die Händler hier, die nicht gleich auf jeden potentiellen Kunden los stürmen und ihn bedrängen, was zu kaufen. Da "freue" ich mich ja schon auf Peru.
Wir vergnügen uns nun 2 Stunden auf dem Gelände der "Ciudad mitad del mundo".

Was ein wenig verwirrt: Es sind nur wenig ausländische Touris zu sehen. Fast nur Südamerikaner.
Es herrscht buntes Treiben, viele kleine Kinder, die mit ihren Eltern oder Geschwistern rum toben,
Alles in allem eine angenehme Atmosphäre.
Wir haben Hunger. Die Restaurants auf dem Gelände sind uns zu teuer und so spazieren wir zu den Ständen außerhalb. Wir gönnen uns Reis mit Huhn und Beilage und choclo (gegarter Maiskolben). Es schmeckt hervorragend und kostet alles nur 5,50 Dollar.
So, nach "Mitad del mundo" setzen wir uns in den nächstbesten Bus, der Richtung Zentrum fährt.
Nach ca. 15 Minuten Fahrt sind wir wieder am Ausgangspunkt. Etwas verwundert gucken wir uns an.
Da aber alle sitzen bleiben und nur Leute zu steigen, gehen wir davon aus, dass der Busfahrer und sein Kassierer nur noch Fahrgäste einsammeln wollten. Irgendwann kommen wir im Süden der Stadt an und gehen der Nase nach Richtung Hostal. Wir landen in einem großem Park mit Markttreiben.
Wir kaufen für Gero einen einfachen warmen Poncho. Ach, das Handeln ging zwar schnell, aber macht mir unheimlich Spass.
Nach wiederum einigen Umwegen, kommen wir ziemlich geschafft "zu Hause" an.
Schnell noch in den Supermarkt und dann Essen kochen. Was gibt es wohl????
Na klar, Nudeln mit Tomatensosse und den restlichen Würstchen vom Vorabend, die man kalt einfach nicht essen kann, weil sie so nicht schmecken.
Dafür das Gute-Nacht-Bierchen umso besser.

Nun ist schon Sonntagmorgen, der 6. November
Das Wetter meint es schon seit der Ankunft gut mit uns. Jeden Tag scheint die Sonne, herrliche 20-24 Grad, ab und zu mal Wolken und wenn es regnet, dann nur nachts.
Das soll es erst mal zur Einstimmung gewesen sein. Bilder und weitere Berichte folgen mit 100%iger Sicherheit. Fragt Eure Fragen, was Ihr wissen wollt, dann faellt es leichter zu schreiben, denn ich moechte niemanden langweilen......

Das Hostal-Buero alias Kueche

Das Hostal-Buero alias Kueche

ein Bein im Norden, eins im Sueden

ein Bein im Norden, eins im Sueden

Eroberung der Basilica

6.11.2011

So, heute steht die Altstadt von Quito auf dem Programm.
Am Sonntag ist das ein besonderes Vergnügen, weil die Innenstadt für den Verkehr gesperrt ist und tausende Fahrradfahrer die Straßen in Beschlag nehmen.
Es ist ein einziges Gewimmel.
Groß und klein rasen die Radwege und Straßen entlang, als würden sie ab morgen nie wieder auf das Rad steigen können.

Radfahren im Park

Radfahren im Park

Außerdem hat Quito gerade gefühlte 2 Mio Einwohner, obwohl es nur 1,5 Mio sein sollen.
Die Altstadt ist voller Menschen.
Es herrscht buntes Treiben und überall Kinder mit ihren Familien. Von geburtenschwachen Jahrgängen haben die hier noch nie was gehört.
Die recht gepflegten Parkanlagen sind gut besucht und mit Imbissbuden bevölkert.
Das Essen schmeckt lecker.
Erst laufen wir so ein bißchen zwischen den Menschenmassen herum, allerdings ohne anzuecken. Dann landen wir zufällig in der "La compania de Jesus". Eine Kirche wie im Märchen. Sie scheint innen nur aus Gold zu bestehen. Eine Verzierung an der anderen. Man könnte meinen, die spanischen Eroberer haben hier das ganze geklaute Inkagold verarbeitet. So viel Prunk und Protzerei. Was bleibt da für die armen Leute???
Wir sind aber nichtsdestoweniger beeindruckt.
Dann gehen wir weiter direkt auf die "Basilica del Voto Nacional" zu.

Basilica del Voto Nacional

Basilica del Voto Nacional

Unterwegs beobachten wir weiter das bunte Leben auf der Straße. Was uns auffällt, ist eine gewisse Ruhe. Keine Lautsprecher mit Musik, keiner schreit herum, alles geht fröhlich und trotzdem ruhig ab.

Heiliger Sonntag.

Am Regierungspalast stehen die Leute Schlange. Der ist sonntags für die normale Bevölkerung zur Besichtigung offen. Wir stellen uns erst mal nicht an, gehen dafür lieber was essen.
Wir flankieren ein kleines typisches Familienrestaurant, wo Mama kocht, der Papa serviert, das Menü ganz köstlich schmeckt und für unsere Verhältnisse eigentlich gar nichts kostet.
Für einen 0,3 l Saft, eine ordentliche Schüssel Suppe und ein Hauptgericht bezahlen wir 1,75 Dollar pro Person.
Das sind hier übliche Preise.
Dann bezahlen wir 2 Dollar Eintritt für das Highlight des Tages.
In der "Basilica del Voto Nacional" kann man bis in die Kirchturmuhrspitzen klettern. Das ist allerdings nicht ganz ohne. Man robbt so manche Hühnerleiter nach oben und das setzt Schwindelfreiheit voraus.
Nichts für Weicheier oder schwache Nerven.
Plötzlich stehen wir direkt hinter dem Zifferblatt der Turmuhr.
Leider ist der Akku von der Kamera alle und wir können keine Fotos machen.

Auf halber Höhe in der Basilica befindet sich ein kleines feines Cafe mit wunderbarer Aussicht auf den "Hausberg" der Stadt, den "Panecillo". Da ist ein Kaffee einfach Pflicht und kommt als Belohnung für die Kletterei gerade recht.

Nach unserem Ausflug sind wir ganz schön müde. Da wir uns auf reichlich 2.800m Höhe befinden, kann ich nicht so schnell wie sonst "vorneweg marschieren" und die Luft wird bei etwas Anstrengung schon mal so komisch knapp.
Hoffentlich gibt sich das bald.

So wollen wir auf dem Rückweg noch ein Feierabend-Bierchen mit nehmen, aber die junge Dame an der Kasse lehnt den Verkauf ab, denn sonntags gibt es keinen Alkohol.

Heiliger Sonntag.

Im Supermarkt das Gleiche. Kein Alkohol!

Heiliger Sonntag.

Dann bleibt als letzte Rettung unser Hostal. Zum Glück ist denen der Wochentag egal.....

Heiliger Strohsack, hier gibt es keinen heiligen Sonntag.

Somit endet das erste Wochenende in Südamerika mit herrlichen Ausflugstemperaturen von 20 Grad und wechselnder Bewölkung.

Heute früh am Montagmorgen, den 7. November, hat uns nun doch das Novemberwetter eingeholt.
Es hat nachts geregnet und nieselt immer noch. Wir warten mal ab.
Schließlich hört es auf und trotz Bewölkung gehen wir gegen 9.00 Uhr los Richtung Altstadt.

Die Touri-Info hat immer noch geschlossen. Also warten wir die jeden Montag 11.00 Uhr stattfindende Wachparade vorm Regierungspalast ab. Das ist schon ein Spektakel.
Zuerst marschiert die Kapelle auf und spielt während der ganzen Aufführung einen Marsch nach dem anderen. Dann kommen die Fahnenträger und laufen einmal um den ganzen Platz.
Zu guter Letzt erscheinen die Reiter und nehmen die gleiche Route.

stolzer Reiter bei der Wachparade

stolzer Reiter bei der Wachparade

Alle Beteiligten tragen schniege Uniformen und als alle ihren Stell-Platz gefunden haben, erscheint tatsächlich der Präsident Rafael Correa auf seinem Regierungsbalkon

El Presidente hoechstpersoenlich

El Presidente hoechstpersoenlich

Zwischendurch hat es wieder angefangen zu regnen. Das scheint aber der riesigen Zuschauermenge nichts auszumachen. Mittendrin werden von pfiffigen Verkäufern billige Regencapes an die regenscheuen Menschen verhökert.
Das Ganze dauert dann über eine halbe Stunde und bevor wir durchweichen, gehen wir über den Platz zur Touri-Info. Die hat aber immer noch geschlossen. Also irgendwas stimmt hier nicht. Es gibt keinen Hinweis auf irgendwas und so fragen wir uns mal durch, nachdem wir endlich festgestellt haben, dass die einzige Touri-Info der Stadt wohl gerade umgebaut wird.
Ich frage mindesten tausend Leute und irgendwie weiß jeder etwas - aber leider nichts genaues.
Wir kapitulieren. Es gibt offensichtlich momentan einfach keine Touristeninformation.
So wandern wir noch zum "Monasterio de San Francisco". Im Innenhof mit ansehnlichen
Grünanlagen sitzen wir eine Weile auf einer schön geschnitzten Bank unter den Kolonaden und beobachten 2 hauseigene Papageien, die im Regen so manche Faxen machen, es sieht jedenfalls so aus.

pitschnasser Papagei

pitschnasser Papagei

Nach der Besichtigung schlendern wir noch in die erst kürzlich restaurierte Gasse "La Ronda", die eher etwas mediteran auf uns wirkt aber hübsch anzusehen ist.
Danach nehmen wir ein Taxi nach Hause und wollen wenigstens noch in die Agentur, die mehrere Tagestouren in petto hat. Trotz genauer Adresse im Lonely Planet finden wir die Agentur natürlich nicht. Ist nicht unser Tag heute.

Dann reicht es uns.
Etwas durchgefroren und mit feuchten Klamotten igeln wir uns in unserem Mini-Apartement ein.

So, heute am Dienstag stehen der große Markt (mit Obst, Gemüse, Fisch , Fleisch, Garküchen und Allerlei) und das Vivarium auf dem Programm.
Ganz ehrlich - obwohl ich ein großer Fan von südamerikanischen Märkten bin, fühle ich mich hier überhaupt nicht wohl. Wir frühstücken zwar bei einer der Garküchen, haben aber das Gefühl, dass die "Küchen-Frauen" den Gringos sonst was andrehen und nicht mal das ganze bestellte Menü liefern und teurer als in der Stadt ist es auch noch. Vielleicht haben wir uns auch nur den falschen Stand ausgesucht.
Abgehakt.

Garkueche: oben links haben wir gegessen...

Garkueche: oben links haben wir gegessen...

So widmen wir uns lieber mal unserer Schlangen-Fhobie.
Es gibt in Quito ein kleines, sehr interessantes Schlangen-Vivarium.
Gut, ein paar Schildkröten, Frösche und Leguane sind ebenfalls dort zu Hause, aber die vielen bunten und vorwiegend einheimischen Schlangen sind den Eintritt von 3 Dollar mehr als wert.
Die vorwiegend sogar ungiftigen Schlangen befinden sich in separaten "Glasvitrinen" die wie ein Parcourt aneinandergereiht sind.
Manche züngeln so dicht hinter der Scheibe entlang - man kann sie fast knutschen.
Und diese Farbenpracht.
Rot-schwarze, grünlich-gelbe, glitzernde wie mit kleinen Kristallen überzogen und natürlich auch ein paar graugemusterte.
Eine grüne, mindestens 2 Meter lang, klettert "voll ausgefahren" ihre Käfigmauer hoch, bis sie wieder elegant runter plumpst, um danach die Besucherscheibe erneut hoch zu schlaengeln,
bis wir uns Auge um Auge gegenüber "stehen".
Das mit den Zähnen lassen wir dann mal doch lieber gleich......

Am Ausgang fragt uns der Einlasser, ob es uns gefallen hat.
Was für eine Frage, na klar, super.
Da bittet er uns in einen kleinen Vortragsraum und wir sollen kurz warten, es kommt gleich Jemand.
Wir schauen uns etwas ratlos an.
Dann kommt eine junge Frau und holt aus einer verschlossenen Kiste, die in der Ecke steht, eine kleine Boa (ca. 80 cm) raus.
Fotografieren dürfen wir nicht, aber anfassen und in den Arm nehmen.
Gero traut sich und ich gebe sie ganz schnell wieder zurück, denn sie bewegt sich nicht gerade langsam und ist ein einziges Muskelpaket....
Schlangen fassen sich zwar trocken und glatt an, nichts desto trotz empfinde ich die Berührung als angenehm.

Unsere Rückkehr von dort ins Hostal könnte man so beschreiben:

"Die "LOS BLINDOS" finden auch mal ein Korn......
Man sind wir blind gewesen. Genau um die Ecke von unserem Hostal, keine 50 Meter entfernt, gibt es eine kleine Touristeninformation.
So kommen wir doch noch zu unserem Stadtplan und der junge Mann hinter dem Tresen gibt gern und viel Auskunft auf unsere Fragen.

Jetzt können wir ruhig schlafen und schon schleicht sich der nächste Tag herbei.

Nach dem Frühstück marschieren wir Richtung Teleferico. Wir wollen zum Berg "Pichincha".
Die Sonne lacht und die paar Wolken werden sich wohl noch verziehen.
Da es nur bergauf geht, kommen wir recht schnell ins Schwitzen. Man kann natürlich genauso gut mit dem Taxi zur Basisstation der Seilbahn fahren, aber wir laufen gern und lernen so die Stadt am besten kennen.
Schließlich wird der Weg immer steiler, die Straßen leerer und entscheiden uns nun doch für den Rest der Strecke fuer ein Taxi.

Die Seilbahn ist im Prinzip wie jede andere.
Dennoch eröffnet sich beim hoch fahren endlich das ganze Ausmaß von Quito. Weder das südliche noch das nördliche Ende ist zu sehen. Die Ost-West-Ausdehnung ist dafür gut überschaubar.
Mit uns in der Kabine fahren 2 Frauen aus Brasilien (Porto Alegre), die deutsche Vorfahren haben und somit noch deutsch sprechen. Na ja, wenigstens die eine.
Da bekommen wir gleich noch Ausflugstipps für das Ende unserer Reise.
Aber das ist ja noch laaannge hin.
Wir steigen auf knapp 4000 Meter Höhe aus.
Oje,
Meine Luft.
Alle paar Meter anhalten und verschnaufen.

Quito laesst sich erahnen im Hintergrund, schnauf schnauf...

Quito laesst sich erahnen im Hintergrund, schnauf schnauf...

Nur langsam erkunden wir die Umgebung.
Dabei treffen wir einen jungen Deutschen, der mit uns zusammen ungefähr eine Stunde durch die Gegend kraxelt. Wir tauschen Tipps und Tricks aus und genießen die Landschaft.
Es ist relativ windstill, nicht so kühl wie erwartet aber trotzdem machen die Wolken über den hohen Bergen einfach was sie wollen.

Wanderung auf 4000 Meter mit vielen schoenen Wolken

Wanderung auf 4000 Meter mit vielen schoenen Wolken

Dann sehen wir die Vulkankegel der weiteren Umgebung eben nicht, dafür aber wenigstens Quito von oben.
Beim runter fahren sitzen dann 2 Tschechen und ein Nephrologe (Schild am Koffer "welcome to the world congress of nephrology" oder so ähnlich) mit seiner "asesora de imagen" in der Kabine.
Eine bunte Mischung Menschen heute.

Mittlerweile prasseln die Eindruecke wie ein Gewitter auf uns ein. Irgendwann muss unser Gehirn doch mal alles verarbeiten.
So ein Stress aber auch....
Somit nehmen wir uns einen Tag Auszeit und machen Besorgungen wie Wäscherei und Einkäufe um dabei gleichzeitig die Nachbarstraßen zu erkunden.

Die Verkehrsregeln speziell in den Hauptstraßen sind für Gringos am Anfang ziemlich undurchsichtig.
Es gibt an den Kreuzungen nämlich nicht überall Fußgängerampeln,
so dass man sich dann an den Autoampeln orientieren muss oder an den Einheimischen. Und wenn es so weit ist, dann aber schnell, denn wer zögert, wird vom abbiegenden Linksverkehr überrollt.
Zu allem Überfluss machen einem dann die großen Busse den Garaus, die beim Fahren immer,
aber wirklich immer,
eine riesengroße dunkelschwarze Dieselwolke hinter sich her ziehen.
Man wie das stinkt.

Ansonsten fühlen wir uns sicher in der Stadt, denn an fast jeder Ecke steht ein mit schusssicherer Weste ausgerüsteter Polizist. Daneben parkt immer sein Motorrad.
Somit können wir uns in den touristischen Vierteln gut bewegen.
Außerhalb dieser sicheren Zonen natürlich nur mit Taxi oder Bus.

Die Offenheit und die Freundlichkeit der Menschen hier tun ihr Übriges.
Wissen wir mal nicht weiter oder suchen etwas, geben die Leute gern und freundlich Auskunft, manchmal sogar ungefragt, wenn sie sehen, dass wir ratlos in der Gegend rumstehen.

Das Shoppen läuft hier ebenfalls ganz angenehm ab.
Gehen wir in einen Laden oder besuchen einen Marktstand, werden wir freundlich begrüßt und dann erst mal in Ruhe gelassen, damit wir schauen können. Kaufen wir nichts, ist es auch gut. Dann wird auf beiden Seiten freundlich "Tschüss" gesagt und gut ist es.

Heute fängt die Karnevalszeit an, es ist der 11.11.2011.
In Quito spüren wir davon allerdings nichts.
Wir laufen erst mal los Richtung Hausberg "Panecillo". Der fehlt noch in unserer Sammlung der Sehenswürdigkeiten von Quito.
Das Wetter ist zwar trocken, aber die Wolken verfolgen uns aus allen Richtungen und hängen in den Bergen rundherum fest.
Es wird abgeraten, den Berg zu Fuß hoch zu steigen. Man müsste durch ein ärmliches Wohngebiet, welches nicht touristensicher ist.
Also winken wir ein Taxi herbei. Die Preisverhandlungen verlaufen natürlich wieder schwierig. Irgendwie scheinen die Richtwerte aus dem "Lonely Planet" nicht mehr zu stimmen. Es kostet immer mindestens 2 Dollar mehr.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir "Weiße" sind und den Gringo-Bonus zahlen oder das die Taxifahrer Frauen beim Verhandeln nicht ganz ernst nehmen. Gero spricht kein "espanol".
Na ja, egal.
Wir kommen auf dem Panecillo
(was so viel wie "Brotlaib" heißt, weil der Berg solch eine Form hat)
oben an und sind von der unter uns liegenden Stadt begeistert.
Trotz Wolken ist die Sicht gut und ausreichend, nur etwas diesig.
Nach kurzer Orientierung auf dem Gelände und Herstellung der obligatorischen Fotos
erkunden wir das Innenleben der großen Aluminium-Statue, die 1975 erbaut wurde.
Wir gehen ein paar Treppen hoch und erreichen auf halber Höhe der Statue
eine Rundum-Balustrade.
Die Aussicht ist genial.

Mystischer Blick auf Quito vom "Brotberg" aus

Mystischer Blick auf Quito vom "Brotberg" aus

Das Innere der Statue ist ganz nett gestaltet.
Habe mir gemerkt, dass die sie aus Aluminium ist, 124 Tonnen wiegt und
eine Höhe von 41 Metern hat.
Wir wollen den schönen Ort noch nicht verlassen und setzen uns in ein sehr angenehmes Restaurant mit Blick auf die Stadt. Wir verweilen dort über eine Stunde und können uns an der Stadt von oben nicht satt sehen. Wir sitzen ungestört in einer Ecke in der ersten Reihe.

Uta in der ersten Reihe bei "chocolate con queso" und Spaghetti bolognese, die keine waren

Uta in der ersten Reihe bei "chocolate con queso" und Spaghetti bolognese, die keine waren

Hier bestelle ich heiße Schokolade mit Käse (eine Art sehr fester Mozarella). Zum probieren ganz gut, aber gewöhnungsbedürftig. Die Schokolade ist extrem süß, was ich ja nicht so mag. Danach das Essen ist ok, obwohl mir schleierhaft ist, seit wann Spaghetti Bolognese wie Schinkensahnesoße aussehen und schmecken.
Da will ich lieber unser gutes Schulessen.)

Vollgefuttert müssen wir ja irgendwie auch wieder runter vom Berg.
Ein Bus ist nirgends in Sicht, genauso wenig ein Sammeltaxi, welche wir bei der Ankunft gesehen haben und runter kullern kommt wohl ebenfalls nicht so gut

Nur ein Taxi steht da. "Fröhliches verhandeln" ist da mein nächster Gedanke.
So ist es dann auch.

Er: kostet 10 Dollar.
Ich: zahle nur 4.
Er: will dann 8,
ich: sage höchstens 5.
Er: "der Weg ist so weit.....usw, der übliche Text, blablabla, er will 7.
Ich: wir haben nach oben nur 4 bezahlt
(muss ihm ja nicht sagen, dass wir nach oben schon näher am Berg waren, als dort wo wir jetzt hin wollen).
Ich zahle nur 6.
Er: Nein, mindestens 7.
Ich: wir haben aber rauf nur 4 bezahlt. Höchstens 6 Dollar
und schaue ihn neutral an und schliesslich nickt er doch.
Also geht doch.
Fast auf die Hälfte runter gehandelt und der Preis war dann für beide Seiten ok.
Wir fahren dann immerhin fast 25 Minuten bis zu unserem Ziel.

Angekommen.

Heute ist in unserem Viertel was los.
Es gibt keinen Strom.

2 Minuten vor dem Stromausfall...

2 Minuten vor dem Stromausfall...

und ausgerechnet heute Abend um halb 8
findet ein wichtiges Länderspiel statt:
Ecuador gegen Paraguay.
Die Straßen sind schon am Nachmittag voll mit Fans

Papa und Sohn als "Fans verkleidet"

Papa und Sohn als "Fans verkleidet"

und die Restaurants mit Fahnen und Leinwänden ausgestattet.

Wir buchen und bezahlen in der Zwischenzeit eine Tour in den Dschungel nach Cuyabeno in den Nordosten des Landes. Los geht es am Sonntag früh.

Plötzlich ein lautes Gejohle von draußen. Der Strom ist wieder da und der Fußball gerettet.
Aber was heißt gerettet:
das Spiel verfolgen wir auf dem Zimmer. Gero hat sich sogar ein Fan-Trikot von Ecuador gekauft.

Der neueste Fan von Ecuador (vor dem Spiel!!!)

Der neueste Fan von Ecuador (vor dem Spiel!!!)

Aber was müssen wir nach Spielende feststellen????
Es gibt Mannschaften, die noch schlechter spielen als Gero sein Verein, der HSV.
Ecuador verliert gegen Paraguay mit 1:2.
Gemäß Trappatoni: "...haben gespielt wie Flaschen leer...."
Die spannendste Szene hat Gero exklusiv für Euch nachgestellt:

ohne Worte..... nur was fuer Fussballexperten...

ohne Worte..... nur was fuer Fussballexperten...

und nach einer sehr lautstarken Nacht bis 2:30 Uhr klingelt der Wecker um 6:00 Uhr.
Wir fahren nach Otavalo.
Da sich das Terminal mit den Direktbussen weit im Norden der Stadt befindet, nehmen wir ein Taxi dorthin und steigen in den Bus ein und schon geht es los.
Während der Fahrt durch die Berge auf der Panamericana liegt die Landschaft rundherum im Nebel.
Für Otavalo haben wir vorher 2 Sehenswürdigkeiten ausgesucht:

Den Condorpark und den größten Kunsthandwerksmarkt in Ecuador.
Zuerst bringt uns ein Taxi zum "Parque del Condor" etwas außerhalb der Stadt. Leider sind die letzten 1000 Meter der Straße dorthin unbefestigt und es hat wohl in den letzten Tagen öfter mal geregnet....
Wir stehen somit vor der Entscheidung: Entweder gleich wieder mit dem Taxi zurück oder die letzten Meter zu Fuß durch den Schlamm.
Wir entscheiden uns für die Schlammschlacht.

Mit schönen matschverzierten Turnschuhen erreichen wir den Park gegen 10.30 Uhr.
Der Hauptgrund, warum wir überhaupt hierher gekommen sind, ist die Flugshow, die täglich um 11.30 und 17.00 Uhr statt finden soll.
Die Dame am Eingang teilt unsgleich auf Nachfrage mit, die Show findet heute nur um 17.00 Uhr statt. Da sind wir erst mal sauer, denn da wären wir doch gleich zurück gefahren.
Na ja, nun sind wir schon mal hier, also spazieren wir durch den Park.
Dieser ist durchaus sehenswert und schön angelegt und die Volieren machen einen artgerechten Eindruck, sofern man flugfähige Vögel überhaupt artgerecht halten kann...
Aber die gesamte Anlage ist schon was besonderes. Sie wurde von einem hier lebeneden Holländer geschaffen und es wohnen hier nur Vögel, die in der Gefangenschaft geboren oder verletzt in der Gegend aufgefunden wurden.

hollandischer Trainer mit seinem Vogel...

hollandischer Trainer mit seinem Vogel...

Das Wetter ist trübe und wir kommen am Flugshow-Gelände an. Der "Holländer" sammelt und sortiert seine Falken, Adler usw. und geht an uns vorbei, als wären wir Luft. So ein komischer Kauz. Wir sind in diesem Moment die einzigen Besucher und trauen uns noch nicht mal zu fragen, warum keine Show stattfindet, obwohl am Eingang damit geworben wird.
Na ja, wir lungern dann eben noch ein bißchen dort herum und warten mal ab, ob nicht doch noch was geht um halb 12.
Plötzlich kommen noch fast 15 Leute und der "Meister" taut auf und präsentiert seine Vögel in einer absolut sehenswerten Show!!!!!!
Mit viel Fachwissen und sogar Humor und lustigen Greifvögeln unterhält er sein Publikum.
Der Höhepunkt der Superlative sind seine Adler , die frei fliegen und segeln bis zu 2 Kilometer Entfernung. Ich kann es gar nicht beschreiben. Eine atemberaubende Kulisse und dazu diese wunderschönen Adler, die frei fliegen können und das sichtlich geniessen, es ist unglaublich. Es stellt einfach alles in den Schatten.

fliegen, segeln, fliegen, segeln, fliegen, segeln.....

fliegen, segeln, fliegen, segeln, fliegen, segeln.....

Die anderen Besucher gehen schon langsam, weil ihnen wohl zu kalt geworden ist, wir halten mal durch und wollen warten bis der Adler doch wiederkommt,
denn selbst das tote "Futter-Küken" in der Hand des Holländers funktioniert nicht als Lockmittel. Der Adler segelt mindestens schon 15 Minuten in der Gegend herum.
In der Zwischenzeit erklärt er uns dafuer auf deutsch noch einige interessante Fakten.
Wir wollen natürlich wissen, ob ihm schon mal ein Vogel "durchgebrannt" und auf nimmer wiedersehen verschwunden ist.
"Nein, die wissen, dass sie hier ihr Futter bekommen und kennen mich, die kommen immer zurück".
Als wir die Adler so weit weg fliegen sehen, können wir das kaum glauben. Wenn ich ein Vogel wäre, ich würde abhauen....
Schließlich hat der Adler wohl doch Kohldampf und landet zumindest auf dem Dach des naheliegenden Hauses.
Wir bedanken uns ganz herzlich und gehen wieder durch den Matsch dorthin zurück, wo alles angefangen hat.
Wir haben nämlich das Taxi zu 13:00 Uhr an das Ende der befestigten Straße bestellt.
Mitten auf dem Weg dorthin flattert mir geradewegs ein 5 Dollar-Schein vor die Nase.
Wenn das kein gutes Omen ist.
An der "Verabredungsstelle" stehen mittlerweile noch mindestens 6 Autos mit den Besuchern von der Flugshow herum. Sie müssen ihre Autos teilweise durch den Modder hieven und das ist ein Spektakel. Wir haben alle riesigen Spaß dabei und jedes "frei-gematschte" Auto bekommt Applaus.
Wir winken beim Wegfahren allen zu und steigen pünktlich 13.00 Uhr in unser bestelltes Taxi.

Der Kunsthandwerksmarkt anschließend in der Stadt ist wirklich riesengroß und geht durch alle Straßen im Zentrum.

Kunsthandwerksmarkt in Otavalo

Kunsthandwerksmarkt in Otavalo

Für die spätere Weiterreise in den Hochanden kaufe ich mir eine warme Mütze und für ganz später einen modischen Schal.

Somit endet unsere erste Woche in Ecuador.
Wir sind mittlerweile akklimatisiert und voller Tatendrang.

Ausserdem habe ich mir überlegt, wie ich den Blog am besten gliedern kann.
Also: Für jede Woche wird es ein Kapitel geben und je nach Möglichkeit werde ich ihn dann wöchentlich aktualisieren.
Gleichzeitig vielen Dank fuer die vielen Gruesse im Gaestebuch und die, die per Mail gekommen sind!!!
Auf in die 2 Woche. Es geht in die Wildnis

© Uta Weißel, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Rucksack-Rundreise startet am 4. November in Quito und soll dann weiter gehen Richtung Süden über Peru, Bolivien, Chile, Buenos Aires, Montevideo und wenn Zeit bleibt noch ein wenig Brasilien bis dann der Rückflug von Rio de Janeiro unvermeidlich wird. Lasst Euch alle überraschen....
Details:
Aufbruch: 04.11.2011
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: April 2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Uta Weißel berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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